Jeden Tag sterben in Deutschland drei Menschen, weil ihnen nicht rechtzeitig ein geeignetes Organ transplantiert werden konnte . Mit dieser alarmierenden Aussage weist die „Deutsche Stiftung Organtransplantation“ zurecht auf ein in der Öffentlichkeit oft stiefmütterlich behandeltes, gesellschaftliches, ethisches, teilweise aber auch rechtliches und politisches Problemfeld hin. Zwar ist die Tendenz bei der Spendenbereitschaft deutscher Bürger seit Jahren fast durchgehend steigend, dennoch ist die Kluft zwischen Bedarf und Angebot von transplantierfähigen Organen nach wie vor sehr groß.
Seit geraumer Zeit wird deshalb teilweise sehr kontrovers und emotional diskutiert, wie man die Spendebereitschaft hierzulande erhöhen kann. Die Vorschläge erstrecken sich hierbei von größeren Investitionen in die Forschung über bessere Vorbeugungs- und Aufklärungsmaßnahmen bis hin zu verschiedenen finanziellen Belohnungs- und Anreizsytemen oder gar zur kompletten Freigabe der entgeltlichen Vergütung von Organspenden. Vor allem die letztgenannte Forderung stößt aufgrund ihrer enormen ethischen Brisanz auf große Bedenken seitens Vertreter von Politik und Wissenschaft. Oft wird die Freigabe des Organhandels hierbei moralisch verurteilt und auf die nicht abzuschätzenden negativen Folgewirkungen der Kommerzialisierung, wie beispielsweise die Ausbeutung oder Erniedrigung des Körpers, verwiesen. Doch wird gemeinhin die Tatsache außer Acht gelassen, dass ein finanzieller Anreiz auch die Spendebereitschaft erhöhen könnte und somit das Problem der Organknappheit, an das letztlich Menschenleben gekoppelt sind, zumindest zum Teil oder vorübergehend lösen könnte.
Es stellt sich also die Frage, wie schlimm die Freigabe des Organhandels tatsächlich ausfallen würde: Welche ethischen Konzeptionen sprechen für, welche gegen die Kommerzialisierung und wie argumentieren Gegner und Befürworter des staatlich kontrollierten Organhandels? Welche Alternativen zum Organverkauf gibt es und wie stark können und sollen ethische Einwände und Ideale gegenüber einer pragmatischen Vorgehensweise gewichtet werden?
In der folgenden Arbeit werden diese Fragen anhand der aktuellen Argumentationen von Befürwortern und Gegnern dargestellt und mit einer eigenen Wertung der zugrunde liegenden Argumente - verknüpft mit einem Kompromissvorschlag - abgeschlossen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Relevanz und Problematik des Organhandels
- Geltende Gesetze in Deutschland und anderen Ländern
- Chancen und Risiken der Freigabe des Organverkaufs
- Risiken und Argumente gegen die Freigabe des Organhandels
- Chancen und Argumente für die Freigabe des Organhandels
- Ethische Konzepte als unzureichende Antwort auf die Organhandelsproblematik
- Alternativen zum entgeltlichen Organhandel
- Staatlich regulierter Organhandel als Kompromissvorschlag
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Relevanz und Problematik des Organhandels, untersucht geltende Gesetze in Deutschland und anderen Ländern und diskutiert Chancen und Risiken der Freigabe des Organverkaufs. Dabei werden ethische Konzepte, Alternativen zum entgeltlichen Organhandel und ein Kompromissvorschlag für einen staatlich regulierten Organhandel betrachtet.
- Problematik der Organknappheit und steigende Nachfrage nach Transplantaten
- Ethische und rechtliche Dimensionen des Organhandels
- Chancen und Risiken der Kommerzialisierung von Organspenden
- Analyse von Argumenten für und gegen die Freigabe des Organhandels
- Alternative Lösungsansätze zur Steigerung der Spendenbereitschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Situation der Organtransplantation in Deutschland, die hohe Nachfrage und die damit verbundene Problematik der Organknappheit. Sie stellt die Frage nach geeigneten Wegen zur Steigerung der Spendenbereitschaft und die Brisanz des Themas Organhandel.
- Relevanz und Problematik des Organhandels: Dieses Kapitel präsentiert die aktuelle Situation des Organhandels weltweit und in Deutschland, wobei der Schwerpunkt auf den Folgen des illegalen Organhandels liegt. Es beleuchtet die Problematik der Ausbeutung und die medizinischen Risiken für die Spender.
- Geltende Gesetze in Deutschland und anderen Ländern: Hier werden die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Organspende und zum Organhandel in Deutschland und anderen Ländern vorgestellt. Es wird erläutert, welche Gesetze den kommerziellen Organhandel verbieten und welche Unterschiede in der Regelung der Organspende bestehen.
- Chancen und Risiken der Freigabe des Organverkaufs: Dieses Kapitel analysiert die Argumente für und gegen die Freigabe des Organhandels. Es werden Risiken wie die Ausbeutung und Erniedrigung des Körpers sowie Chancen wie die Steigerung der Spendenbereitschaft und die Verbesserung der medizinischen Versorgung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Organhandel, Organknappheit, Transplantationsgesetz, Kommerzialisierung, Organspende, ethische Konzepte, Spendenbereitschaft, staatliche Regulierung, legale Alternativen, medizinische Versorgung, Risiken, Chancen, moralische Aspekte, rechtliche Rahmenbedingungen.
- Arbeit zitieren
- Matti Ostrowski (Autor:in), 2009, Chancen und Risiken der Freigabe des Organhandels, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163204