Der Titel „MännerInnen in der Sozialarbeit“ war und ist bewußt provokant
gewählt, da er in meinen Augen gut die derzeitige Lage der
Gleichberechtigung von Mann und Frau beschreibt - im Allgemeinen wie
auch in der Sozialarbeit. Formal aufgesetzt und maximal an der Oberfläche
wirkend hat eine Gleichberechtigung Einzug gehalten, die suggeriert, die
Lösung aller persönlichen, ökologischen, strukturellen und materiellen
Konflikte sei die Androgynität. Ungeschlechtlichkeit als Patentrezept zur
Lösung der Geschlechterfrage, jedoch in der Wirklichkeit kaum relevant.
Nach wie vor bestehen die Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichte selbst
in den sozialpädagogischen Bereichen. Androgyn zu sein bedeutet neben
den psychologischen Folgen (der Ablegung aller gelernten Verhaltens- und
Sozialisationsmuster) eben nicht nur die „schlechten“ Seiten abzulegen,
sondern alle Seiten seines Geschlechtes zu negieren. Eine Art
Uniformierung, kein Individualismus mehr, denn auf die Spitze getrieben
heißt das auch keine geschlechtsspezifische Kleidung mehr, keine
Unterschiede, denn jeder Unterschied kann die Gleichmacherei schon
wieder gefährden.
Mannsein in einem Frauenberuf war nicht nur eine rein hypothetische Frage
für mich, sondern ist ein Thema, welches gerade von der Wissenschaft
entdeckt wird, aber auch konkret meine Person betrifft.
Die geplante Studie zu diesem Thema, welche sich mit der Datenerhebung
bei männlichen Studenten in Mittel- und Ostdeutschland beschäftigen sollte,
mußte ich leider abbrechen, da für eine valide Gesamtaussage zu wenig
Datenmaterial vorlag. Die gewonnen Ergebnisse werden jedoch auch in
diese Betrachtung mit einbezogen.
Zurückblickend betrachtet kann ich sagen, daß die Vermischung
Wissenschaft und Persönlichkeit von Vor- und Nachteil war. Auf der einen
Seite ein Vorteil, weil Annahmen, Vorstellungen und Zusammenhänge an
der eigenen Person überprüft und leichter nachvollzogen werden konnten,
was gleichzeitig auch zum Nachteil wurde. Denn das intensive
Auseinandersetzen mit der Problematik Mannsein stellte auch meine eigene Person in Frage, da ich eigene Vorstellungen und Meinungen in Frage
stellen mußte, was bezüglich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung
mit diesem Thema nicht immer hilfreich gewesen ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Vorwort
- 2. Begriffsbestimmung
- 2.1 Mann
- 2.2 Mannsein
- 2.3 Männliche Sozialisation
- 2.4 Initiation
- 2.5 Sozialarbeit
- 2.6 Gender Mainstream
- 2.7. Der neue vs. andere Mann
- 3. Befragung/Stichprobenerhebung
- 3.1 Erhebungsmethode
- 3.2 Datenauswertung – methodisch
- 3.3 Datengrundlage
- 4. Mannsein in der Gesellschaft
- 4.1. Geschichte des Männerbildes
- 4.1.1 Frühgeschichte
- 4.1.2 Altertum
- 4.1.3 Industrialisierung
- 4.1.4 Neuzeit
- 4.2 Frauenbewegung vs. Männerbewegung
- 4.3 Kommunikation und Mann
- 4.1. Geschichte des Männerbildes
- 5. Männer in der Sozialarbeit
- 5.1 Geschichte der Sozialarbeit
- 5.2 Männer in der Sozialarbeit
- 5.2.1 Der Alte Mann
- 5.2.2 Der andere Mann
- 5.3 Beziehungsarbeit
- 5.4 Der Mann als Vorbild
- 5.5 Die männliche Sichtweise
- 5.6 Gender Mainstream
- 5.7 Authentizität des Sozialarbeiters
- 5.7.1 Männliche Sexualität
- 5.7.2 Männliche Kommunikation
- 5.7.3 Das Frauenbild der Männer
- 5.7.4 Männer und Homosexualität
- 6. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Rolle von Männern in der Sozialarbeit. Ziel ist es, die spezifischen Herausforderungen und Chancen, die sich für Männer in einem traditionell als "Frauenberuf" wahrgenommenen Arbeitsfeld ergeben, zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Wahrnehmung von Männern in der Sozialarbeit und untersucht, wie sich die Rolle des Mannes in diesem Kontext entwickelt hat.
- Männliche Sozialisation und ihre Auswirkungen auf die Berufswahl und die Arbeitspraxis
- Das Verhältnis zwischen Frauenbewegung und Männerbewegung im Kontext der Sozialarbeit
- Die Bedeutung von Gender Mainstreaming für die Arbeit von Männern in der Sozialarbeit
- Die Relevanz männlicher Perspektiven und Erfahrungen in der Sozialarbeit
- Die Rolle von Männern als Vorbilder und die Bedeutung ihrer Authentizität in der Beziehung zu Klienten und Klientinnen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und definiert die Begriffe Mann, Mannsein und Männliche Sozialisation. Kapitel 2 beleuchtet die Geschichte des Männerbildes und untersucht die Entwicklung von männlichen Rollenbildern in verschiedenen Epochen. Im dritten Kapitel wird die Rolle von Männern in der Sozialarbeit untersucht und es werden verschiedene Typen von Männern in diesem Beruf vorgestellt. Kapitel 4 widmet sich der Frage der Authentizität des Sozialarbeiters und analysiert die Herausforderungen, die sich für Männer in der Beziehungsarbeit ergeben.
Schlüsselwörter
Männer in der Sozialarbeit, Mannsein, Männliche Sozialisation, Gender Mainstreaming, Geschichte des Männerbildes, Frauenbewegung, Männerbewegung, Kommunikation, Beziehung, Authentizität, Vorbild, Berufswahl, Arbeitspraxis
- Arbeit zitieren
- Joerg Krause (Autor:in), 2003, MännerInnen in der Sozialarbeit. Die Genderfrage und Androgynität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16297