Die individualisierte Gesellschaft der zweiten Moderne ist in Analogie zur Auflösung traditionaler sozialer Rahmenvorgaben durch eine Vervielfältigung an Wahlmöglichkeiten aus Sicht des Individuums charakterisiert. Aufgrund dieser Entwicklung entsteht gleichsam mit der Freiheit der Wahl ein auf den Einzelnen heruntergebrochener Zwang zur Entscheidung bezogen auf seine Biographie-Gestaltung. Ausgehend von einem gesellschaftlichen Hintergrund, vor welchem das Individuum sich in einer ambivalenten Position zwischen modernen und postmodernen Strukturmerkmalen befindet, entstehen bei jeder Entscheidungsfrage mit potenziell folgenträchtigen Konsequenzen Entscheidungskonflikte innerhalb des Individuums, welche von und in ihm unter Berücksichtigung seines zukünftigen Selbstentwurfs ausgetragenen werden müssen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es der Frage nachzugehen, wie frei der Einzelne in der Gestaltung seines individuellen Lebenslaufes tatsächlich ist. Zur Analyse dieser Fragestellung wird nach Einbettung der Thematik im Entwicklungskontext der Konfliktsoziologie unter Anwendung der konflikttheoretischen Methode das Austragen von individualisierten Entscheidungskonflikten im intrapersonalen Diskurs beschrieben. Ergebnis dieser Analyse ist, dass in Folge der frei wählbaren Argumentationslinien zur Erreichung eines konkreten Ziels auf der einen und der Berücksichtigung des Aspekts beliebig möglicher Zielsetzungen auf der anderen Seite prinzipiell keine intrapersonale Lösung individueller Entscheidungskonflikte möglich ist. In der Realität jedoch trifft der Mensch tagtäglich Entscheidungen, wofür in der vorliegenden Arbeit etablierte gesellschaftliche Institutionen wie auch das Bewusstsein über die Kurzlebigkeit jeder Entscheidung als Orientierungshilfen identifiziert werden. Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass das Individuum der zweiten Moderne nach dieser Argumentationslinie nur durch die Beschränkung seines Handlungsspielraums überhaupt entscheidungsfähig wird und eine Freiheit im Sinne vollkommen fehlender Rahmenvorgaben nur eine theoretische, jedoch keine praktische Freiheit darstellen würde.
Inhaltsverzeichnis
- Kurzzusammenfassung
- 1 Einleitung
- 2 Individualisierte Entscheidungskonflikte der zweiten Moderne
- 2.1 Die Ambivalenz der Übergangsgesellschaft zwischen Moderne und Postmoderne
- 2.2 Individualisierung sozialer Konflikte im Entwicklungskontext der Konflikttheorie
- 2.3 Die Perspektive der Konfliktsoziologie auf individuelle Entscheidungskonflikte
- 3 Entscheidungskonflikte im Rahmen der Biographiegestaltung
- 3.1 Die Gewissheit der Ungewissheit und das Risiko der falschen Entscheidung
- 3.2 Das Austragen von Entscheidungskonflikten im intrapersonalen Diskurs
- 4 Orientierungsmuster für individuelle Entscheidungen
- 5 Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Frage, wie frei der Einzelne in der Gestaltung seines individuellen Lebenslaufs tatsächlich ist. Sie analysiert die individuellen Entscheidungskonflikte in der zweiten Moderne, die durch die Auflösung traditioneller sozialer Rahmenvorgaben und die zunehmende Individualisierung entstehen. Die Arbeit fokussiert auf die Ambivalenz der Übergangsgesellschaft zwischen Moderne und Postmoderne und die Auswirkungen auf die Konflikttheorie.
- Individualisierung sozialer Konflikte in der zweiten Moderne
- Entscheidungskonflikte im Rahmen der Biographiegestaltung
- Intrapersonaler Diskurs und die Ambivalenz zwischen Moderne und Postmoderne
- Orientierungsmuster für individuelle Entscheidungen
- Freiheit und Beschränkung des Handlungsspielraums des Individuums
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Wie frei ist das Individuum in der Gestaltung seines Lebenslaufs in der zweiten Moderne? Sie beleuchtet den Einfluss der Individualisierung auf die Lebenslaufkonstruktion und die Entstehung neuer Kategorien des sozialen Konflikts. Kapitel 2 untersucht die Ambivalenz der Übergangsgesellschaft zwischen Moderne und Postmoderne und die Auswirkungen auf die Konflikttheorie. Die Individualisierung sozialer Konflikte im Entwicklungskontext der Konflikttheorie und die Perspektive der Konfliktsoziologie auf individuelle Entscheidungskonflikte werden analysiert. Kapitel 3 befasst sich mit den Entscheidungskonflikten im Rahmen der Biographiegestaltung. Es beleuchtet die Gewissheit der Ungewissheit und das Risiko der falschen Entscheidung sowie das Austragen von Entscheidungskonflikten im intrapersonalen Diskurs. Kapitel 4 thematisiert Orientierungsmuster für individuelle Entscheidungen im Kontext der zweiten Moderne. Kapitel 5 setzt sich mit der Frage der tatsächlichen Freiheit des Individuums auseinander und analysiert, wie nachhaltig das Individuum seine eigenen intrapersonalen Entscheidungskonflikte lösen kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Individualisierung, Entscheidungskonflikte, Biographiegestaltung, zweite Moderne, Konfliktsoziologie, Intrapersonaler Diskurs, Freiheit und Beschränkung des Handlungsspielraums. Sie untersucht die Ambivalenz zwischen modernen und postmodernen Strukturen und die Auswirkungen auf die Lebenslaufkonstruktion des Einzelnen. Die Arbeit analysiert die Rolle von gesellschaftlichen Institutionen und dem Bewusstsein über die Kurzlebigkeit von Entscheidungen als Orientierungshilfen für die Entscheidungsfindung.
- Arbeit zitieren
- Jasmin Dittmar (Autor:in), 2010, Entscheidungskonflikte der individuellen Biographiegestaltung in der Zweiten Moderne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164345