Emile Durkheims Werk "Der Selbstmord" vor dem Hintergrund von ländervergleichenden Suiziddaten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Emile Durkheim – „ Der Selbstmord“
2.1. „Die außergesellschaftlichen Faktoren“
2.2. „Der egoistische Selbstmord“

3. Durkheims Bedeutung für die Soziologie

4. Allgemeine Daten über Selbstmord
4.1. Die verschiedenen Betrachtungsweisen des Suizids

5. Ländervergleich

6. Literatur

1. Einleitung

Im Zuge von Frau Sackmanns Soziologie- Seminars „Klassiker der Soziologie“ an der Julius- Maximilians- Universität Würzburg im Wintersemester 2008/2009 soll sich im Folgenden mit Emile Durkheims „Der Selbstmord“ näher beschäftigt werden.

Vor dem Hintergrund von allgemeinen und ländervergleichenden Daten über Selbstmord wird der Frage nachgegangen, ob und inwiefern eine Veränderung der Selbstmordrate in einer Gesellschaft etwas über die gesellschaftliche Situation aussagt.

Dabei wird zu Beginn die Position Durkheims bezüglich des Selbstmordes dargestellt, woraufhin allgemeine Daten über das untersuchte Phänomen der Anschaulichkeit dienen sollen. Dabei kommen die unterschiedlichen Ansichtsweisen und die Risikofaktoren für Selbstmord zur Sprache. Weiter werden mögliche Gründe für Selbsttötung gesucht und der Vergleich der Selbstmordraten verschiedener Länder und Kulturen bildet mit der anschließenden Diskussion um die gesellschaftliche Bedeutung der Selbstmordrate den Schluss der Arbeit.

2. Emile Durkheim- „Der Selbstmord“

Emile Durkheim befasst sich in seinem Aufsatz „Der Selbstmord“ zunächst mit der Eingrenzung des Begriffes „Selbstmord“, der seiner Meinung nach nur dann zu verwenden sei, wenn der Tod die Folge einer Handlung des Opfers selbst darstelle.

Dies könne sowohl bei „positiven“, gewaltsamen Handlungen als auch bei „negativer“ Haltung, also Enthaltung, beispielsweise Nahrungsverweigerung der Fall sein. Dabei sei sich die handelnde Person vollkommen im Klaren über die Folgen ihres Handelns. Ausgehend von dieser Definition bezeichne man also „jeden Todesfall, der direkt oder indirekt auf eine Handlung oder Unterlassung zurückzuführen ist, die vom Opfer selbst begangen wurde, wobei es das Ergebnis seines Verhaltens im Voraus kannte“ (S. 27, Z. 31 ff.) als Selbstmord.

Werde die Handlung allerdings abgebrochen, ob durch den Handelnden selbst oder durch Fremdeinwirkung, nenne man dies einen „Selbstmordversuch“.

Durkheim grenzt das selbstmörderische Verhalten als rein menschlich ein, da bei Tieren Selbsttötung zwar vorkommen könne, dann aber keine bewusste Handlung mit Tötungsabsicht sei.

Selbstmord könne aus sehr verschiedenen Motiven heraus begangen werden und mit verschiedenen Gefühlen besetzt sein. Einerseits werde er mit Mut und Hingabe assoziiert, in anderen Fällen geschehe er halb- bewusst aus Leichtsinn oder Nachlässigkeit.

Allerdings möchte Durkheim die vielen individuellen, psychologischen Faktoren des Selbstmordes außer Acht lassen und sich nur mit der sozialen Bedeutung und der Einheitlichkeit, die sich bei genauerer Betrachtung des Phänomens ergebe, befassen.

Anhand einer Tabelle, die die „Konstanz der Selbstmordziffern in den wichtigsten Ländern Europas“ zeigt, stellt er die Behauptung auf, dass Veränderungen der Selbstmordraten auf Änderungen in den Grundzügen der Gesellschaft zurückzuführen sind. Zwar brauche jede Störung im sozialen Gleichgewicht einige Zeit, bis alle Folgen sichtbar würden (vgl. S. 32, Z. 5f), aber ihr Einfluss auf die Selbstmorde der Bevölkerung seien nicht von der Hand zu weisen.

Die Selbstmordrate sei im Vergleich zur allgemeinen Sterblichkeitsrate doppelt so konstant und jeder sozialen Gruppe sei eine bestimmte Selbstmordrate und auch ein bestimmter Beschleunigungskoeffizient dieser Rate eigen, die als charakteristisch gelten.

Die Frage sei nun, welche Faktoren die Raten besonders beeinflussen, also allen, beziehungsweise vielen Selbstmördern gemeinsam seien und sichtbare Wirkung auf die Gesamtgesellschaft haben. Nach Durkheim müssten sie entweder außergesellschaftlicher oder sozialer Natur sein. Zu untersuchen sei auch die Beeinflussbarkeit dieser Faktoren.

2.1. „Die außergesellschaftlichen Faktoren“

Im ersten Buch, betitelt mit „Die außergesellschaftlichen Faktoren“, stellt Durkheim fest, dass jede soziale Gruppe eine spezifische Neigung zum Selbstmord hat. Als Ursachen nennt er neben geographischen und jahreszeitlichen Schwankungen hauptsächliche soziale Gründe. Man müsse die verschiedenen sozialen Ursachen des Selbstmordes bestimmen und Kategorien bilden, allerdings habe man zu wenig Informationen über Selbstmorde, die nicht durch „Geisteskrankheit“ motiviert seien, beispielsweise über die Verfassung des Selbstmörders kurz vor der Tat. Auch gebe es Selbstmorde, die in der Selbstmordstatistik nicht aufgeführt seien, wie Alkohol- oder Drogenselbstmorde.

Da eine objektive Ansichtsweise schwierig zu erlangen sei, sei auch die Ursachenbestimmung nicht ganz einfach.

Des Weiteren bezeichnet Durkheim die Diskrepanz zwischen den stabilen Motivzahlen und den stark schwankenden Selbstmordraten als Abbild eines bestimmten gesellschaftlichen Zustandes.

Er stellt nun zwei Leitfragen, die im Laufe der Ausführungen untersucht werden sollen. Die erste Frage nach der Individualisierung der allgemeinen Ursachen wie Konfessionen, Familie, politische und berufliche Gruppen, stellt er zunächst hinten an. Vielmehr will er vorerst den Fokus auf das soziale Milieu und seine Auswirkungen auf die Selbstmordrate richten.

2.2. „Der egoistische Selbstmord“

Im zweiten Kapitel „Der egoistische Selbstmord“ erläutert er die Ziffern der Selbstmorde in den verschiedenen Staaten, die sich aus 190 in den protestantischen, 96 in den protestantisch- katholischen, 58 in den katholischen und 40 in den griechisch- katholischen Staaten zusammensetze, wobei diese Zahlen das Mittel der Selbstmorde auf eine Million Einwohner darstelle. Draus ließe sich erkennen, dass Protestanten um ein vielfaches häufiger Selbstmord begehen. Allerdings dürfe in dieser Hinsicht nur innerhalb einer Gesellschaft verglichen werden, da eine unterschiedliche Fortschrittlichkeit zwischen den Zivilisationen vorherrsche.

Weiterhin stellt Durkheim fest, dass die Selbstmordrate im Judentum geringer als bei den Katholiken und bei den Protestanten sei. Und dies, obwohl Juden durch ihr städtisches Leben und ihre eher intellektuellen Berufe eigentlich einer größeren Gefahr des Selbstmordes ausgesetzt sein müssten. Das könne eventuell dadurch erklärbar sein, dass Juden meist in der Minderheit seien und lange durch die Christen verfolgt worden seien und so zum Kampf der Erhaltung und zur Solidarität gezwungen würden. Dabei bestehe allerdings im Judentum wenig Raum für eigenes Urteil. Auch die Selbstmordauffälligkeit der Protestanten nehme in Bayern, wo die Mehrzahl der Bevölkerung katholisch sei, ab. Dazu beruft er sich auf die Tatsache, dass, je negativer die öffentliche Meinung einer Gruppe sei, desto stärker die getadelten Bräuche gepflegt würden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Emile Durkheims Werk "Der Selbstmord" vor dem Hintergrund von ländervergleichenden Suiziddaten
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Philosophisches Institut 2)
Veranstaltung
„Klassiker der Soziologie“
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V163450
ISBN (eBook)
9783640776597
ISBN (Buch)
9783640776832
Dateigröße
681 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Emile Durkheim, Selbstmord, Suizid, Ländervergleich, Suizidstatistik, Freitod, Selbsttötung, Selbstmordrate, Selbstmordstatistik
Arbeit zitieren
Lara Luckwaldt (Autor:in), 2009, Emile Durkheims Werk "Der Selbstmord" vor dem Hintergrund von ländervergleichenden Suiziddaten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163450

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