Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kommunikation als Quelle für Missverständnisse
2.1. Körperliche Kommunikation
2.1.1. Blicke
2.1.2. Gestik
2.2. Schriftliche Kommunikation
2.3. Mündliche Kommunikation
2.4. Gewalt als Bewältigungsmethode
3. Zusammenfassung
4. Bibliographie
Die Einleitung
Die Hauptperson Josef Bloch ist ein ehemaliger Fussballer und Torwart, welcher glaubt, ihm wäre an seiner neuen Arbeitsstelle gekündigt worden. Aufgrund seiner Arbeitslosigkeit verbringt Bloch scheinbar ziellos seine Zeit mit dem Lesen von Zeitungen, Frauen und den Versuchen soziale Kontakte aufzubauen. Wiederholt auftretende Missverständnisse in diesen alltäglichen Situationen führen jedoch zu Konfrontationen und auch damit einhergehender Gewalt.
Als Spitze der Gewalt begeht Josef Bloch einen Mord an der Kassiererin Gerda B., mit welcher er davor eine Nacht verbracht hatte.
Aufgrund der stetigen Fehlinterpretationen von Kommunikation entsteht bei Bloch eine Entfremdung von der Welt, die sich im Verlauf der Geschichte steigert.
Das Ziel dieser Arbeit ist, durch Sekundärliteratur wie auch durch Verweise auf Stellen aus dem Buch „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ aufzuzeigen, wie Kommunikation als Quelle für Missverständnisse fungieren kann. Die verschiedenen Arten der Kommunikation, welche zu der Entwicklung des Josef Bloch beitragen, werden aufgezeigt, wie auch die Benutzung von Gewalt als Bewältigungsmethode.
2. Kommunikation als Quelle für Missverständnisse
Das Missverständnis ist die [unbeabsichtigte] falsche Deutung oder Auslegung einer Aussage oder einer Handlung[1], welches anders als das Missverstehen nicht auf inkorrekter Ausdrucksweise oder fehlerhafter akustischer Wahrnehmung fusst.
Mehrdeutige oder komplizierte Ausdrucksweisen potenzieren die Wahrscheinlichkeit eines Missverständnisses. Ebenfalls spielen Einflüsse von Persönlichkeit und Lebensumständen eine wichtige Rolle in der Interpretation von zwischenmenschlicher Kommunikation.
Dies ist ein zentraler Punkt in der Geschichte des ehemaligen Tormanns Josef Bloch, welcher durch seine Wahrnehmungsstörung Missverständnissen und Interpretationsproblemen ausgeliefert zu sein scheint. Die Kommunikationsstörung der Hauptperson beschränkt sich nicht auf das gesprochene Wort, sondern ist auf allen Kommunikationsebenen zu beobachten.
Bloch stellt wiederholt seine Umwelt in Frage und durch den Mangel an Kommentar eines externen Erzählers erscheint er stets als unzuverlässiger Charakter, welcher den Leser in die Situation bringt, Blochs Handlungen durch ergänzende Vermutungen erklären zu müssen.
2.1. Körperliche Kommunikation
2.1.1. Blicke
Blicke spielen eine zentrale Rolle in der Geschichte Blochs, da das erste Missverständnis der Geschichte massgeblich am weiteren Verlauf beteiligt ist. Im Anfangssatz vernimmt man sowohl die Information des Eintretens der Arbeitslosigkeit des Monteurs Josef Bloch, als auch die Tatsache, dass er früher ein bekannter Tormann gewesen sei[2].
Die Perzeption Blochs wird im darauffolgenden Satz jedoch in Frage gestellt, denn Bloch legte die Tatsache, dass bei seinem Erscheinen nur der Polier aufblickte, als Entlassung aus. Somit zeigt das Werk zu Beginn auf, dass Kommunikation und Missverständnisse nicht nur auf der Sprache basieren. Durch das Ausbleiben der begrüssenden Blicke seiner Mitarbeiter erscheint Bloch entmutigt und ist sich seiner Entlassung gewiss. Lediglich der Polier, welcher ein unwichtiger Mitarbeiter zu sein scheint, grüsst ihn.
Bloch interpretiert seine Entlassung als Fakt, jedoch wird später durch die Umstände aufgezeigt, dass dies vermutlich ein Missverständnis war. So muss Bloch am nächsten Tag auf seine Papiere warten, da im Personalbüro noch einige Telefongespräche geführt werden mussten,[3] was gegen seine Interpretation der Geschehnisse spricht.
Eine weitere Bedeutung der Blicke in der Poetik Handkes ist die Stiftung von Zusammenhang. So schauen die Gendarmen, welche von Bloch nicht richtig interpretiert werden können, nicht über die Schultern zurück.[4] Der Schulterblick ist ein ästhetisches Ideal Handkes, welches im Rückblick eine Situation fixiert, ihr eine Position zuweist. So bleibt Bloch im darauffolgenden Satz am Zaun stehend, um zu zeigen, dass er nichts zu verbergen hatte, und versucht so den Gendarmen ein unschuldiges Bild von sich aufzuzeigen, die Wahrheit verdeckend.
[...]
[1] http://www.duden.de/definition/missverst%C3%A4ndnis
[2] Vgl. Handke S.7
[3] Vgl. ebd., S.24/25
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter"?
Der Text analysiert, wie Kommunikation eine Quelle für Missverständnisse im Buch "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" sein kann. Die Hauptfigur, Josef Bloch, ein ehemaliger Fussballer und Torwart, erlebt eine Reihe von Missverständnissen in alltäglichen Situationen, die zu Konfrontationen und Gewalt führen.
Was ist das Ziel dieser Arbeit?
Das Ziel ist, mithilfe von Sekundärliteratur und Textstellen aus dem Buch zu zeigen, wie Kommunikation Missverständnisse verursachen kann. Es werden verschiedene Arten der Kommunikation analysiert, die Blochs Entwicklung beeinflussen, und die Verwendung von Gewalt als Bewältigungsmethode untersucht.
Was bedeutet Missverständnis im Kontext des Textes?
Ein Missverständnis ist die unbeabsichtigte falsche Deutung einer Aussage oder Handlung. Im Gegensatz zum Missverstehen basiert es nicht auf fehlerhafter Ausdrucksweise oder Wahrnehmung, sondern auf unterschiedlicher Interpretation.
Welche Rolle spielt körperliche Kommunikation in der Geschichte?
Körperliche Kommunikation, insbesondere Blicke, spielen eine zentrale Rolle. Das erste Missverständnis im Buch, Blochs vermeintliche Entlassung, wird durch die Interpretation der Blicke seiner Kollegen ausgelöst.
Wie interpretiert Bloch die Blicke seiner Kollegen?
Bloch interpretiert die Tatsache, dass nur der Polier ihn bei seiner Ankunft auf der Arbeit begrüsst, als Zeichen seiner Entlassung. Er deutet das Ausbleiben der Blicke der anderen Mitarbeiter als Bestätigung seiner Arbeitslosigkeit.
Welche Rolle spielen Gendarmen und Blicke der Gendarmen?
Die Gendarmen, die von Bloch nicht richtig interpretiert werden können, schauen nicht über die Schultern zurück. Das Fehlen eines Schulterblicks, ein ästhetisches Ideal Handkes, verstärkt Blochs Verwirrung und Entfremdung.
Wie wird Gewalt im Kontext der Geschichte dargestellt?
Gewalt wird als Bewältigungsmethode für die aus Missverständnissen resultierenden Frustrationen dargestellt. Josef Bloch begeht schliesslich einen Mord an der Kassiererin Gerda B., was als Eskalation der durch die Kommunikationsprobleme verursachten Spannungen gesehen werden kann.
Was wird in dem Text als Kommunikationsstörung der Hauptperson angesehen?
Die Kommunikationsstörung beschränkt sich nicht auf das gesprochene Wort, sondern ist auf allen Kommunikationsebenen zu beobachten. Die Wahrnehmungsstörung führt zu Missverständnissen und Interpretationsproblemen.
Wie wird Bloch im Text charakterisiert?
Bloch wird als unzuverlässiger Charakter dargestellt, der seine Umwelt in Frage stellt. Der Mangel an einem externen Erzähler zwingt den Leser, Blochs Handlungen durch eigene Vermutungen zu erklären, was die Unsicherheit und Entfremdung von der Welt verstärkt.
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- Anonym (Author), 2011, Kommunikation als Quelle für Missverständnisse in der Erzählung "Die Angst desTormanns beim Elfmeter" von Peter Handke , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164687