Eine natürliche Sprache stellt kein homogenes System dar, sondern ist gekennzeichnet durch eine umfangreiche Variabilität. Sie weist innere Differenzierungen auf, also verschiedenartige Realisierungsmöglichkeiten. Die Sprecher einer Sprache sind keine homogene Gemeinschaft, sondern sind als Individuen zu betrachten, die unterschiedlichen Makro- und Mikrogruppen angehören, unterschiedliche Anteile der Sprache beherrschen und diese unterschiedlich einsetzen. Es wird also nicht von allen und überall gleich gesprochen. Die Sprache erscheint in unterschiedlichen „Teilsprachen“ und Sprechweisen. Die sprachlichen Differenzierungen, ihre Ursachen und Wandlungen werden wesentlich von extralinguistischen Faktoren bestimmt: wie Zeit, Raum, soziale Position und Situation. Bei einer synchronen Betrachtung unterscheidet man daher meist:
1) regional bestimmte (diatopische, dialektale, raumgebundene) Differenzierungen, wobei verschiedene Syntopien unterschieden werden, z. B. Dialekte, regionale Umgangssprachen;
2) sozial (durch die soziale Position des Sprechers) bestimmte (diastratische, soziolektale, gruppenspezifische) Differenzierungen mit verschiedenen Synstratien, z. B. Soziolekte;
3) situativ bestimmte (stilistische, funktionale) Differenzierungen, z. B. Stilebenen.
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Die gesprochene Sprache weist demnach eine räumliche Gliederung und in jedem Ort eine diachrone sowie eine sozial und situativ bestimmte Differenzierung auf. Dabei ist aber zu beachten, dass Dialekte und Soziolekte zwar als Systeme eine gewisse Homogenität aufweisen und in einigen Regionen auch bei den Sprechern eine Realität haben, eigentlich aber Abstraktionen sind; nämlich Zusammenfassungen von Varietäten. Dadurch und auch sonst ist eine eindeutige Einteilung nach diesen Dimensionen meist nicht möglich, denn regionale Varianten und Varietäten können unter bestimmten Umständen als soziale oder als situative Varianten und Varietäten verstanden werden und funktionieren.
Eine verstärkte Zuwendung der italienischen Linguistik zu den Varietäten ist seit den 60er Jahren zu beobachten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Das Diasystem der Sprache
- 2. Das Italiano popolare als Hauptkategorie des diastratischen Systems
- 2.1. Zur Definition
- 2.2. Die Verflechtung mit dem diatopischen System
- 2.3. Die Verflechtung mit dem diaphasischen System
- 3. Die italienischen gerghi
- 3.1. Zur Definition
- 3.2. Die historischen gerghi
- 3.3. Die aktuellen Gergo-Sprecher
- 3.4. Die Quellen der linguistischen Analyse der gerghi
- 3.5. Die sprachlichen Merkmale der gerghi
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die italienischen gerghi im Kontext der Varietätenlinguistik. Ziel ist es, die gerghi als sozial markierte Einheit im Varietätengefüge des Italienischen zu beschreiben und ihre sprachlichen Merkmale zu analysieren. Der theoretische Teil beleuchtet grundlegende Begriffe der Varietätenlinguistik, während der praktische Teil konkrete Merkmale der gerghi anhand von Beispielen darstellt.
- Das Diasystem der italienischen Sprache und seine Varietäten.
- Das Italiano popolare als Hauptkategorie des diastratischen Systems.
- Definition und Charakterisierung der italienischen gerghi.
- Historische Entwicklung und aktuelle Verwendung der gerghi.
- Sprachliche Merkmale der gerghi.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Sprachvariation ein und beschreibt die verschiedenen Dimensionen der sprachlichen Differenzierung: diatopisch (räumlich), diastratisch (sozial) und diaphasisch (situativ). Sie betont die Bedeutung der Varietätenlinguistik im Gegensatz zur traditionellen Dialektologie und stellt den Fokus der Arbeit auf die italienischen gerghi im diastratischen Feld dar. Die Einleitung verweist auf die historische Entwicklung der italienischen Sprachwissenschaft und die Bedeutung von Figuren wie Ascoli und Labov.
1. Das Diasystem der Sprache: Dieses Kapitel erklärt das Konzept des Diasystems nach Weinreich als eine linguistische Konstruktion, die verschiedene Kommunikationssysteme mit fundamentalen Übereinstimmungen, aber auch Abweichungen, integriert. Am Beispiel eines Vokaldreiecks in zwei italienischen Dialekten wird die Methode der Diasystem-Formulierung zur Analyse von Varietäten demonstriert. Der Beitrag von Eugenio Coseriu zum Verständnis des Diasystems des Italienischen wird hervorgehoben, der zwischen der Struktur (einheitliches System mit Oppositionen) und der Architektur (Diversität der Subsysteme) der Sprache unterscheidet. Die drei klassischen Dimensionen der Sprachvariation (diatopisch, diastratisch, diaphasisch) werden beschrieben und ihre unterschiedliche Verwendung in kommunikativen Kontexten erklärt.
2. Das Italiano popolare als Hauptkategorie des diastratischen Systems: Dieses Kapitel konzentriert sich auf das italiano popolare als diastratisch niedrig markierte Varietät, die von ungebildeten Sprechern verwendet wird und durch ungrammatische Strukturen gekennzeichnet ist. Es wird dem italiano colto gegenübergestellt. Die Definition des italiano popolare nach De Mauro wird zitiert und erläutert, wobei der Fokus auf dem spontanen, unkorrekten Sprachgebrauch ungebildeter Sprecher liegt, die dennoch versuchen, die italienische Standardsprache zu verwenden.
3. Die italienischen gerghi: Dieses Kapitel widmet sich den italienischen gerghi, ihren Definitionen, historischen Entwicklungen und aktuellen Sprechern. Es befasst sich mit den Quellen linguistischer Analysen der gerghi und beschreibt detailliert deren sprachliche Merkmale. Die Kapitel 3.1 bis 3.5 liefern einen umfassenden Überblick über diese speziellen Varietäten, ihre Entstehung, ihre Sprechergruppen und die Methoden ihrer linguistischen Erforschung. Der Fokus liegt auf der Synthese dieser Informationen zu einem kohärenten Bild der gerghi im Kontext der italienischen Sprachlandschaft.
Schlüsselwörter
Italiano popolare, Gerghi, Varietätenlinguistik, Diasystem, Diastratie, Soziolinguistik, Sprachvariation, Italienisch, Dialekte, Sprachgeographie.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Italienische Gerghi im Kontext der Varietätenlinguistik
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Das Dokument untersucht die italienischen Gerghi (Argot, Geheimsprachen) im Rahmen der Varietätenlinguistik. Es beschreibt die Gerghi als sozial markierte Einheit im Varietätengefüge des Italienischen und analysiert ihre sprachlichen Merkmale.
Welche Themen werden behandelt?
Das Dokument behandelt das Diasystem der italienischen Sprache, das Italiano popolare (volkstümliches Italienisch) als diastratische Kategorie, die Definition und Charakterisierung der italienischen Gerghi, ihre historische Entwicklung und aktuelle Verwendung sowie deren sprachliche Merkmale. Es werden die drei Dimensionen der Sprachvariation (diatopisch, diastratisch, diaphasisch) erläutert.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument besteht aus einer Einleitung, drei Hauptkapiteln (Das Diasystem der Sprache, Das Italiano popolare, Die italienischen Gerghi) und einer Schlussfolgerung. Jedes Kapitel wird im Dokument kurz zusammengefasst.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist die Beschreibung der Gerghi als sozial markierte Einheit im Varietätengefüge des Italienischen und die Analyse ihrer sprachlichen Merkmale. Die Arbeit beleuchtet grundlegende Begriffe der Varietätenlinguistik und stellt konkrete Merkmale der Gerghi anhand von Beispielen dar.
Was ist das Diasystem der Sprache und wie wird es in diesem Kontext verwendet?
Das Diasystem nach Weinreich ist eine linguistische Konstruktion, die verschiedene Kommunikationssysteme mit fundamentalen Übereinstimmungen, aber auch Abweichungen integriert. Das Dokument demonstriert die Methode der Diasystem-Formulierung zur Analyse von Varietäten am Beispiel eines Vokaldreiecks in zwei italienischen Dialekten. Es wird der Unterschied zwischen der Struktur und der Architektur der Sprache nach Coseriu erläutert.
Was ist das Italiano popolare und wie unterscheidet es sich vom Italiano colto?
Das Italiano popolare ist eine diastratisch niedrig markierte Varietät, die von ungebildeten Sprechern verwendet wird und durch ungrammatische Strukturen gekennzeichnet ist. Es steht im Gegensatz zum Italiano colto (gebildetes Italienisch). Der Fokus liegt auf dem spontanen, unkorrekten Sprachgebrauch ungebildeter Sprecher, die dennoch versuchen, die italienische Standardsprache zu verwenden.
Welche sprachlichen Merkmale der Gerghi werden untersucht?
Das Dokument beschreibt detailliert die sprachlichen Merkmale der Gerghi, jedoch ohne konkrete Beispiele im FAQ zu nennen. Die Kapitel 3.1 bis 3.5 liefern einen umfassenden Überblick über diese Aspekte.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für das Dokument?
Schlüsselwörter sind: Italiano popolare, Gerghi, Varietätenlinguistik, Diasystem, Diastratie, Soziolinguistik, Sprachvariation, Italienisch, Dialekte, Sprachgeographie.
Für wen ist dieses Dokument bestimmt?
Das Dokument ist für die akademische Verwendung bestimmt und dient der Analyse von Themen in einer strukturierten und professionellen Art und Weise. Es richtet sich an Leser mit Interesse an Varietätenlinguistik, Soziolinguistik und der italienischen Sprache.
- Arbeit zitieren
- Dolce Vita (Autor:in), 2008, Die italienischen gerghi als diastratisch markierte Varietät, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164678