Max Weber - Soziale Wirklichkeit als sinnhafter Handlungszusammenhang


Hausarbeit, 2007

19 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe

Inhalt

1 Einleitung

2 Vita

3 Webers theoretische Ausgangslage
3.1 Das Konzept einer verstehenden Soziologie
3.2 Das Postulat der „Werturteilsfreiheit“

4 Soziologie als Wissenschaft vom sozialen Handeln
4.1 Soziales Handeln
4.2 Idealtypen
4.3 Soziale Beziehung und legitime Ordnung
4.4 Typen der legitimen Herrschaft

5 Gründe der Modernisierung in Europa

6 Fazit

Verzeichnis der verwendeten Literatur

1 Einleitung

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Ausgangslage sowie die wichtigsten Elemente der Theorie Webers darzustellen. Ein knapper Überblick über den Lebenslauf und die Darstellung eines Teiles seiner praktischen Forschungsarbeit sollen dabei einen Einblick in das Gesamtwerk gewährleisten. Die Gliederung der Arbeit separiert dabei die theoretische Ausgangslage Webers, die eigentliche soziologische Theorie und deren Grundbegriffe sowie einen Auszug aus der Forschungsarbeit hinsichtlich der Modernisierung in Europa. Da Webers Werk von immensem Umfang ist, können im Rahmen der Arbeit nur die jeweils wichtigsten Aspekte eines jeden Punktes beleuchtet werden. Dabei sollen Beispiele zur leichteren Verständlichkeit beitragen.

2 Vita

Karl Emil Maximilian Weber wurde am 21. April 1864 in Erfurt als erstes von acht Kindern geboren. Webers Vater war von Beruf Jurist und stammte aus einer in Westfalen ansässigen Industriellen- und Kaufmannsfamilie von deutsch-englischen Textilfabrikanten. Insgesamt lässt sich Webers Familie väterlicherseits eher dem deutschen Besitzbürgertum zuordnen. Im Gegensatz zu seinem Vater, der eher einen hedonistischen Lebensstil pflegte und später einen typischen bürgerlichen Politiker des damaligen Wilhelminischen Deutschlands darstellte, orientierte sich Webers Mutter Helene an der protestantischen Ethik sowie den damit verbundenen religiösen Moralvorstellungen.[1]

Im Jahr 1869 zog die Familie, bedingt durch die Stellenannahme des Vaters im Berliner Stadtrat, nach Charlottenburg. In Berlin trat der junge Weber 1870 in eine Privatschule ein. Seine schulischen Leistungen waren allerdings nur mittelmäßig und sein Verhalten wurde von seinen Lehrern häufig als respektlos beschrieben. Grund dafür war vor allem Webers Desinteresse für den Unterrichtsstoff. Schon als Vierzehnjähriger beschäftigte er sich lieber mit antiken Klassikern wie Homer, Herodot oder Cicero sowie mit den Philosophen Schopenhauer und Kant.[2]

Nachdem Weber 1882 sein Abitur erfolgreich absolviert hatte, begann er in Heidelberg Jurisprudenz als Hauptfach sowie Nationalökonomie, Geschichte, Philosophie und Theologie zu studieren. Als er in Berlin im August 1889 in Wirtschaftsgeschichte promovierte, hatte Weber bereits zusätzlich in den Städten Straßburg und Göttingen studiert sowie mehrere Militärübungen absolviert. Im Februar 1892 wurde Max Weber mit seiner bereits im Oktober des Vorjahres publizierten Arbeit über die „römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht“ an der Universität Berlin habilitiert.[3] Nur ein Jahr später bekam er vom preußischen Kultusministerium eine außerordentliche Professur an der Berliner Universität übertragen. Im Jahr 1893 heiratete Weber die Arzttochter Marianne Schnitger. Bis zu seinem Nervenzusammenbruch 1897, welcher wahrscheinlich aus einem Zusammenspiel seiner harten Arbeit und einem Konflikt mit seinem Vater resultierte, verfasste Weber zahlreiche Referate über die Landarbeiter-Enquête für den „Verein für Sozialpolitik“ und begegnete durch Heinrich Rikkert der südwestdeutschen Schule des Neukantianismus. Besondere Aufmerksamkeit erhielt eine Amtsantrittsrede Webers an der Uni Freiburg. Weber attackierte in dieser Rede vor allem die damaligen Ökonomieschulen, welchen er eine unreflektierte Vermengung von Werturteilen mit Tatsachenaussagen zuschrieb. Von seinen psychischen Problemen erholte sich Weber jedoch nur langsam. Wieder aufgenommene Professuren an den Universitäten wechselten sich regelmäßig mit zeitweiligen Beurlaubungen sowie dem Aufenthalt in Nervenkliniken ab. Nach der Besserung seines geistigen Zustandes übernahm Weber im Jahre 1904 zusammen mit Jaffé und Sombart das „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“. Dies stellte den Anfang einer Zeit dar, in der sich Weber mit großem Engagement der Soziologie zuwandte. So veröffentlichte er z. B. seine Schriften „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ sowie „Die Objektivität sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis“. Außerdem gründete er im Jahr 1909, unter anderem mit Georg Simmel, die Gesellschaft für Soziologie. Wegen eines Streites über die Werturteilsfreiheit in den Sozialwissenschaften trat Weber 1912 jedoch aus dem Vorstand wieder aus. Erst in dieser Zeit bezeichnete sich Weber auch selbst gelegentlich als Soziologe.[4] In den Jahren 1911 bis 1913 beschäftigte sich Weber vor allem mit religionssoziologischen Arbeiten sowie der Fertigstellung des Manuskripts zum Beitrag „Grundriss der Sozialökonomik“, aus welchem später sein wohl bekanntestes Werk „Wirtschaft und Gesellschaft“ hervorging.

Bedingt durch den Beginn des Ersten Weltkrieges und dem damit verbundenen Dienst als Disziplinaroffizier, betätigte sich Weber zunehmend auch im Bereich der Politik. Dabei trat er stets offen für die Parlamentarisierung Deutschlands ein. Zu diesem Zweck engagierte er sich aktiv durch zahlreiche Wahlreden für die „Deutsche Demokratische Partei“ (DDP). Nach dem Krieg wurde Weber nach München berufen um Beratungstätigkeiten bei der Aushandlung der Versailler Verträge zu übernehmen. Im Juni 1920 erkrankte Weber an der Spanischen Grippe, welche damals um die Welt ging. Er starb am 14. Juni 1920 in München an der entstandenen Lungenentzündung.[5]

3 Webers theoretische Ausgangslage

3.1 Das Konzept einer verstehenden Soziologie

Webers Konzept der „verstehenden Soziologie“ ist wohl eine der bedeutendsten und einflussreichsten methodologischen Perspektiven. Für Richtungen wie den symbolischen Interaktionismus oder die Ethnomethodologie, welche bis heute eine gewichtige Rolle im soziologischen Diskurs spielen, ist Max Weber bis heute ein wichtiger Bezugspunkt geblieben.[6] Weber selbst sah die Gesellschaft als sinnhaften Handlungszusammenhang. Ziel seines Ansatzes ist demnach die Rekonstruktion von Sinnzusammenhängen. Er selbst definierte seine verstehende Soziologie als „eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“ [7] Der Sinn stellt dabei die zentrale Ursache, bzw. den realen Faktor einer sozialen Handlung dar. Im Gegensatz zu anderen Wissenschaften wie der Jurisprudenz, Ethik oder Ästhetik untersucht die Soziologie nicht den objektiv „richtigen“, „gültigen“ oder metaphysischen „wahren“ Sinn.[8] Das deutende Verstehen des „sozialen Handelns“, als der zentrale Objektbereich der Weberschen Soziologie, zumindest in der Fassung seiner „Allgemeinen Soziologie“, beabsichtigt also eine Erforschung des orientierend wirkenden Sinnes.[9]

Bei der Methode des deutenden Verstehens betont Weber ausdrücklich den Zusammenhang zwischen der Kausal- und der Sinnadäquanz einer soziologischen Erklärung. Das heißt, sinnhafte Deutungen einer Handlung sind anfangs immer nur als Hypothesen zu sehen. Nur durch eine kausale Erklärung, z. B. einem Nachweis einer statistischen, signifikanten Beziehung zwischen Phänomenen, kann eine noch so evidente Deutung zur gültigen „verständlichen Erklärungen“ werden.[10] Weber sah also die Aufgabe der Soziologie darin, den Sinn einer Handlung hermeneutisch zu erfassen und darauf hin in seinem Ablauf und den Wirkungen kausal zu erklären. Mit dieser Methode des wissenschaftlichen Vorgehens grenzte sich Weber bewusst zu anderen Schulen ab, welche versuchten aus einem vom Eigenerleben, von Intuition und Nachempfinden ausgehenden Verstehenskonzept eine spezifisch „geisteswissenschaftliche“ Methode zu machen.[11]

3.2 Das Postulat der „Werturteilsfreiheit“

Neben dem Konzept der verstehenden Soziologie, diente Weber auch der Grundsatz der Werturteilsfreiheit in der Wissenschaft als Leitfaden seines Forschens.

Das Postulat der Werturteilsfreiheit stellt die Forderung an die Wissenschaft, subjektive Orientierungen von objektiven, wissenschaftlichen Erkenntnissen strikt zu trennen. Werturteile sollten also nach Webers Auffassung von der wissenschaftlichen Arbeit ausgeschlossen werden. Mit dieser Forderung kritisierte Weber vor allem die Vorgehensweise einiger zeitgenössischer Wissenschaftler, welche den Hörsaal unter dem Deckmantel einer objektiven Wissenschaft zur Propagierung der eigenen Weltanschauung nutzten. Webers Meinung nach „muss eine wissenschaftlich arbeitende Person, wenn sie sich eine derartige Wertung nicht versagen kann oder will, die jeweils persönliche Stellungnahme, für die keine wissenschaftliche Legitimation in Anspruch genommen werden darf, von der Tatsachenbeschreibung trennen, sowohl den Diskurspartnern gegenüber, als auch sich selbst gegenüber.“[12]

Im Verein für Sozialpolitik stieß Weber mit seiner Forderung zum Teil auf heftigen Widerstand. Die Debatten im Verein blieben auch bis zuletzt ergebnislos und gingen als Werturteilsstreit in die Geschichte ein. Bei der Gründung der deutschen Gesellschaft für Soziologie wollte Weber einem ähnlichen Streit vorbeugen, indem er bereits in der Einladung zur Gründung der Gesellschaft einen entsprechenden Grundsatz vorschlug: „Die Gesellschaft soll […] einen rein objektiv wissenschaftlichen Charakter haben. Es folgt daraus, dass jede Art von politischer, sozialpolitischer, sozialethischer oder irgendwelcher sonstigen Propaganda für praktische Ziele oder Ideale innerhalb ihrer oder unter ihrem Namen ausgeschlossen sein muss. Sie darf sich nur in den Dienst der Erforschung von Tatsachen und ihrer Zusammenhänge stellen.“[13] Jedoch blieb auch dieser Versuch erfolglos und durch einen erneut entfachten Streit innerhalb der Gesellschaft, sah sich Weber schließlich zu einem Austritt aus eben dieser gezwungen.

[...]


[1] Vgl. Käsler (1995, S. 12)

[2] Vgl. Käsler (S. 13)

[3] Käsler. (S. 19)

[4] Käsler (S. 19)

[5] Käsler (S. 39)

[6] Vgl. Käsler (1995, S. 224)

[7] Weber (1980, S. 3)

[8] Weber (1980, S. 4)

[9] Vgl. Weber (1995, S. 225)

[10] Vgl. Weber (1995, S. 227)

[11] Weber (1995, S. 227)

[12] Vgl. Käsler (1995, S. 246)

[13] Käsler (1995, S. 242)

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Max Weber - Soziale Wirklichkeit als sinnhafter Handlungszusammenhang
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Soziologische Theorien der Gegenwart
Note
1,6
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V164114
ISBN (eBook)
9783640791859
ISBN (Buch)
9783640791439
Dateigröße
586 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Max, Weber, soziologie, soziale wirklichkeit, Werturteilsfreiheit, soziales Handeln, Idealtypen, soziale beziehungen, legitime herrschaft, legitime ordnung
Arbeit zitieren
Nikolai Schön (Autor:in), 2007, Max Weber - Soziale Wirklichkeit als sinnhafter Handlungszusammenhang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164114

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