Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Bedingungsanalyse
1.1 Lerngruppe
1.2 Lehrer-Schüler-Verhältnis
1.3 Äußere Bedingungen
1.4 Schlussfolgerungen für die Unterrichtsgestaltung
2. Didaktisch-methodische Überlegungen und Begründungen
2.1 Stellung der Stunde in der Stoffeinheit
2.2 Sachanalyse sowie Auswahl und Begründung der Inhalte
2.3 Auswahl und Begründung der Lernziele
2.4 Begründung der didaktischen Stufung des Unterrichts und des gewählten Methodenkonzeptes
2.5 Aussagen zu Schülerleistungen
3. Verlaufsplanung
4. Literaturverzeichnis
5. Anhang
1. Bedingungsanalyse
1.1 Lerngruppe
Im Kurs Fußball (2. Sportart) lernen derzeit 13 SuS verschiedener Klassenstufen gemeinsam (2 Schüler[1] aus der Klasse 11 Sport, 4 Schüler aus der Klasse 11 Kurs und 7 Schüler aus der Klasse 12 Kurs. Dabei zeichnet sich die Lerngruppe im koedukativen Unterricht durch eine 11:2 Jungen-Mädchen-Relation aus. Diese Zusammensetzung des Fußball-Kurses ergibt sich aus dem Bedingungsgefüge dieses Spezialgymnasiums mit sportlicher Profilierung und den Anforderungen des obligatorischen Leistungskurses Sport in der Abiturstufe[2]:
Letztere sehen für die SuS mit der Spezialprofilierung in einer Individualsportart die Bele-gung einer Mannschaftssportart vor (und umgekehrt). Dabei können sich die Individualsportler dem schulischen Bedingungsgefüge entsprechend zwischen Volleyball und Fußball entscheiden. Unterricht in dieser 2. Sportart wird mit einer „verkürzten“ Doppelstunde wöchentlich unterrichtet (netto ca. 75 min.). Die übrigen 4 Unterrichtsstunden werden weiterhin in der jeweiligen sportartspezifischen Spezialdisziplin durchgeführt. Die Notwendigkeit zur Erbringung von mind. 4 Leistungsnachweisen pro Halbjahr laut Beschluss der Fachkonferenz und die Verpflichtung zum Angebot von mind. 2 Terminen zur Leistungserbringung erweisen sich als stark erschwerend und die jeweiligen Durchführungsbedingungen in der unterrichtlichen Praxis konterkarierend: De facto war mit Beginn des Schuljahres in 8 Doppelstunden die ohnehin recht geringe Kursstärke zu keiner einzigen Veranstaltung vollständig vertreten, sondern fluktuierte – wettkampf- und verletzungs- sowie durch Kurswechsler zu Schuljahresbeginn bedingt – von 7 bis 12 Teilnehmern, mit z.T. personell häufig wechselnder Klientel. Aufgrund dieses erschwerenden Bedingungsgefüges erweisen sich methodische Lehrwege zur Festigung bzw. Vervollkommnung fußballspezifischer Grundtechniken sowie insbesondere die Einführung komplexer gruppentaktischer (und erst recht mannschaftstaktischer Spezialisierungen, wie im Lehrplan für die Oberstufe empfohlen!) als nahezu unmöglich.
Über das einschnürende organisatorische Korsett hinaus zeichnen insbesondere die unterschiedlichen individuellen Leistungsvoraussetzungen der SuS im pädagogischen Bedingungsgefüge als determinierender Einflussfaktor für die Wahl der Unterrichtsinhalte verantwortlich. Diesbezüglich rekrutiert sich aufgrund der spezialsportlichen Ausrichtung des Gymnasiums die Zusammensetzung des Kurses aus nachfolgenden Disziplinen: In dieser sog. „Ergänzungssportart“Fußball lernen derzeit 2 Bogenschützen (1m/1w), 1 Ringer (m), 8 Leichtathleten (7m/1w) und 2 Fechter (m) das „ABC“ der weltweit beliebtesten und populärsten Mannschaftssportart. Die unterschiedlichen Leistungsstrukturen der jeweiligen Spezialsportarten erweisen sich dabei als schwankende Einflussfaktoren auf die heterogenen Lernvoraussetzungen der SuS. Insbesondere der Bogenschütze xxx offenbart dabei z.B. im Vergleich zu den übrigen Kursteilnehmern in puncto Technik, Taktik und Spielfähigkeit deutliche Reserven – wobei sich dessen weibliches Pendant xxx in den genannten Rubriken im Gegensatz dazu als äußerst leistungsstark präsentiert. Darüber hinaus fallen im Vergleich zu den übrigen SuS nicht minder deutlich die beiden Leichtathleten xxx und xxx leistungstechnisch ab; durch engagierten Einsatz sind diese jedoch um Kompensation bemüht. Als technisch versiert und mit vergleichsweise hoher Handlungskompetenz im Spiel ausgestattet, treten insbesondere xxx, xxx, ... und xxx in Erscheinung. Die übrigen Schülerleistungen sind wiederum - mit einer jeweils natürlichen Streuung - im mittelmäßigen Leistungsbereich einzuordnen[3]. Jene Sportler bemühen und engagieren sich jedoch im Rahmen ihrer technisch-taktischen Möglichkeiten. Ungeachtet der skizzierten unterschiedlichen Leistungsvoraussetzungen und Vorerfahrungen ist der insgesamt positiven Unterrichtsatmosphäre durchaus zuträglich, dass sich die SuS über den Schulunterricht hinaus auch aus zahlreichen Trainingseinheiten kennen.
Die Lehrprobenstunde aus dem Lernbereich „Sportspiele“ ist in ihrer inhaltlichen Konzeption dem Schulsportunterricht zuzuordnen – trotz vergleichsweise höherer Sachkompetenz der hiesigen Schülerklientel im Unterschied zu allgemeinen Gymnasien gewichten einige SuS die Prioritäten z.T. deutlich in Richtung ihrer jeweiligen Spezialsportart und messen dem Sportunterricht bedauerlicherweise nicht gleichermaßen Bedeutung bei. Diesem Umstand gilt es aktiv entgegenzuwirken, indem durch einen freudbetonten Unterricht und hohe Fachkompetenz immer wieder einerseits die Motivation geschürt wird und andererseits kognitiv auf die Einsicht einer ergänzenden Wechselwirkung und Gewichtung von 2. Sportart und Spezial-sportart abgezielt wird. Gelingt dies, so tragen eine entsprechend positive Einstellung und Haltung den Lerngegenständen gegenüber, engagierte Mitarbeit und das vorhandene Leistungsvermögen zu gelungenen Stunden mit bei. Der Altersspezifik entsprechend präsentiert sich der Kurs insgesamt als motorisch und kognitiv schnell lernfähig – ist jedoch im Unterschied zu jüngeren Klassenstufen manchmal etwas „träge“. Andererseits erwachsen durch die z.T. unberechenbare Impulsivität eines Schülers phasenweise disziplinarische Herausforderungen für den Lehrer. In dieser Hinsicht tritt xxx als latenter bis zeitweilig offenkundiger „Problemfall“[4] in Erscheinung: So verweigerte er regelmäßig die Erbringung der von ihm geforderten Leistungen, diskutierte und opponierte leidenschaftlich gern über Unterrichtsinhalte und Durchführungsoptionen bzw. wartete z.T. auch mit provokativem Verhalten auf (bewusstes Ignorieren von Anweisungen, freche bis anmaßende Kommentare sowie laute Unterhaltungen mit Mitschülern im Blickfeld des Lehrers während der Erklärung von Übungsformen). Ein ganzer Katalog diverser Interventionsmaßnahmen[5] und zahlreiche Gespräche (mit ihm selbst und anderen Fach- bzw. Spezialsportlehrern) zeigten in jüngster Zeit in Form einer Unterbindung des skizzierten Störverhaltens zwar den gewünschten Erfolg - die Dauerhaftigkeit dessen bleibt jedoch vakant. Aufgrund dieses schwankenden und unberechenbaren Verhaltens kann es durchaus zu unvorhersehbaren zeitlichen Verzögerungen bzw. Abweichungen in den intendierten Stundenzielen kommen. Auf motorische Vorerfahrungen (d.h. stundenthemenspezifische Fertigkeiten) im individualtechnischen Bereich kann in der Lehrprobenstunde insofern zurück gegriffen werden, als dass der „Torschuss“ als motivierendes Element des Fußballs den SuS zumindest bereits „en passant“ mehrfach als peripherer und unterrichtsbegleitender Gegenstand im Vorfeld begegnet ist.
1.2 Lehrer-Schüler-Verhältnis
Seit Beginn des neuen Schuljahres habe ich den Unterricht im Kurs Fußball von meinem Mentor Herrn xxx übernommen und fühlte mich von Beginn an recht wohlwollend und freundlich aufgenommen. So schätze ich die überwiegend positive Unterrichtsatmosphäre und Akzeptanz meiner Person als verantwortliche Lehrkraft sehr. Basierend auf jenem angeneh-men Lehr-Lern-Klima sowie aufgrund der sportinteressierten Schülerklientel bereitet mir das Unterrichten der SuS im Fußball-Kurs viel Freude. Insbesondere das positive Erleben des fairen mit- und gegeneinander Wetteiferns versuche ich dabei im Unterricht stets zu fokussieren, sodass auf jene spezialsportlichen Individualisten zumindest in Ansätzen sprichwörtlich der „Funke“ des mannschaftssportlichen, kooperierenden Handelns „überspringt“. Ferner bin ich durch den Einsatz diverser Lern- und Arbeitsformen stets um eine variable und abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung bemüht, im Rahmen derer selbstgesteuertes Lernen nicht nur zugelassen, sondern auch gefördert wird.
1.3 Äußere Bedingungen
Die Stunde findet in einer großräumigen Spielsporthalle statt - auch die sonstige materielle Ausstattung entspricht vollends dem Anforderungsprofil einer sportprofilierten Spezialschule. Die zur Verfügung stehende Dreifelderhalle bietet insofern optimale Voraussetzungen für die Planung und Durchführung der Unterrichtsstunde, sodass neben entsprechend großen Spielräumen für die Sportart Fußball auch zwei Handballtore für diverse Torschussübungen und Spielformen vor Ort verfügbar sind. Darüber hinaus steht eine ausreichende Anzahl an Bällen als notwendige Voraussetzung zur Sicherung einer angemessenen WH-Zahl zur Verfügung. Da die Lehrprobenstunde 12.45 bis 13.30 Uhr - und somit nahezu unmittelbar nach der planmäßigen Mittagspause - stattfindet, lässt sich die eingangs erwähnte punktuelle Trägheit einiger SuS durch ein biologisch natürlich bedingtes Mittagstief um diese Zeit erklären.
1.4 Schlussfolgerungen für die Unterrichtsgestaltung
Im Hinblick auf das klassenspezifische innere sowie äußere Bedingungsgefüge ergeben sich einige Konsequenzen für die didaktisch-methodische Gestaltung des Unterrichts:
Insbesondere die heterogene Leistungsstruktur der Lerngruppe erfordert eine stetige Differenzierung der Unterrichtsinhalte und somit eine Stufung des Schwierigkeitsgrades technischer Anforderungsprofile: Wie bereits dargelegt, bringen die SuS aufgrund der strukturellen, orga-nisatorischen und personalen Bedingungen (vgl. Punkt 1.1) eine z.T. äußerst heterogene Lernausgangslage mit. Darüber hinaus ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Klassenstufen breitgefächerte Lernerfahrungen, sodass z.B. ein Schüler der Stufe 12 bereits eine zweijährige Ausbildung in der Sportart Fußball durchlaufen hat. Da die jeweiligen Leistungsnachweise in den entsprechenden Klassenstufen jedoch nicht variieren, müssen dieselben Unterrichtsinhalte mitunter didaktisch und methodisch unterschiedlich aufbereitet werden. Um diesem Anspruch und der Notwendigkeit gleichermaßen gerecht zu werden, sind unterschiedliche Schwierigkeitsgrade im Anforderungsprofil der Aufgaben stetiger Bestandteil des Unterrichts in der Kursstufe. Auf diese Weise werden den SuS einerseits ausreichend Erfolgserlebnisse ermöglicht und andererseits Über- bzw. Unterforderung vermieden. Jene strukturelle inhaltlich-organisatorische Ausrichtung stellt wiederum hohe Anforderungen an die Kompetenz der SuS in puncto positiv-realistischer Selbsteinschätzung: Jeder Schüler der Lerngruppe ist in dieser Hinsicht m.E. dazu in der Lage, die jeweils einfachere oder kompliziertere Durchführungsoption zur Sicherung eines optimalen Lernerfolges zu wählen. Ferner bedarf es zur Gewährleistung einer ausreichenden WH-Zahl und somit Festigung der entsprechenden Torschusstechnik der Arbeit in Kleingruppen. Diesem Anspruch gerecht werdend entscheide ich mich für eine entsprechende Halbierung der Gruppenstärke in 2 Kleingruppen für die überwiegenden Abschnitte des Hauptteils der Stunde. Da sich die Lerngruppe aufgrund ihrer Altersstruktur und der Stellung der Unterrichtsstunde in der Stundentafel teilweise lethargisch präsentierte, sind umfangreiche Lehrerinstruktionen zu vermeiden. Auf diese Weise wird einerseits die effektive Bewegungszeit der SuS optimiert und andererseits deren Kreislauf und Gemüt „in Schwung gebracht“: Das skizzierte Bedingungsgefüge erlaubt es bedauerlicherweise nur bedingt, den vergleichsweise hohen Anforderungen des Lehrplanes inhaltlich und organisatorisch gerecht zu werden. Durch eine lehrergeleitete EW[6] wird gleichermaßen sowohl eine optimale Bewegungsintensität als auch ein affektiv belebender und motivierender Stundenbeginn gesichert. Die Ankündigung des reizvollen Stundenschwerpunktes wird schließlich ihr Übriges zum Aufbau einer produktiven Lernsituation sowie einer angemessenen psycho-physischen Bereitschaftshaltung leisten. Aufgrund des speziellen Bedingungsgefüges benötigen die SuS klare, kurze und prägnante Ansagen sowie ausreichend Übungszeit. Zur angemessenen Lenkung und Steuerung dieser Technikschulung erfolgt die vorliegende Stunde deshalb lehrerzentriert und im deduktiven Lehrverfahren. Ferner wurden - im Hinblick auf den freudbetonten Abschluss-Wettkampf am Ende der Stunde aufgrund der heterogenen Ausgangslage und der Besonderheiten der Klasse - in der Vorstunde bereits 2 etwa annähernd gleich leistungsstarke Gruppen per „gelenktem Zufall“ formiert: In dieser Hinsicht teilte ich die leistungsschwächeren SuS bereits im Vorfeld in 2 Mannschaften auf, um Demotivation bei der sonst drohenden Wahl zum Schluss aktiv entgegenzuwirken. Jene beiden Teams konnten sich dann jeweils die leistungsstärkeren Spieler im Anschluss daran dazu wählen. Die Vermittlung theoretischer Inhalte wird im Kurs Fußball hingegen auf ein notwendiges Minimum beschränkt (d.h. auf Sachwissen zu den leistungsstrukturell technisch-taktischen Mitteln dieser Sportart), da die SuS zusätzlich in der Oberstufe noch 2 Stunden Unterrichts in der Sporttheorie erhalten: Darin erfolgt die Vertiefung von Kenntnissen auf den sportspezifischen Gebieten der Trainingswissenschaften, der Physiologie, der Motorik und der Soziologie – jene Aspekte werden in den sportpraktischen Stunden folglich weniger gewichtet und thematisiert. Um Über- und Unterforderungen zu vermeiden, biete ich bei der Durchführung der Übungen zur Schulung des Torschusses einige Differenzierungsmöglichkeiten an. Auf diese Weise wird am jeweiligen Könnensstand der SuS optimal angeknüpft und die Selbständigkeit sowie Teilhabe an der Gestaltung des Lernprozesses erhöht.
2. Didaktisch-methodische Überlegungen und Begründungen
2.1 Stellung der Stunde in der Stoffeinheit
Der Unterricht in der 2. Sportart Fußball muss – gemäß den Anforderungen im Leistungskurs Sport – als Mannschaftssportart von den SuS mit individualsportlichem Spezialprofil in den Abiturkurs mit eingebracht werden. Den Orientierungen des Thüringer Lehrplans für Gymnasien[7] folgend, integriert sich das Thema der Lehrprobenstunde in den übergeordneten Lernbereich der „Sportspiele“. Die Sportart Fußball markiert darin einen eigenständigen, isoliert zu betrachtenden Teilbereich. Da es sich für die SuS um eine „Ergänzungssportart“[8] handelt, ist eine Orientierung an den schulsportlichen Schwerpunkten für die Klassenstufen 11/12 sinnvoll. Die jeweiligen Stundenschwerpunkte im Vorfeld und Nachgang der Lehrprobenstunde fasst die nachfolgende Übersicht noch einmal tabellarisch zusammen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Lehrprobenstunde findet in der 2. Stunde nach den Herbstferien statt und fügt sich nahtlos an die bereits im Vorfeld begonnene Technikschulung an: So wurden bis dato auf methodisch vielfältige und freudbetonte Weise die wichtigsten Grundfertigkeiten (Passpiel/ Stoßart: Innenseitpass, spielgemäße Ballan- und –mitnahmeformen, Täuschungshandlungen, Ballführung/ Dribbling) in ihrer Grobform als Grundlage für deren Anwendung im Spiel gelehrt. Darüber hinaus bildete ebenso die Erweiterung der Spielfähigkeit in fußballspezifischen kleinen Spielformen einen wesentlichen Bestandteil des Unterrichts. Darauf aufbauend schließt sich im Rahmen der Lehrprobenstunde - aufgrund seiner zentralen Bedeutung (vgl. Punkt 2.2) - die Schulung des Vollspannstoßes als wirkungsvollste Torschusstechnik der vorangegangenen individualtechnischen und -taktischen Ausbildung adäquat an. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen werden dabei individuelle Differenzierungsmöglichkeiten zur Erlernung (bzw. bei den „Könnern“ und „Schnelllernern“ zur Festigung) des Vollspannstoßes angeboten. Ein freudbetonter Abschlusswettkampf forciert schließlich auf Seiten der SuS das affektive Wetteifern, welches diesem Sportspiel inhärent ist.
2.2 Sachanalyse sowie Auswahl und Begründung der Inhalte
Die Auswahl der Lerninhalte orientiert sich an den Richtlinien des Thüringer Lehrplans, an den schulinternen Lehrplänen zum Ergänzungsfach Fußball (2. Sportart) und an den z.T. deutlich variierenden Lernvoraussetzungen der SuS. So legt der Thüringer Lehrplan[9] u.a. die systematische Weiterentwicklung der allgemeinen Spielfähigkeit nahe, sodass in dieser Hinsicht zur proklamierten Vervollkommnung der spezifischen Handlungsfähigkeit insbesondere auch der Beherrschung wesentlicher technischer Fertigkeiten eine wichtige Rolle zukommt. Die Richtlinien des Thüringer Lehrplans geben in der Klassenstufe 11/12 eine Vertiefung der Grundbildung vor – was wiederum insbesondere für den Schwerpunkt der Lehrprobenstunde bedeutet, dass die SuS ihre Fertigkeiten dahingehend erweitern, „Techniken[10] unter Berücksichtigung erhöhter Schnelligkeits-, Genauigkeits- und Variabilitätsanforderungen anzuwenden“ (ebd.). Hinsichtlich der Entwicklung von Lernkompetenz wird dabei ebenso der Anforderung Rechnung getragen, dass die SuS durch den Vollzug vielfältiger Spiel- und Übungsformen dazu befähigt werden, die spezifische Rolle der „Angriffshandlung“[11] des Fußballspiels auszugestalten. Da die Ziele und Inhalte der sportlichen Ausbildung in Theorie und Praxis jedoch eine modifizierende Anpassung an das jeweilige personale und organisatorische Bedingungsgefüge (vgl. Punkt 1) erfordern, folgt die Vermittlung des Sportspiels Fußball schulinternen Fachlehrplänen. Wenngleich sich diese zwar grundsätzlich an den Richtlinien des Lehrplanes orientieren – für Individualsportler am Sportgymnasium in Klasse 5 bis 10 jedoch keine curriculare Fußballausbildung vorsehen - wird sich gemäß den Beschlüssen der Fachkonferenz hauptsächlich auf die Vermittlung wesentlicher Basistechniken und deren spielgemäße Anwendung beschränkt. Dabei müssen zwangsläufig Abstriche in denen vom Lehrplan geforderten Inhalten gemacht werden, was wiederum u.a. die Vernachlässigung der taktischen Ausbildung (insbesondere im Abwehrverhalten) nach sich zieht (vgl. dazu Punkt 1.1). Da die besondere Schülerklientel eines Sportgymnasiums jedoch a priori ein vergleichsweise höheres allgemeinsportliches Grundniveau und Maß an motorischen Vorerfahrungen mit sich bringt, eignen sich isolierte Technikübungen mit hohen WH-Zahlen zur schnellen Erzielung von Lernerfolgen recht gut. Die Spielleistung im Fußball wird bekanntlich sowohl von individuellen Leistungsvoraussetzungen als auch insbesondere vom mannschaftlichen Zusammenwirken bestimmt. Aufgrund des skizzierten pädagogischen Bedingungsgefüges fokussiert sich die Ausbildung im Schulfußball (u.a. bedingt durch mangelnde spezifische Vorerfahrungen und meist fehlende Fähigkeiten sowie Fertigkeiten aus dem Grundlagenbereich) auf die Schulung des individuellen Technik-Taktik-Faktors, welcher beim Sportspiel Fußball von zentraler Bedeutung ist (vgl. Thorhauer und Wohlgefahrt, 2005). Dieser vereint in sich die wesentlichsten technischen Fertigkeiten und zweckmäßige individuell-taktische Verhaltensweisen. Grundprinzip in der technisch-taktischen Ausbildung ist die Beherrschung der fußballspezifischen Techniken[12] und das zweckmäßige individuell taktische Verhalten[13] im Hinblick auf die Schulung der Spielfähigkeit. In diesem Zusammenhang untergliedert sich die spezifische Fußballtechnik in nachfolgende Teilkomponenten der abgebildeten Systematik (aus Thorhauer & Wohlgefahrt 2005, S. 198):
[...]
[1] Personenbezeichnungen gelten innerhalb des Lehrprobenentwurfes für beide Geschlechter.
[2] An der Schule belegen die SuS im Kurssystem obligatorisch als zweiten Leistungskurs das Fach „Sport“ (Unterricht in Theorie und Praxis). Zur Streckung und damit Betonung der sportlichen Ausbildung existiert eine Klassenstufe 11 Spezial, welche als „Vorstufe“ zum Abitur eine Art Übergangsschwelle markiert. Für gewöhnlich erfolgt jedoch ab Klasse 7 eine Lerngruppen-Einteilung der SuS nach ihrer jeweiligen Spezialdisziplin, innerhalb derer der Schulsport und der sportartspezifische Spezialsportunterricht erfolgen.
[3] Als strukturelle Besonderheit erweist sich im Hinblick auf die Leistungsvoraussetzungen zudem auch die hohe Fluktuation der Spezialschule als bestimmender Einflussfaktor: Da Fußball an der vorliegenden Schule keinen Bestandteil des Curriculums der Unterstufe darstellt, können neuaufgenommene SuS in der Oberstufe durchaus z.T. über Vorerfahrungen und Kenntnisse aus ihrer „Herkunftsschule“ verfügen - andere wiederum nicht.
[4] Ein informierender Austausch mit anderen Fachlehrern sowie dem verantwortlichen Spezialsporttrainer aus bestätigten den insgesamt auffälligen und häufig kontraproduktiven Habitus des Schülers xxx.
[5] Intensives Loben erwünschter Verhaltensweisen, partielle Einbeziehung in die Gestaltung des Unterrichts, Mahnungen, Ausschluss von freudbetonten Abschlusswettbewerben, Spiegelung durch Mitschüler, etc.
[6] In den übrigen – als Doppelstunden gehaltenen – Kursen erfolgt die Erwärmung ritualisiert jeweils schülergeleitet, um deren Aktivität und Eigenverantwortlichkeit bei der Mitgestaltung des Lernprozesses zu steigern. Da dabei bisher jedoch auch mitunter weniger gute Leistungen gezeigt wurden – die jedoch entsprechend als Lernchance deklariert und gemeinsam ausgewertet wurden – übernehme ich diesen Part in der Lehrprobenstunde. Dadurch ist es mir möglich, auch bereits diese Phase methodisch-didaktisch zielführend auf den Hauptteil der Stunde abzustimmen und somit den geplanten Inhalten der Lehrprobenstunde Rechnung zu tragen.
[7] Thüringer Kultusministerium (Hrsg.): Lehrplan für das Gymnasium. Fach Sport. Erfurt 1999, S. 36ff.
[8] An der vorliegenden Schule gibt es schließlich auch noch das Spezialsportprofil der Sportart Fußball.
[9] Thüringer Kultusministerium (Hrsg.): Lehrplan für das Gymnasium. Fach Sport. Erfurt 1999, S. 36 ff.
[10] Schnabel et al. (2005, S. 113) definieren den Faktor TECHNIK allgemein als „in der Praxis erprobtes, aufgrund der allgemeinen psychophysischen Voraussetzungen des Menschen realisierbares charakteristisches Lösungsverfahren einer in sportlichen Handlungen erwachsenden Bewegungsaufgabe, das als Bewegungsalgorithmus der jeweiligen Bewegung immanent ist.“
[11] Diese stellen das Pendant der ebenso rollentypischen „Abwehrhandlungen“ dar, welche im Schulfußball jedoch eher nachrangig gewichtet sind (vgl. dazu Thissen 1999, S. 3; er testiert dem Abwehrspiel im Gegensatz zum Angriffspiel eine eher untergeordnete Bedeutung. Gleiches gilt auch sowohl für das Kopfballspiel als auch für das Torwartspiel.
[12] Darunter „versteht man die speziellen Bewegungsfertigkeiten und deren zweckmäßigen und rationellen Einsatz zur Lösung einer speziellen Bewegungsaufgabe im Rahmen der Wettkampfregeln“ (ebd. S. 197).
[13] Die „individuelle Taktik umfasst die zweckmäßigen Lösungen individueller Spielsituationen auf der Grundlage von taktischen Kenntnissen und Verhaltensweisen“ (ebd.).
- Arbeit zitieren
- Annabelle Senff (Autor), 2010, Festigung der Torschusshandlung mittels Vollspanntechnik und Anwendung derer in spielnahen Situationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164128
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