Sozialistische Theorien zu Ökonomie und Politik im 19. Jahrhundert


Hausarbeit, 1999

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Aufklärung: Grundlage erster Kritik am Kapitalismus

3. Der utopische Sozialismus
3.1 Robert Owen (1771 - 1858)
3.2 Francois Fourier (1772 - 1837)
3.3 Claude-Henri Saint-Simon (1760 - 1825)

4. Der wissenschaftliche Sozialismus
4.1 Der dialektische und historische Materialismus
4.2 Die ökonomische Lehre von Marx.
4.3 Der Klassenkampf und die revolutionäre Rolle des Proletariats

5. Die deutsche Sozialdemokratie im 19. Jahrhundert
5.1 Die Bildung erster sozialdemokratischer Parteien in Deutschland (kurzer historischer Abriß)
5.2 Kritik des Gothaer Programms

6. Schlußbemerkung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Im 19. Jahrhundert fanden viele Umwälzungen und Entwicklungen auf öko­nomischer und politischer Ebene statt. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war geprägt durch ökonomische und bürgerlich-demokratische Reformen sowie durch die industrielle Revolution (bis 1830), wobei England eine Ausnahme bildete, da hier die bürgerlichen Umwälzungen bereits im 17. Jahrhundert vollzogen wurden. In Frankreich waren durch die Ausrufung des Ersten Kaiserreichs durch Napoleon Bonaparte im Jahre 1804 einige politische Erfolge der Französischen Revolution (1789/95) negiert worden, wie die Abschaffung der Monarchie und Beseitigung des Adelsstandes, doch blieben die Erfolge auf ökonomischer Ebene unberührt. Im Gegenteil, die ökonomischen und bürgerlichen Reformen wurden sogar forciert, so daß sich auch in Frankreich die kapitalistische Gesellschaftsform herausbildete. Somit war die Bourgeoisie nach dem Sturz Napoleons und der damit ver­bundenen Restauration der Herrschaft der Bourbonen unter Louis XVIII. (1814) bereits so gefestigt, daß die ökonomischen Umwälzungen bestehen blieben. In Deutschland behinderte die territorialstaatliche Zersplitterung den ökonomischen Fortschritt. Sie sollte erst im Jahre 1871 durch die Pro­klamation des Deutschen Reiches beseitigt werden. Es fanden aber unter dem Einfluß der Französischen Revolution und unter dem Druck der Volksmassen erste Ansätze bürgerlicher Reformen statt. Diese Entwicklung wurde verstärkt durch die Beseitigung feudaler Kleinstaaten durch Napo­leon. Die bürgerlich-demokratische Revolution von 1848/49 bildete den Höhepunkt im Prozeß der bürgerlichen Umwälzung in Deutschland. In den Vereinigten Staaten von Amerika setzte nach Beendigung der englischen Kolonialherrschaft die Eroberung des Westens auf dem nordamerikanischen Kontinent ein. Dies geschah auf Kosten der indianischen Urbevölkerung. Dadurch wurde ein gewaltiger Binnenmarkt geschaffen, der die kapitalisti­sche Entwicklung förderte. Zugleich spitzten sich die Gegensätze zwischen dem industriellen Norden und dem durch das Plantagensystem und der Sklaverei gekennzeichneten Süden zu, die schließlich im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861/65) eskalierten. Somit war eine noch schnellere kapita­listische Entwicklung nach dem Sieg des Nordens gewährleistet.[1]

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts festigte sich die kapitalistische Gesellschaftsform in den einzelnen Ländern. Die Industrie basierte endgül­tig auf der Grundlage des Fabriksystems und es bildeten sich die ersten Mo­nopole heraus. Die wirtschaftliche Vormachtstellung Englands und Frank­reichs endete zum Ende des Jahrhunderts, an ihre Stelle traten das Deutsche Reich und die USA. Weiterhin konstituierten sich die Bourgeoisie und das Proletariat als Klassen.

In diese Zeit fällt die Geburtsstunde des wissenschaftlichen Kommunismus. Seine Hauptvertreter waren Karl Marx und Friedrich Engels. Sie begannen die Entwicklung des Kapitalismus zu analysieren, zeigten seine Widersprü­che auf und erkannten den Klassenantagonismus zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Gleichzeitig versuchten sie Gesetzmäßigkeiten für die Entste­hung und den Verfall des Kapitalismus nachzuweisen. Auf diesen Grundla­gen entwickelten sie eine höhere Gesellschaftsformation - Sozialismus und Kommunismus - und zeigten auf, daß diese Gesellschaftsform nur durch eine Revolution unter Führung des Proletariats erreicht werden kann, die die kapitalistische Gesellschaftsform beseitigt.[2]

In der vorliegenden Arbeit sollen die einzelnen Sozialismus-Theorien des 19. Jahrhunderts näher betrachtet werden. Dabei werden nur die Hauptver­treter berücksichtigt. Am Ende soll kurz auf die Sozialdemokratie im Deutschland des vorigen Jahrhunderts eingegangen werden, da unter Einfluß von Marx und Engels 1869 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (Eisenacher) gegründet wurde.[3]

Da eine vollständige und alles umfassende Betrachtung der Sozialismus-Theorien, besonders im Hinblick auf den wissenschaftlichen Sozialis­mus/Kommunismus, den Umfang dieser Arbeit erheblich erweitern würde, werden nur einige hauptsächliche Ansätze und Theoreme skizziert. Auf die weiterführende Literatur wird an dieser Stelle hingewiesen.

2. Die Aufklärung: Grundlage erster Kritik am Kapitalismus

Im 17. und 18. Jahrhundert bildete sich in der Philosophie, Literatur und in den Naturwissenschaften eine neue geistige Sichtweise heraus. Die Bewe­gung der Aufklärung hatte die Entmystifizierung der Welt zum Ziel. Das Individuum sollte sich nicht mehr als Opfer von Götter, Geistern und Dä­monen sehen, sondern als Herr über und Gestalter seiner Umwelt.[4] Dies führte besonders in den Naturwissenschaften zu einer Vielzahl von Er­kenntnissen, die nun nicht mehr mit theologischen Dogmen behaftet waren.

Da in England die bürgerlichen Umwälzungen und Entwicklungen am wei­testen fortgeschritten waren und bereits eine bürgerliche Revolution stattge­funden hatte, entstanden hier die ersten Ansätze der Aufklärung. Diese An­sätze sowie die hieraus entwickelten Erkenntnisse und Grundsätze wurden in Frankreich wesentlich modifiziert und bildeten die Grundlage für die Re­vo­lution von 1789. Auch war Frankreich das Land, in dem die Aufklärung am populärsten, radikalsten und so sehr antiklerikal war, so daß hier die meisten Erkenntnisse unter anderem auch in materialistisch-atheistischer Hinsicht gewonnen wurden.[5]

Doch historisch gesehen, war die Aufklärung “eine antifeudale und anti­kirchliche europäische Emanzipationsbewegung”[6] im Dienste des sich ent­wickelnden Bürgertums. Das bisherige sollte zwar durch eine neue Staats- und Gesellschaftsform abgelöst werden, doch sollte der Leitspruch der Fran­zösischen Revolution - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - nur auf die Klasse der Bourgeoisie zutreffen; es bestand weiterhin der Gegensatz von Ausbeutern und Ausgebeuteten, von arm und reich. Des weiteren kann der Kapitalist nicht ohne Lohnarbeiter bestehen; und so wie sich der Zunftbür­ger und der Kaufmann des Feudalismus zum Bourgeois entwickelten, mußte der Zunftgeselle sich zum Proletarier entwickeln.[7]

Dieser Umstand führte dazu, daß sich während der Ablösung des Feudalis­mus durch den Kapitalismus innerhalb des Dritten Standes[8] ein kleinbürger­licher Flügel abhob, der an der Aufklärung festhielt, aber die sozialökono­mischen Probleme, die auch in der neuen kapitalistischen Gesellschaftsord­nung vorhanden waren, erkannte und scharfe Kritik übte. Doch es konnte nur insoweit Kritik geübt werden, wie keine Grenzen bzw. Schranken ge­setzt waren. Zwar verurteilte das Kleinbürgertum die Entwicklung des Kapi­talismus und idealisierte die kleine Warenproduktion der Bauern und Hand­werker. Es erkannte nicht, daß gerade diese Form der Warenproduktion, die Entwicklung zum Kapitalismus in sich trägt.[9]

Mit der Vertiefung der Widersprüche des Kapitalismus und der zunehmen­den Verelendung des sich entwickelnden Proletariats entstand der kritisch-utopische Sozialismus und Kommunismus, dessen Hauptvertreter in Frank­reich Fourier und Saint-Simon, in England Owen waren. Obwohl sie, wie die bürgerlichen Ökonomen ihre Theorien auf die Philosophie der Aufklä­rung stützten, hoben sie sich in ihrer Kritik des Kapitalismus deutlich von der kleinbürgerlichen ab, da ihre wirtschaftlichen Anschauungen weder rückwärtsgewandt waren, noch wollten sie an bestehenden Verhältnissen festhalten. Im Gegensatz zum Kleinbürgertum war den utopischen Soziali­sten bewußt, daß die Mißstände des Kapitalismus nur durch eine neue Ge­sellschaftsform überwunden wer­den.[10]

[...]


[1] Vgl. Lexikonredaktion des VEB Bibliographisches Institut Leipzig (Hrsg.), BI-Universallexikon, 1. Aufl., Leipzig 1988, S. 157 (Deutsches Reich), S. 238 (Frankreich), S. 284 (England), S. 785 f. (USA)

[2] Vgl. Dau, R. u.a. (Hrsg.), Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus, 2. Aufl., Berlin 1984, S. 179 ff.

[3] Vgl. BI-Universallexikon, a.a.O., S. 689

[4] Vgl. Horkheimer, M./Adorno, Th. W., Dialektik der Aufklärung, 1. Aufl., Leipzig 1989, S. 16 ff.

[5] Vgl. Bahner, W., Aufklärung als europäisches Phänomen, 1. Aufl., Leipzig 1985, S. 47

[6] Vgl. BI-Universallexikon, a.a.O., S. 59

[7] Vgl. Engels, F., Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, 21. Aufl., Berlin 1980, S. 49 f.

[8] Vor der Französischen Revolution wurde die Ständekammer gebildet. In ihr waren alle Stände der Gesellschaft vertreten - Feudaladel, Kirche und Bürgertum. Den dritten Stand bildete das Bürger­tum.

[9] Vgl. Bahner, a.a.O., S. 49, siehe auch: Akademie der Wissenschaften der UdSSR - Institut für Ökonomie (Hrsg.), Politische Ökonomie, 3. russische Aufl., Moskau 1958 - deutsche Übersetzung: 1. Aufl., Berlin 1959, S. 344

[10] Vgl. Akademie der Wissenschaften der UdSSR, a.a.O., S. 344

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Sozialistische Theorien zu Ökonomie und Politik im 19. Jahrhundert
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin  (Fachbereich Wirtschaft)
Veranstaltung
Epochen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Note
2,0
Autor
Jahr
1999
Seiten
24
Katalognummer
V1645
ISBN (eBook)
9783638110204
ISBN (Buch)
9783638637312
Dateigröße
492 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialistische, Theorien, Politik, Jahrhundert, Epochen, Wirtschafts-, Sozialgeschichte
Arbeit zitieren
René Klee (Autor:in), 1999, Sozialistische Theorien zu Ökonomie und Politik im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1645

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