Diese Arbeit befasst sich mit Goethes Faust II. Dabei sollen der dritte Akt und insbesondere die
Arkadien-Szene und die Figur Euphorion im Mittelpunkt des Interesses stehen. Ziel der
Analyse ist es, die von Goethe gegenübergestellten klassischen und romantischen Ideen und
Konzepte, die im dritten Akt in erster Linie von Helena und Euphorion verkörpert werden, mit
Bezug auf die klassische und romantische Theorie zu benennen und ihr Verhältnis zu
untersuchen.
Der dritte Akt des Faust II, der sich auf zeitlicher und räumlicher Ebene von der Antike (in der
Szene „vor dem Palaste des Menelas zu Sparta“), über das Mittelalter (in der Szene „innerer
Burghof“ bis zu der idyllisch-harmonischen Arkadienszene erstreckt, kann aufgrund dieser
großen raumzeitlichen Sprünge zwischen den einzelnen Szenen nicht als einheitlicher und auf
einen kontinuierlichen, auf Aktion und Entwicklung der Handelnden Charaktere
konzentrierten Handlungsablauf verstanden werden. Auch eine Innenführung im klassischen
Sinne, d. h. die dramatische Darstellung persönlich beschränkten Leids, findet nicht statt. Da
der gesamte Faust II keine einheitliche Dramenhandlung enthält, kann er nicht aufgrund einer
ausschließlich textimmanenten Analyse von Handlung und Charakteren untersucht werden.
Die Breite des von Goethe behandelten Stoffes, die Tatsache, dass der Horizont des zweiten
Teils der Tragödie den Zeitraum von der Antike bis zur Neuzeit und sowohl Elemente antiker
Mythologie als auch des christlich geprägten Mittelalters und der durch Ökonomie, moderne
Kriegsführung und den sich selbst stets erweiternden, autonomen modernen Menschen
geprägten Neuzeit umfasst, legt eine über die Analyse von Handlung und Charakteren
hinausgehende Betrachtungsweise nah. Wichtiger sind die mythologischen, historischen und
kulturellen Entwicklungen, die der Faust II dramatisch darstellt und reflektiert. Die
Untersuchung dieser im Drama allgegenwärtigen historischen Entwicklungen und kulturellen
Strömungen dient nicht nur dem Verständnis, sie ist notwendig, um den hinter der
vordergründigen dramatischen Handlung verborgenen Inhalt zu erfassen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Gegenstand und Ziel der Arbeit
- 2. Klassische und romantische Elemente
- 2.1 Schönheit, Sittlichkeit und harmonische Gesellschaftsordnung: Das klassische Ideal
- 2.1.1 Natur und Vernunft: Die menschliche Dublizität
- 2.1.2 Die klassische Gesellschaftsordnung
- 2.2 Romantische Elemente in der Szene „innerer Burghof“
- 2.2.1 Christliche Religion und ritterliche Tradition
- 2.2.2 Helena als mittelalterliches Minneideal
- 3. Klassische Idylle und romantische Subjektivität: Euphorion als Allegorie der romantischen Poesie
- 3.1 Die arkadische Idylle
- 3.2 Das Ende des Stillstands: Euphorions Auftritt
- 3.3 Die Zerstörung der Idylle
- 4. Die Problematik des Ideals
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Goethes Faust II, insbesondere den 3. Akt und die darin dargestellten klassischen und romantischen Ideen und Konzepte. Die Analyse zielt darauf ab, diese gegensätzlichen Strömungen im Werk zu identifizieren und ihr Verhältnis zueinander zu untersuchen. Im Mittelpunkt stehen die Figuren Helena und Euphorion, die als Verkörperungen des Klassischen und Romantischen fungieren.
- Klassische und romantische Elemente im 3. Akt des Faust II
- Das klassische Schönheitsideal und seine Verbindung mit Sittlichkeit und Gesellschaftsordnung
- Romantische Strömungen im 3. Akt, insbesondere in der Szene "innerer Burghof"
- Euphorion als Allegorie der romantischen Poesie
- Konfrontation von klassischer Idylle und romantischer Subjektivität
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert den Gegenstand und das Ziel der Arbeit. Der 3. Akt des Faust II, insbesondere die Arkadien-Szene und die Figur Euphorion, stehen im Fokus der Analyse. Der Fokus liegt auf der Gegenüberstellung klassischer und romantischer Elemente. Im zweiten Kapitel werden die literaturtheoretischen Grundlagen des Klassischen und Romantischen beleuchtet. Das klassische Schönheitsideal, das auch ein Sittlichkeitsideal und die Vorstellung einer harmonischen Gesellschaftsordnung beinhaltet, wird vorgestellt. Anschließend werden die romantische Weltsicht und wichtige Elemente der romantischen Theorie beleuchtet. Im dritten Kapitel wird die Figur Euphorion als Repräsentant der romantischen Poesie und die Konfrontation von klassischer Idylle und romantischer Subjektivität in der Arkadien-Szene untersucht.
Schlüsselwörter
Goethe, Faust II, 3. Akt, klassisches Ideal, romantische Elemente, Helena, Euphorion, Arkadien, Idylle, Subjektivität, Schönheit, Sittlichkeit, Gesellschaftsordnung, Poesie, Allegorie.
- Arbeit zitieren
- Markus Busche (Autor:in), 2003, Harmonie und Subjektivität. Klassische und romantische Tendenzen im dritten Akt des Faust II, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16365