Tatlins Œuvre kann man grob in fünf verschiedene Werkphasen
unterteilen:
1. Die erste Schaffensperiode Tatlins weist eine gegenständliche Malweise auf und sein Debüt als Bühnen- und Kostümbildner beim Theater.
2. Danach folgt eine Phase, die durch Abstraktion gekennzeichnet ist, wobei die Werke zwischen Malerei und Bildhauerei einzuordnen sind.
3. In der dritten Werkphase beschäftigte sich Tatlin mit der Architektur, wobei nicht die traditionelle Architektur für ihn im Vordergrund stand, sondern das künstlerische Moment vor der Architektur im utilitaristischen Umfeld Vorrang hatte.
4. Die vierte Schaffensperiode Tatlins ist durch industrielle Formgestaltung gekennzeichnet.
In allen Schaffensperioden, außer in der fünften, war Tatlin auch ein Erneuerer der Kunst; er suchte ständig nach neuen Formen der Kunst. Er beschäftigte sich neben Farbstudien, Materialstudien auch mit der Ornithologie und dem Traum des Menschen zu fliegen. Der „Letatlin“ bildet den Abschluss in dieser Phase.
5. Im Spätwerk wandte er sich wieder der traditionellen gegenständlichen Malerei zu, wie in der ganz frühen Werkphase; die Farbpalette des Künstlers, die Expressivität seiner Bilder und die Pinselführung spiegeln jedoch eine Veränderung wieder. Parallel zur Entwicklung der Malerei und den folgenden Werken, ist die Handschrift Tatlins auch in seinen Theaterarbeiten zu finden. Farbe, Faktur und Material, Linie und Formgestaltung haben in den Werken besonderen Stellenwert und tragen zur Ausbildung seiner Handschrift bei. Die politisch-ideologische Gesinnung Tatlins spielte in seinen Werken eine besondere Rolle. Unter diesem Aspekt prägte er neue künstlerische Formen und Ideen bis zu der Zeit, in der sich die Malweise wieder der Gegenständlichkeit zuwandte, ohne dass er sich mit den neuen Kunsttheorien des „Sozialistischen Realismus“ auseinandersetzte, geschweige denn, sich von den Dogmen der pseudorealistischen Richtung beeinflussen ließ.
Inhaltsverzeichnis
- A. EINLEITUNG
- B. DIE FRÜHE MALEREI TATLINS
- 1. FARBE, FAKTUR UND FORM DER FRÜHEN BILDER
- C. TATLINS MALEREI NACH 1910
- 1. STILLLEBEN UND AKTE NACH 1910
- 2. THEATERARBEITEN UND BUCHILLUSTRATIONEN 1911-1913
- 3. DIE ALLMÄHLICHE HERAUSBILDUNG EINES EIGENEN STILS
- D. DIE BILD- UND DIE KONTERRELIEFS
- 1. THEATERARBEITEN ZUR ZEIT DER BILD- UND KONTERRELIEFS 1913/14
- 2. DIE KOMBINATIONEN HÖHEREN TYPS - KONTERRELIEFS
- E. DIE ARBEITEN TATLINS NACH 1917
- F. TATLIN - DER KÜNSTLER DER MATERIALKULTUR
- 1. DER TURM DER III. INTERNATIONALE
- 2. KLEIDERENTWÜRFE
- 3. DER LETATLIN
- G. TATLINS SCHAFFEN NACH 1932
- 1. THEATERARBEIT NACH 1932
- H. DAS SPÄTWERK TATLINS IN DER MALEREI UND IN DEN ZEICHNUNGEN
- I. SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, die künstlerische Entwicklung von Wladimir Tatlin, einem bedeutenden Künstler des 20. Jahrhunderts, anhand seiner Werke zu untersuchen. Sie beleuchtet die verschiedenen Schaffensperioden des Künstlers und zeigt die charakteristischen Merkmale seines Stils auf.
- Entwicklung und Bruch im Werk von Wladimir Tatlin
- Einflüsse auf Tatlins Schaffen von Traditionen und modernen Strömungen
- Der Einfluss politisch-ideologischer Einflüsse auf Tatlins Kunst
- Tatlins Experimentieren mit Materialien und Formen
- Die Rolle der Theaterarbeiten in Tatlins Gesamtwerk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die Tatlins Œuvre in fünf verschiedene Werkphasen unterteilt. Die ersten Kapitel befassen sich mit der frühen Malerei Tatlins, geprägt von Einflüssen der altrussischen Ikonenmalerei und des französischen Impressionismus. Es werden auch seine frühen Stillleben und Akte sowie seine Theaterarbeiten und Buchillustrationen behandelt. Die Kapitel führen den Leser durch die Entwicklung von Tatlins eigenem Stil und die Einbeziehung von Materialien und Formen in seine Kunst. Das Kapitel über die Bild- und Konterreliefs geht auf die Bedeutung der räumlichen Gestaltung in Tatlins Werk ein. Schließlich beleuchtet die Arbeit Tatlins Schaffen nach 1917, insbesondere seine Arbeit am Turm der III. Internationale und seine Kleiderentwürfe. Es wird die Bedeutung der industriellen Formgestaltung in Tatlins Werk behandelt. Die Zusammenfassung der Kapitel endet mit einer kurzen Betrachtung von Tatlins Spätwerk, das sich wieder der gegenständlichen Malerei zuwandte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet Tatlins künstlerische Entwicklung, die verschiedenen Schaffensperioden, Einflüsse auf sein Werk, Experimentieren mit Materialien und Formen, Theaterarbeiten, Politisch-ideologische Einflüsse, Konterreliefs, Turm der III. Internationale, Materialkultur, Spätwerk, Traditionsbruch, traditionelle Malerei, moderne Kunst, avantgardistische Kunst, Sowjetunion, Expressionismus, Kubismus.
- Arbeit zitieren
- M.A. Anna Boszko (Autor:in), 1990, Entwicklung und Bruch - Wladimir Tatlin (1885 - 1953), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163055