Sie [die Frau] repräsentiert Vitalität und Emotionalität, ist aber auch furienhaftes Geschöpf, das durch seine Laster wie Gier, Neid und Wollust das männlich-patriarchalische Selbstverständnis und die göttliche Weltordnung durcheinanderwirbelt und gefährdet.
Auf diese Weise charakterisiert Hans-Jürgen Blanke die Darstellung der Frauen in Joseph Roths Roman "Hiob". Diese Ambivalenz soll zum Anlass genommen werden, sich näher mit den weiblichen Protagonisten in Roths Werk auseinander zu setzen und auch die allgemein übliche Stellung der Frauen im Judentum zu untersuchen. Hierbei soll vor allem der sozialgeschichtliche Hintergrund in Bezug auf Gesellschaft, Religion und Kultur eine große Rolle spielen. Natürlich werden unweigerlich auch Aspekte der Gender Studies mit einfließen müssen.
Ob das Verhalten der beiden Frauen Deborah und Mirjam ein typisches ist, inwieweit die Handlung von ihnen abhängt und beeinflusst wird und welche sozialgeschichtlichen Zusammenhänge bestehen, soll im Folgenden näher betrachtet und erläutert werden.
Vordergründig stützt sich die nachfolgende Betrachtung auf die Interpretation Hans- Jürgen Blankes. Hier werden verschiedenen Aspekte und Interpretationsrichtungen aufgezeigt und erläutert, was einen tiefen Einblick in Roths Roman ermöglicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Position der Frau im jüdischen Glauben
- Differenzen zwischen einzelnen Strömungen des Judentums
- Jüdische Mutteridentität: das Schtetl Osteuropas und Amerika
- Deborah: Eine Frau zwischen Schicksalsergebenheit und Temperament
- Das Romangeschehen
- Das Verhältnis zwischen Mendel Singer und seiner Frau
- Deborah und ihre Kinder
- Mirjam: Mendels Tochter in der Rolle der mannstollen und lebensgierigen Jüdin
- Hass und Neugier in der Kindheit
- Mirjam, die „Grenzüberschreiterin“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die weiblichen Protagonisten Deborah und Mirjam in Joseph Roths Roman „Hiob“ und untersucht ihre Rolle im Kontext der gesellschaftlichen und religiösen Normen des Judentums. Dabei werden die Unterschiede zwischen verschiedenen Strömungen des Judentums, die Darstellung der jüdischen Mutter und die Einflüsse des sozialgeschichtlichen Hintergrunds beleuchtet.
- Die Stellung der Frau im Judentum: Rabbinismus, Chassidismus und die unterschiedlichen Rollenbilder
- Die Darstellung der jüdischen Mutter in der Literatur: Vom idealisierten Bild der „Hüterin des Hauses“ zur ambivalenten Mutterfigur in der Schtetl-Literatur
- Die Charakterisierung von Deborah und Mirjam: Schicksalsergebenheit vs. Lebensgier, Tradition vs. Individualität
- Die Auswirkungen des sozialgeschichtlichen Hintergrunds auf die Handlung und die Figuren
- Der Einfluss von Gender Studies auf die Interpretation der weiblichen Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Ambivalenz der Darstellung der Frauen in Roths „Hiob“ dar. Sie erläutert die Zielsetzung der Arbeit und die Bedeutung des sozialgeschichtlichen Kontextes. Das Kapitel „Die Position der Frau im jüdischen Glauben“ beleuchtet die unterschiedlichen Rollen der Frau in verschiedenen Strömungen des Judentums, insbesondere im Rabbinismus und Chassidismus. Es wird außerdem die Bedeutung der Mutterrolle im jüdischen Kontext diskutiert. Das Kapitel „Deborah: Eine Frau zwischen Schicksalsergebenheit und Temperament“ analysiert die Rolle von Deborah in „Hiob“ und beleuchtet ihre Beziehung zu ihrem Mann Mendel Singer und ihren Kindern. Das Kapitel „Mirjam: Mendels Tochter in der Rolle der mannstollen und lebensgierigen Jüdin“ analysiert die Figur von Mirjam und stellt ihre Rebellion gegen traditionelle Normen sowie ihre Suche nach Selbstbestimmung dar.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit sind die Rolle der Frau im Judentum, die jüdische Mutteridentität, die Charakterisierung von Deborah und Mirjam in Joseph Roths „Hiob“, der sozialgeschichtliche Kontext, Gender Studies und die Interpretation der weiblichen Figuren in der Literatur. Neben diesen Schlüsselbegriffen werden auch relevante Begriffe wie Rabbinismus, Chassidismus, Schtetl, Tradition, Individualität, Rebellion und Selbstbestimmung behandelt.
- Arbeit zitieren
- Maria Hesse (Autor:in), 2008, Deborah und Mirjam: Zwischen Mütterlichkeit, tiefem Glauben und Lebensgier in Joseph Roths „Hiob“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164131