Die Schrift und mit ihr die Zeugnisse der Schriftlichkeit sind zentraler Gegenstand kulturwissenschaftlicher Beschäftigung und Forschung. Aus historischer Perspektive geht es dabei um die Herstellung, die Wahrnehmung, die Sinn tragenden Formen sowie den Inhalt von Schriftstücken, alle zusammen dienen i.d.R. zuletzt dem Gebrauch und zeitigen ihre bestimmten Wirkungen. Anhand des Beispiels einer frühmittelalterlichen Schrift soll deren expliziter und impliziter Inhalt aus einer kommunikationswissenschaftlichen Perspektive beleuchtet werden. Es ist gezeigt worden, dass die Conversio Bagoariorum et Carantanorum, die „Bekehrungsgeschichte der Bayern und Karantanen“, als „wichtigste Quelle für die Missionstätigkeit Salzburgs im Frühmittelalter“¹ zugleich „ein frühmittelalterliches Beispiel für die – in der Vergangenheit ebenso wie heute – weit verbreitete Vorgangsweise, Information als Dokumentation des eigenen, subjektiven Standpunkts zu manipulieren, indem Argumente der Gegenseite, ja selbst neutrale Angaben einfach ausgelassen werden“, darstellt.² Mit dieser Aussage ist die Conversio, wie konzeptionell erarbeitet werden soll, als mehr oder weniger frühe Propagandaschrift ausgewiesen.
Der Kommunikationswissenschaftler Klaus Merten hat sich mit verschiedenen Denkansätzen zum Begriff und dem Wesen von Propaganda auseinander gesetzt und ihn so konzeptionell geschärft. Merten sieht in Propaganda eine Form der Konstruktion von Macht durch Kommunikation, wobei religiöse Propaganda als der uns bekannte älteste Typ von Propaganda gelte. Im Mittelpunkt dieses Konzepts stehe dabei der Glaube an Gott.³ Für die religiöse Propaganda findet und benennt Merten unterschiedliche Strukturmerkmale.
Das permanente Vorhandensein dieser Strukturmerkmale soll hier anhand des Quellentexts der Conversio aufgezeigt werden. Dabei stellt sich die „Beschaffung von Wahrheit“, nämlich die fiktionale Wahrheit etwa, dass pannonische Gebiete schon immer in der Bistumsverwaltung Salzburgs gelegen hätten, als ein übergeordnetes, wenngleich verdecktes, Hauptziel der frühmittelalterlichen Schrift heraus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zeitlicher, politischer und geografischer Rahmen
- Propaganda – Begriff und Konzeption
- Struktureigenschaften von Propaganda im Text der Conversio
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die "Conversio Bagoariorum et Carantanorum" aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive als ein Beispiel frühmittelalterlicher Propaganda. Dabei wird untersucht, wie die Schrift als Instrument zur Konstruktion von Macht und zur Durchsetzung politischer und kirchlicher Interessen eingesetzt wurde. Die Arbeit fokussiert auf die Struktureigenschaften von Propaganda im Text der Conversio und zeigt auf, wie diese zur Konstruktion einer fiktionalen Wahrheit beitragen.
- Die "Conversio" als Propagandawerk
- Die Konstruktion von Macht durch Kommunikation
- Strukturmerkmale von Propaganda
- Die "Conversio" als Quelle zur Geschichte Salzburgs und des Frühmittelalters
- Die Bedeutung der Schriftlichkeit im Mittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die "Conversio" als zentrale Quelle für die Geschichte der Missionierung in Salzburg vor und führt den Begriff der Propaganda ein, wobei die Arbeit von Klaus Merten zur Konzeption von Propaganda als Ausgangspunkt dient. Es wird deutlich, dass die "Conversio" als Propagandaschrift die eigene Sichtweise auf die Bekehrung der Bayern und Karantanen präsentiert.
2. Zeitlicher, politischer und geografischer Rahmen
Dieses Kapitel beschreibt den historischen Kontext der "Conversio", indem es die politischen und geografischen Verhältnisse im frühen Mittelalter sowie die Entstehung des fränkisch-bayerischen Reiches und die Rolle der Kirche in diesem Prozess beleuchtet.
3. Propaganda – Begriff und Konzeption
Dieses Kapitel widmet sich der Definition und konzeptionellen Einordnung von Propaganda anhand von Merten's Ansätzen. Es werden die verschiedenen Denkansätze zum Begriff und Wesen von Propaganda erläutert.
4. Struktureigenschaften von Propaganda im Text der Conversio
Dieses Kapitel analysiert die "Conversio" im Hinblick auf die Struktureigenschaften von Propaganda, die von Merten identifiziert wurden. Es wird gezeigt, wie die Schrift die eigene Sichtweise auf die Missionierung durch gezielte Auswahl und Präsentation von Informationen konstruiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Propaganda, Kommunikation, Frühmittelalter, "Conversio Bagoariorum et Carantanorum", Geschichte, Salzburger Kirche, Missionierung, Macht, Konstruktion von Wahrheit und Strukturmerkmale von Propaganda.
- Quote paper
- Karsten Blockus (Author), 2007, Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum als frühmittelalterliche Propagandaschrift, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163136