Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Bedeutung und Ursachen wirtschaftlichen Wachstums
3. Ramsey Model
4. Exogenes Wachstum
4.1 Bevölkerungswachstum
4.2 Technischer Fortschritt
5. Endogenes Wachstum
5.1 Technischer Fortschritt in Abhängigkeit der Kapitalakkumulation
5.2 Technologischer Wandel durch zunehmende Produktvielfalt
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der vorliegenden Arbeit werden verschiedene Ansätze vorgestellt, die wirtschaftliches Wachstum in das Ramsey Modell integrieren.
„Wirtschaftswachstum … ist der Teil der Makroökonomik auf den es wirklich ankommt.“1 Dieser Aussage wird in dem zweiten Kapitel auf den Grund gegangen, indem die Bedeutung wirtschaftlichen Wachstums für eine Volkswirtschaft und seine Ursachen kurz herausgearbeitet werden. Es wird deutlich, dass die jährliche Wachstumsrate einer Volkswirtschaft über einen längeren Zeitraum, einen exorbitanten Einfluss auf das Wohlstandsniveau hat. Darauf folgt eine Einführung in das Ramsey Modell. „Aus chronologischer Sicht bildet der klassische Artikel von Ramsey (1928) den Startpunkt der modernen Wachstumstheorie, eine Arbeit, die ihrer Zeit mehrere Jahrzehnte voraus gewesen ist.“2 Mit Hilfe des Ramsey Modells werden die Entwicklungen makroökonomischer Variablen, vor dem Hintergrund eines repräsentativen Wirtschaftssubjekts, das nutzenmaximierend handelt, betrachtet. In den 50-60er Jahren wurde technischer Fortschritt als exogen gegeben vorausgesetzt. Mit dieser Modellerweiterung konnten dann konstante langfristige Wachstumsraten aufgezeigt werden. Im vierten Kapitel wird diese Idee genauer vorgestellt. Desweiteren wird Bevölkerungswachstum als exogener Einflussfaktor analysiert.
Mitte der 80er setzten Romer und Lucas den Grundstein für Modelle in denen Wachstum auf die ein oder andere Weise modellendogen erklärt wird.3 Zwei Ansätze werden im fünften Kapitel beispielhaft herausgegriffen. Dabei handelt es sich einmal um technischen Fortschritt in Abhängigkeit von der Kapitalakkumulation und zweitens um technischen Wandel durch zunehmende Produktvielfalt.
Im Fazit werden dann zusammenfassend die Implikationen dieser exogenen und endogenen Ansätze auf die Wirtschaftspolitik diskutiert. Werden die Einflussfaktoren für wirtschaftliches Wachstum als exogen gegeben betrachtet, so bedeute dies für die Wirklichkeit, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen keinen Einfluss auf die Wachstumsrate aufwiesen. Bei modellendogenen Ansätzen kann der Wirtschaftspolitik aber durchaus eine steuernde Rolle zugewiesen werden und internationale Unterschiede können erklärt werden.
2. Bedeutung und Ursachen wirtschaftlichen Wachstums
Das folgende Säulendiagramm zeigt die Bedeutung von wirtschaftlichem Wachstum klar auf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: BIP pro Kopf nach Regionen 1820 und 1998. Vgl. Sachs (2005): S. 44.
Im Jahr 1820 war das pro-Kopf-Einkommen zwischen den Weltregionen ungefähr gleich. Stellt man das Vereinigte Königreich (die führende Wirtschaftsmacht dieser Zeit) und Afrika (als die ärmste Region) gegenüber, so ergibt sich ein Verhältnis in den pro-Kopf-Einkommen von 4 : 1. 1998 lag dieses Verhältnis zwischen der nun reichsten Wirtschaftsmacht, den USA, und Afrika bei 20 : 1. Diese Diskrepanzen sind auf die jährliche Wachstumsrate der Volkswirtschaften zurückzuführen. Es wird deutlich, dass ein zunächst klein anmutender Unterschied zwischen den Wachstumsraten der USA mit 1,7% und Afrika mit 0,7%, im Zeitraum von fast zwei Jahrhunderten einen exorbitanten Einfluss hat.4
An diesem Beispiel wird deutlich, dass mithilfe der Analyse von Ursachen und Wirkungen von Wachstumsraten, erhebliche Wohlfahrtspotentiale erschlossen werden könnten. Oder anders ausgedrückt, „versteht man … wirtschaftspolitische Optionen anzuwenden, die einen wenn auch geringen Effekt auf die langfristige Wachstumsrate besitzen, dann lässt sich wesentlich mehr für eine Verbesserung des Lebensstandards erreichen, als die gesamte Geschichte der makroökonomischen Analyse zur antizyklischen Wirtschaftspolitik …“5.
Nach dem die Bedeutung von wirtschaftlichem Wachstum festgestellt wurde, gilt es als nächstes zu hinterfragen, wo die Ursachen für wirtschaftliches Wachstum liegen. Ausgangspunkt ist hierbei die lineare homogene Produktionsfunktion, d.h. Output als eine Funktion von Kapitalakkumulation und Arbeitseinsatz:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hieran wird deutlich, dass Änderungen im wirtschaftlichen Wachstum nur auftreten können, wenn sich der Kapitalbestand oder die Menge des Produktionsfaktors Arbeit ändern. Wird weiterhin davon ausgegangen, dass die Produktionsfaktoren mit ihren Grenzprodukten entlohnt werden, so kann das Outputwachstum wie folgt auf die beiden Faktoren verteilt werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
, ist die Wachstumsrate des Outputs zwischen t-1 und t, ist die Kapitaleinkommensquote in Periode t.6
Barro/Sala-i-Martin haben die Variablen der oben stehenden Gleichung für verschiedene Länder gemessen. Eine Auswahl ihrer Ergebnisse, findet sich in der unteren Tabelle:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Bestandteile der Wachstumsrate des BIP zwischen 1960 und 1990. Barro/Sala-i-Martin (1998): S. 441.
Es zeigt sich, dass der Anteil der Wachstumsrate des Faktors Kapital weit weniger differiert als jener von Arbeit, der in manchen Ländern sogar negativ ausfällt. Weiterhin offenbart sich durch die Zerlegung ein unerklärter Rest: Die totale Faktorproduktivität. Hierunter fallen alle Abweichungen, die nicht durch die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital erklärt werden können. Dies könnten zum Beispiel das Wetter oder andere Umwelteinflüsse sein. Die entscheidende Einflussgröße hinter der totalen Faktorproduktivität ist allerdings der technische Fortschritt.7
3. Ramsey Model
Nachdem Bedeutung und Ursachen von wirtschaftlichem Wachstum betrachtet wurden, und bevor wirtschaftliches Wachstum in das Modell integriert werden kann, gilt es eine kleine Einführung in das Ramsey Modell zu geben.
Frank Ramsey stellte sich die Frage, wie viel eine Gesellschaft sinnvollerweise sparen sollte, um ihre Wohlfahrt zu maximieren.8 Hieraus entstand eines der grundlegenden Modelle der makroökonomischen Theorie, auch bekannt als „Modell optimalen Wachstums” oder als „Modell mit repräsentativem Wirtschaftssubjekt”. 1928 entwickelt, erfreute es sich erst in den 70er Jahren zunehmender Beliebtheit, da durch die theoretischen Fortschritte zum allgemeinen Gleichgewicht, dass Modell nun als dynamisches Wachstumsmodell verwendet werden konnte. Prinzipiell betrachtet das Ramsey-Modell die Zeitpfade makroökonomischer Variablen, wobei in jeder betrachteten Periode ein Gleichgewicht vorliegen muss. Dabei wird in dem Basismodell von folgenden Annahmen ausgegangen, die in den anschließenden Modellvariationen teilweise aufgeweicht werden:9
- Es liegt eine geschlossene Volkwirtschaft ohne staatlichen Einfluss vor.
- Es wird nur ein homogenes Gut mit konstanten Skalenerträgen produziert, welches als Konsum- und Investitionsgut genutzt wird.
- Es wird von vollständigem Wettbewerb ausgegangen.
- Jeder Haushalt kann seine Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital einsetzen, um Einkommen zu erzielen. Dieses kann er nach seinen Präferenzen sparen oder verkonsumieren. Die Produktionsfunktion unterliegt den Inada-Bedingungen: Der marginale Effekt eines Produktionsfaktors wird unendlich, wenn dieser gegen Null konvergiert; Er läuft gegen Null, wenn er immer mehr eingesetzt wird (abnehmende Grenzerträge).10
- Der Planungshorizont der einzelnen Haushalte ist unendlich.
- Es wird von einem repräsentativen Wirtschaftsubjekt ausgegangen, dass die Entscheidungen aller Haushalte im Durchschnitt widerspiegelt.
Da das Modell Marktversagen, heterogene Haushalte und Beziehungen zwischen Generationen ausschließt, stellt es einen Idealzustand der betrachteten Zusammenhänge dar.11 Im Folgenden werden die wichtigsten Elemente des Modells zusammengefasst.
Die intertemporale Budgetrestriktion des repräsentativen Haushalts lautet wie folgt:
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Hierbei ist der Vermögensbestand in der Folgeperiode, der Lohn für die angebotene fixe Arbeitseinheit, das verzinste Vermögen und der Konsum.
[...]
1 Barro/Sala-i-Martin (1998): S. 4.
2 Ebenda (1998): S. 11.
3 Vgl. Ebenda (1998): S. 13-15.
4 Vgl. Sachs (2005): S. 43-45.
5 Barro/Sala-i-Martin (1998): S. 4.
6 Vgl. Heinemann (2008): S. 102.
7 Vgl. Ebenda (2008): S. 103.
8 Vgl. Maußner/Klump (1996): S. 116.
9 Vgl. Heinemann (2008): S. 1-2.
10 Vgl. Trimborn, 2008: S. 40.
11 Vgl. Romer (1996): S. 48.