Henry James: The Turn of the Screw - Realistische Ghost Story ohne eindeutigen Interpretationsansatz?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

29 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt:

1. Vorwort – Preface

2. Der amerikanische Realismus

3. Erzählsituation in The Turn of the Screw
3.1. Frame Story – Rahmenerzählung
3.2. Unzuverlässigkeit der Gouvernante als Ich- Erzählerin
3.3. Naive versus beobachtend- kritische Lesart von The Turn of the Screw

4. Die Unmöglichkeit eines schlüssigen Interpretationsansatzes für The Trurn of the Screw
4.1. Wahrhaftige Geister oder geisterhafte Einbildungen
4.2. Der Schluss der tale

5. Fazit – Conclusion

1.Vorwort - Preface

If one was asked to mention some of the greatest works of Henry James, the answer would presumably comprise novels like The Portrait of a Lady, The American, The Ambassadors or the short novel Daisy Miller. But probably his short novel The Turn of the Screw would remain unmentioned. The following will take a closer look at this “little tale of horror”, as James himself has called it in a letter to W. D. Howells. Dealing with literature, one always has to take into consideration the fact that the literary work cannot be interpreted without the context of the time in which it was written. Consequently, the time of interest in this case is the American realism, to whose greatest writers Henry James definitely belongs. Having chosen The Turn of the Screw as basis for the following analysis, the question how the short novel fits into the scheme of realism will be present throughout the whole work. Of course, it would have been possible to concentrate on The Portrait of a Lady, which is said to be the best and obvious example of the literature of the American realism, but in my opinion James’s short novel The Turn of the Screw serves as a splendid example to show how the aims of realism can be developed and shown on the basis of one individual character. It is not always necessary to write a book full of complex characters and interweaved actions. My work intends to show that James has succeeded in setting out his realistic ideas in a short novel of about 80 pages; 80 pages that are “loaded” with tension, unanswerable questions and mysteries and which are therefore really worth being given a closer look at. The most interesting part of The Turn of the Screw is the unusual and ingenious way of narrating and the special and independent position the reader has to take if he does not want to remain on the text’s surface but to understand its underlying structure. Therefore, my main interest while writing the following pages will be the complex juxtaposition of different narrators and their significant effect on the novel’s content.

Furthermore, the analysis is going to show that it is almost impossible to come to a final and integrated interpretation of the short novel, although there can be found innumerable critical essays dealing with The Turn of the Screw. In the end, it will become obvious that this apparent inconspicuous little piece of fiction shows better than any other the complexity of human psyche and how much the latter depends on the right ability of realistic perception

2. Der amerikanische Realismus

Nähert man sich dem Begriff Realismus zunächst aus einer nicht-literarischen Perspektive, so assoziiert man mit ihm Vorstellungen wie: der Wirklichkeit entsprechend, real, unverstellt, wahrhaftig, realitätsnah usw.. Und tatsächlich sind es zum großen Teil ebendiese Assoziationen, die auch die realistischen amerikanischen Autoren vornehmlich mit ihm verbanden. In der historischen Entwicklung des amerikanischen Realismus schwenkt der Blick zunächst auf die europäische Literatur, besonders auf die englische und französische, die den amerikanischen Gründungsvätern William Dean Howells und Henry James als Orientierungsmodelle dienten. Literaturwissenschaftlich ist es zwar erwiesen, dass der amerikanische Realismus in entscheidendem Maße von dem europäischen beeinflusst wurde, doch hätten amerikanische Realisten wie Howells lauten Protest gegen diese Verwandtschaft erhoben. Schließlich ging es ihnen vorrangig um eine deutliche Abgrenzung von der ihrer Ansicht nach obsoleten bzw. unzeitgemäßen englischen Romantradition eines Dickens oder eines Thackerey, die in der Literatur am Ende des 19. Jahrhunderts ihrer Meinung nach deplaziert war. Doch was für eine literarische Richtung hielten sie für angemessen für ein Land, das sich in einer Zeit des rasanten technischen Fortschritts, immer tiefer greifenderer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und damit einhergehend einer deutlichen Abkehr von religiösen Erklärungsmustern befand? Heroische Einzelschicksale der meist historischen Helden amerikanischer Romane nach dem Bürgerkrieg lieferten dem amerikanischen Leser, der verstärkt nach Ansatzpunkten für die Bildung seiner Stellung in der amerikanischen Gesellschaft und seiner kulturellen Identität suchte, keine Möglichkeit mehr zur Identifikation. Die neue Form des Romans sollte, darin waren sich die amerikanischen Realisten der Zeit einig, eine zivilisationskritische und zivilisationsbildende Wirkung übernehmen, um somit Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft nehmen zu können. Hierzu bedurfte es einer Romanform, die direkt das Wirklichkeitsverständnis der Leser ansprach. Den Realisten, die sich übrigens erst ab etwa 1885 selbst Realisten nannten, ging es um eine neue Erfahrungsinstanz, die dem bisherigen metaphysischen Wirklichkeitsverständnis konträr gegenüber stand. Erkenntnis sollte nicht länger auf tradierte religiöse und somit fremd bestimmte Prinzipien begründet sein, vielmehr sollte jedes Individuum zu der Einsicht gelangen, dass es seiner eigenen, subjektiven Erfahrung trauen kann, um schließlich „Erfahrung im empirisch- positivistischen Sinn zur Basis einer intersubjektiven Erkenntnis- und Konsensfähigkeit zu machen“[1]. Dass es hierbei aber nicht vordergründig um individuellen Erkenntniszuwachs, sondern darum ging, die Menschen durch die neue Romanform auf Stärken und Schwächen der amerikanischen Gesellschaft aufmerksam zu machen und letztlich den Gemeinsinn dieser Gesellschaft zu stärken, zeigen programmatische Schlüsselbegriffe wie complicity, fraternity, solidarity, common vision, common sense, common experience... Als Gegenbegriff dieses neuen, auf eigene Erfahrung fußenden Wirklichkeitsverständnisses diente der Begriff der romance, die „als infantile Tendenz zur Idealisierung, Romantisierung und zwanghaften Wirklichkeitsverkennung“[2] polemisiert wurde. Wenn realistische Autoren jedoch den Anspruch erhoben, ihre Gesellschaftsform so objektiv, so realistisch wie möglich darzustellen, so muss man sich doch klar machen, dass es keine universale objektive Darstellung von Realität geben kann. Der Grund liegt darin, dass Autoren einer bestimmten Zeit selbstverständlich nur das als realistisch ansehen können, über das in ihrer Gesellschaft ein kultureller Konsens besteht. Das bedeutet natürlich nicht, dass man den amerikanischen Realisten den Anspruch auf wirklichkeitsgetreue Beschreibung ihrer Umwelt aberkennen muss. Man sollte aber stets im Hinterkopf behalten, dass sich das Wirklichkeitsverständnis einer Gesellschaft von Generation zu Generation, von Kultur zu Kultur erheblich unterscheiden kann, was also bedeutet, dass es kein eindeutiges „objektives Abbild von Realität“ geben kann, „weil jede Darstellung der Wirklichkeit zugleich auch deren Interpretation ist“[3].

Die Anforderungen, die die amerikanischen Realisten an die neue Romanform legten, sind nun deutlich genannt worden, doch stellt sich noch die Frage, mit welchen konkreten erzählerischen Mitteln sie diese Ziele erreichen wollten: Im Zentrum der amerikanischen Realismusliteratur stand die Bildungs- und Entwicklungsgeschichte, in der sich ein Individuum aufgrund kultureller Konventionen den Blick auf die wahrhafte, richtige Wirklichkeitserkenntnis verbaut. Damit der Leser jedoch am Ende zu der Einsicht gelangen kann, dass es eine gemeinsame, sich frei von kulturellen Konventionen bildende Erkenntnisfähigkeit gibt, die sich einzig auf das Vertrauen in die eigene Erfahrung gründet, darf er nicht wie in der bisherigen Romantradition als unmündiger „Zuschauer“ behandelt werden, dem alle Erfahrungsschritte der Charaktere als unantastbar und zu akzeptieren vorgegeben werden. Vielmehr muss der Leser zu einem aktiven, gleichberechtigten Partner werden, der unter Zuhilfenahme seiner eigenen Erfahrungswerte vom Autor bewusst eingebaute inhaltliche Leerstellen füllt, vorgegebene Aussagen auf ihre Gültigkeit hin überprüft, kurz gesagt, in einen „aktiven Prozess ständiger Hypothesenbildung“[4] tritt, um schließlich das befriedigende Gefühl zu erfahren, an der Entwicklung der Textaussage selbst aktiv mitgewirkt zu haben. Diese Projektion des Gelesenen auf das ganz persönliche Erfahrungsspektrum des individuellen Lesers ist der Grund dafür, dass man in diesem Zusammenhang auch von psychologischem Realismus spricht.

Auf dieser literaturtheoretischen Grundlage, die sich noch weiter ausführen ließe, dies aber weit über mein Ziel, nämlich die eingehende Untersuchung von Henry James’ short novel The Turn of the Screw, hinaus gehen würde, wende ich mich im Folgenden der konkreten Analyse der genannten Geschichte zu. Behält man die von den Realisten geforderte neue aktive Rolle des Lesers im Auge, so scheint gerade diese novel von Henry James besser als jede andere dafür geeignet zu zeigen, welch immense Autorität ein Autor seinen Lesern zubilligen kann; jedoch wird ebenfalls die Frage aufkommen, ob diese individuelle Freiheit im Leseprozess nicht auch eine in hohem Maße beängstigende oder ratlos machende Wirkung mit sich bringen kann.

3. Erzählsituation in The Turn of the Screw

3.1. Frame Story – Rahmenerzählung

Bei einer Untersuchung der Erzählsituation von The Turn of the Screw stellt sich zunächst die Frage, wo man bei einer derart verwobenen, schwer durchschaubaren Schichtung von verschiedenen Erzählern überhaupt mit der Analyse beginnen soll. Ich wende daher den Blick erst einmal auf den Beginn der novel:

„The story had held us, round the fire, sufficiently breathless, but except the obvious remark that it was gruesome, as on Christmas Eve in an old house a strange tale should essentially be, I remember no comment uttered till somebody happened to note it as the only case he had met in which such a visitation had fallen on a child.“[5]

Der Leser, der mit der gesamten Erzählung bereits vertraut ist, weiß, dass es sich bei diesem einleitenden Satz noch nicht um die eigentlich im Mittelpunkt stehende Erzählung der Gouvernante handelt, doch weisen die eindeutigen Parallelen wie story, gruesome, an old house, visitation und child unmissverständlich auf die folgende Haupterzählung hin. Diese Parallelen werden aber während des ersten Leseprozesses noch nicht unmittelbar gezogen, denn der erste Satz bildet den Beginn einer Rahmenerzählung, einer frame story. Im Allgemeinen übernehmen Rahmenerzählungen die Funktion, einen epischen Rahmen um eine in sie eingebettete Binnenerzählung zu schaffen. Der Erzähler der Rahmenerzählung kann hierbei sowohl gleichzeitig Charakter der Binnenerzählung sein oder aber auch als eine Art äußerer Beobachter einzig in der Rahmenerzählung agieren. Vorwiegendes Ziel aller Rahmenerzählungen ist die Vortäuschung von Authentizität, die besonders wirksam dadurch erreicht wird, die Rahmenerzählung in Form von Briefen, Tagebucheintragungen oder Chroniken zu gestalten[6]. Aus welchen Gründen und in welcher Weise hat sich nun Henry James für eine Einrahmung seiner novel entschieden? Zunächst stellt man fest, dass The Turn of the Screw keinen typischen, aus einem Anfangs- und einem Endteil bestehenden Rahmen aufweist. Dem Ende des Manuskriptes der Gouvernante folgt kein abschließender Epilog, sondern es endet ohne jeglichen Rückbezug auf den erzählerischen Eingangsrahmen. Muss man folglich James’ Rahmen als incomplete half-frame bezeichnen, oder hat James bewusst auf ein eingerahmtes Ende verzichtet? Paul Beidler weist in seinem Aufsatz „Exquisite Mystification, Pure Romance“[7] darauf hin, dass die Mehrzahl der Literaturkritiker von eben diesem inkompletten Halbrahmen ausgeht, den James ihrer Meinung nach bewusst gewählt habe, um die seine Geschichte durchziehende Ambiguität auch am Ende deutlich zu machen. Beidler vertritt jedoch die gegensätzliche Ansicht, dass die Rahmenerzählung sehr wohl eine die Geschichte einrahmende Wirkung habe, da sie Ereignisse beschreibe, die zeitlich sowohl vor als auch nach dem Manuskript der Gouvernante lägen: Sie liefert zum einen die persönliche Vorgeschichte der Gouvernante, d. h. wie sie überhaupt zu ihrer Stellung als Verantwortliche über Miles und Flora gekommen ist, zum anderen gibt sie aber auch Aufschluss darüber, dass die Gouvernante zum Zeitpunkt der Erzählung schon lange Zeit verstorben ist, da sie ihr Manuskript kurz vor ihrem Tod an den inzwischen ebenfalls verstorbenen Douglas übergeben hat, der es wiederum dem Erzähler der vorliegenden Geschichte vermacht hat. Die Notwendigkeit eines Rahmen liegt für Beidler eindeutig in einem fehlenden Anfang des Manuskriptes der Gouvernante.

„I remember the whole beginning as a succession of flights and drops, a little see-saw of the right and the wrong.”[8]

Nun kann man zwar behaupten, das explizit genannte Wort beginning weise doch geradezu deutlich auf einen solchen Anfang hin, doch bezieht es sich auf einen Anfang von Geschehnissen, denen man ohne den von Douglas gegebenen Prolog nicht folgen könnte. Auch der Ich-Erzähler der Rahmenerzählung hält die einleitenden Worte Douglas’ für ein Verständnis des Manuskriptes der Gouvernante für notwendig, indem er sie mit dem Zusatz wiederholt „It appeared that the narrative he (Douglas) had promised to read us really required for a proper intelligence a few words of prologue. (...) the written statement took up the tale at a point after it had, in a manner, begun.“[9]. Die Geschehnisse, die vor dem Beginn des Manuskriptes statt gefunden haben und somit eine notwendige Hinleitung auf den Inhalt desselben bilden, werden also in der Rahmenerzählung erzählt. Der Grund für diese Verlagerung wichtiger Informationen in einen außerhalb der eigentlichen story stehenden Erzählrahmen liegt im Charakter des Manuskriptes. Die Erzählung der Gouvernante ist eine Niederschrift ihrer eigenen Erfahrungen. Normalerweise schreibt man solche nicht auf, um sie später zu veröffentlichen bzw. einem breiten Publikum zukommen zu lassen, sondern man möchte sie durch eine Niederschrift für sich selbst festhalten und emotional verarbeiten. Die Tatsache, dass die Gouvernante ihr Manuskript vor ihrem Tod Douglas übergab, widerspricht dieser Behauptung nicht, da sie mit Douglas in einem sehr vertrauten Verhältnis stand („I liked her extremely and am glad to this day to think she liked me too.“[10]) bzw. nur ihm ihre Erfahrungen anvertraut hat („If she hadn´t she would never have told me. She had never told any one“[11]).

Und schließlich ist es genau dieser persönliche und private Charakter des Manuskriptes, der seinem Inhalt eine solch hohe Glaubwürdigkeit und Authentizität verleiht. In diesem Zusammenhang spielt ebenfalls die Schriftlichkeit des Manuskriptes eine wichtige Rolle. William Goetz schreibt in seiner Analyse des Anfangs von The Turn of the Screw: „The main difference between the Prologue and the story itself is that the former is oral and therefore privileged, the latter merely written“[12]. Hiermit spricht er eine sehr interessante Ebene in James’ Geschichte an: den immer wieder zum Vorschein tretenden Unterschied zwischen Schrift und Sprache. Zwar ist wahr, dass die schriftlich fest gehaltenen Erfahrungen der Gouvernante zu ihrer Verständlichkeit des mündlichen Prologes Douglas’ bzw. des Erzählers bedürfen; man darf hier jedoch nicht vergessen, dass auch die gesamte Handlung des Eingangsrahmens erst lange nachdem sie tatsächlich statt gefunden hat von dem Erzähler aufgeschrieben wurde. Die Überlegenheit der Sprache über die Schrift wie Goetz sie behauptet wird damit zweifelhaft. Man könnte sogar im Gegenteil behaupten, dass die Schrift die Sprache dominiert, da das im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehende Manuskript von der Gouvernante unmittelbar selbst verfasst wurde, während der Erzähler des Rahmenkapitels dieses aus der Erinnerung an das Treffen zur Weihnachtszeit und an das von Douglas Gesagte schriftlich fest hält. Wie auch immer, fest steht, dass das Manuskript zu Beginn der Erzählung den um das Feuer versammelten Zuhörern nicht einfach zugänglich ist, sondern sich in einem Schließfach in London befindet, von wo es erst von einem Diener Douglas’ geholt werden muss. Diese anfängliche Unzugänglichkeit des Manuskriptes in der Eingangsszene wiederholt sich, so Beidler, auf ähnliche Art und Weise in der story selbst: hier sind es immer wieder Briefe – also wiederum Schriftstücke -, die zwar geschrieben werden sollten, es aber nicht werden (der Gouvernante gelingt es nicht, einen Brief an ihren Master über die seltsamen Vorgänge in Bly zu schreiben) oder aber Briefe, die zwar geschrieben, aber nicht gelesen oder völlig falsch interpretiert werden (der Brief der Schule über den Rauswurf Miles’, den der Master unversehrt an die Gouvernante weiter leitet). Beidler schlussfolgert aus dieser Verknüpfung: „The permanence and incompleteness of writing are celebrated in James’s story: the purpose of the frame is to uphold this incompleteness.”[13]. Diese beschriebene Beständigkeit der Schrift in The Turn of the Screw kann man sogar noch ein Stückchen weiter denken, indem man beweist, dass das schriftliche Manuskript letztlich jegliche Form von mündlicher Erzählung aus dem Aufmerksamkeitsfokus des Lesers verdrängt: Wendet man sich erneut dem Anfang der novel zu, wenn Douglas seinen um das Feuer versammelten Zuhörern seine Geschichte ankündigt, so fällt auf, dass er so auf den Inhalt derselben konzentriert zu sein scheint, dass er die ihn in seinem Erzählfluss störenden Unterbrechungen von einigen Damen wie „Oh how delicious!“[14] zu ignorieren versucht und dabei den späteren Erzähler der vorliegenden Geschichte ebenfalls nicht mehr wahrnimmt („He took no notice of her: he looked at me, but as if, instead of me, he saw what he spoke of.“[15] ). Beidler führt den Gedanken fort, indem er behauptet, dass das störende Publikum der Damen schließlich ganz aus dem Umfeld der Geschichte ausgeschlossen wird, indem es das Treffen vor Beginn der eigentlichen Erzählung verlässt. Doch bleibt es nicht nur bei einem Teil des Publikums, das von der Geschichte ausgeschlossen wird; auch Douglas wird von dem Manuskript der Gouvernante absorbiert, indem nicht er direkt es erzählt, sondern diese Aufgabe von dem Ich-Erzähler nach seinem Tod übernommen wird. Noch einen Schritt weiter gedacht, ist es letztlich sogar das Manuskript selbst, was in sich selbst bzw. in seinem Inhalt verschwindet. Denn welcher Leser behält noch stets die Tatsache vor Augen, dass es sich um ein Jahre später nieder geschriebenes Manuskript handelt, wenn er gespannt und detektivisch den Erlebnissen der Gouvernante folgt? Beidler sieht gerade in dieser bewussten Nebeneinanderstellung von Schrift und Sprache, bei der die Schrift nun eindeutig den höheren Stellenwert einnimmt, den Reiz der Geschichte: „The effect is a combined text with the permanence of a manuscript and the immediacy of a fire-side ghost-story.“[16]

[...]


[1] Fluck, Winfried. „Der Amerikanische Realismus“. In: Zapf, Hubert (Hg.): Amerikanische Literaturgeschichte. Stuttgart: Verlag J. B. Metzler, 1996. S. 174

[2] a.a.O. S. 174

[3] a.a.O. S. 172

[4] a.a.O. S. 175

[5] James, Henry: The Turn of the Srew. Second Edition. New York: W.W. Norton & Company, 1999. S. 1

[6] Schweikle, Günther und Irmgard: Metzler Literatur Lexikon. 2., überarb. Aufl. Stuttgart: Verlag J. B. Metzler, 1990. S. 373

[7] Beidler, Paul G.: Frames in James: The Tragic Muse, The Turn of the Screw, What Maisie Knew and The Ambassadors. Victoria: English Literary Studies. University of Victoria, 1993. S. 47-56

[8] James, Henry: a.a.O. S. 6

[9] a.a.O. S. 4

[10] James, Henry: a.a.O. S. 2

[11] a.a.O. S. 2

[12] Beidler, Paul G.: a.a.O. S. 54

[13] a.a.O. S. 55

[14] James, Henry: a.a.O. S. 2

[15] a.a.O. S. 2

[16] Beidler, Paul G.: a.a.O. S. 55

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Henry James: The Turn of the Screw - Realistische Ghost Story ohne eindeutigen Interpretationsansatz?
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Seminar für Englische Philologie)
Note
1,5
Autor
Jahr
2002
Seiten
29
Katalognummer
V16438
ISBN (eBook)
9783638212960
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Henry, James, Turn, Screw, Realistische, Ghost, Story, Interpretationsansatz
Arbeit zitieren
Meike Julia Schurreit (geb. Greinert) (Autor:in), 2002, Henry James: The Turn of the Screw - Realistische Ghost Story ohne eindeutigen Interpretationsansatz?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16438

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