Die Arbeit wurde gemeinsam mit Eveline Hanke verfasst.
Aus der Einleitung (gekürzt)
Der Terminus „Kultur“ ist sicherlich einer der vieldeutigsten Begriffe unseres Sprachgebrauchs. Er scheint allgegenwärtig – wird er doch immer wieder von Neuem herangezogen, um gesellschaftliche Phänomene jedweder Art zu beschreiben, wie die gegenwärtigen Wortverquickungen „Leitkultur“ oder „Unternehmenskultur“ zeigen. Bereits im Alltag kann es mitunter zu Missverständnissen kommen, was unter dem Kulturbegriff zu verstehen ist. Dies ist aufgrund des vorübergehenden Charakters der Alltagskommunikation nur bedingt problematisch, stellt die Wissenschaft jedoch vor große Herausforderungen. Schließlich sind die Hauptaufgaben der Wissenschaft die Vermehrung, Überprüfung und Weitergabe von Wissen, was vor allem mittels Sprache geschieht. Die systematische Definition von Begriffen nimmt hierbei eine zentrale Stellung ein, indem sie die Grundvoraussetzung zur Erfassung des Untersuchungsgegenstandes und seiner wissenschaftlichen Bearbeitung bildet. Dies wird besonders deutlich, wenn unterschiedliche definitorische Annahmen sich in drastisch unterschiedlichen Forschungsergebnissen niederschlagen.
Vor diesem Hintergrund ist die fortwährend erneut aufflammende Diskussion um den Kulturbegriff, die mitunter sehr kontrovers vonstatten geht, zu sehen. Mit der vorliegenden Arbeit gedenken wir die Debatte um den Begriff der Kultur zu systematisieren, indem seine Problemfelder, sozialtheoretisch wichtige Entwicklungsschritte und aktuelle Konzepte besprochen werden, um den sogenannten Cultural Turn – d.h. die Expansion der kulturwissenschaftlichen Denkweisen in den Sozialwissenschaften im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts – in den Zusammenhang zu stellen.
Nachfolgend wird gesondert auf den für die heutigen Sozialwissenschaften wichtigen bedeutungsorientierten Kulturbegriff eingegangen, der anhand der Theorien der drei Theoretiker Clifford Geertz, Pierre Bourdieu und Victor Witter Turner erläutert werden soll. Diesbezüglich ist zu klären, was jeweils unter Kultur verstanden wird. Im anschließenden Vergleich der drei Begriffskonzepte wird herausgearbeitet, wie die jeweilige Theorie sozialen Wandel erklärt und ob sie soziales Verhalten als mechanistisch oder funktionalistisch auffasst bzw. es von Sozialisations- oder Statusfaktoren ableitet....
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kursorischer Überblick zur Entwicklung des Kulturbegriffs
- Probleme bei der Erfassung von Kultur
- Allgemeine Entwicklung des Kulturbegriffs
- Normativer Kulturbegriff
- Totalitätsorientierter bzw. holistischer Kulturbegriff
- Differenzierungstheoretischer bzw. sektoraler Kulturbegriff
- Bedeutungs-, wissens- bzw. symbolorientierter Kulturbegriff
- Der bedeutungsorientierte Kulturbegriff anhand von drei Theoretikern
- Clifford Geertz - der interpretierende Ethnologe
- Pierre Bourdieu - die soziale Praxis
- Victor Witter Turner - das Ritual als Ausgangspunkt
- Vergleich der Begriffskonzepte
- Kulturwissenschaftliche Ideen in der Soziologie und Ethnologie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, die vielschichtige Debatte um den Kulturbegriff zu systematisieren und den sogenannten "Cultural Turn" in den Sozialwissenschaften des späten 20. Jahrhunderts zu beleuchten. Die Arbeit untersucht die Problemfelder des Kulturbegriffs, seine historische Entwicklung und aktuelle Konzepte.
- Probleme bei der Definition und Erfassung des Kulturbegriffs
- Historische Entwicklung des Kulturbegriffs in den Sozialwissenschaften
- Der bedeutungsorientierte Kulturbegriff anhand ausgewählter Theoretiker
- Einfluss kulturwissenschaftlicher Ideen auf Soziologie und Ethnologie
- Der "Cultural Turn" und seine Auswirkungen auf die Sozialwissenschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Der Text beginnt mit einer Diskussion der Vieldeutigkeit des Begriffs "Kultur" und seiner Herausforderungen für die wissenschaftliche Forschung. Er betont die Notwendigkeit einer systematischen Definition zur Vermeidung von Missverständnissen und zur Gewährleistung wissenschaftlicher Genauigkeit. Die Arbeit kündigt eine systematische Auseinandersetzung mit der Debatte um den Kulturbegriff an, indem sie dessen Problemfelder, sozialtheoretische Entwicklungsschritte und aktuelle Konzepte untersucht, um den "Cultural Turn" in den Sozialwissenschaften zu beleuchten.
Kursorischer Überblick zur Entwicklung des Kulturbegriffs: Dieses Kapitel liefert einen Überblick über die Entwicklung des Kulturbegriffs, wobei es sich mit den Schwierigkeiten bei dessen Erfassung auseinandersetzt und die verschiedenen historischen Konzepte beleuchtet. Es wird die Relevanz einer systematischen Definition für die Sozialwissenschaften betont, um "den Regelmäßigkeiten im kulturellen Geschehen auf die Spur zu kommen und [...] ethnographischen Partikularismus zu vermeiden". Die Kapitel unterteilen sich in die Probleme bei der Erfassung des Kulturbegriffs und dessen allgemeine Entwicklung, die sich wiederum in verschiedene Konzepte unterteilt.
Der bedeutungsorientierte Kulturbegriff anhand von drei Theoretikern: Dieser Abschnitt analysiert den bedeutungsorientierten Kulturbegriff anhand der Theorien von Clifford Geertz, Pierre Bourdieu und Victor Turner. Er vergleicht die jeweiligen Konzepte, untersucht wie soziale Veränderungen erklärt werden und ob soziales Verhalten als mechanistisch oder funktionalistisch aufgefasst wird. Der Vergleich der drei Theorien soll einen umfassenderen Einblick in den vielschichtigen Kulturbegriff geben.
Kulturwissenschaftliche Ideen in der Soziologie und Ethnologie: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, wie kulturwissenschaftliche Ideen in die Soziologie und Ethnologie eingeflossen sind. Es analysiert die Impulse verschiedener Wissenschaftsrichtungen und zeigt auf, wie kulturwissenschaftliche Konzepte in diesen Disziplinen verarbeitet wurden. Dies trägt zur umfassenden Betrachtung des vielschichtigen Kulturbegriffs bei.
Schlüsselwörter
Kulturbegriff, Cultural Turn, Sozialwissenschaften, Kulturanthropologie, Kultursoziologie, Empirische Kulturwissenschaft, Clifford Geertz, Pierre Bourdieu, Victor Turner, Bedeutung, Symbol, Soziale Praxis, Ritual, Interpretation, Gesellschaft, Sozialer Wandel.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Entwicklung des Kulturbegriffs
Was ist der Gegenstand des Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung und die vielschichtigen Aspekte des Kulturbegriffs in den Sozialwissenschaften. Er analysiert die Herausforderungen bei der Definition von Kultur, verfolgt die historische Entwicklung verschiedener Konzepte und beleuchtet den Einfluss des "Cultural Turn". Der Fokus liegt auf einem bedeutungsorientierten Kulturbegriff, der anhand der Theorien von Geertz, Bourdieu und Turner veranschaulicht wird.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt folgende zentrale Themen: Probleme bei der Definition und Erfassung von Kultur; die historische Entwicklung des Kulturbegriffs (normativ, totalitär, differenzierungstheoretisch, bedeutungsorientiert); der bedeutungsorientierte Kulturbegriff anhand von Clifford Geertz, Pierre Bourdieu und Victor Turner (inkl. Vergleich); der Einfluss kulturwissenschaftlicher Ideen auf Soziologie und Ethnologie; und der "Cultural Turn" in den Sozialwissenschaften.
Welche Theoretiker werden im Text behandelt und warum?
Der Text analysiert den bedeutungsorientierten Kulturbegriff anhand der Theorien von Clifford Geertz, Pierre Bourdieu und Victor Turner. Diese drei Theoretiker wurden ausgewählt, weil ihre Ansätze repräsentativ für unterschiedliche Perspektiven auf den Kulturbegriff sind und einen umfassenden Einblick in dessen Komplexität ermöglichen. Der Vergleich ihrer Konzepte soll ein tieferes Verständnis des Themas fördern.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum kursorischen Überblick über die Entwicklung des Kulturbegriffs (inkl. Problemen bei der Erfassung), ein Kapitel zum bedeutungsorientierten Kulturbegriff anhand der drei ausgewählten Theoretiker (inkl. Vergleich), ein Kapitel zu kulturwissenschaftlichen Ideen in Soziologie und Ethnologie und ein Fazit. Zusätzlich enthält der Text ein Inhaltsverzeichnis, Angaben zur Zielsetzung und zu den Themenschwerpunkten sowie Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter.
Was ist der "Cultural Turn"?
Der Text beleuchtet den "Cultural Turn", einen bedeutenden Wandel in den Sozialwissenschaften des späten 20. Jahrhunderts. Dieser Wandel ist durch eine verstärkte Berücksichtigung von Kultur und Bedeutung in der sozialwissenschaftlichen Forschung gekennzeichnet. Der Text untersucht die Auswirkungen dieses "Cultural Turn" auf die Sozialwissenschaften.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Text relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Kulturbegriff, Cultural Turn, Sozialwissenschaften, Kulturanthropologie, Kultursoziologie, Empirische Kulturwissenschaft, Clifford Geertz, Pierre Bourdieu, Victor Turner, Bedeutung, Symbol, Soziale Praxis, Ritual, Interpretation, Gesellschaft, Sozialer Wandel.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text richtet sich an Leser, die sich akademisch mit dem Kulturbegriff auseinandersetzen möchten. Er ist geeignet für Studierende der Sozialwissenschaften, Kulturanthropologie und Soziologie sowie für Wissenschaftler, die sich für die theoretischen Grundlagen dieser Disziplinen interessieren.
Welche Methode wird im Text verwendet?
Der Text verwendet eine systematische und vergleichende Methode. Er systematisiert die Debatte um den Kulturbegriff, vergleicht unterschiedliche theoretische Ansätze und beleuchtet den historischen Kontext. Die Analyse der drei ausgewählten Theoretiker erfolgt vergleichend, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Konzepte aufzuzeigen.
- Arbeit zitieren
- M. A. Silke Herzer (Autor:in), Eveline Hanke (Autor:in), 2010, Zur Renaissance des sozialwissenschaftlichen Kulturbegriffs: Kulturanthropologie, Empirische Kulturwissenschaft, Kultursoziologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164663