Die folgende Ausarbeitung - auf Basis einer ethnographischen Gesprächsanalyse - der
Gesprächssequenzen “Regeln/Kippen” und “Shots” ist auf den letzten der vier oben genannten
Teilbereiche (präziser gesagt auf “Konflikt-Kommunikation Jugendlicher”) beschränkt und befasst sich
demzufolge mit Fragen nach dem allgemeinen Verlauf von Konfliktgesprächen innerhalb der
untersuchten Peer-Group und den zum Einsatz kommenden kommunikativen Verfahren. Es wird der
Versuch unternommen, den Begriff der “Konflikt-Kultur” innerhalb der Kommunikationskultur
Jugendlicher1 zu verorten, indem Aspekte der Konfliktkommunikation, von spielerisch-unernsten
Formen bis zu sozialer Abgrenzung durch verbale Diskriminierung, beleuchtet werden. Dieser Beitrag
soll in Beziehung zu den empirischen Ergebnissen der Untersuchungen im Bereich Informations– und
Kommunikationsmedien einer weiterführenden Theoriediskussion dienen, die sich vornehmlich mit der
Frage beschäftigt, ob Korrelationen zwischen der Konfliktaustragung in den Medien und im Alltag
bestehen. Die Entwicklung und einzelne Aspekte der, zur qualitativen Sozialforschung zählenden,
Ethnographischen Gesprächsanalyse nach Dr. Deppermann, wird im ersten Teil (Kap.2; Sabine
Lubos) nachgezeichnet. Dabei wird ein Überblick über Methodologie, Praktiken und Anwendungsfelder
der interpretativen Auswertung von Gesprächen gegeben. [...]
1 Es gibt nicht das singuläre Phänomen einer globalen “Jugendsprache”, welche an eine spezifische Lexik und Ausdrucksweise
gebunden ist. Vielmehr ist eine Pluralität gruppenspezifischer Sprechweisen oder Sprachstile vorherrschend, denen situativ
kontextuell stets spezifische Funktionen inhärent sind. Diese jugendlichen Sprechweisen sind primär umgangsprachliche
Sprechstile, gleichsam einem geordneten System tendenzieller Gebrauchspräferenzen der Sprecher. Sie werden
kontextabhängig und durch diskursive Rahmensetzungen restringiert, aus der Pluralität des einzelsprachlichen
Varietätenraumes, durch die Auswahl von Ausdrucksformen und mittels Kookurrenzrestrinktionen zu einer signifikanten
Stillage kombiniert. Cf. Schlobinski, et. al.; Jugendsprache; Opladen, 1993.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ethnographische Gesprächsanalyse
- Zur Methodik der Untersuchung adoleszenter Kommunikationskultur in Peer-Groups
- Zur Methodik einer ethnographischen Gesprächsanalyse
- Sequenzanalytisches Prinzip der sukzessiven Sinnentfaltung und -bestimmung
- Detaillierte Sequenzanalyse
- Die Datenerhebung
- Die Analyse “Kippen/Regeln”
- Das Transkript “Kippen/Regeln”
- Die Gesprächsanalyse der Sequenz “Kippen/Regeln”
- Grundstruktur jugendlicher Gespächspraktik
- Faktisches Problem: implizite Regeln
- Rhetorische Strategien / Techniken des Klagens von Markus, durch welche der Handlungsdruck auf die anderen erhöht wird
- Insuffizienz der rhetorischen Strategien Markus
- Prinzip “Eigenverantwortlichkeit”
- Vorwurf - Gegenvorwurf & Forderung nach Themenwechsel durch die Gruppe
- Markus anerkennt die Regel der “Eigenverantwortlichkeit”
- Rekurs auf Unernsthaftigkeit &. Explizivität der Interaktion
- Resumé
- Die Analyse “Shots”
- Das Transkript “Shots”
- Gesprächsanalyse der Sequenz “Shots”
- Rahmenbedingungen/Hintergrundwissen
- Exklusionsverfahren/Vergemeinschaftung
- Statuskonstitution/-darstellung
- Konsumregeln
- Der gemeinschaftliche Charakter des Haschischkonsums
- Spezifische Rauchmodalität in dieser Interaktion
- Verhältnis von Spaß & Ernst
- Resumé
- Fallübergreifender Vergleich
- Regeln
- Konfliktaustragung
- Gruppenstil
- Status
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konfliktkultur in Medien und Alltag anhand von ethnographischen Gesprächsanalysen. Sie analysiert die Sequenzen „Kippen/Regeln“ und „Shots“ aus der Kommunikationskultur Jugendlicher, um die Konfliktaustragung in Peer-Groups zu verstehen.
- Implizite Regeln und ihre Transzendierung durch rhetorische Strategien
- Vergemeinschaftung und Exklusionsverfahren
- Statuskonstitution und -darstellung
- Konfliktkommunikation und ihre Formen in der jugendlichen Kommunikationskultur
- Beziehung zwischen Konfliktaustragung in Medien und Alltag
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext und die Forschungsfrage der Arbeit darstellt. Anschließend wird die Ethnographische Gesprächsanalyse als Methode eingeführt und deren Anwendungsfelder erläutert. Im Fokus stehen die beiden Kapitel über die Gesprächsanalyse der Sequenzen „Kippen/Regeln“ und „Shots“. Die Analyse von „Kippen/Regeln“ beleuchtet das Vorhandensein von impliziten Regeln innerhalb der Peer-Group und wie ein Mitglied versucht, diese Regeln durch bestimmte rhetorische Strategien zu transzendieren. Die Analyse von „Shots“ untersucht hingegen Vergemeinschaftung, Exklusionsverfahren und die damit verbundene Statuskonstitution und -darstellung. Abschließend werden die Ergebnisse beider Analysen in einem fallübergreifenden Vergleich zusammenfassend dargestellt, wobei zentrale Aussagen kontrastiv gegenübergestellt werden.
Schlüsselwörter
Konfliktkultur, Medien, Alltag, Ethnographische Gesprächsanalyse, Jugendsprache, Peer-Group, Implizite Regeln, Rhetorische Strategien, Vergemeinschaftung, Exklusionsverfahren, Statuskonstitution, Statusdarstellung, Konfliktkommunikation, Kommunikation.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Muthig (Autor:in), Sabine Lubos (Autor:in), 2001, Konfliktkultur in Medien und Alltag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16460