Guy de Maupassant (1850-1893), der seine Kindheit an der normannischen Küste verbrachte und auch später immer wieder dorthin zurückkehrte, nutzt das Meer und vor allem die Küste der Normandie häufig als Landschaftsrahmen seiner Romane und Novellen. Die eigenen Erinnerungen und Erfahrungen bezüglich der Heimat und der See, welche er oft bereiste, haben sein Werk nachdrücklich beeinflusst. Die Normandie war, mit ihrer mannigfachen Küstenlandschaft, gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Anziehungspunkt vieler Touristen, Badegäste und Künstler. Nicht selten dienten die Orte Étretat oder Trouville als Motive für Maler wie Monet oder Literaten wie Flaubert, Loti und eben Maupassant. Die Kunst und die steigenden Besucherzahlen gaben diesen Küstenorten ein bestimmtes “Image“ mit hohem Prestige, welches wiederum mehr Besucher anzog. Es war jedoch nicht nur die hohe Popularität, welche Künstler unterschiedlichen Bereiches dorthin verschlug sondern die Küstenlandschaft selbst. Die Elemente Erde und Wasser befinden sich in ständigem Austausch miteinander, die unberührte Natur trifft auf die immer größer werdenden Häfen und auch die Küstentypologie, zum Einen die tief hinab reichenden Kalksteinklippen, zum Anderen die seichten, flachen Strände – all das macht die Küste der Normandie zu einem Ort der Gegensätze, einem Attraktionszentrum der Kunst.
Der See als literarischem Motiv kommt in dem Roman “Pierre et Jean“ nicht nur die Funktion des Landschafts- bzw. Handlungsrahmens zu. Der Meeresbegriff, bedeutungsoffen und gleichzeitig geschichtlich-kulturell hochgradig semantisiert, hat vielmehr eine Schlüsselfunktion, welche es hier zu untersuchen gilt. Anhand von Zitaten aus dem Werk und unter Berücksichtigung von Literatur, die sich entweder explizit mit dem Roman beschäftigt oder literarische Motive dieses betrachtet, soll induktiv die Bedeutung der Kodierung des Meeres und der Küstenlandschaft erörtert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kodierung des Meeres und der Seefahrt
- Die sprachliche Ebene
- Das Meer und die Küste als Projektionsfläche der Polarität der Protagonisten
- Die Ebene der Gefühlswelt Pierres und Jeans
- Die Ebene der Meeresbedeutung für Pierre und Louise
- Das Meer zwischen Illusion und Wahrheit
- Die Küstenlandschaft: Grenzwanderung und -überschreitung
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Meeres und der Küstenlandschaft in Guy de Maupassants Roman „Pierre et Jean“. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle, die das Meer als Projektionsfläche der Seelenlandschaft der Protagonisten spielt, sowie auf der Bedeutung der Küste als unbeständige Grenze, an der die Figuren eigene Grenzerfahrungen machen. Die Arbeit analysiert die Sprache, die Maupassant verwendet, um das Meer und die Küste zu beschreiben, und untersucht die Rolle des Meeres bei der Wahrheitsfindung Pierres.
- Das Meer als Projektionsfläche der Seelenlandschaft der Protagonisten
- Die Küste als unbeständige Grenze und Ort innerer Grenzerfahrungen
- Die Rolle des Meeres bei der Wahrheitsfindung Pierres
- Die sprachliche Gestaltung des Meeres in „Pierre et Jean“
- Das Meer als Metapher für das Schwanken zwischen Zukunftsangst und Fortschrittsoptimismus in der Epoche des Fin de Siècle
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Guy de Maupassant und seinen Roman „Pierre et Jean“ vor. Sie beleuchtet die Bedeutung der Küste der Normandie für Maupassants Werk und die Rolle des Meeres als literarisches Motiv in der Epoche des Fin de Siècle.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Kodierung des Meeres und der Seefahrt in „Pierre et Jean“. Es analysiert die sprachliche Ebene der Meeresgestaltung und untersucht die Vielfältigkeit der Bedeutung des Meeres im Roman. Durch Beispiele aus dem Text wird gezeigt, wie das Meer als Projektionsfläche der Polarität der Protagonisten dient und als Ort der Wahrheit und der Illusion fungiert.
Kapitel 3 befasst sich mit der Küstenlandschaft als Ort der Grenzwanderung und -überschreitung. Es analysiert die Bedeutung der Küste als unbeständige Grenze, an der die Figuren eigene Grenzerfahrungen machen, und untersucht die Rolle der See bei dem Prozess der Wahrheitsfindung Pierres.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Meer und der Küstenlandschaft in Guy de Maupassants Roman „Pierre et Jean“, mit der Bedeutung des Meeres als Projektionsfläche der Seelenlandschaft der Protagonisten, der Küste als unbeständige Grenze und der Rolle des Meeres bei der Wahrheitsfindung Pierres. Sie analysiert die sprachliche Gestaltung des Meeres und untersucht die Funktion der Meereslandschaft als Symbol für das Schwanken zwischen Zukunftsangst und Fortschrittsoptimismus in der Epoche des Fin de Siècle.
- Arbeit zitieren
- Conny Dohse (Autor:in), 2009, Meereskodierungen und Grenzmetaphorik in Maupassants Roman "Pierre et Jean", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163828