Die Poetik des Aristoteles wird als erste selbstständige Schrift gehandelt, „die sich bemüht [hat], zunächst einmal die Sache selbst, die vorhandene Dichtung, zu beschreiben und auf Begriffe zu bringen“ . Die Entstehungszeit der Poetik war lange Zeit nicht eindeutig festlegbar, und auch Aristoteles selbst gibt innerhalb seines Werkes keine einwandfreien Hinweise auf dessen Datierung. Nachdem Forscher Aristoteles‘ Lebenslauf und die Geschichte des griechischen Theaters zu Rate gezogen hatten, wurde die Entstehung der Poetik auf ca. 335 v. Chr. festgelegt.
Da die Poetik eines der bedeutendsten, wenn nicht sogar das bedeutendste Werk im Umgang mit dramatischen Texten darstellt, habe ich sie zum Thema der vorliegenden Arbeit gemacht. Dabei beschränke ich mich jedoch auf den Teil über die Tragödie, welcher sich über die Kapitel sechs bis 22 erstreckt, und werde die wichtigsten Bereiche und Aussagen der aristotelischen Tragödientheorie darlegen.
Das zwölfte Kapitel der Poetik fällt etwas aus dem inhaltlichen Rahmen, da es die formalen Elemente der Tragödie vorstellt. Jedoch fasst sich Aristoteles hier sehr kurz und es sieht fast so aus, als ob er „sich hier einer zwar notwendigen, aber doch wenig angenehmen Pflichtübung so schnell wie möglich zu entziehen sucht“ (Söffing, S. 81).
Ich spare dieses Kapitel, und somit die äußere Form einer Tragödie, in der folgenden Untersuchung aus, da auch mein Hauptaugenmerk auf dem Inneren der Tragödie liegt.
Eine oft zitierte Passage aus der Poetik besagt, dass eine Tragödie eine
„Nachahmung einer guten und in sich geschlossenen Handlung von bestimmter Größe, in anziehend geformter Sprache [ist], wobei diese formenden Mittel in den einzelnen Abschnitten je verschieden angewandt werden – Nachahmung von Handelnden und nicht durch Bericht, die Jammer und Schaudern hervorruft und hierdurch eine Reinigung von derartigen Erregungszuständen bewirkt“ (Poetik, S.19).
Ausgehend von dieser Definition habe ich meine Arbeit in folgende Themenbereiche gegliedert. Der Hauptteil befasst sich mit den Grundbegriffen der aristotelischen Tragödientheorie. Das erste Kapitel gilt dem Handlungsaufbau und umfasst Abschnitte über den Wirklichkeitsbezug der Handlung, Ganzheit, Einheit und Ausdehnung der Handlung. Darauf folgt ein Kapitel, das sich mit dem Ziel einer Tragödie befasst. Abschließen möchte ich die Arbeit mit einer kurzen Schlussfolgerung über die Poetik und die in ihr beinhaltete Tragödientheorie des Aristoteles.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Grundbegriffe der aristotelischen Tragödientheorie
- 1. Handlungsaufbau
- 1.1 Wirklichkeitsbezug der Handlung
- 1.2 Ganzheit, Einheit und Ausdehnung der Handlung
- 1.3 Handlungsverlauf
- 1.4 Wendepunkte innerhalb der Handlung
- 2. Beschaffenheit der Charaktere
- 3. Ziel einer Tragödie
- 1. Handlungsaufbau
- III. Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die zentralen Aspekte der aristotelischen Tragödientheorie im Kontext der Poetik zu analysieren. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Ausführungen zur Tragödie in den Kapiteln sechs bis 22 und stellt die wichtigsten Bereiche und Aussagen der aristotelischen Theorie dar.
- Handlungsaufbau und seine Merkmale (Wirklichkeitsbezug, Ganzheit, Einheit, Ausdehnung)
- Die Beschaffenheit der Charaktere in der Tragödie
- Das Ziel der Tragödie im Sinne der Reinigung von Affekten (Katharsis)
- Die Bedeutung des Mythos als Grundlage der tragischen Handlung
- Die Rolle der Mimesis (Nachahmung) in der Tragödie
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel der Arbeit befasst sich mit den Grundbegriffen der aristotelischen Tragödientheorie. Im ersten Kapitel werden die wichtigsten Aspekte des Handlungsaufbaus beleuchtet, darunter der Wirklichkeitsbezug, die Ganzheit und Einheit der Handlung sowie die Ausdehnung und der Verlauf. Das Kapitel beleuchtet auch die Rolle der Wendepunkte innerhalb der Handlung. Es folgt ein Kapitel über die Beschaffenheit der Charaktere in der Tragödie sowie ein Kapitel, das sich mit dem Ziel einer Tragödie auseinandersetzt, nämlich der Reinigung von Affekten (Katharsis).
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen und Konzepten der aristotelischen Tragödientheorie, insbesondere mit den Begriffen Mythos, Mimesis, Handlungsaufbau, Charakter und Katharsis. Im Fokus stehen die formalen Elemente der Tragödie sowie die philosophischen und ästhetischen Aspekte der aristotelischen Poetik.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Vogler (Autor:in), 2009, Was macht eine Dichtung zur Dichtung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164587