Charles de Gaulle und Konrad Adenauer gelten als Gründungsväter der Aussöhnung zwischen den ehemals „vererbfeindeten“ Nationen Frankreich und Deutschland: am 22.01.1963 unterzeichneten beide den von ihnen entwickelten „Deutsch-Französischen-Freundschaftsvertrag“. Der französische Präsident und der deutsche Bundeskanzler führten im Vorfeld des Vertrages einen regen und überdurchschnittlichen Austausch. Mit keinem anderen internationalen Politiker traten de Gaulle oder Adenauer in diesen Jahren häufiger in Kontakt. Zwischen 1958 und 1963 wechselten sie 40 Briefe und tauschten sich in insgesamt 15 persönlichen Treffen über 100 Gesprächsstunden lang aus. Heute erscheinen die gute Beziehungen zwischen dem deutschen Bundeskanzler und dem französischen Präsidenten, sowie der „Deutsch-Französische-Freundschaftsvertrag“ in Hinsicht auf die europäische Entwicklung als gleichermaßen logisch und wünschenswert. Aber diese Vertiefung des Kontakts, sowie die Kooperation in welt- und europapolitischen Fragen, war bei de Gaulles Amtsantritt im Jahre 1958 nicht wirklich absehbar. Beim genauen Blick auf die damaligen innen-, außen- und europapolitischen Verhältnisse, die Stellungen der beiden Politiker zueinander, lassen den Prozess und Inhalt des Vertrages schon weitaus inkontingenter erscheinen. Zudem riefen die Art der Entwicklung und Umsetzung des Vertrages aus vielen unterschiedlichen Lagern Kritiker auf den Plan. Nicht zufällig wurde der Vertrag nachträglich im Bundestag mit einer Präambel versehen, die de Gaulle später zur Formulierung hinrissen, der Vertrag sei tot bevor er in Kraft trete .
Inwieweit der Grund für den Deutsch-Französischen-Freundschaftsvertrag in den Persönlichkeiten Adenauer und de Gaulle zu suchen ist, ist Thema der vorliegenden Arbeit. Als Grundlage dient folgende Annahme: die Persönlichkeiten Adenauer und De Gaulle waren für die Institutionalisierung der Freundschaft zwischen den einst verfeindeten Ländern Frankreich und Deutschland von essentieller Bedeutung. Ihr Einsatz und ihre Verfolgung dieses Ziels – der Deutsch-Französischen-Aussöhnung – machten diese vertiefte und vertraglich fixierte Zusammenarbeit erst möglich. Der Prozess und das Ergebnis spiegelten zudem die innen- und außenpolitische Situation, sowie die gegenseitige Wertschätzung der Persönlichkeiten füreinander wider.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse von Persönlichkeiten
- Verschiedene Ansätze
- Ludger Helms
- Ausgewählter Ansatz für Analyse der Persönlichkeiten
- Konrad Adenauer und Charles de Gaulle
- Konrad Adenauer – Lebensweg und Karriere
- Charles de Gaulles – Lebensweg und Karriere
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- Biographie und Karriere
- Charakter und Grundeinstellungen
- Verhältnis zum Nachbarland
- Politischer Vergleich de Gaulle und Adenauer
- Institutionelle Rolle
- Innenpolitische Situation
- Außenpolitische Interessen
- Europapolitische Vorstellungen
- Das Verhältnis zwischen Adenauer und de Gaulle
- Verhältnis vor dem ersten Aufeinandertreffen
- Colombey-les-deux-Églises
- Rückschläge und Höhepunkte
- Der Deutsch-Französische Freundschaftsvertrag
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Bedeutung der Persönlichkeiten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle für den Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag. Der Fokus liegt auf der Analyse der beiden Staatsmänner und deren Einfluss auf die Institutionalisierung der deutsch-französischen Aussöhnung. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Persönlichkeiten sowie deren politische und europäische Visionen herauszustellen. Darüber hinaus wird der Verlauf der deutsch-französischen Beziehungen im Kontext der Amtszeit von Adenauer und de Gaulle beleuchtet, um die Entstehung und Entwicklung des Freundschaftsvertrages zu verstehen.
- Die Rolle von Persönlichkeiten in politischen Prozessen
- Vergleich der Biographien und Persönlichkeiten von Adenauer und de Gaulle
- Politische und europapolitische Vorstellungen von Adenauer und de Gaulle
- Die Entstehung und Entwicklung des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrages
- Die Bedeutung des Freundschaftsvertrages für die deutsch-französische Aussöhnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den historischen Hintergrund des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrages beleuchtet und die zentrale Forschungsfrage formuliert. Anschließend werden verschiedene Ansätze der Persönlichkeitsanalyse vorgestellt und im Anschluss eine eigene Methode zur Bewertung der Persönlichkeiten Adenauer und de Gaulle ausgewählt.
Im dritten Kapitel werden die Biographien und Karrieren der beiden Staatsmänner detailliert dargestellt. Dabei werden sowohl ihre Gemeinsamkeiten als auch ihre Unterschiede in Bezug auf Lebensweg, Charakter und Grundeinstellungen sowie Verhältnis zum Nachbarland Frankreich hervorgehoben.
Im vierten Kapitel erfolgt ein politischer Vergleich der beiden Politiker, der ihre institutionelle Rolle, die innen- und außenpolitische Situation sowie ihre europapolitischen Vorstellungen beleuchtet.
Das fünfte Kapitel skizziert den Verlauf der Beziehung zwischen Adenauer und de Gaulle, wobei die Intensivierung des Kontakts trotz einiger Tiefpunkte dargestellt wird.
Schlüsselwörter
Deutsch-Französischer Freundschaftsvertrag, Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, Persönlichkeitsanalyse, politische Führung, Aussöhnung, deutsch-französische Beziehungen, europäische Integration.
- Arbeit zitieren
- Florian Kreier (Autor:in), 2010, Alleingang zu zweit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163726