„Die Verwandlung“ – Rollenkonflikte und fehlende Kommunikation innerhalb der Familie


Hausarbeit, 2010

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Franz Kafkas „Die Verwandlung“
2.1 Biografie und Einordnung des Werkes
2.2 Zum Inhalt

3. Rollenkonflikte

4. Die Persönlichkeit Gregor Samsa
4.1 Das Verhältnis zur Mutter
4.2 Das Verhältnis zur Schwester
4.3 Das Verhältnis zum Vater

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In meiner Arbeit „Die Verwandlung – Rollenkonflikte und fehlende Kommunikation innerhalb der Familie“ möchte ich die Familienstrukturen in Franz Kafkas „Die Verwandlung“ analysieren. Im Mittelpunkt stehen die verschiedenen Rollen der einzelnen Familienmitglieder und ihre Konflikte zueinander.

Rollenkonflikte entstehen insbesondere dann, wenn die Zugehörigkeit zu verschieden Gruppen mit unterschiedlichen Rollenerwartungen einhergehen und nicht gleichzeitig erfüllt werden können. In Kafkas „Die Verwandlung“ stehen die Familienmitglieder im Mittelpunkt und ihre Konflikte zueinander. Das Hauptaugenmerk richte ich in dieser Arbeit auf Gregor Samsa, der im Zentrum des Erzählgeschehens steht. So werde ich auf die Rollenverhältnisse während seiner Verwandlung und nach seiner Verwandlung eingehen. Außerdem werden die Charaktere der anderen Familienmitglieder näher beleuchtet. „Die Samsas versuchen, zugleich aktiv miteinander unvereinbare Sozialrollen zu spielen und entsprechende Erwartungen der anderen zu befriedigen.“[1]

Es soll in der Arbeit deutlich werden, dass man Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ als eine Darstellung mangelnder Kommunikation verstehen kann, die Rollenkonflikte heraufbeschwört, sie eskalieren und zum Ende hin zur tödlichen Bedrohung werden lässt.

Zunächst wird dafür Franz Kafkas Stück „Die Verwandlung“ in Kapitel 2 kurz vorgestellt. Um eine Einordnung des Werkes vornehmen zu können, soll auch in einem kurzen Abriss die Biografie des Autors näher beleuchtet werden. Im Anschluss daran wird allgemein auf den Rollenkonflikt eingegangen und verschiedene Definitionen vorgestellt, da der Rollenkonflikt für das Stück eine entscheidende Rolle spielt. Kapitel 4 widmet sich dem Hauptcharakter Gregor Samsa und sein Verhältnis zu den anderen Familienmitgliedern Vater, Mutter und Schwester. Schlussendlich wird deutlich, dass die zutage kommenden Konflikte mit dem Tod von Gregor Samsa enden müssen.

2. Franz Kafkas „Die Verwandlung“

Das ganze Leben Kafkas ist gekennzeichnet vom Streben nach einem freien Leben ohne Fremdbestimmungen vor allem durch den dominanten Vater. Dieser Aspekt ist auch in Kafkas zahlreichen Werken wie in der Erzählung „Die Verwandlung“ erkennbar.

Aus diesem Grund soll nachfolgend kurz auf die Biografie von Franz Kafka eingegangen sowie „Die Verwandlung“ in sein künstlerisches Schaffen eingeordnet werden.

Kafkas Erzählung kann in drei Teile gegliedert werden, in denen es jeweils zur Konfrontation mit den übrigen Familienmitgliedern kommt. Der Hauptcharakter Gregor Samsa sieht sich plötzlich mit Vater, Mutter und Schwester konfrontiert, die seiner Verwandlung nicht nur kritisch gegenüberstehen, sondern Gregor aufgrund dieser aus der Familie verstoßen.

Der erste Teil der Erzählung stellt nicht nur die Verwandlung und die sich daraus ergebenden familiären Konflikte dar, sondern zeigt auch einen Einblick in die Psyche von Gregor. Aus seiner Sicht zeichnet sich zum einen das äußere Bild des Hauptcharakters nach der Verwandlung sowie seine innere Sicht auf sein bisheriges Leben. Im zweiten Teil wird die Ausgrenzung Gregor Samsas durch seine Familie behandelt. Hier wird deutlich, dass nicht nur Gregor Samsa eine Verwandlung durchmacht, sondern auch die übrigen Familienmitglieder. „Der Vater entwickelt sich von einem senilen Greis zurück zum lebenskräftigen Patriarchen, der ‚wütend und froh‘ gegen den Sohn als Eindringling zu Felde zieht.“[2] Aus der einstigen Verbündeten – der Schwester – wird Gregors ärgste Gegenerin. Im dritten und letzten Abschnitt erhält der Leser einen Einblick in die Verdrängung Gregors aus der Familie und seinen Tod.

2.1 Biografie und Einordnung des Werkes

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 in Prag geboren. Er war Sohn eines jüdischen Kaufmannes. Er schrieb sich 1901 zunächst zum Chemie-, dann erwartungsgemäß zum Jura-Studium ein, wechselte aber nur einige Zeit später die Fachrichtung und studierte Germanistik und Kunstgeschichte, da dies doch eher seiner persönlichen Neigung entsprach. Letztendlich entschied sich Kafka doch wieder für Jura und schloss dieses Studium mit der Promotion zum Dr. jur. ab. Im Anschluss daran absolvierte Kafka eine einjährige Rechtspraxis, an der sich im Jahr 1907 der Eintritt in „Assicurazioni Generali“ anschloss. Nur ein Jahr später, im Jahr 1908, begann Kafka als Jurist für die „Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt“ zu arbeiten. Diesen Beruf übte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1922 aus. Gesundheitlich durch Tuberkulose, die bereits 1917 ausbrach, gezeichnet, starb Franz Kafka schließlich am 3. Juni 1924.

Hervorzuheben ist an dieser Stelle vor allem das Verhältnis Kafkas zu seinem Vater. Der große Einfluss, den dieser auf ihn ausübte, die dominante Präsens spiegeln sich auch in den Werken von Kafka wieder. Für Kafka ist der eigene Vater die ihn bevormundende Person, dessen Dominanz er zeitlebens zu spüren bekommen hat. Dies hatte zur Folge, dass Kafka nach außen zuweilen als introvertiert und sehr selbstkritisch auftrat. Doch nichts desto trotz sind es gerade der Einfluss des Vaters und das eigene Selbstbild, welche zu prägenden Motiven in seinen Werken werden.

Es ist daher also nicht verwunderlich, dass in vielen Werken Kafkas der Vater als mächtiges, starkes und teilweise sogar als unterdrückendes Familienoberhaupt dargestellt wird. Auch in Kafkas „Die Verwandlung ist das der Fall.

Kafka begann mit seiner Erzählung „Die Verwandlung“ im November 1912. „Gerade setzte ich mich zu meiner gestrigen Geschichte mit einem unbegrenzten Verlangen mich in sie auszugießen, deutlich von aller Trostlosigkeit aufgestachelt.“[3] Auch hier wird der Vater wieder als dominantes Familienoberhaupt dargestellt, gegen das sich die Hauptfigur zur Wehr setzen muss.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Handelsvertreter Gregor Samsa, der eines Morgens als riesiges Ungeziefer erwacht. Sein bis dato selbstständig geführtes Leben wird für ihn immer mehr zur Qual, da er als riesiges Ungeziefer mehr oder weniger nutzlos an Bett gefesselt ist. So ist es nicht verwunderlich, dass seine Familie auf sein Ableben erleichtert reagiert.

2.2 Zum Inhalt

Der Handelsvertreter Gregor Samsa erwacht eines Morgens und muss festellen, dass er statt ein Mensch nun ein riesiges Ungeziefer ist. Bereits im ersten Kapitel ist der Leser Zeuge der utopischen Verwandlung des Hauptcharakters. Für Gregor Samsa ist es zunächst schwierig, eine Trennung zwischen Traum und Realität herzustellen, da seine Verwandlung für ihn völlig unerwartet fast aus dem Nichts über Nacht geschehen ist. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Gregor Samsa zunächst denkt, zu träumen. Doch schnell wird er mit der Realität konfrontiert und muss erkennen, dass sich sein Leben schlagartig verändert hat – und das nicht nur rein körperlich. Also beginnt Gregor über sein bisheriges Leben nachzusinnen: die täglichen Anforderungen, die sein Beruf an ihn stellt, seine Rolle in der Familie als Ernährer und Sohn. Mühselig quält sich der Handelsvertreter aus seinem Bett, um seinem bisherigen Leben nachgehen zu wollen und kann nur unter Anstrengung die Tür seines Zimmers erreichen. Nachdem er sie geöffnet hat, sieht er sich mit den verschiedenen Reaktionen der übrigen Familienmitglieder konfrontiert. Doch was er hier erlebt, scheint bereits der Anfang vom Ende zu sein: Seine Mutter bricht förmlich zusammen und fällt betend auf die Knie. Sein Vater begegnet dem „neuen“ Gregor mit Aggressivität, indem er die Hand drohend zur Faust ballt.

Im Verlauf der Handlung erhält der Leser nunmehr einen Einblick in das bisherige Leben des Gregor Samsa, der in seinem Zimmer verbannt, rückblickend auf das bisherige Familienleben schaut. Doch es ist nicht nur der Hauptcharakter, der eine Wandlung vollzogen hat. Vielmehr wird in der weiterführenden Handlung für den Leser sehr schnell deutlich, dass auch die übrigen Familienmitglieder sich regelrecht „verwandeln“. Die Charaktere der Eltern sowie der Schwerster entwickeln sich dahingehend, dass das bis vor Kurzem noch vollwertige Familienmitglied Gregor Samsa seine bisherige Position in der Familie als Sohn, Bruder und Ernährer verliert. Eingesperrt in seinem eigenen Reich und ohne wirklichen Kontakt nach außen, wird Gregor Samsa vernachlässigt, gequält und verletzt. Am Ende hat die Tyrannei seiner Familie zur Folge, dass er an den ihm zugefügten körperlichen Verletzungen und an seelischem Schmerz stirbt.

[...]


[1] Kwon, Hyuck Zoon: Der Sündenfallmythos bei Franz Kafka. Der biblische Sündenfallmythos in Kafkas Denken und dessen Gestaltung in seinem Werk. Könighausen & Neumann. Würzburg 2006, S. 87.

[2] Kwon, Hyuck Zoon: Der Sündenfallmythos bei Franz Kafka. Der biblische Sündenfallmythos in Kafkas Denken und dessen Gestaltung in seinem Werk. Könighausen & Neumann. Würzburg 2006, S. 88.

[3] Zitiert nach Brief vom 18.XI.1912. – Franz Kafka: Briefe an Felice und andere Korrespondenz aus der Verlobungszeit. Frankfurt 1993, S. 105, in: Kafka, Franz: Die Verwandlung. [Schülerheft]. Cornelsen Verlag. Berlin 1997, S. 12.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
„Die Verwandlung“ – Rollenkonflikte und fehlende Kommunikation innerhalb der Familie
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (für deutsche Literatur)
Veranstaltung
SE zu Franz Kafka
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
19
Katalognummer
V164830
ISBN (eBook)
9783640799848
ISBN (Buch)
9783640800032
Dateigröße
615 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kafka, Franz Kafka, Die Verwandlung, Rollenkonflikte
Arbeit zitieren
Natalie Nestroy (Autor:in), 2010, „Die Verwandlung“ – Rollenkonflikte und fehlende Kommunikation innerhalb der Familie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164830

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