Die Forst- und Holzwirtschaft hat auf dem Gebiet Thüringens eine lange Tradition. Sie setzt sich aus einer Vielzahl verschiedener Branchen zusammen, die den Rohstoff Holz auf dem Weg von der Urproduktion zum Endverbraucher Weise verarbeiten.
Sowohl auf europäischer als auch auf Bundes- und Länderebene findet das Clusterkonzept seit 1999 Eingang in die Forst- und Holzwirtschaft. Seitdem wurden in allen Bundesländern entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Bis auf wenige Ausnahmen verfolgen diese einen Top-down-Ansatz.
Das Innenleben der Forst- und Holzwirtschaft im jeweiligen Untersuchungsraum mit seinen Verflechtungen und Interaktionen findet dabei kaum Berücksichtigung. Allein aus der räumlichen Nähe bzw. Konzentration von Elementen einer Produktionskette kann nicht auf zwischenbetriebliche Verflechtungen geschlossen werden. Gerade diese sind aber ein konstituierendes Element von Clustern.
Erst in jüngster Zeit ist zu beobachten, dass ein weiterführendes Verständnis des Clusterkonzeptes Einzug in entsprechende Untersuchungen hält. So wurden in Untersuchungen für die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz die Verflechtungen der regionalen Forst- und Holzwirtschaft sowie deren räumliche Reichweite thematisiert.
Auch im Freistaat Thüringen wurde im Jahr 2007 eine Clusterstudie auf Grundlage des Top-down-Ansatzes vorgestellt. Interaktionen und Verflechtungen innerhalb der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft werden dabei kaum untersucht. Diesen Umstand greift die vorliegende Diplomarbeit auf. Neben der Struktur und der Entwicklung der Forst- und Holzwirtschaft in Thüringen soll auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit in der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft Ansätze zu Clusterstrukturen entsprechend einem multidimensionalen Clustermodell existieren.
Mit dem Clusterindex, einer Unternehmensbefragung und Leitfadeninterviews wurden Instrumente des Top-down und Bottom-up Ansatz angewandt.
Zunächst wurde mittels Clusterindex die Thüringer Forst- und Holzwirtschaft auf eine entsprechende Konzentration von Unternehmen aus den Bereichen der Forst- und Holzwirtschaft untersucht. Im Weiteren wurde aus den Ergebnissen der Unternehmensbefragung und der Leitfadeninterviews eine Darstellung der verschiedenen Clusterdimensionen abgeleitet sowie eine SWOT-Analyse durchgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Fragestellung und Ziele
1.2 Aufbau der Arbeit
2 Grundlegende Begriffe
2.1 Agglomerationseffekte
2.2 Transaktionskosten
2.3 Wissen und die Entstehung von Innovationen
2.3.1 Das lineare Innovationsmodell
2.3.2 Das nicht lineare Innovationsmodell
2.4 Cluster, Innovationen und Wissen
3 Das Clusterkonzept
3.1 Industrielle Cluster
3.1.1 Vorteile für Unternehmen
3.1.2 Kritik an Porters Clusterkonzept und dessen Weiterentwicklung
3.2 Das mehrdimensionale Clusterkonzept
3.2.1 Die vertikale Clusterdimension
3.2.2 Die horizontale Clusterdimension
3.2.3 Die institutionelle Clusterdimension
3.2.4 Die Machtdimension eines Clusters
3.2.5 Externe Dimension
3.2.6 Beziehungen zwischen den Clusterdimensionen
3.3 Entstehung und Entwicklung eines Clusters
3.4 Schlussfolgerung für die Untersuchung
4 Methodik und Datengewinnung
4.1 Auswahl der zu untersuchenden Wirtschaftszweige
4.2 Auswahl des Untersuchungsgebietes
4.3 Methodenauswahl
4.3.1 Clusterindex
4.4 Datenerhebung
4.4.1 Unternehmensbefragung
4.4.2 Expertengespräche
5 Forst- und Holzwirtschaft in Thüringen
5.1 Entwicklung der F orstwirtschaft
5.1.1 Wald in Thüringen
5.2 Entwicklung der Holzwirtschaft
5.2.1 Vergleich der Entwicklung in der Bundesrepublik und in Thüringen
5.3 Zahl der Beschäftigten und Unternehmen in der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft
5.4 Standorte der Holzwirtschaft
6 Ergebnisse der Befragung
6.1 F ehlerquellen
6.2 Struktur der befragten Unternehmen
6.2.1 Aufteilung nach Wertschöpfungsstufen und Branchen
6.2.2 Mitarbeiterzahlen
6.2.3 Unternehmensart
6.2.4 Alter der befragten Firmen
6.3 Bedeutung und Qualität der Standortfaktoren
6.3.1 Bedeutung der Standortfaktoren
6.3.2 Bewertung der Standortfaktoren in Abhängigkeit von Unternehmensmerkmalen
6.3.3 Unterschiede hinsichtlich Relevanz und Qualität der Standortfaktoren
6.4 Vernetzung mit Zuliefern und Abnehmern
6.4.1 Zuliefererbeziehungen
6.4.2 Standortstruktur der Zulieferer
6.4.3 Abnehmerbeziehungen
6.4.4 Standortstruktur der Abnehmer
6.4.5 Zulieferer- und Abnehmerbeziehungen mit der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft
6.4.6 Qualität der Zulieferer- und Abnehmerbeziehungen
6.5 Kooperationen
6.5.1 Gründe für das Nichtzustandekommen von Kooperationen
6.5.2 Kooperationen mit Hochschulen und anderen öffentlichen Forschungseinrichtungen
6.5.3 Relevanz der Kooperationspartner
6.6 Wettbewerb in der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft
6.7 Organisationsgrad der befragten Unternehmen
7 Clusterstrukturen in der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft
7.1 Vertikale Clusterdimension
7.2 Horizontale Clusterdimension
7.3 Externe Clusterdimension
7.4 Institutionelle Clusterdimension und Machtdimension
7.4.1 Transaktionsbeziehungen entlang der Wertschöpfungskette
7.4.2 Kooperationen in der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft
7.4.3 Aus und Weiterbildung
7.4.4 Organisation in Verbänden
7.5 Machtdimension
8 SWOT-Analyse
8.1 Stärken
8.2 Schwächen
8.3 Chancen
8.4 Risiken
9 Zusammenfassung und Diskussion
Anhang
Literaturverzeichnis
Danksagung
Erklärung
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: interne und externe Effekte
Abbildung 2: Lineares Innovationsmodell
Abbildung 3: „detailliertes“ nicht lineares Innovationsmodell
Abbildung 4: verwandte Faktoren der Wettbewerbsfähigkeit
Abbildung 5: das mehrdimensionale Clusterkonzept
Abbildung 6: Wertschöpfungskette Holz
Abbildung 7: Erreichbarkeit nach Wirtschaftszweigen
Abbildung 8: Erreichbarkeit nach Beschäftigtengrößenklassen
Abbildung 9: Baumartenzusammensetzung und Waldflächen im Freistaat Thüringen
Abbildung 10: Vergleich Umsatz, Beschäftigte und Betriebe 1995-
Abbildung 11: Vergleich Umsatz und Beschäftigte in Thüringen in den Jahren 1995-
Abbildung 12: räumliche Verteilung der Sägeindustrie in Thüringen
Abbildung 13: räumliche Verteilung der Holzwerkstoff- und Zellstoffherstellung sowie des Holzhandels
Abbildung 14: Organisation entlang der Wertschöpfungskette
Abbildung 15: Wertschöpfungsstufen und Beschäftigtengrößenklassen
Abbildung 16: Betriebsarten und Wertschöpfungsstufen
Abbildung 17: Differenz zwischen Relevanz und Qualität der Standortfaktoren
Abbildung 18: Standorträume der Zulieferer
Abbildung 19: räumliche Verteilung des Beschaffungsvolumens
Abbildung 20: räumliche Verteilung des Beschaffungsvolumens nach Mitarbeiterzahl
Abbildung 21: räumliche Verteilung des Beschaffungsvolumens nach Gründungszeitraum
Abbildung 22: Standorträume der Zulieferer
Abbildung 23: Standorträume der Abnehmer
Abbildung 24: räumliche Verteilung des Umsatzvolumens
Abbildung 25: räumliche Verteilung des Umsatzvolumens nach Mitarbeiterzahl
Abbildung 26: räumliche Verteilung des Umsatzvolumens nach Gründungszeitraum
Abbildung 27: Standorträume der Abnehmer
Abbildung 28: Anteil Thüringer Zulieferer aus der Forst- und Holzwirtschaft nach Wertschöpfungsstufen
Abbildung 29: Anteil Thüringer Abnehmer aus der Forst- und Holzwirtschaft nach Wertschöpfungsstufen
Abbildung 30: Anteil am Beschaffungs- und Umsatzvolumen
Abbildung 31: Reichweite der Kooperationen
Abbildung 32: Reichweite der Unternehmenskooperationen
Abbildung 33: Relevanz der Kooperationspartner
Abbildung 34: Standorträume der Konkurrenten
Abbildung 35: Reichweite der Zulieferer- und Abnehmerbeziehungen
Abbildung 36: Beschaffungs- und Umsatzvolumen des Holzhandels und der Rohholzabnehmer
Abbildung 37: Zahl der Zulieferer und deren Anteil am Beschaffungsvolumen
Abbildung 38: Zahl der Abnehmer und deren Anteil am Umsatzvolumen
Abbildung 39: Mitgliedschaft in Verbänden u. ä. nach Mitarbeiterzahl
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Unterscheidung von Wissen
Tabelle 2: Für die Untersuchung ausgewählte Wirtschaftszweige
Tabelle 3: Clusterindex der Bundesländer (2005)
Tabelle 4: Verbände der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft
Tabelle 5: Waldeigentümer
Tabelle 6: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft der Jahre 2005 und 2008
Tabelle 7: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft
Tabelle 8: Größenstruktur der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft
Tabelle 9: Umsatzsteuerpflichtige der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft (2008)
Tabelle 10: Umsatzanteil am verarbeitenden Gewerbe (2008)
Tabelle 11: Umsatzanteil am Baugewerbe und Handel (2008)
Tabelle 12: Vergleich Umsatzsteuerstatistik 2005-
Tabelle 13: Branchenstruktur der Befragten
Tabelle 14: Zahl der Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt
Tabelle 15: Zusammengefasste Beschäftigtengrößenklassen
Tabelle 16: Betriebsarten
Tabelle 17: Alter der befragten Wirtschaftseinheiten
Tabelle 18: Bewertung der Bedeutung und Qualität der Standortfaktoren
Tabelle 19: Gewichtung der Anteile am Beschaffungsvolumen
Tabelle 20: Holzverkauf in Thüringen
Tabelle 21: langfristige und/oder regelmäßige Geschäftsbeziehungen
Tabelle 22: Kooperationspartner
Tabelle 23: Kooperationen nach Mitarbeiterzahl und Unternehmensalter
Tabelle 24: Gründe für das Nichtzustandekommen von Kooperationen
Tabelle 25: Bewertung des Wettbewerbs
Tabelle 26: Häufigkeit der Standorträume
Tabelle 27: Zusammenschlüsse in der Fortwirtschaft
Tabelle 28: Ausbildung in der Forst- und Holzwirtschaft
Tabelle 29: Bewertung der Standortfaktoren
Tabelle 30: Bewertung der Verfügbarkeit von Fachkräften
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Im weiteren soll zunächst die der Arbeit zugrundeliegende Fragestellung ihr Aufbau vorgestellt werden.
1.1 Fragestellung und Ziele
Die Idee zu dieser Diplomarbeit entstand während einer Lehrveranstaltung bei Prof. Dr. W. Thomi. Durch ein späteres Praktikum in der Thüringer Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei ergab sich die Möglichkeit das Thema bei Dr. G. Struck vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz vorzustellen.
Die Forst- und Holzwirtschaft hat auf dem Gebiet Thüringens eine lange Tradition (Hasel, Schwartz, 2006, S. 261; Mieck, 2009, S. 137). Sie setzt sich aus einer Vielzahl verschiedener Branchen zusammen, die den Rohstoff Holz auf dem Weg von der Urproduktion zum Endverbraucher Weise verarbeiten (vgl. TMLNU [Hrsg.], 2007, S. 9).
Sowohl auf europäischer als auch auf Bundes- und Länderebene findet seit dem Jahr 1999 das Clusterkonzept Eingang in die Forst- und Holzwirtschaft (KOM, 1999; Bundesrat, 2001). Das Clusterkonzept ist ein aktuell sehr populäres Element regionaler Entwicklung, dessen Anwendung in vielfältigem Branchenkontext erfolgt (Menzel, 2008, S. 114; Wrobel, 2009, S. 86). Seitdem wurden in allen Bundesländern, mit Ausnahme der drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg, entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Bis auf wenige Ausnahmen verfolgen diese einen Top-down- Ansatz (vgl. TMLNU [Hrsg.], 2007; NW-VFA [Hrsg.], 2007; Pöyry [Hrsg.], 2008). Das Innenleben der Forst- und Holzwirtschaft im jeweiligen Untersuchungsraum mit seinen Verflechtungen und Interaktionen findet dabei kaum Berücksichtigung. Allein aus der räumlichen Nähe bzw. Konzentration von Elementen einer Produktionskette kann aber nicht auf zwischenbetriebliche Verflechtungen geschlossen werden. Gerade diese sind aber ein konstituierendes Element von Clustern (vgl. Rehfeld, 1999, S. 38 und 69).
Erst in jüngster Zeit ist zu beobachten, dass ein weiterführendes Verständnis des Clusterkonzeptes Einzug in entsprechende Untersuchungen hält. So wurden in Untersuchungen für die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz die Verflechtungen der regionalen Forst- und Holzwirtschaft sowie deren räumliche Reichweite thematisiert (Jensch; Harsche, 2007; Inmit et al., 2008).
Auch im Freistaat Thüringen wurde im Jahr 2007 eine Clusterstudie auf Grundlage des Top-down-Ansatzes vorgestellt (TMLNU [Hrsg.], 2007). Interaktionen und Verflechtungen innerhalb der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft werden dabei kaum untersucht. Diesen Umstand greift die vorliegende Diplomarbeit auf. Neben der Struktur und der Entwicklung der Forst- und Holzwirtschaft in Thüringen soll auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit in der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft Ansätze zu Clusterstrukturen entsprechend einem multidimensionalen Clustermodell existieren.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die Arbeit gliedert sich in neun Abschnitte. Zunächst sollen im Abschnitt 2 und Abschnitt 3 die theoretischen Grundlagen des Clusterkonzeptes und seine Entwicklung zu einem multidimensionalen Analyserahmen vorgestellt werden.
Daran anschließend wird im Abschnitt 4 der Untersuchungsgegenstand räumlich und sektoral abgegrenzt und Ansätze zur Untersuchung von Clusterstrukturen sowie deren Umsetzung in der Arbeit gezeigt.
Der Abschnitt 5 widmet sich der Entwicklung und Struktur der Forst- und Holzwirtschaft in Thüringen und vergleicht diese mit der bundesweiten Entwicklung der Forst- und Holzwirtschaft.
Die Ergebnisse von Expertengesprächen und einer Unternehmensbefragung sind Gegenstand des Abschnitts 6, um darauf aufbauend im Abschnitt 7 die Eigenschaften der befragten Unternehmen auf Grundlage eines multidimensionalen Analyserahmens darzustellen.
Daran anschließend wird im Abschnitt 8 in einer zusammenfassenden Darstellung der vorangegangenen Erkenntnisse die aktuelle Situation der Thüringer Forst- und Holzwirtschaft im Rahmen einer SWOT-Analyse beschrieben.
Der Abschnitt 9 bildet die Schlussbetrachtung der Arbeit, die die Ergebnisse zusammenfasst und diskutiert sowie Anregungen für weitere Arbeiten nennt.
2 Grundlegende Begriffe
Bevor auf das eigentliche Clusterkonzept und dessen Weiterentwicklung eingegangen wird, sollen im Folgenden zunächst wesentliche Begriffe erläutert werden, welche auch Eingang in das Clusterkonzept gefunden haben und große Bedeutung für dieses haben. Dabei handelt es sich um Agglomerationseffekte, Transaktionskosten, Wissen und die Entstehung von Innovationen. Innerhalb eines Clusters können die Unternehmen am Agglomerationseffekt partizipieren, er kann die Transaktionskosten der beteiligten Unternehmen verringern, positiv auf die Entwicklung von Innovationen wirken und die Weitergabe von Wissen erleichtern (vgl. Fromhold-Eisebith, Eisebith, 2008, S. 81).
2.1 Agglomerationseffekte
Ausgangspunkt nahezu aller Theorien zur räumlichen Konzentration ökonomischer Aktivitäten sind die Effekte solcher Verdichtungen (Abbildung 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: interne und externe Effekte
Quelle: Maier, Tödtling, 2006, S. 102
Da sie immobil sind, wirken sie als standortbestimmende und raumdifferenzierende Faktoren und haben wesentlichen Einfluss auf die Attraktivität eines Standortes (Maier, Tödtling, 2006, S. 95; Staudacher, 2005, S. 11). Sie werden üblicherweise als Agglomerationseffekte bezeichnet und lassen sich in verschiedene Arten unterteilen (Abbildung 1).
Interne Effekte oder Ersparnisse sind Interdependenzen innerhalb von Unternehmen oder Betrieben. Sie ergeben sich als unternehmensinterne Ersparnisse in Form von Größeneffekten oder aus Vorteilen der gemeinsamen Organisation und Verwaltung (Staudacher, 2005, S. 156 und Maier, Tödtling, 2006, S. 102). Von besonderer Bedeutung für einen Cluster sind aber externe Effekte/Skalenerträge oder Externalitäten (Staudacher, 2005, S. 233-235; Moßig, 2002, S. 145). Als solche werden Agglomerationsfaktoren bezeichnet, die zwischen ökonomischen Akteuren bestehen. Es handelt sich dabei um Einflüsse, die das wirtschaftliche Ergebnis eines Akteurs bestimmten, von diesem aber nicht beeinflusst werden können (Maier, Tödtling, 2006, S. 102). Sie entstehen durch räumliche Nähe zwischen den Akteuren. Diese Nähe ermöglicht es, Leistungen anderer Wirtschaftseinheiten ohne nennenswerte zusätzliche Aufwände für die Erreichbarkeit und Verfügbarkeit zu nutzen, was zu sinkenden Beschaffungs-, Produktions-, und Absatzkosten oder einer verbesserten Erlössituation führt (Staudacher, 2005, S. 156). Hierfür werden in der Regel drei Gründe genannt, die Entstehung eines spezialisierten Arbeitskräftepotenzials, der Zugang zu bestimmten Vorleitungen durch die Konzentration spezialisierter Zulieferer und technologische Spill-over-Effekte durch die räumliche Nähe und den daraus resultierenden Informationsfluss zwischen den Unternehmen (Moßig, 2002, S. 145; Henn, 2006, S. 39). Letzteres zeigt besonders gut, dass sich externe Effekte nicht einfach aus der Zahl der Unternehmen, der Größe des Arbeitsmarktes oder einer besonderen Ausstattung des Standortes ergeben. Ihre Entstehung hängt auch von den Wechselbeziehungen der Akteure innerhalb eines Raumes ab (vgl. Menzel, 2008, S. 125). Die Wechselbeziehungen sorgen zugleich dafür, dass Agglomerationseffekte in ihrer Wirkung selektiv sind (ebd., S. 124).
Externe Ersparnisse werden in Lokalisations- und Urbanisationseffekte unterteilt (Abbildung 1). Lokalisationseffekte treten zwischen den verschiedenen Akteuren einer Branche auf und sind für Cluster charakteristisch (Kiese, 2008a, S. 15; Menzel, 2008, S. 116). Sie ergeben sich aus dem Zugang zu einem größeren Facharbeiterreservoir oder zu spezialisierten Zulieferer- und Dienstleistungsbetrieben und wirken ballungsverstärkend, da sie einen Anreiz für weitere Unternehmensansiedlungen oder - neugründungen darstellen. Während sich Lokalisationsvorteile aus der räumlichen Ballung von Unternehmen derselben Branche ableiten, treten Urbanisationseffekte zwischen den Unternehmen verschiedener Branchen und deren verschiedenen Aktivitäten auf. Dabei handelt es sich um Einflüsse, die sich aus dem gesamten Umfang der wirtschaftlichen Aktivitäten in einer Region ergeben. Die Unterscheidung von Lokalisations- und Urbanisationseffekten ist in der Praxis aber nicht immer eindeutig. Die Agglomeration von Unternehmen verschiedener Branchen eröffnet die Möglichkeit vielfältigster intersektoraler Verflechtungen und wirkt für den Standort für weitere Neu- ansiedlungen attraktivitätssteigernd. (Bathelt, Glückler, 2003, S. 128; Maier et al., 2006, S. 103-104)
Die Rolle von Agglomerationseffekten bei der Entstehung von Clustern ist aber umstritten (Kap. 3.3): Einige Autoren weisen darauf hin, dass Vorteile, die sich erst aus einer bestehenden Konzentration heraus entwickeln können, nicht zugleich Ursache für deren Entstehung sein können (Moßig, 2002, S. 145; Menzel, 2008, S. 116).
2.2 Transaktionskosten
Der Austausch von Leistungen ist für die Beteiligten mit vielfältigen Kosten verbunden. Diese Kosten werden als Transaktionskosten bezeichnet; es handelt sich dabei um Beherrschungs- und Überwachungskosten einer Transaktion (Bathelt, Glückler, 2003, S. 156). Folgende Arten von Transaktionskosten können unterschieden werden (Lowey, 1999, S. 63; Schätzl, 2003, S. 228):
- Anbahnungskosten, z. B. Informationssuche und -beschaffung über potenzielle Transaktionspartner und deren Konditionen
- Vereinbarungskosten, z. B. Intensität und zeitliche Ausdehnung von Verhandlungen, Vertragsformulierung und Einigung
- Kontrollkosten, z. B. Sicherstellung der Einhaltung von Termin-, Qualitäts-, Mengen-, Preis- und eventuell Geheimhaltungsvereinbarungen
Anpassungskosten, z. B. Durchsetzung von Termin-, Qualitäts-, Mengen- und Preisänderungen aufgrund veränderter Bedingungen während der Laufzeit der Vereinbarung.
Sie können sowohl unternehmensintern als auch -extern entstehen. Im Weiteren wird nur auf die unternehmensexternen Transaktionskosten eingegangen, da sie mit Blick auf das Clusterkonzept von besonderem Interesse sind. Transaktionskosten werfen für die
Unternehmen die Frage des „make it or buy it“ auf (vgl. Bathelt, Glückler, 2003, S. 156). Ersteres erfordert womöglich umfangreiche eigene Investitionen, Letzteres verursacht externe Transaktionskosten. Die Höhe dieser externen Transaktionskosten hängt dabei von der Art des Austauschs, der gewählten Organisationsform und der Entfernung zwischen den Akteuren ab. Das Ziel ökonomischer Akteure ist es, Transaktionen so zu organisieren und durchzuführen, dass die Transaktionskosten möglich gering sind. In aller Regel werden die unternehmensextern verursachten und entfernungsabhängigen Transaktionskosten niedriger ausfallen, wenn zwischen den Beteiligten räumliche Nähe besteht. Diese wirkt in mehrfacher Weise auf Transaktionskosten und führt zu einem Kostenabbau durch die Verringerung der Anbahnungs- und Kontrollkosten (Bathe lt, Glückler, 2003, S. 156-159; Schätzl, 2003, S. 229).
Neben der räumlichen Nähe hat das Maß an gegenseitigem Vertrauen zwischen den Beteiligten einen entscheidenden Einfluss auf die Kosten einer Transaktion (Wrobel, 2009, S. 89). Vertrauen in die Fähigkeit und die Zuverlässigkeit anderer Unternehmen ist erfahrungsgebunden und erfordert deshalb über einen längeren Zeitraum wiederkehrende Interaktionen (Bathelt, Glückler, 2003, S. 162; Lowey, 1999, S. 68). Unsicherheiten werden dadurch verringert und opportunistisches Verhalten kann weitestgehend ausgeschlossen werden, da die Wahrscheinlichkeit, dass sich einer der beteiligten Akteure innerhalb einer vertrauensvollen Beziehung opportunistisch verhält, ungleich geringer ist. Infolgedessen reduzieren sich die Kosten für Überwachung und Durchsetzung, die Beziehungen werden dadurch gestärkt. Dabei wird der Prozess der Vertrauensbildung durch räumliche Nähe erheblich vereinfacht, da durch sie die Kontrollkosten verringert werden und die Kontrolle des Verhaltens und der Aktionen der Partner vereinfacht wird. (Bathelt, Glückler, 2003, S. 159; Wrobel, 2009, S. 89). Der Begriff der Nähe wird zunehmend um einen institutionellen Aspekt erweitert. Dieser betont den Vorteil der Einbettung von Austauschprozessen in einen gemeinsamen gesellschaftlich-institutionellen Rahmen und dessen Transaktionskosten senkende Wirkung (vgl. Moßig, 2006, S. 68; Bathelt, Glückler, 2003, S. 160). Hierauf wird in Kap. 3.2.3 näher eingegangen.
Vertrauensvolle und verlässliche Beziehungen können einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Die Erzeugung räumlicher Nähe durch eine Ansiedlung in den entsprechenden Räumen kann deshalb eine Strategie sein, um die Beziehungen zu anderen Akteuren zu stabilisieren und auf eine langfristige Basis zu stellen (Bathelt, Glückler, 2003, S. 159; Porter, 2000, S. 264). Transaktionskosten haben damit einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung von Unternehmenskonzentrationen. Mit der Höhe der Transaktionskosten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Unternehmen Transaktionen vorwiegend mit Partnern in ihrem direkten räumlichen Umfeld vollziehen. Die daraus resultierenden regelmäßigen und dauerhaften Verbindungen können die verschiedenen Unternehmen an Standorten einer Region zu einem Cluster formen (vgl. Bathe lt, Glückler, 2003, S. 212).
Vertrauensvolle Beziehungen und eine dauerhafte und regelmäßige Zusammenarbeit haben nicht nur positive Auswirkungen, sie bergen auch die Gefahr der Entstehung starrer Netzwerke in sich, welche dazu führen können, dass externe Impulse und Informationen ignoriert und wichtige Entwicklungen verpasst werden. Auf diese Gefahr eines solchen Lock-in wird an anderer Stelle eingegangen (Kap. 3.2.6).
2.3 Wissen und die Entstehung von Innovationen
Für die Entstehung von Innovationen existieren zwei verschiedene Modelle. Dabei handelt es sich um das traditionelle lineare Innovationsmodell und das moderne nicht lineare, interaktive Innovationsmodell (Maier et al, 2006, S. 110).
2.3.1 Das lineare Innovationsmodell
Das lineare Modell (Abbildung 2) geht von einem deterministischen Verlauf des Innovationsprozesses aus.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Lineares Innovationsmodell
Quelle: Maier et al, 2006, S. 110
Dieser besteht aus einer Serie einzelner Schritte, welche sich meist nicht oder nur geringfügig überlappen und voneinander abgrenzbare Einheiten bilden. Der Innovationsprozess beginnt im Bereich der Grundlagen und angewandten Forschung, in welchem neue Ideen entwickelt werden. Wenn sie einen kommerziellen Erfolg versprechen, werden weitere Entwicklungsarbeiten geleistet und ein Prototyp entwickelt.
Im Anschluss werden die Neuerungen in die Produktion überführt. Die Diffusion zu den Abnehmern und Anwendern bildet den Abschluss dieses Prozesses (Maier et al, 2006, S. 109-110; Bathelt, Glückler, 2003, S. 228-229; Koschatzky, 2001, S. 38).
Der Ansatz des linearen Innovationsmodells ist nur bedingt für die Erklärungen des Wechselspiels zwischen Innovationstätigkeit und dem räumlichen Umfeld der Innovationsakteure geeignet (Koschatzky, 2001, S. 38). Ein besonderes Problem des linearen Innovationsmodells besteht zudem darin, dass Lernprozesse nicht berücksichtigt werden. Diese führen jedoch dazu, dass es innerhalb der verschiedenen Stadien des Forschungsprozesses zu vielfältigen Rückkopplungen kommt und der ursprünglich lineare Ablauf durchbrochen wird (Bathelt, Depner, 2003, S. 130). Kritisch bewertet wird ebenfalls, dass in diesem Modell keinerlei nachfrageseitige Impulse für Innovationen bestehen. Stattdessen stellen Grundlagen- und angewandte Forschung die einzige Ressource für neue Ideen und Produkte dar (Franke, 2002, S. 5). In der Praxis sind aber oft nachfrageseitige Impulse der Auslöser für Innovationen. Die damit verbundenen Rückkopplungsprozesse und der daraus folgende nicht lineare Verlauf sowie die verschiedenen Ursprünge von Innovationen sind Gegenstand des nicht linearen, interaktiven Innovationsmodells.
2.3.2 Das nicht lineare Innovationsmodell
Die weitaus meisten technologischen Innovationen entstehen in einem kontinuierlichen und oft systematisch organisierten Prozess der schrittweisen Verbesserungen; zudem erfordern sie ein immer höheres Maß an komplexem Wissen. Im Laufe des Innovationsprozesses müssen Erkenntnisse aus verschiedensten Fachgebieten kombiniert werden (Altenburg, 2003, S. 67). Solch ein Prozess erfordert vielfältige Interaktionen und die Adaption unternehmensexternen Wissens (Franke, 2002, S. 7). Das interaktive, nicht lineare Innovationsmodell versucht, diese Erfordernisse zu berücksichtigen (Abbildung 3).
Es unterscheidet sich im Wesentlichen in zwei Punkten vom traditionellen linearen Innovationsmodell. Innovationen müssen nicht notwendigerweise ihren Ausgangspunkt in der Wissenschaft und Forschung haben, ebenso können Kunden, Lieferanten oder Kooperationspartner entscheidende Impulse für Neuerungen geben und Innovationen initiieren. Daneben wird auch betont, dass Innovationsprozesse häufig durch vielfältige „feedback“-Schleifen und Interaktionen charakterisiert sind. Diese durchbrechen den linearen Ablauf, sodass Informations- und Wissensströme zwischen den verschiedenen Phasen der Innovation verlaufen. (Maier et al, 2006, S. 110; Franke, 2002, S. 5).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Maier et al, 2006, S. 111
Die Innovationstätigkeit ist hier ein arbeitsteiliger Prozess. Interaktionen und die Absorption unternehmensexternen Wissens sind erfolgsentscheidende Einflussfaktoren (Franke, 2002, S. 7). Dabei müssen verschiedene Arten von Wissen unterschieden werden, welche über unterschiedliche Wege weitergegeben werden.
Wissen lässt sich in die zwei Formen explizites, kodifiziertes Wissen und implizites, stilles Wissen einteilen (Tabelle 1). Kodifiziertes Wissen ist Wissen, das in Form von Regeln oder Formeln niedergeschrieben ist. Es kann leicht weitergegeben werden und ist prinzipiell überall verfügbar. Implizites, stillschweigendes Wissen ist dagegen an Personen gebunden, sein Erwerb ist oftmals mit einem zeitaufwendigen Lernprozess verbunden (Böhn, 2006, S. 28; Bathelt, Glückler, 2003, S. 57).
Tabelle 1: Unterscheidung von Wissen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: verändert nach Maier et al, 2006, S. 112
Welche Rolle spielen diese beiden Arten von Wissen nun für das räumliche Umfeld von Unternehmen? Während explizites Wissen in Form von Publikationen auch über größere Entfernung schnell und problemlos weitergegeben werden kann, ist die Weitergabe von impliziten Wissen an soziale Interaktion gebunden (Böhn, 2006, S. 29). Insbesondere innerhalb eines Unternehmens neue gewonnene Erkenntnisse haben zunächst oft die Eigenschaften von impliziten, nicht kodifizierten Wissen, dessen Weitergabe an andere Unternehmen noch recht begrenzt ist. (Schamp, 2000, S. 20). Die Übertragung solcher Erkenntnisse ist zunächst auf direkte Austauschprozesse wie Beobachtung, Nachahmung oder direkte (face-to-face) Kontakte beschränkt. Diese Beschränkung begründet zugleich die Notwendigkeit geografischer Nähe zwischen den Beteiligten (Schamp, 2000, S. 21; Koschatzky, 2001, S. 60). Unternehmen innerhalb einer Unternehmensballung haben die Möglichkeit, dieses Wissen durch Beobachtung bzw. Nachahmung oder soziale Kontakte schneller als weiter entfernte Wettbewerber zu adaptieren und sich damit diesen gegenüber einen Vorteil zu sichern (vgl. Altenburger, 2003, S. 66; Wrobel, 2009, S. 93).
2.4 Cluster, Innovationen und Wissen
Worin besteht nun der Zusammenhang zwischen Clustern und Innovationen? Tichy beschreibt den Zusammenhang zwischen Cluster und Innovationsgeschehen wie folgt: „Die Bedeutung des Clusters ist unter Innovationsaspekten darin zu sehen, dass die Innovation in einem evolutionären, nicht linearen und interaktiven Prozess zwischen der Firma und ihrer Umwelt abläuft.“ (Tichy, 2001, S. 186). Die postfordistische[1] Produktionsweise mit stark spezialisierten Unternehmen und geringen Fertigungstiefen sowie die zunehmende Komplexität der Technikentwicklung führte dazu, dass die Unternehmen im Innovationsprozess immer stärker auf externe Informations- und Wissensquellen angewiesen waren (vgl. Schätzl, 2003, S. 227). Räumliche Nähe zwischen den Beteiligten erleichtert die Kommunikation und fördert damit auch den Innovationsprozess (vgl. Altenburg, 2003, S. 67; Koschatzky, 2001, S. 60). Besonders das in seiner Weitergabe beschränkte sogenannte implizite, nicht kodifizierte Wissen steht in einem engen Zusammenhang zu Innovationen (Tichy, 2001, S. 185; Koschatzky; 2001, S. 60). Seine Weitergabe und damit der Innovationsprozess können erheblich von Clusterstrukturen profitieren (Wrobel, 2009, S. 93).
3 Das Clusterkonzept
Das Clusterkonzept steht in einer langen Reihe von Konzepten und Theorien, welche Branchenkonzentrationen zum Gegenstand haben. Das Phänomen der räumlichen Konzentration von Unternehmen einer Branche wird bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts beobachtet und untersucht. So beschrieb der britische Ökonom Alfred Marshall Ende des 19. Jahrhunderts räumliche Konzentrationen von Unternehmen der gleichen oder verwandter Branchen der Messerwarenindustrie in Solingen und Remscheid sowie der Wollwarenherstellung in Lancashire (Kiese, 2008a, S. 9).
Der ab den 1970er-Jahren einsetzende Strukturwandel bedeutete für Wirtschaft und Gesellschaft eine massive Umbruchphase und war mit tief greifenden Veränderungen in der verarbeitenden Industrie verbunden, insbesondere im Bereich der Produktions- und Arbeitsorganisation. (Lowey, 1999, S. 45; Schätzl, 2003, S. 224). War der Fordismus durch Massenproduktion, fragmentierte und spezialisierte Arbeitsprozesse und eine zentralisierte Produktion in Großunternehmen gekennzeichnet, verschob sich der Schwerpunkt in Richtung einer flexiblen postfordistischen Produktion (Lowey, 1999, S. 45). Anstelle einer umfassenden vertikalen Integration wurde nun die vertikale Desintegration und die Konzentration auf die jeweiligen unternehmerischen Kernkompetenzen angestrebt (Wrobel, 2009, S. 88; Lowey, 1999, S. 45). Damit einher ging eine geringe Fertigungstiefe innerhalb der Unternehmen und kleinere Lagerbestände (Schätzl, 2003, S. 225). Die Krise der fordistischen Massenproduktion und der damit einhergehende Strukturwandel führte zu einer Wiederbelebung der Überlegungen von Marshall. In der Folge entstanden in den verschiedenen Fachrichtungen eine Vielzahl von Konzepten (Thomi, Sternberg, 2008, S. 73). Auch in der Wirtschaftsgeografie wurde Marshall wieder aufgegriffen, um lokale Spezialisierung, räumliche Agglomerationen und regionale Entwicklung zu untersuchen und die dahinter stehenden ökonomischen, sozialen und institutionellen Prozesse zu identifizieren (Martin, Sunley, 2003, S. 8). Im Zentrum stand dabei die Erkenntnis um die positive Wirkung von neuem Wissen und den daraus entstehenden Innovationen, welche die internationale Konkurrenzfähigkeit und das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft befördern können (Thomi, Sternberg, 2008, S. 73). Wissen und Interaktionen in räumlicher Nähe kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da diese Innovationen in besonderem Maße stimulieren können (Kiese 2008a, S. 10; Koschatzky, 2001, S. 62).
Ein funktionierender Cluster kann als Substitut der hierarchisch organisierten fordistischen Großunternehmen gesehen werden, die nahezu alle Zwischenprodukte selbst erzeugten. Sie wurden oftmals durch kleinere, stärker arbeitsteilig spezialisierte Firmen verdrängt (Tichy, 2001, S. 184). Diese Art der Produktion erforderte in hohem Maße eine zuverlässige Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Unternehmen. Entscheidend für den Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und ihrer Produktionsorganisation ist eine enge und zuverlässige Zusammenarbeit mit externen Einrichtungen und Zulieferern (vgl. Schätzl, 2003, S. 224, Lowey, 1999, S. 45).
3.1 Industrielle Cluster
Der US-Wirtschaftswissenschaftler Michael E. Porter formulierte im Jahr 1990 ein branchenbasiertes Konzept zur Erklärung von Unterschieden in der Wettbewerbsfähigkeit von Ländern (Henn, 2006, S. 33). Im Mittelpunkt steht dabei nicht die Konzentration einer einzelnen Industrie, vielmehr die Externalitäten zwischen verschiedenen Industriezweigen (Porter, 2001, S. 144). Porter argumentierte, dass das nationale Umfeld die Wettbewerbsbedingungen maßgeblich beeinflusst (Bathelt, Depner, 2003, S. 133). Den Mittelpunkt seiner Arbeit bildet dabei die Antwort auf die Frage nach den Faktoren, welche es den Unternehmen eines Landes ermöglichen, in einzelnen Bereichen und Branchen erfolgreich mit ausländischen Wettbewerben zu konkurrieren (Porter, 1991, S. 29). Auf Grundlage eines umfangreichen Vergleiches einer Vielzahl von Ländern (van der Linde, 1992, S. 13) kam Porter zu dem Ergebnis, dass der Erfolg in vier verschiedenen Eigenschaften begründet sei. Dabei handelt es sich um (van der Linde, 1992, S. 27 ff.; Porter, 1991, S. 91 ff.):
Faktorbedingungen: Der Begriff Faktor bezieht sich nicht nur auf die allgemeinen Produktionsfaktoren wie Arbeit oder Kapital, er umfasst vielmehr auch Begriffe wie Informationen und Forschungseinrichtungen. Wichtig sind hier insbesondere Qualität und Quantität der Faktoren, welche für den Wettbewerb in einer Branche erforderlich sind. Die bloße Verfügbarkeit der Faktoren reicht dabei nicht aus, ebenso bedeutsam ist ihr produktiver Einsatz. Im Gegensatz zur traditionellen Standortlehre kann ein Faktornachteil auch eine positive Wirkung haben. Ein Mangel an Produktionsfaktoren kann sich zum Wettbewerbsvorteil entwickeln, wenn er Anlass zur Entwicklung effizienterer Produktionsmethoden ist.
Nachfragebedingungen : Die Nachfragebedingungen sind von entscheidender Bedeutung, da sie Investitionen und Innovationen lenken. Nach Porter spielt hier vor allem die Inlandsnachfrage eine bedeutende Rolle, da sie frühzeitig ein Bild der Käuferbedürfnisse vermittelt. Dieses kann im weiteren Verlauf Ausgangspunkt einer Spezialisierung sein, wodurch der Inlandsmarkt eine wichtige Voraussetzung für die Internationalisierung einer Branche bildet. Drei Aspekte der Inlandsnachfrage sind dabei insbesondere von Bedeutung: ihre Zusammensetzung, ihre Größe und die W achstumsentwicklung.
Verwandte und unterstützende Branchen: Durch diese können Kosten-, Koordinations- und Verflechtungsvorteile entstehen. So können enge Beziehungen zwischen Produzenten und Zulieferern Innovationsprozesse angestoßen werden, welche auch in verwandten Branchen zur Entstehung komplementärer Effekte führen.
Unternehmensstrategie und -struktur, Inlandswettbewerb: Hierzu gehören die Bedingungen unter den Unternehmen entstehen, organisiert und geführt werden sowie die Intensität des Wettbewerbes. Starke Konkurrenz übt auf die Unternehmen einer Branche großen Druck, durch ständige Verbesserungen und Innovationen ihre Stellung am Markt zu behaupten und fortwährend nach neuen Märkten zu streben, aus.
Diese vier Eigenschaften bilden zusammen den sogenannten Porter’schen Diamanten (Abbildung 4), ein komplexes dynamisches System, innerhalb dessen sie sich gegenseitig beeinflussen und verstärken (Porter, 1991, S. 96).
Der Diamant zeigt, wie der Standort den Wettbewerb durch diese vier Faktoren beeinflusst (Porter, 2000a, S. 19). Die Wirkung der einzelnen Bestimmungsfaktoren hängt dabei auch vom Zustand der übrigen ab; räumliche Nähe verstärkt ihren Einfluss und wechselseitigen Zusammenhang (Porter, 1991, S. 155 und S. 179). Letzteres unterstreicht die Rolle geografischer Konzentrationen und ist besonders aus raumwissenschaftlicher Sicht von Bedeutung (Henn, 2006, S. 35). Darüber hinaus nennt Porter zwei weitere Einflussfaktoren (Porter, 1991, S. 148 und S. 150). Zum einem ist dies der Staat aufgrund seiner Subventions-, Bildungs-, Forschungs- und Technologiepolitik, zum anderen sind es Zufälle, die durch Kriege, Naturkatastrophen und andere historische Ereignisse bedingt sind. Diese finden aber keinen gleichberechtigten Eingang in seine Analyse, was Anlass zur Kritik gibt und besonders der Rolle des Staates nicht gerecht wird (vgl. Kap. 3.1.2) (Bathelt, Glückler, 2003, S. 150).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: verwandte Faktoren der Wettbewerbsfähigkeit
Quelle: Darstellung nach Porter, 1991, S. 151
Nach Porters Konzept haben Länder mit hoher Wahrscheinlichkeit in Branchen Erfolg, in denen sie über Vorteile im Diamanten verfügen (Porter, 1991, S. 198). Dabei handelt es sich aber nicht um einzelne Branchen, vielmehr betont Porter, dass die Länder internationale Wettbewerbsfähigkeit in Clustern, d. h. in Bündeln durch enge vertikale und horizontale Produktionsbeziehungen miteinander verknüpfter Branchen erzielen (Porter, 1991, S. 97). Porter definiert Cluster wie folgt:
„A cluster is a geographically proximate group of interconnected companies and associated institutions in a particular field, linked by commonalities and complementarities. ” (Porter, 2000a, S. 6)
Diese Definition nennt die wesentlichen Merkmale eines Cluster. Demnach umfasst ein Cluster eine ganze Reihe miteinander verbundener Unternehmen und Institutionen, die einen gemeinsamen Bezug haben und sich darüber hinaus in räumlicher Nähe zueinander befinden (vgl. Martin, Sunley, 2003, S. 10). Neben Porters Definition gibt es eine Vielzahl weiterer Definitionen (vgl. ebd., S. 12). Konsens ist aber, dass die Unternehmen eines Clusters einen gemeinsamen ökonomischen Bezug haben und untereinander verflochten sind (Thomi, Sternberg, 2008, S. 74).
Der funktionale Umfang eines Clusters reicht über die Vertriebskanäle abwärts bis zu den Kunden. Er schließt auch Hersteller komplementärer Produkte bzw. Unternehmen anderer Branchen ein, welche ähnliche Fertigkeiten, Techniken oder Produktionsfaktoren besitzen bzw. nutzen (Porter, 1998, S. 78). Darüber hinaus sind neben den Unternehmen auch Behörden und andere Organisationen wie Universitäten, normsetzende Instanzen, Berufsausbildungsstätten und Unternehmensverbände in den Cluster eingebunden. Ihre Aufgaben liegen zumeist in den Bereichen der Aus- und Fortbildung, der Forschung, der technischen Unterstützung oder vergleichbaren Tätigkeiten (ebd.). Die Grenzen eines Clusters werden durch seine für den Wettbewerb relevanten branchen- und institutionsübergreifenden Verbindungen und Ergänzungen definiert (ebd., S. 79, vgl. Porter, 2000a, S. 17), weswegen Cluster nur selten den üblichen Branchenklassifizierungen entsprechen werden (vgl. Porter, 1998, S. 79). Diese Spannweite über mehrere Branchen ist für die Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit des Clusters bzw. seiner Unternehmen entscheidend, da hierdurch Vorteile in Form von Externalitäten oder Spill-over-Effekten entstehen (vgl. Porter, 2003, S. 562; Porter, 2000b, S. 259) (vgl. Kap. 2.1). Die räumliche Ausdehnung eines Clusters steht in einem engen Zusammenhang zur Reichweite der positiven Effekte und kann nach Porter von einer einzelnen Stadt über eine Region bis hin zu einem Nationalstaat reichen (Porter, 2000a, S. 16 und 18). Diese räumliche Beliebigkeit wurde oft kritisiert.
Die staatliche Ebene stand zunächst im Fokus von Porters Arbeit (vgl. Porter 1991). Unter der Annahme, dass die Entwicklung einer Volkswirtschaft ein Konglomerat der unterschiedlichen regionalwirtschaftlichen Niveaus darstellt, bezog er später die regionale Ebene in seine Überlegungen ein (vgl. Porter, 2003, S. 571; Bathelt, Depner, 2003, S. 134). Eine endgültige Festlegung auf eine räumliche Ebene wird von Porter vermieden (Kiese, 2008a, S. 10).
3.1.1 Vorteile für Unternehmen
Die Bedeutung eines Clusters für Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit seiner Akteure resultiert aus den externen Effekten in den Bereichen Technologie, Fertigkeiten, Wissen und Produktionsfaktoren (Porter, 2003, S. 562). Der Cluster ermöglicht den Unternehmen, „Vorteile zu genießen, als ob sie selbst größer wären oder sich mit anderen verbunden hätten - ohne ihre Flexibilität aufgeben zu müssen“ (Porter, 1998, S. 81). Die in ihm eingebunden Unternehmen haben einen verbesserten Zugang zu Arbeitskräften, Technologien, Informationen und Produktionsfaktoren, zugleich erleichtert die räumliche Nähe materielle und immaterielle Transaktionen (Porter, 2001, S. 140). Die Teilhabe an einem Cluster stellt für ein Unternehmen eine Alternative zur vertikalen Integration oder streng formalisierten Beziehungen mit anderen Unternehmen dar. Im Gegensatz zu diesen sind die Verflechtungen innerhalb eines Clusters flexibler und mit geringeren Transaktionskosten verbunden (vgl. Porter, 2000b, S. 260). Ein Cluster erleichtert nicht nur Transaktionen und Kooperationen, er unterstützt in horizontaler Richtung auch den Wettbewerb um Kunden und Märkte. Die Teilhabe an einem Cluster erleichtert die Beobachtung und den Vergleich mit anderen Konkurrenten. Dies kann eigene Schwächen offenbaren und Impulse für Verbesserungen und Neuentwicklungen geben (ebd., S. 262). Ermöglicht wird das Nebeneinander von Kooperationen und Transaktionen auf der einen sowie Wettbewerb auf der anderen Seite, weil diese auf unterschiedlichen Ebenen und zwischen unterschiedlichen Akteuren stattfinden (Porter, 1998, S. 79). Nicht zuletzt können Konkurrenz und Kooperation innerhalb eines Clusters Innovationsvorteile darstellen. Das Erkennen von Innovationsmöglichkeiten und ihre Durchführung bzw. Kommerzialisierung wird wesentlich erleichtert. Firmen an weiterentfernten Standorten müssen im Vergleich dazu einen ungleich höheren Aufwand sowohl beim Erwerb als auch bei der Generierung von Informationen bzw. Wissen betreiben (Porter, 1998, S. 83; Porter, 2000b, S. 261). Ebenso fördert ein bestehender Cluster weitere Unternehmensgründungen: Zum einen sind Marktchancen für neue Produkte und Dienstleistungen leichter zu erkennen, zum anderen bieten sich aufgrund der Unternehmenskonzentration mehr potenzielle Geschäftsmöglichkeiten an. Des Weiteren ist die Beschaffung notwendige Anlagen, Fertigkeiten, Mitarbeiter und Vorleistungen wesentlicher einfacher (Porter, 1998, S. 84). All diese Faktoren verringern die Anfangsschwierigkeiten neuer Unternehmen und können sich somit positiv auf das Gründungsgeschehen auswirken. Letzteres verändert zudem sowohl die räumlichen als auch funktionalen Grenzen des Clusters (Porter, 2000a, S. 25).
3.1.2 Kritik an Porters Clusterkonzept und dessen Weiterentwicklung
Mit Blick auf die Erläuterung zum Zustandekommen von Innovationen und der Weitergabe von Wissen sowie der Transaktionskosten senkenden Wirkung institutioneller Aspekte (vgl. Kap. 2.2, 2.3) wird deutlich, dass Porters Clusterkonzept in diesen Bereichen einige Defizite aufweist und diese Punkte nur unzureichend berücksichtigt.
Auch wenn das Clusterkonzept seit seiner Vorstellung sehr erfolgreich war und überraschend schnell Eingang in die Praxis gefunden hat, so ist es nicht frei von Kritik (vgl. Bathelt, Dewald, 2008, S. 163). Während die Faktordominanz in den Augen der Kritiker dem evolutionären Entwicklungsprozess eines Clusters nicht gerecht wird, steht die untergeordnete Rolle des Staates (Abbildung 4) für eine nur unzureichende Einbindung von Institutionen. Gerade dem Staat kommt dabei eine zentrale Bedeutung bei der Definierung der institutionellen Bedingungen des Arbeits- und Produktionsprozesses zu (ebd., S. 172). Ebenso werden Institutionen und soziale Prozesse in dem Konzept unterbewertet (Bathelt, Depner, 2003, S. 134). Erst in jüngeren Arbeiten geht auch Porter stärker auf institutionelle Zusammenhänge, Netzwerkbeziehungen und Entwicklungsprozesse ein (Bathelt, Depner, 2003, S. 134). Kritisiert wird auch, dass Porter der Konkurrenz und dem Wettbewerb große Bedeutung beimisst; Kooperationen - besonders im Bereich Forschung und Entwicklung - dagegen aber eher als nachteilig betrachtet (vgl. Porter, 1991, S. 141 ff. und S. 653 ff.; Bruch-Krumbein, Hochmuth, 2000, S. 27). Gerade Letzteres ist dabei kritisch zu betrachten, da vor allem kleine und mittlere Unternehmen große Entwicklungsvorhaben nicht in Konkurrenz zueinander, sondern meist nur in Kooperation bewältigen können.
Oftmals kritisiert wurde die nur unzureichend herausgearbeitete sektorale und räumliche Abgrenzung eines Clusters (Martin, Sunley, 2003, S. 10). Zum einen stellt sich die Frage, wie stark Verbindungen sein müssen, um als sektorale Abgrenzung dienen zu können (vgl. Porter, 1998, S. 79), zum anderen ist auch der Begriff der räumlichen Nähe kritisch zu hinterfragen (Martin, Sunley, 2003, S. 11). Porter selbst spricht davon, dass Cluster auf den verschiedensten räumlichen Maßstabsebenen anzutreffen sind (vgl. Porter, 2000a, S. 18). Hier kann von einer regelrechten Beliebigkeit der räumlichen Dimension gesprochen werden (Kiese, 2008a, S. 10). Diese reicht von dem eng umgrenzten Gebiet einer Stadt bis über nationalstaatliche Grenzen hinaus, insbesondere Letzteres ist mit dem Begriff der räumlichen Nähe kaum noch zu vereinbaren (BruchKrumbein, Hochmuth, 2000, S. 26). Die Annahme, dass dieselben Externalitäten und Verflechtungen, welche einen Cluster verkörpern, in verschiedenen räumlichen Ebenen arbeiten, ist problematisch. Dies würde bedeuten, dass Clusterprozesse maß stabsunabhängig sind (Martin, Sunley, 2003, S. 11). Mit Blick auf die Bedeutung von räumlicher Nähe für Agglomerationen und den mit ihnen verbundenen Externalitäten erscheint dieses aber zu Recht fraglich (vgl. Kap. 2.1).
Ebenso wird der Zusammenhang zwischen unterschiedlichen räumlichen und nicht räumlichen Bezugsrahmen und den vier Faktoren des Porter’schen Diamanten (Abbildung 4) kritisch gesehen. Porter bezog sich zunächst auf die Erklärung nationaler Wettbewerbsvorteile und untersuchte demzufolge die Gunstfaktoren für nationale Cluster (vgl. Porter, 1991). Allerdings variieren die von ihm identifizierten Faktoren keineswegs nur auf nationalstaatlicher Ebene, bestimmte Produktionsbedingungen verändern sich bereits auf regionaler Ebene sehr stark. Dagegen ist der Faktor Unternehmensstrategie und -struktur, statt auf einer räumlichen Ebene, eher auf einer betrieblichen Ebene zu verorten (Bathelt, Depner, 2003, S. 134). Zudem hat Porters Ansatz die Tendenz, Cluster als isolierte Inseln innerhalb der Wirtschaft zu betrachten, der wirtschaftlicher Erfolg wird durch die Struktur regionaler Verflechtungsbeziehungen zwischen den Unternehmen erklärt; externe Beziehungen werden jedoch vernachlässigt (Bathelt, Zeng, 2005, S. 3; Martin, Sunley, 2003, S. 18). Auch müssen nicht alle Firmen einer Branche in einem Cluster eingebunden sein, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein (Martin, Sunley, 2003, S. 18). Zahlreiche Beispiele aus der Praxis belegen, dass die Existenz eines oder mehrerer Cluster weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung für eine überdurchschnittlich positive Regionalentwicklung darstellt (Sternberg et al., 2004, S. 165).
3.2 Das mehrdimensionale Clusterkonzept
Ausgehend von der Kritik am Konzept Porters wurde ein mehrdimensionales Clustermodell entwickelt (Henn, 2006, S. 50). Geprägt wird das multidimensionale Clusterkonzept durch fünf Dimensionen. Es werden eine horizontale, vertikale, institutionelle, externe und machtmäßige Clusterdimension unterschieden (Abbildung 5) (Bathelt, Zeng, 2005, S. 3). Bereits Porter hat zwischen der vertikalen und horizontalen Dimension eines Clusters unterschieden (vgl. Porter, 1998, S. 79). In der Praxis finden sich zahlreiche Agglomerationen, welche von ökonomischer Stagnation oder gar Rückgang gekennzeichnet sind, obwohl beide Dimensionen ausreichend entwickelt sind (Bathelt, 2005, S. 205). Die bloße Existenz einer vertikalen und horizontalen Dimension ist offenbar nicht genug, um wettbewerbsfähige und wachstumsstarke Unternehmensballungen zu begründen (ebd.). Hier setzt das mehrdimensionale Clustermodell an: Es basiert darauf, innerhalb regionaler Branchenverdichtungen, Wirkungszusammenhänge aus den materiellen und sozialen Beziehungen (Hervorhebung im Original) zwischen den Akteuren in Unternehmen und unterstützenden Organisationen abzuleiten (Bathelt, Dewald, 2008, S. 165).
Ein Cluster wird hierfür als regionale Ballung von Unternehmen einer Wertschöpfungskette einschließlich ihrer unterstützenden Branchen und Infrastruktur verstanden, die durch handelbare und/oder nicht handelbare Interdependenzen in enger Beziehung miteinander stehen (Bathelt, 2004a, S. 96). Ziel des multidimensionalen Clustermodells ist es, den Prozess der Entstehung, des Wachstums und der Reproduktion von Clustern besser als im ursprünglichen Konzept Porters darzustellen (Bathelt, Zeng, 2005, S. 2). Hierfür werden neben den ökonomischen Verflechtungsbeziehungen auch die Reproduktion und Akquisition von Wissen in das Konzept einbezogen (Bathelt, Dewald, 2008, S. 165).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: das mehrdimensionale Clusterkonzept Quelle: Bathelt, Zeng, 2005, S. 3
3.2.1 Die vertikale Clusterdimension
Die vertikale Dimension wird durch komplementäre Unternehmen gebildet, die durch ein Netzwerk von Zuliefer-, Dienstleister- und Kundenbeziehungen miteinander verflochten sind (Bathelt, Jentsch, 2002, S. 35). Diese Dimension ist für die Entstehung und ein anhaltendes Wachstum des Clusters von zentraler Bedeutung. Je stärker die Arbeitsteilung innerhalb der Wertschöpfungskette des Clusters ist, umso größer ist der Ansiedlungsanreiz für weitere Unternehmen. Außerdem geht eine zunehmende Arbeitsteilung oftmals auch mit dem Wachstum an Wissen im Cluster insgesamt einher (Maskell, 2001, S. 931; Steinle, Schiele, 2002, S. 852; Bathelt, Glückler, 2003, S. 213). Die Existenz eines spezialisierten Industrieclusters stellt für entsprechend ausgerichtete Zulieferer, Dienstleister und Abnehmer einen starken Anreiz dar, sich ebenfalls in der Umgebung anzusiedeln, um durch die räumliche Nähe Wettbewerbsvorteile durch niedrige Transaktions- und Transportkosten oder durch die Realisierung von Skaleneffekten zu erzielen (Bathelt, Jentsch, 2002, S. 35). Darüber hinaus ergibt sich durch die Einbindung in den Cluster die Möglichkeit der Teilhabe an interaktiven Lernprozessen, technologischen Spill-over-Effekten und unternehmensübergreifender Kommunikation. Besonders hochkomplexe Innovationsprozesse profitieren von solchen Interaktionen und Lernprozessen zwischen Produzenten und ihren Zulieferern und Abnehmern (vgl. u. a. Bathelt, 2004b, S. 154).
3.2.2 Die horizontale Clusterdimension
Die horizontale Dimension umfasst Unternehmen, die ähnliche Güter herstellen und miteinander im Wettbewerb stehen (Bathelt, Jentsch, 2002, S. 34). Wie die vertikale Dimension ist sie ebenfalls von großer Bedeutung für die Entstehung eines Clusters. Darüber hinaus hat sie wesentlichen Einfluss auf dessen Spezialisierung, da der Wettbewerb wesentliche Impulse für Innovation und Produktdifferenzierung liefert (ebd.). Im Gegensatz zur vertikalen Dimension zählen Austauschbeziehungen oder enge Kontakte nicht zu ihren herausragenden Merkmalen, vielmehr profitieren die Unternehmen von der Ko-Präsenz, da sie dadurch stets über die Produktionsbedingungen und Produkte ihrer Konkurrenten informiert sind (Bathelt, Glückler, 2003, S. 212). Beobachtung und Vergleich der Leistungen von Konkurrenten unter den gleichen Standortbedingungen offenbaren eigene Stärken und Schwächen und liefern somit Impulse für Lern- und Verbesserungsprozesse, welche in Innovationen münden können und die Variationen und die Vielfalt des Clusters vergrößern (Maske ll, 2001, S. 929; Bathelt, Glückler, 2003, S. 212). Durch diese Spezialisierung können sich die Beziehungen zwischen den Unternehmen allmählich von der horizontalen in die vertikale Dimension verschieben (Maskell, 2001, S. 931).
3.2.3 Die institutionelle Clusterdimension
Porter hat ebenfalls von der horizontalen und vertikalen Ebene eines Clusters gesprochen, die Bedingungen für deren fortwährendes Wachstum aber nicht weiter vertieft (Martin, Sunley, 2003, S. 14). Grundlage eines anhaltenden Wachstums der vertikalen und horizontalen Dimensionen sind spezifische Institutionen, welche die institutionelle Dimension eines Clusters bilden (Malmberg, Maskell, 2002, S. 444; Bathe lt, Zeng, 2005, S. 2). Diese werden in der institutionellen Dimension thematisiert. Sie hat das spezifische Normen- und Regelsystem innerhalb eines Clusters zum Gegenstand, welches das Resultat gleicher oder ähnlicher Einstellungen und Werte, fester Beziehungen und Konventionen sowie gegenseitigen Vertrauens der Akteure ist (Sternberg, 2005, S. 131).
3.2.3.1 Der Begriff der Institution
Für die weitere Arbeit ist es notwendig, den Begriff der Institution näher zu erläutern. Institutionen stellen Formen bewusst gestalteter oder ungeplant entstandener stabiler und dauerhafter Regeln und Muster sozialer sowie ökonomischer Beziehungen dar (Staudacher, 2005, S. 56). Sie können in formelle und informelle Institutionen unterteilt werden. Die informelle Ebene umfasst in der Handlungspraxis entstandene Regeln, Normen, Konventionen, Gewohnheiten und Traditionen, die von den Akteuren wechselseitig anerkannt und reproduziert werden (Bathelt, Glückler, 2003, S. 29; Schamp, 2002, S. 47). Dazu gehören bspw. auf Vertrauen begründete Kooperationen ohne vertragliche Regelungen oder der verbindliche Abschluss eines Kaufvertrages durch Handschlag. Formelle Institutionen sind dagegen die festgeschriebenen Formen dauerhaft geregelter Transaktionsbeziehungen wie Arbeitsverträge oder Gesetze. Sie stellen allgemeingültige Handlungsvorschriften dar, welche für die Beteiligten Erwartungssicherheit schaffen (ebd.).
Organisationen wie Universitäten oder Verwaltungen werden von verschiedenen Autoren nicht als Institutionen betrachtet, obwohl in der Praxis diese Begriffe vermischt werden (vgl. Staudacher, 2005, S. 56; Henn, 2006, S. 52). Hier wird der Begriff Institution auf formelle Regeln beschränkt (ebd.). Vergleichbaren Arbeiten entsprechend, werden in der vorliegenden Diplomarbeit auch Organisationen zu den formellen Institutionen gezählt (vgl. Henn, 2006, S. 52).
Institutionen haben vielfältige Funktionen für Kommunikation und Wechselbeziehungen zwischen den Akteuren eines Clusters. Sie sind eine wesentliche Voraussetzung für soziale und ökonomische Beziehungen aller Art; die arbeitsteilige Organisation einer Wertschöpfungskette oder eines Innovationsprozesses wird durch sie erleichtert oder wenn nicht sogar erst ermöglicht (vgl. Bathelt, Glückler, 2003, S. 29; Lowey, 1999, S. 71). Institutionen erleichtern Planung und Koordination der Interaktionen und Austauschprozesse, sie bestimmen die Höhe der Transaktionskosten, indem sie opportunistisches Verhalten sanktionieren. Sie reduzieren damit Unsicherheiten und steigern die Erwartungssicherheit, wodurch vertrauensbasierte Beziehungen ermöglicht werden (Moßig, 2001, S. 152; Malmberg, Maskell, 2002, S. 434; Bathelt, Depner, 2003, S. 132).
Das institutionelle Umfeld wirkt aber nicht nur auf die direkten Partner einer Beziehung; die Beziehungen und Erfahrungen der Akteure beeinflussen sich auch indirekt. Erworbene Reputation kann somit auch Interaktionen mit neuen Partnern von Beginn an mit einem gewissen Vertrauensvorschuss versehen. Vertrauensverluste durch opportunistisches Verhalten wirken sich dagegen auch gegenüber unbeteiligten Akteuren aus und können zu Sanktionen durch Dritte führen (vgl. Steinle, Schiele, 2002, S. 851; Bathelt, Glückler, 2003, S. 161). Die institutionelle Dimension hat somit entscheidende Bedeutung für die Verflechtungen innerhalb eines Clusters, diese werden durch sie gegenüber den Verbindungen zu anderen externen Partnern aufgewertet oder sogar im Angesicht des Make-or-buy-Problems der Unternehmen erst ermöglicht (Malmberg, Maskell, 2002, S. 434). Ihre Planung und Koordinierung wird durch ein Netz allgemein anerkannter Regeln und Normen erleichtert, was insbesondere das Entstehen einer intensiven Arbeitsteilung und damit das Wachstum der vertikalen Dimension ermöglicht (vgl. Moßig, 2006, S. 68).
Der durch ein dichtes Netz formeller und informeller Institutionen gebildete Rahmen begünstigt innerhalb des Clusters weiterhin die Herausbildung ständiger Informationsflüsse sowie deren Verwertung und Anwendung (Malmberg, Maskell, 2002, S. 434; Bathelt, Dewald, 2008, S. 175). Dieser stetige Fluss an Informationen wird als „buzz“ oder lokales „Rauschen“ bezeichnet.
3.2.3.1 Das lokale Rauschen
Bereits Marshall erkannte, dass die Informationsflüsse innerhalb einer Agglomeration einen Standortvorteil darstellen, er bezeichnete dieses als „industrielle Atmosphäre“ (Bathelt et al., 2004, S. 37). Aktuell hat sich der Begriff „buzz“ oder lokales „Rauschen“ eingebürgert. Er bezeichnet die „Informations- und Kommunikationsökologie“, die durch regelmäßige Face-to-Face-Kontakte und die Kommunikation der Akteure einer Wertschöpfungskette an einem Ort geschaffen wird (Bathelt, 2004a, S. 97). Der Vorteil des lokalen Rauschens ergibt sich daraus, dass ein Unternehmen keine spezifischen Investitionen tätigen muss, um daran partizipieren zu können. Vielmehr erhalten Akteure, die in die sozialen und ökonomischen Prozesse des Clusters eingebunden sind, einen nahezu automatischen Zugang zu diesem (ebd., S. 98). Informationen werden in vielfältiger Weise durch geplante und ungeplante Treffen ausgetauscht. Dabei kann es sich bspw. um Verhandlungen mit Zulieferern oder Kunden oder spezifische Veranstaltungen bestimmter Branchen handeln (Wrobel, 2009, S. 97). Besonders die horizontale Dimension eines Clusters kann - mangels Austauschbeziehungen oder enger Kontakte - von den geplanten und ungeplanten Informationsflüssen des lokalen Rauschens profitieren (Bathelt, Zeng, 2005, S. 2).
3.2.4 Die Machtdimension eines Clusters
Die Machtdimension hat die hierarchischen Beziehungen zwischen den Akteuren eines Clusters zum Inhalt (Bathelt, Jentsch, 2002, S. 38). Durch die tägliche Praxis der Interaktion zwischen den Unternehmen kann sich ein konsistentes Geflecht von Machtbeziehungen entwickeln, welches dazu führt, dass die Unternehmen in einem Cluster kohärent auf Änderungen von Märkten und Technologien reagieren (Bathelt, Zeng, 2005, S. 2). Dieses ist möglich, wenn es einzelnen Unternehmen des Clusters gelingt, andere durch die Nutzung bestehende Machtverhältnisse für gemeinsame Aktionen zu gewinnen oder in Entwicklungsvorhaben einzubinden (Bathelt, Dewald, 2008, S. 175). So können vergleichsweise große Unternehmen gegenüber ihren Zulieferern in einer solchen Position sein und diese zur gemeinschaftlichen Adaption neuer externer Technologien und Methoden bewegen oder gemeinsame Innovationsvorhaben vorantreiben. Infolgedessen wird von einer externen Position statt einzelner Unternehmen der Cluster stärker als Einheit wahrgenommen. Nach außer wirkt solch ein Cluster größer als die Summe seiner Akteure (vgl. Porter, 2000a, S. 21), was wiederum seine Attraktivität als Standortraum für Unternehmen und spezialisierte Arbeitskräfte steigert (Bathelt, Dewald, 2008, S. 175).
3.2.5 Externe Dimension
Gegenstand der externen Clusterdimension sind Beziehungen zu außerhalb des Clusters gelegenen Akteuren (Bathelt, Dewald, 2008, S. 176). Extern ist dabei nicht nur in einem räumlichen, sondern auch in einem thematischen Sinne, als außerhalb der horizontalen, vertikalen und institutionellen Clusterdimension zu verstehen. So gelten Lokalisationsvorteile, die auf Branchenspezialisierungen beruhen, als weniger innovationsfördern als Urbanisationsvorteile, welche aus einer Branchendiversität hervorgehen (Fromhold- Eisebith, Eisebith, 2008, S. 85).
Porters Konzept birgt die Gefahr, Cluster als isolierte Inseln zu betrachten und ihre externen Verbindungen zu vernachlässigen (Kap. 3.1.2) (vgl. Bathelt, Zeng, 2005, S. 3; Martin, Sunley, 2003, S. 18). Cluster können aber nicht isoliert von ihrer Umgebung betrachtet werden; ihre Unternehmen sind auf externe Märkte und Technologien angewiesen. Für den Erfolg eines Clusters sind nicht nur die clusterinternen horizontalen und vertikalen Verflechtungen, sondern auch die Beziehungen der Unternehmen und Institutionen zu Akteuren außerhalb des Clusters relevant (Sternberg, 2005, S. 131). Aus diesem Grund benötigen Cluster ein gewisses Maß an Offenheit in Form externer Verbindungen, um dadurch neue Wachstums- und Innovationsimpulse aufzunehmen sowie neue Märkte erkennen und erschließen zu können (Bathelt, Jentsch, 2002, S. 38). Eine übermäßige Konzentration auf interne Verknüpfungen birgt dagegen die Gefahr eines Lock-ins (Bathelt, Glückler, 2003, S. 213). Hierbei kommt es zur Abschottung gegenüber externen Entwicklungen; neue Impulse werden nicht wahrgenommen oder in ihrer internen Verbreitung und Anwendung behindert (ebd.). Infolgedessen kommt es zu einer Homogenisierung des clusterinternen Pools an Wissen und Erfahrungen, was langfristig die Innovationsfähigkeit gefährdet (vgl. Tichy, 2001, S. 188; Wrobel, 2009, S. 96). Die Unternehmen verlieren den Anschluss an Märkte, Konkurrenten und Entwicklungen außerhalb des Clusters und büßen an Wettbewerbsfähigkeit ein, was auf Dauer den Fortbestand des Clusters gefährdet. Für die externen Verbindungen wurde der Begriff Pipelines geprägt, dieser soll im Folgenden erläutert werden.
3.2.5.1 Pipelines als externe Verbindungen
Pipelines sind translokale Verbindungen, die den Unternehmen Zugang zu externen Wissen verschaffen (Bathelt, 2004a, S. 99). Während die Wahrnehmung und Teilhabe am lokalen Rauschen nahezu automatisch erfolgt, müssen die Pipelines gezielt durch die Unternehmen aufgebaut werden, damit gehen Unsicherheiten und hohe Investitionskosten einher (ebd.). Im Ergebnis beschränken die mit ihnen verbundenen Kosten die Zahl der Pipelines, welche ein einzelnes Unternehmen betreiben kann (Wrobel, 2009, S. 97). Zur Vermeidung einer Selektion von externen Impulsen oder Informationen und allzu exklusiver und starrer externer Verbindungen (vgl. Bathelt, Dewald, 2008, S. 176) ist es notwendig, dass mehrere Unternehmen aus den unterschiedlichen Branchen eines Clusters solche Beziehungen zu externen Partnern unterhalten, um einen möglichst vielfältigen und umfangreichen Zufluss an externen Wissen und Impulsen zu erhalten. Ebenso profitiert die Qualität und Attraktivität des lokalen Rauschens von den externen Verbindungen, da durch sie ein ständiger Zufluss an externen Informationen erfolgt, welche die interne Kommunikation bereichern und zudem auch Unternehmen ohne eigene Pipelines in die Lage versetzen, an externe Informationen zu gelangen (Bathelt, 2004a, S. 100).
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Mischung interner und externer Verbindungen, damit Markt- und Technologieimpulse von außen in einen Unternehmenscluster gelangen können und durch interne Kommunikations- und Informationsflüsse eine wachstums- und innovationsinduzierende Wirkung entfalten (Bathelt, Jentsch, 2002, S. 57).
3.2.6 Beziehungen zwischen den Clusterdimensionen
Die einzelnen Clusterdimensionen sind voneinander abhängig. Insgesamt lassen sich zwischen den fünf Clusterdimensionen drei solcher sogenannten Trade-offs unterscheiden (Bathelt, 2004b, S. 151).
Horizontale und vertikale Dimension
Die vertikale Arbeitsteilung und die horizontale Differenzierung innerhalb eines Clusters können in Konkurrenz zueinander geraten, worunter langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Clusters und seiner Akteure leiden kann (Bathelt, 2004b, S. 153). Je tiefer die vertikale Arbeitsteilung ist, desto geringer werden gleichzeitig die Möglichkeiten zum Beobachten und Vergleichen auf horizontaler Ebene (Malmberg Maskell, 2002, S. 440). Ein solches Trade-off zwischen vertikaler und horizontaler Dimension lässt sich nur durch gleichmäßiges Wachstum der horizontalen und vertikalen Ebene des Clusters vermeiden (ebd.).
Institutionelle und externe Dimension
Um ein Maximum externer Wachstums- und Innovationsimpulse aufzunehmen, benötigt ein Cluster ein gewisses Maß an Offenheit (Bathelt, Jentsch, 2002, S. 38). Dabei besteht aber das Risiko, dass diese Verbindungen zu stark und für die einzelnen Akteure zu bedeutsam werden, sodass sie das Interesse an den regionalen Verflechtungen verlieren. Die durch die institutionelle Einbettung erzeugte Kohäsion zwischen den Clusterunternehmen würde geschwächt werden. Globale Pipelines würden beginnen, die internen Beziehungen zu überlagern, was die Intensität und die Qualität des lokalen Rauschens und damit auch die Attraktivität des Clusters vermindert (Bathe lt et al., 2004, S. 48). Dieses Problem wird aber angesichts der Kosten und des Aufwandes externer Verbindungen gegenüber dem lokalen Kommunikationsfluss als gering angesehen (ebd.). Während die Unternehmen nur eine beschränkte Zahl an Pipelines unterhalten können, erfolgt die Partizipation am lokalen Rauschen quasi automatisch.
Machtdimension
Ein drittes Trade-off findet sich innerhalb der Machtdimension. Hier besteht die Gefahr, dass die Unternehmen zu viel Vertrauen in gegebene Hierarchien entwickeln und sich bei strategischen Entscheidungen zu sehr auf die Kompetenzen und Fähigkeiten der dominierenden Akteure verlassen. Durch diese Leichtgläubigkeit oder blindes Vertrauen können Fehlentscheidungen hervorgerufen werden, welche dazu führen, dass entscheidende Entwicklungen verpasst werden und die Unternehmen an überkommenden Technologien festhalten; der Cluster würde dadurch in ein Lock-in geraten (Bathelt, Jentsch, 2002, S. 38).
3.3 Entstehung und Entwicklung eines Clusters
Die Darstellungen zum Clusterkonzept wären unvollständig, wenn nicht einige Theorien zur Formierung und Entwicklung von Clusterstrukturen vorgestellt werden würden. Zur Entstehung von Clusterstrukturen gibt es verschiedene Ansätze. Als zentrales Element bei der Entstehung regionaler Cluster werden Unternehmensgründungen angesehen (Menzel, Fornahl, 2005, S. 131 ebenso Moßig, 2002, S. 151).
Zunächst soll das in Beziehung zum Produktlebenszyklus stehende Konzept des Clusterlebenszyklus vorgestellt werden. Dieses unterscheidet anhand verschiedener Indikatoren mehrere Phasen: die der Entwicklung bzw. Entstehung, die des Wachstums, die der Reife und die der Schrumpfung (Henn, 2006, S. 59; Menzel, Fornahl, 2005, S. 138).
In der Entstehungsphase ist eine räumliche Branchenkonzentration kaum festzustellen, zudem ist die Phase von einer großen Heterogenität geprägt. Die wenigen Unternehmen sind über weite Technologiebereiche verteilt, was Interaktionen zwischen ihnen erschwert; Netzwerk- und Lieferbeziehungen finden allenfalls in Teilbereichen statt (Menzel, Fornahl, 2005, S. 136 und S. 138). Die Wachstumsphase ist durch Neugründungen und Unternehmenswachstum gekennzeichnet (ebd.). Als Ursache hierfür werden zumeist Agglomerationseffekte und das Vorhandensein sogenannter „untraded interdependencies“ angesehen (Henn, 2006, S. 61; Menzel, 2008, S. 116). Letzteres bezeichnet nicht handelbare gegenseitige Abhängigkeiten, bspw. Konventionen, informelle Regeln und Verhaltensweisen, und kann als Ausdruck der institutionellen Dimension gesehen werden (vgl. Bathelt, Jentsch, 2002, S. 35; Moßig, 2002, S. 155). Mit dem Wachstum der Unternehmen geht eine starke Zunahme der Beschäftigtenzahlen einher. Innerhalb des Clusters verdichten sich die Unternehmensnetzwerke und es finden vielfältigste Interaktionen statt (Menzel, Fornahl, 2005, S. 138). Wesentliches Merkmal der Reifephase sind stagnierende Firmen- und Beschäftigtenzahlen. Innerhalb des Clusters gibt es ein dichtes Netzwerk etablierter Verbindungen zwischen den Unternehmen. Zudem hat der Cluster im Verlaufe seiner Entwicklung seinen Standortraum geprägt (Menzel, Fornahl, S. 139; Tichy, 2001, S. 194). Die Schrumpfungsphase ist durch abnehmende Beschäftigten- und Unternehmenszahlen gekennzeichnet; neue Unternehmen werden kaum noch gegründet. Stattdessen sind Unternehmenszusammenschlüsse und Rationalisierungsmaßnahmen zu beobachten. Eine Ursache für den Eintritt in die Schrumpfungsphase kann es sein, dass charakteristische Produkte am Ende ihres Produktlebenszyklus stehen und die den Cluster prägenden Branchen an Bedeutung verlieren. Andere Gründe können geschlossene bzw. zu enge Netzwerke sein. Ihnen mangelt es an Offenheit gegenüber neuen Akteuren und Ideen, worunter die Produktivität und Innovationsfähigkeit und damit die Fähigkeit zur Erneuerung leidet (Menzel, Fornahl, 2005, S. 139; Henn, 2006, S. 61; Tichy, 2001, S. 195).
Die Schrumpfungsphase muss aber nicht zwangsläufig das Ende des Clusters bedeuten: Vielmehr sind einige Vertreter dieses Ansatzes der Auffassung, dass es in ihrem Anschluss zu einer Revitalisierung und neuem Wachstum kommen kann (so z. B. Raschke, 2009, S. 77). Der Ablauf des Modells ist nicht als zwingend zu verstehen, vielmehr handelt es sich um eine idealisierte Darstellung (Tichy, 2001, S. 196-197). Die einzelnen Phasen bieten unterschiedliche Ansatzpunkte, um sie mittels wirtschaftspolitischer Maßnahmen zu beschleunigen oder zu verlangsamen (Henn, 2006, S. 62; Menzel, Fornahl, 2005, S. 147).
Während der Clusterlebenszyklus eine zyklische Perspektive vertritt, nehmen neuere Modelle eine evolutorische Perspektive ein (Henn, 2006, S. 63). Grundlage ist die Überlegung, dass die Entstehung von Clustern einen zufälligen Prozess darstellt und historische Ereignisse oder Zufälle dazu führen, dass in einer Region mehr Unternehmen gegründet werden als in einer anderen. Cluster entstehen später in den Regionen, in denen Agglomerationseffekte zuerst zu wirken beginnen (Menzel, 2008, S. 125). Die Entstehungsprozesse werden damit von den Standort- und Wachstumsprozessen einer Konzentration getrennt. Vorteile, die sich erst aus einer bestehenden Konzentration ergeben, können nicht gleichzeitig die Ursache für die Entstehung von Clustern sein (Moßig, 2002, S. 145-149; Bathelt, Dewald, 2008, S. 169). Der evolutorische Ansatz ermöglicht es, die Entstehung eines Clusters ex post zu erklären. In der Regel wird es aber nicht möglich sein, zukünftige Standortschwerpunkte zu prognostizieren (Moßig, 2002, S. 157).
Stellvertretend für diesen Ansatz sei auf das Konzept des „window of local opportunity“ verwiesen (Henn, 2006, S. 64). Ausgangspunkt dieses Modells ist die Beobachtung, dass sich neu entstandene Industrien in der Vergangenheit in Regionen konzentriert haben, die zunächst keine auffallenden Standorteigenschaften besaßen (Bathelt, Glück- ler, 2003, S. 207). Als Ursache hierfür wird angenommen, dass die erforderlichen Input- und Outputverflechtungen sich gerade entwickelnder Branchen derartig neu und speziell sind, dass sie an keinem Ort existieren, sondern erst durch die Unternehmen selbst geschaffen werden müssen (Moßig, 2002, S. 150). Innerhalb dieser Phase des Lokalisationsprozesses haben die Unternehmen ein hohes Maß an Standortwahlfreiheit, lediglich einige wenige Regionen sind mangels geeigneter Arbeitskräfte oder fehlender Zulieferer als Standort ausgeschlossen (ebd.). An die Phase des Lokalisationsprozesses schließen sich selektive Clusterungsprozesse an. Dabei entstehen an einigen Standorten Konzentrationen, die durch Agglomerationsvorteile geprägt sind. Weitere Unternehmen werden sich nun vorzugsweise an diesen Orten ansiedeln (Menzel, 2008, S. 117). Im weiteren Verlauf werden durch Dispersion neue Standorte - sogenannte Wachstumsperipherien - eröffnet. Diese haben entweder das Ziel, neue Märkte zu erschließen, oder durch Zugang zu neuen Inputfaktoren, die Kosten zu senken (Moßig, 2000, S. 42). In der vierten und letzten Phase kommt es zur Verlagerung der Standortschwerpunkte. Während die bisherigen Zentren stagnieren oder gar schrumpfen, entstehen an anderer Stelle neue Wachstumszentren (ebd., S. 43). Entscheidendes Merkmal dieses Modells ist die Umkehrung des bisherigen Wirkungsgefüges. Bestehende Raumeigenschaften sind nicht länger für die Entstehung von Agglomerationen verantwortlich, vielmehr gestalten die Unternehmen ihre Standortregionen entsprechend ihren Bedürfnissen (Moßig, 2002, S. 150). Allerdings sind an Ressourcen gebundene Wirtschaftszweige von diesen Überlegungen ausgenommen, da hier sehr wohl in Form der erforderlichen Ressourcen spezifische Anforderungen an den Standort bestehen (Bathelt, Glückler, 2003, S. 208). Auch für die Forst- und Holzwirtschaft liegt es nahe, von solch einer Ressourcenbindung auszugehen. Aus diesem Grund ist die Anwendung des Clusterkonzeptes auf rohstoffbasierte Industriebranchen wie die Forst- und Holzwirtschaft umstritten (Steinle, Schiele, 2002, S. 208; Schanz, 2007, S. 28).
3.4 Schlussfolgerung für die Untersuchung
Beziehungen und Interaktionen entlang einer Wertschöpfungskette und innerhalb eines abgrenzbaren Raumes und gemeinsamen institutionellen Rahmens sind das wesentliche und konstituierende Element eines Clusters. Sie haben großen Einfluss auf die Entstehung und Wirkung externer Effekte für die einzelnen Akteure. Die Beziehungen sollen dabei nicht nur in vertikaler Dimension ablaufen, auch horizontale Beziehungen sind Element eines Clusters. Austauschbeziehungen oder enge Kontakte können in diesem Bereich nicht erwartet werden, entscheidend ist hier vielmehr die subjektive Wahrnehmung anderer Akteure als Konkurrenten und der daraus folgende Anreiz für Beobachtungen und Vergleiche. Für den langfristigen Bestand und die Wettbewerbsfähigkeit eines Clusters sind darüber hinaus externe Verbindungen notwendig, um kontinuierlich die technologische Basis mit neuem Wissen und Fertigkeiten zu erweitern und ein Lock-in zu vermeiden. Der Begriff extern soll dabei nicht nur in einem räumlichen, sondern auch thematischen Sinne gesehen werden.
Aus diesem Grund sollen im Weiteren die Verflechtungen und Kooperationsbeziehungen entlang der Wertschöpfungskette Holz untersucht werden. Welchen Umfang und welche Reichweite haben diese Vernetzungen und welche Raummuster ergeben sich hieraus, d. h. welche Anteile entfallen auf das lokale und regionale Umfeld? Welche Bedeutung haben die nationale und internationale Ebene? Auch die Frage, inwieweit sich die Vernetzungen in Abhängigkeit von Unternehmensmerkmalen wie Mitarbeiterzahl, Gründungszeitraum sowie Wertschöpfungsstufe unterscheiden, muss berücksichtigt werden.
4 Methodik und Datengewinnung
Im folgenden Kapitel werden die relevanten Branchen der Forst- und Holzwirtschaft ausgewählt sowie die Untersuchungsmethode vorgestellt.
4.1 Auswahl der zu untersuchenden Wirtschaftszweige
Gerade mit Blick auf das Ziel, die Thüringer Forst- und Holzwirtschaft auf Ansätze eines mehrdimensionalen Clusters zu untersuchen, stellt sich die Frage nach der Auswahl der zu untersuchenden Branchen. Hierfür bietet sich zunächst ein Konzept der Europäischen Union (KOM, 1999) und dessen Weiterentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland (Bundesrat, 2001) an. Die dort vorgenommene Definition eines Clusters Forst- und Holzwirtschaft ist eine umfassende Gesamtbetrachtung der Holz bereitstellenden Forstbetriebe und sämtlicher Industriebranchen der Holzbe- und - verarbeitung (Mrosek, Schulte, 2004, S. 1262). Dabei handelt es sich um folgende Bereiche der Holz verarbeitenden Industrie und verwandter Industriezweige:
- Holzver- und Holzbearbeitung,
- Zellstoff-, Pappe- und Papiererzeugung,
- Papier- und Pappeverarbeitung sowie Verpackung und
- Druckerei- und Verlagswesen.
Diese Bereiche sind durch die Verwendung eines gemeinsamen Rohstoffes und den Einsatz ähnlicher Wiederverwertungs- und Recyclingverfahren eng miteinander verknüpft (KOM, 1999, S. 2). Neben den oben genannten werden auch die Forstwirtschaft und weitere Branchen, die sektorspezifische Maschinen, Anlagen und Chemikalien produzieren oder spezifische Beratungsdienste im Bereich der Holzwirtschaft anbieten, hinzugezählt (Bundesrat, 2001, S. 3). In welchem Maße dieses Konzept auf empirischen Untersuchungen oder politischen Entscheidungen beruht, ist offen.
Es ist aber fraglich, inwieweit die Grenzen eines Clusters allein durch öffentliche Stellen festgelegt werden können. Vielmehr werden seine Grenzen durch die für den Wettbewerb relevanten branchen- und institutionsübergreifenden Verbindungen und Ergänzungen definiert (Porter, 2000a, S. 17). Eine allein administrative Festlegung durch öffentliche Stellen bzw.
[...]
[1] Der Begriff Postfordismus beschreibt den seit den 1970er Jahren erfolgenden wirtschaftlichen Strukturwandel. Er ist mit tief greifenden Veränderungen verbunden. War der Fordismus durch Massenproduktion, fragmentierte und spezialisierte Arbeitsprozesse und eine zentralisierte Produktion in Großunternehmen gekennzeichnet, verschob sich durch den Strukturwandel der Schwerpunkt in Richtung einer flexiblen postfordistischen Produktion(siehe Kap. 3) (Lowey, 1999, S. 45; Thomi, Werner, 2002, S. 202).
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