Der Begriff der Bildung wird zu Beginn kurz in seiner historischen Entstehung skizziert. Wichtig für das Verständnis des Romans ist vor allen Dingen die Bedeutung des Begriffs im 18. Jahrhundert, die in großem Maße Wilhelm von Humboldt prägte. Auf diesen bildungstheoretischen Hintergrund folgt die Textarbeit an „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, wobei zuerst auf die Bereiche der Bildung eingegangen wird. Der ästhetische Bildungsbereich thematisiert die Vorstellung von Totalität der menschlichen Fähigkeiten, die in diesem Zusammenhang erläutert wird. Der religiöse Bildungsbereich wird durch das sechste Buch, die „Bekenntnisse einer schönen Seele“, eingeführt.
Die Turmgesellschaft bringt Wilhelm mit dem ethischen Bildungsbereich in Kontakt, der ihm eine gesellschaftliche Bildungskomponente erschließt. In dem Psycho-sexuellen Bildungsbereich wird die Entwicklung Wilhelms verfolgt: seine Beziehung zu den Eltern, besonders dem Vater, seine Loslösung vom Elternhaus, seine verschiedenen Liebesverhältnisse und schließlich seine eigene Vaterrolle.
Auf diese Bildungsbereiche wirken unterschiedliche Bildungsmächte ein, die im vierten Kapitel der Prüfungsarbeit betrachtet werden und in zwei Gruppen unterteilt sind: die innere Bildungsmacht und die äußeren Bildungsmächte. Die innere Bildungsmacht ist in dem Menschen selbst angelegt und kann als Bildungstrieb bezeichnet werden. Über diesen Bildungstrieb kommt Goethes Gedanken der Entelechie zum Ausdruck, auf den an dieser Stelle eingegangen wird. Das Schicksal ist eine der äußeren Bildungsmächter, wobei besonders der Tod den Menschen zu neuen Einsichten führen kann. Kunst und Lektür stellen weitere äußere Bildungsmächte dar: doch von fast noch größerer Rolle ist die Begegnung mit Menschen, wobei besonders das Gespräch eine bildende Funktion übernimmt. Bildung durch Reisen wird als sehr komplexer Bildungsvorgang darstellt, da er es Wilhelm ermöglicht, in verschiedene Lebenskreise zu gelangen.In dem Kapitel „Das Bildungskonzept der Lehrjahre und Humboldts Begriff der Bildung: Ein Vergleich“ wird zuerst das Romanende näher untersucht, da es die Frage nach dem Bildungsziel aufwirft . Dann werden die Aussagen über Bildung in den „Lehrjahren“ mit Humboldts Begriff der Bildung verglichen.
Die Zusammenfassung stellt die Arbeitsergebnisse in gebündelter Form vor und in der Schlußbetrachtung wird versucht, dass Bildungskonzept der „Lehrjahre“ hinsichtlich seiner Aktualität zu beurteilen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zum Begriff „Bildung“ in der klassischen deutschen Geistesgeschichte
- 2.1. Zum Begriff „Bildung“ und den damit zusammenhängenden Termini
- 2.2. Eine tiefgreifende Veränderung durch Wilhelm von Humboldt
- 3. Die Bereiche der Bildung
- 3.1 Der künstlerisch-ästhetische Bildungsbereich
- 3.2 Der religiöse Bildungsbereich
- 3.3 Der ethische Bildungsbereich
- 3.4 Der psycho-sexuelle Bildungsbereich
- 4. Die Bildungsmächte
- 4.1 Die innere Macht: Der Bildungstrieb
- 4.2 Die äußeren Bildungsmächte
- 4.2.1 Das Schicksal als Bildungsmacht
- 4.2.2 Kunst und Lektüre als Bildungsmacht
- 4.2.3 Bildung durch Menschen
- 4.2.4 Bildung durch Reisen
- 5. Das Bildungskonzept der „Lehrjahre“ und Humboldts Begriff der Bildung: Ein Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Bildungsbegriff in Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und vergleicht ihn mit Humboldts Bildungsauffassung. Ziel ist es, die zentralen Aspekte des Bildungskonzepts im Roman zu analysieren und dessen Relevanz im Kontext der klassischen deutschen Geistesgeschichte zu beleuchten.
- Der Begriff „Bildung“ in der klassischen deutschen Geistesgeschichte
- Die verschiedenen Bereiche der Bildung im Roman (ästhetisch, religiös, ethisch, psycho-sexuell)
- Die inneren und äußeren Bildungsmächte, die auf Wilhelm Meister einwirken
- Ein Vergleich des Bildungskonzepts in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ mit Humboldts Bildungstheorie
- Die Bedeutung des Romans für das Verständnis von Bildung im 18. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die zentrale Bedeutung des Bildungsbegriffs in Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Sie hebt die Ambivalenz des Titels hervor, der sowohl auf handwerkliche Ausbildung als auch auf die Erlangung von Meisterschaft verweist. Die Einleitung deutet auf die häufige Verwendung des Begriffs „Bildung“ im Roman hin und kündigt die bevorstehende Analyse des Bildungsbegriffs im 18. Jahrhundert an, besonders im Kontext von Wilhelm von Humboldts Werk. Der Fokus liegt auf der Abgrenzung von Bildung zu Erziehung und Ausbildung.
2. Zum Begriff „Bildung“ in der klassischen deutschen Geistesgeschichte: Dieses Kapitel untersucht den Begriff „Bildung“ in seiner historischen Entwicklung und Bedeutung. Es beleuchtet verschiedene Bedeutungsfacetten des Wortes, von der ursprünglichen Bedeutung als „Bild“ oder „Bildnis“ bis hin zur Konzeption als „gebildetes erworbenes Allgemeinwissen“ und „cultus animi“. Der Vergleich mit dem DUDEN und dem Grimm’schen Wörterbuch veranschaulicht die facettenreiche semantische Entwicklung des Begriffs. Besonderes Augenmerk liegt auf der Bedeutung des Begriffs im 18. Jahrhundert, die maßgeblich durch Wilhelm von Humboldt geprägt wurde.
3. Die Bereiche der Bildung: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Bereiche der Bildung, die in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ dargestellt werden. Es unterteilt diese Bereiche in künstlerisch-ästhetisch, religiös, ethisch und psycho-sexuell. Jeder Bereich wird mit konkreten Beispielen aus dem Roman erläutert. Der ästhetische Bereich wird beispielsweise über das Theater und die Kunstsammlung des Großvaters veranschaulicht, der religiöse Bereich durch die „Bekenntnisse einer schönen Seele“, der ethische Bereich durch die Turmgesellschaft und die Figur der Therese, und der psycho-sexuelle Bereich durch Wilhelms Entwicklung, seine Beziehungen und seine Vaterrolle. Die Kapitel zeigen, wie diese Bereiche miteinander verwoben und für die Gesamtbildung Wilhelms relevant sind.
4. Die Bildungsmächte: Das Kapitel untersucht die verschiedenen Einflüsse, die auf Wilhelms Bildungsprozess wirken. Es unterscheidet zwischen inneren und äußeren Bildungsmächten. Die innere Bildungsmacht wird als Bildungstrieb beschrieben, der die Grundlage für persönliche Entwicklung darstellt. Zu den äußeren Bildungsmächten gehören das Schicksal, Kunst und Lektüre, Begegnungen mit Menschen und Reisen. Jeder dieser Aspekte wird detailliert analysiert, mit Beispielen aus dem Roman illustriert und im Kontext der Entelechie-Idee Goethes betrachtet. Das Kapitel zeigt die Komplexität und Vielschichtigkeit des Bildungsprozesses auf, der durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren geprägt ist.
5. Das Bildungskonzept der „Lehrjahre“ und Humboldts Begriff der Bildung: Ein Vergleich: Dieses Kapitel analysiert das Ende des Romans im Hinblick auf das dargestellte Bildungsziel und vergleicht das in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ präsentierte Bildungskonzept mit Humboldts Bildungstheorie. Es untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Konzepte und bewertet deren Relevanz im Kontext der Arbeit. Dieser Vergleich ermöglicht eine umfassendere Bewertung der spezifischen Bildungsidee des Romans, eingebettet in die zeitgenössische bildungstheoretische Diskussion.
Schlüsselwörter
Bildung, Wilhelm Meisters Lehrjahre, Goethe, Humboldt, Bildungstheorie, klassische deutsche Geistesgeschichte, ästhetische Bildung, religiöse Bildung, ethische Bildung, psycho-sexuelle Bildung, Bildungsmächte, Bildungstrieb, Schicksal, Kunst, Lektüre, Reisen, Erziehung, Ausbildung.
Häufig gestellte Fragen zu Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und Humboldts Bildungstheorie
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Goethes Bildungsbegriff in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und vergleicht ihn mit Humboldts Bildungsauffassung. Sie untersucht die zentralen Aspekte des Bildungskonzepts im Roman und beleuchtet dessen Relevanz in der klassischen deutschen Geistesgeschichte. Die Analyse umfasst verschiedene Bereiche der Bildung (ästhetisch, religiös, ethisch, psycho-sexuell), innere und äußere Bildungsmächte und einen detaillierten Vergleich mit Humboldts Theorie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Einleitung, 2. Zum Begriff „Bildung“ in der klassischen deutschen Geistesgeschichte, 3. Die Bereiche der Bildung, 4. Die Bildungsmächte und 5. Das Bildungskonzept der „Lehrjahre“ und Humboldts Begriff der Bildung: Ein Vergleich. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt des Bildungsbegriffs im Roman und in der historischen Kontextualisierung.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Bildungsbegriff in Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ zu analysieren und seine Bedeutung im Kontext der klassischen deutschen Geistesgeschichte zu ermitteln. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Vergleich mit Humboldts Bildungstheorie, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten und das spezifische Bildungsideal des Romans zu beleuchten.
Welche Bereiche der Bildung werden untersucht?
Die Arbeit untersucht den künstlerisch-ästhetischen, den religiösen, den ethischen und den psycho-sexuellen Bildungsbereich im Roman. Jeder Bereich wird mit konkreten Beispielen aus dem Text erläutert und in Bezug zur Gesamtbildung Wilhelms gesetzt.
Welche Bildungsmächte werden betrachtet?
Die Arbeit unterscheidet zwischen inneren und äußeren Bildungsmächten. Die innere Bildungsmacht wird als Bildungstrieb beschrieben. Zu den äußeren Bildungsmächten gehören das Schicksal, Kunst und Lektüre, Begegnungen mit Menschen und Reisen. Die Analyse zeigt, wie diese Faktoren zusammenwirken und Wilhelms Bildungsprozess prägen.
Wie wird Humboldts Bildungstheorie in die Arbeit integriert?
Humboldts Bildungstheorie dient als Vergleichsmaßstab für das in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ dargestellte Bildungskonzept. Die Arbeit untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Konzepte und bewertet ihre Relevanz für das Verständnis des Romans und der zeitgenössischen bildungstheoretischen Diskussion.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind: Bildung, Wilhelm Meisters Lehrjahre, Goethe, Humboldt, Bildungstheorie, klassische deutsche Geistesgeschichte, ästhetische Bildung, religiöse Bildung, ethische Bildung, psycho-sexuelle Bildung, Bildungsmächte, Bildungstrieb, Schicksal, Kunst, Lektüre, Reisen, Erziehung, Ausbildung.
Wie wird der Begriff „Bildung“ in der Arbeit definiert?
Die Arbeit untersucht die historische Entwicklung des Begriffs „Bildung“, von seiner ursprünglichen Bedeutung bis hin zur Konzeption im 18. Jahrhundert. Sie beleuchtet verschiedene Bedeutungsfacetten und veranschaulicht die semantische Entwicklung mithilfe von Wörterbüchern. Der Fokus liegt auf der Abgrenzung von Bildung zu Erziehung und Ausbildung.
Welche Bedeutung hat der Roman für das Verständnis von Bildung im 18. Jahrhundert?
Die Arbeit argumentiert, dass „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Bildungsbegriffs im 18. Jahrhundert leistet. Der Roman verdeutlicht die Komplexität des Bildungsprozesses und bietet eine facettenreiche Darstellung der verschiedenen Einflüsse, die auf die Bildung einer Person wirken.
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- Jinyuan Xiao (Author), 2006, Ein Vergleich zum Bildungskonzept des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Goethe und Humboldts Bildungsauffassung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164308