Überall dort, wo Menschen zusammentreffen, sei es um zusammen zu leben oder zu arbeiten, kommt es zu Störungen durch unterschiedliche Ansichten, Missverständnisse, Konflikte oder Ängste. Folglich kann es auch keinen Unterricht ohne Störungen geben, denn in der Schule arbeiten Schüler/innen und Lehrende mehrere Stunden am Tag auf engstem Raum zusammen. In dem dabei entstehenden „dichten Geflecht kommunikativer Auseinandersetzungen“, welches sich durch eine „hohe Komplexität von verbalen und nonverbalen, kognitiven und emotiven Elementen auszeichnet“ , ist die Entstehung von Missverständnissen und Störungen zu erwarten. „So betrachtet ist die Störung die Normalität“ und sie ist „deshalb täglich, ständig und im Unterricht jeder Lehrperson – in unterschiedlicher Ausprägung und Häufigkeit – anzutreffen“ . Nach langer Zeit der Verdrängung des Problems und einer krampfhaften Idealisierung des Unterrichtes gibt es mittlerweile eine große Bandbreite von Literatur zum Thema „Unterrichtsstörungen“.
In der vorliegenden Arbeit soll aggressives Verhalten als schwere Form von Unterrichtsstörungen genauer betrachtet werden. In den letzten Jahren scheint die Gewalt an Schulen, zumindest ihre Schärfe, und die Aggressivität von Schülern/Schülerinnen zugenommen zu haben. Die Süddeutsche Zeitung tituliert: „Die Schule der Gewalt. […] Über deutschen Schulen liegt eine Atmosphäre der latenten Gewalttätigkeit“ und auch der Spiegel berichtet über Gewalt an Schulen mit der einschlägigen Überschrift: „Wenn du auf Streber machst, bist du tot“ . Gewalt in Schulen ist nicht erst vor kurzem entstanden, sondern wurde in den letzten Jahren von den Medien in der Hoffnung auf Sensationen verstärkt aufgenommen. Trotzdem ist dieses Problem an Schulen aktueller denn je, wie der schreckliche Amoklauf von Tim Kretschmer in Winnenden am 11.03.2009 zeigt. 15 Menschen erschoss der sonst unauffällige und zurückhaltende ehemalige Realschüler.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Unterrichtsstörung - was ist das?
- Der Diagnosebogen von Rainer Winkel
- Das Störungsbild
- Definition aggressives Verhalten
- Formen der Unterrichtsstörung
- Störungsbereiche
- Störungsrichtungen
- Störungsfolgen
- Störungsursachen
- Ursachen im psychisch-sozialen Kontext
- Endogene Ansätze
- Frustrations-Aggressions-Hypothese
- Lerntheorien
- Weitere Faktoren
- Ursachen im schulisch-unterrichtlichen Kontext
- Ursachen im psychisch-sozialen Kontext
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit aggressivem Verhalten als schwerwiegender Form von Unterrichtsstörungen. Sie untersucht die Ursachen, Folgen und möglichen Interventionsansätze im Kontext von Unterricht und Schule. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die psychologischen Aggressionstheorien gelegt, die im Rahmen des psychisch-sozialen Kontextes betrachtet werden.
- Definition und Abgrenzung von aggressivem Verhalten im schulischen Kontext
- Analyse von Störungsursachen, insbesondere im psychisch-sozialen Bereich
- Vorstellung und Anwendung des Diagnosebogens von Rainer Winkel zur Störungsanalyse
- Ableitung von Interventions- und Präventionsmaßnahmen
- Zusammenhang zwischen aggressivem Verhalten und dem Lern-Lehr-Prozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Unterrichtsstörungen ein und verdeutlicht die Bedeutung des Problems im schulischen Alltag. Sie stellt den Begriff „Unterrichtsstörung“ im Vergleich zu anderen Termini wie „Disziplinschwierigkeiten“ und „Verhaltensstörungen“ vor und argumentiert für die Verwendung des wertneutralen Begriffs „Unterrichtsstörung“.
Im zweiten Kapitel wird der Begriff „Unterrichtsstörung“ näher erläutert und die verschiedenen Formen sowie Ursachen von Störungen im Unterrichtsprozess betrachtet. Es werden sowohl Störungen durch Lernende als auch durch Lehrende sowie durch äußere Bedingungen thematisiert. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf den Störungen, die von Seiten der Lernenden ausgehen.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Diagnosebogen von Rainer Winkel. Dieser wird als Werkzeug zur Analyse von Unterrichtsstörungen vorgestellt und seine Anwendung im Kontext des „störfaktorialen Aspekts“ von Unterricht erläutert.
Im vierten Kapitel wird das Störungsbild „aggressives Verhalten“ genauer beleuchtet. Dabei werden die Definition des aggressiven Verhaltens, die verschiedenen Formen und Bereiche der Störung sowie die möglichen Folgen für den Lern-Lehr-Prozess analysiert.
Das fünfte Kapitel widmet sich den Ursachen von aggressivem Verhalten im Unterricht. Besonderes Augenmerk wird auf die Ursachen im psychisch-sozialen Kontext gelegt, wobei verschiedene psychologische Aggressionstheorien wie der Frustrations-Aggressions-Hypothese, endogene Ansätze und Lerntheorien vorgestellt werden.
Schlüsselwörter
Unterrichtsstörungen, aggressives Verhalten, Diagnosebogen, Rainer Winkel, psychisch-sozialer Kontext, Frustrations-Aggressions-Hypothese, Lerntheorien, Interventionsmaßnahmen, Präventionsmaßnahmen, Schulmanagement, Lern-Lehr-Prozess, Kommunikative Didaktik, störungsfaktorialer Aspekt.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Education Lisa Kittler (Autor:in), 2009, Aggressives Verhalten als Unterrichtsstörung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164206