In den finnischen Schulen unterrichten die meisten Fremdsprachenlehrer 2-3 Sprachen. Die Förderung der Mehrsprachigkeit tritt heutzutage häufig in der finnischen Fachdiskussion auf, aber sie wird z.B. im Lehrplan nur relativ oberflächlich thematisiert. Mit diesen Gedanken versuche ich in der vorliegenden Pro-Gradu-Arbeit, das Potential der Mehrsprachigkeit im schulischen DaF-Unterricht zu thematisieren. Obwohl die Mehrsprachigkeit in erster Linie als Reichtum zu sehen ist, kann diese Vielfalt die Lehrenden und Lernenden manchmal überfordern. Dieser Ausgangspunkt hat mich dazu initiiert, die Problematik und positive Auswirkungen der Mehrsprachigkeit zu untersuchen.
Der DaF-Unterricht an finnlandschwedischen Schulen bietet gute Rahmenbedingungen für einen mehrsprachigen Deutschunterricht an. In dieser Lernumgebung sind ständig drei Sprachen präsent: Deutsch als Zielsprache, Schwedisch als Arbeitssprache und Finnisch nicht nur als die erste oder zweite Muttersprache der meisten Schüler und Lehrer, sondern auch als die Originalsprache der Lehrwerke.
Die vorliegende Pro-Gradu-Arbeit besteht aus drei Teilen. In den theoretischen Grundlagen strebe ich danach, einen Einblick zur Mehrsprachigkeitsforschung und zum kognitiv-konstruktivistischen Ansatz zu liefern. Ich möchte vor allem herausfinden, wie das Vorwissen der Lerner den Lernprozess beeinflusst. Meine Arbeitshypothese ist, dass der sog. positive Transfer den Lernprozess der mehrsprachigen Schüler bedeutend erleichtern kann; die Artikelwörter (vgl. ein Kind – a child – ett barn) funktionieren doch offensichtlich ganz ähnlich! Der Theorieteil hat natürlich die Aufgabe, die zentralen Begriffe für meine Forschung zu liefern. Der Begriff Transferbasis wird sich als besonders wichtig erweisen, weil er die substanzielle Seite des positiven Transfers schildern lässt.
In der Analyseteil wird untersucht, welche Ähnlichkeiten in den deutschen und schwedischen Artikelwörtern den positiven Transfer ermöglichen. Diese Analyse der Transferbasen ist eine Hintergrundarbeit für die darauf folgende Lehrwerkanalyse, die aus zwei Schritten besteht. Im Kapitel 7 werden erstens die Lehrwerkserien aus drei Perspektiven – Progression, Struktur-präsentation und Strukturübungen – didaktisch analysiert. Zweitens will studieren, ob die Lehrwerke die Transferbasen in der Vermittlung der Artikelwörter thematisieren. Mein Hauptziel ist herauszufinden, inwiefern die Lehrbücher den positiven Transfer als Lernhilfe anbieten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mehrsprachigkeit in der finnischen Schule
- Lehrplan und Fremdsprachenfolge in Finnland
- Mehrsprachigkeit und Sprachbewusstheit im Unterricht
- Tertiärsprache Deutsch
- Die besondere sprachliche Wirklichkeit in der finnlandschwedischen Schule
- Die finnlandschwedische Schule - eine ideale mehrsprachige Lernumgebung?
- Vorwissen im Fremdsprachenunterricht
- Der kognitiv-konstruktivistische Lernprozess
- Transfer
- Kontrastive Analyse – Ursprung des Transfers
- Positiver Transfer im Lernprozess
- Grammatikvermittlung im Fremdsprachenunterricht in der Schule
- Die Rolle der Grammatik im Fremdsprachenunterricht
- Grammatik im Lehrwerk und die globalen Methodenkonzeptionen
- Wozu Grammatik im kognitiv-konstruktivistischen Fremdsprachenunterricht?
- Didaktische Prinzipien der Grammatikvermittlung
- Grammatische Progression
- Zur Methodik der lernerzentrierten Grammatikvermittlung
- Die Rolle der Grammatik im Fremdsprachenunterricht
- Methode und Material
- Methode
- Material
- Studio Deutsch
- Genau!
- Kontrastive Analyse der Artikelwörter
- Abgrenzung der Wortart Artikel – die enge und weite Bedeutung
- Bestimmter und unbestimmter Artikel im Deutschen und Schwedischen
- Artikel als Ausdruck von Genus, Numerus und Kasus
- Artikel und die Determination
- Die attributiven Possessivpronomina und das Indefinitpronomen ‚kein‘ im Deutschen und Schwedischen
- Transferbasen bei den deutschen und schwedischen Artikelwörtern
- Lehrwerkanalyse
- Grammatikmomente in den Lehrwerkserien
- Grammatische Progression
- Strukturpräsentation
- Strukturübungen
- Berücksichtigung des positiven Transfers in den Lehrwerkserien
- Transferbasen und die Determination
- Transferbasen und die Genera
- Grammatikmomente in den Lehrwerkserien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Pro-Gradu-Arbeit befasst sich mit der Rolle der Mehrsprachigkeit im finnlandschwedischen DaF-Unterricht. Im Zentrum steht die Analyse der Vermittlung von Artikelwörtern in zwei DaF-Lehrwerkserien.
- Die Bedeutung der Mehrsprachigkeit im Schulkontext
- Der kognitiv-konstruktivistische Ansatz im Fremdsprachenlernen
- Die Rolle des Transfers im Lernprozess
- Die Didaktik der Grammatikvermittlung
- Die Analyse von Lehrwerken im Hinblick auf Mehrsprachigkeit und den Transfer
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Mehrsprachigkeit im finnischen Schulsystem und beleuchtet die Besonderheiten des DaF-Unterrichts an finnlandschwedischen Schulen. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem kognitiv-konstruktivistischen Lernprozess und dem Konzept des Transfers, insbesondere dem positiven Transfer. Im dritten Kapitel werden Aspekte der Grammatikvermittlung im Fremdsprachenunterricht erörtert. Das vierte Kapitel erläutert die Methode und das Material der Arbeit, einschließlich der Analyse von zwei DaF-Lehrwerkserien: Studio Deutsch und Genau!. Das fünfte Kapitel beinhaltet eine kontrastive Analyse der Artikelwörter im Deutschen und Schwedischen, mit dem Fokus auf Transferbasen. Das sechste Kapitel widmet sich der Analyse der Lehrwerke aus drei Perspektiven: Progression, Strukturpräsentation und Strukturübungen. Schließlich werden die Ergebnisse der Lehrwerkanalyse im Hinblick auf die Berücksichtigung des positiven Transfers diskutiert.
Schlüsselwörter
Mehrsprachigkeit, DaF-Unterricht, finnlandschwedische Schulen, kognitiv-konstruktivistischer Ansatz, Transfer, Grammatikvermittlung, Lehrwerkanalyse, Artikelwörter, Deutsch, Schwedisch.
- Arbeit zitieren
- Janne Mertala (Autor:in), 2010, Zum positiven Transfer in der Vermittlung der Artikelwörter in schwedischsprachigen DaF-Lehrwerken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163693