Im 14. Jahrhundert gewann die Rezeption der Schriften von Aristoteles zunehmend Bedeutung, durch die eine neue, politische Philosophie immer größer werden-den Einfluss gewann. Einer der einflussreichsten Anhänger dieser aristotelischen Wissenschaft (Miethke, 2000, S. 206) war der Paduaner Marsiligio dei Mainardini, besser bekannt als Marsilius von Padua. Obwohl uns über sein Leben nur wenig Quellen zur Verfügung stehen, hinterließ er uns eine der wichtigsten und radikalsten Schriften gegen die Herrschaftsansprüche des Papstes. Quasi in Ne-bengleis, als Vorarbeit für sein eigentliches Ansinnen, entwirft Marsilius eine detaillierte Erklärung über das Zusammenleben der Menschen in politischen Gemeinschaften und damit eine Staatslehre, deren Kern die Verdrängung jeglichen kirchlichen Einfluss auf die Regierung und Justiz eines Staates bildet. Marsilius begründet diese auf dem Volkswillen, der Entscheidung der Bürger und übernimmt dabei nahtlos die Argumentation des Aristoteles. Sein Hauptziel ist es jedoch, das größte Hindernis für ein friedliches Zusammenleben in seinem Staat zu benennen und zu bekämpfen – die päpstlichen An-sprüche auf das Primat vor dem Kaiser. Wegen seiner Schrift wurde Marsilius sowohl als Prophet gelobt als auch als Häretiker verurteilt, vom Papst der Ketzerei beschuldigt und vom Kaiser zum füh-renden Berater ernannt. Der „Verteidiger des Friedens“ wurde zu einem der einflussreichsten Werke in der Geschichte der westlichen politischen Philosophie. Die Schriften des Paduaners hatten noch lange nach seinem Tod erheblichen Einfluss. In etwa zeitgleich mit der ersten Drucklegung des „Defensor Pacis“ in den 1520´er Jahren erhebt auch der Reformator Martin Luther seine Stimme gegen den Papst und dessen weltlichen Machtanspruch. Auch Luther wehrt sich gegen den Einfluss des Papstes auf die säkulare Politik und das ausschweifende Leben der Kurie, das sich nur durch die Zahlungen der Gläubigen aufrechterhalten ließ. Im Gegensatz zu Marsilius, der als einer der Vorreiter eines säku-laren Staates gilt, errichtet Luther eine andere Staatslehre. Beide eint allerdings die Forderung, nach der Unterordnung der Kirche unter die weltliche Herrschaft, obwohl deren Willen letztendlich auf dem Willen Gottes begründet. Im Verlauf dieser Arbeit werden beide Ansätze analysiert und auf etwaige Übereinstimmungen untersucht. Im Zentrum steht dabei das Werk des Paduaners, das mit den Ideen des Reformators verglichen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Zur Person Marsilius von Padua
- Ein Kind seiner Zeit – der historische Kontext des „Defensor Pacis“
- „Der Verteidiger des Friedens\" - Eine Kampfschrift gegen den Papst
- Der Frieden als höchster Staatszweck – welche Ursachen ihn bewirken und welche ihn zerstören
- Der Staat im „Verteidiger des Friedens“
- Über die Gesetze
- Der Dualismus von göttlichem und weltlichem Gesetz
- Die göttlichen Gesetze
- Die weltlichen Gesetze
- Der Kampf gegen den Papst
- Der Ursprung aller Macht
- Zum Verhältnis von Kirche und Staat
- Der Stand der Priester und seine Rolle im Staat
- Das Primat des weltlichen Herrschers vor der Kirche
- Die Kirche unter der weltlichen Rechtssprechung
- Über den Papst
- Martin Luthers Kampf gegen den Papst
- Das Verhältnis von Kirche und Staat bei Martin Luther
- Die zwei Kirchen Luthers
- Über den Staat
- Luthers Papstkritik
- Das Primat des Staates
- Über die Auslegung der Heiligen Schrift
- Die Einberufung des Konzils
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Schriften von Marsilius von Padua und Martin Luther mit Fokus auf deren Kritik an den Herrschaftsansprüchen des Papstes. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Staatslehren beider Autoren zu beleuchten und deren Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Abendlandes zu betrachten.
- Der Kampf um das Primat zwischen Kirche und Staat
- Die Rolle des Volkes und die Begründung staatlicher Macht
- Die unterschiedlichen Ansätze zur Trennung von Kirche und Staat
- Die Bedeutung der Schriftinterpretation für die politische Theologie
- Die Auswirkungen der Schriften von Marsilius und Luther auf die Geschichte der westlichen politischen Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Dieses Kapitel stellt die Person und das Werk von Marsilius von Padua vor und erläutert den historischen Kontext des "Defensor Pacis". Der Fokus liegt auf der Entstehung des Werkes vor dem Hintergrund des Streits zwischen Papst Johannes XXII und dem deutschen König Ludwig dem Bayern.
- „Der Verteidiger des Friedens“ - Eine Kampfschrift gegen den Papst: Dieses Kapitel präsentiert die Kernaussagen von Marsilius' "Defensor Pacis". Es werden die wichtigsten Argumente gegen die päpstliche Macht und für die Vorrangstellung des Staates dargestellt, sowie die philosophischen Wurzeln von Marsilius' Staatslehre beleuchtet.
- Der Kampf gegen den Papst: In diesem Kapitel werden die zentralen Punkte von Marsilius' Kritik am Papst und dessen Herrschaftsanspruch analysiert. Die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat wird im Detail beleuchtet, wobei insbesondere das Verhältnis von weltlicher und geistlicher Macht im Vordergrund steht.
- Martin Luthers Kampf gegen den Papst: Dieses Kapitel stellt die Staatslehre Martin Luthers dar und analysiert dessen Auseinandersetzung mit dem Papst. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Marsilius und Luther im Hinblick auf die Trennung von Kirche und Staat werden herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der politischen Theologie und der Geschichte des Mittelalters. Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: "Defensor Pacis", Marsilius von Padua, Martin Luther, Papst, Kaiser, Kirche, Staat, Macht, Frieden, Recht, Gerechtigkeit, Gottesstaat, weltliches Gesetz, göttliches Gesetz, Schriftinterpretation, Reformation.
- Arbeit zitieren
- MSc. M.A. Robert Fiedler (Autor:in), 2008, Der Kampf gegen Papst und Kirche - Marsilius von Padua und Martin Luther, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163710