Alle 14 Tage stirbt eine Sprache auf der Welt aus. In Zeiten der Globalisierung interessiert man sich eher für die Kenntnis und das Erlernen sogenannter Weltsprachen wie zum Beispiel Englisch oder Spanisch. Unbedacht bleibt hierbei allzu leicht der Verlust von kultureller Vielfalt und Pluralismus, wenn Sprachen verloren gehen. Wer versucht hat, deutsche Worte in eine andere Sprache zu übersetzen, konnte sicherlich feststellen, dass sich einige Begriffe und Gedanken nicht immer adäquat in diese andere Sprache übertragen lassen. Sie verlieren ihren Bedeutungsgehalt, der oft über Jahrhunderte hinweg durch historische und kulturelle Einflüsse geprägt wurde und somit auch die jeweilige Kultur repräsentiert.
Aussterbende und gefährdete Sprachen und Kulturen sind nicht nur im Ausland zu finden. Es gibt sie auch in Deutschland; zum Beispiel bei den Ober- und Niedersorben in der Lausitz. Wie der Titel der Arbeit bereits verrät, betrifft die nachfolgende Arbeit schwerpunktmäßig die Obersorben, da ich der Betrachtung beider sorbischen Völker im Rahmen dieser Arbeit nicht gerecht werden könnte. Im historischen Teil meiner Arbeit werden neben den Obersorben auch die Niedersorben berücksichtigt, da beide Bereiche nicht immer voneinander zu trennen sind. Beide Bevölkerungsgruppen stammen gleichermaßen von in der Lausitz einst angesiedelten slawischen Stämmen ab. Unterschiede gibt es nur in der Sprache und den historischen Rahmenbedingungen.
Ich möchte mit meiner Untersuchung die Frage nach Möglichkeiten und Grenzen des Fortbestehens der obersorbischen Kultur und Sprache reflektieren. Diese Möglichkeiten werden anhand dreier Schwerpunktsetzungen untersucht:
1. der außergewöhnlichen und durch zahlreiche Assimilationsversuche geprägten Historie der Sorben,
2. einer fragebogengestützten Untersuchung und
3. ausgewählter wissenschaftlicher Aspekte.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Allgemeine Informationen und Hinführung zum Thema
- III. Historischer Überblick
- III. 1. Ursprung der sorbischen Geschichte in Deutschland
- III. 2. Einfluss der Reformation auf das sorbische Leben
- III. 3. Das 17. und 18. Jahrhundert
- III. 4. Das 19. Jahrhundert
- III. 5. Das 20. Jahrhundert
- III. 5. 1. Entwicklung im Nationalsozialismus
- III. 5. 2. Nachkriegszeit und DDR
- III. 5. 3. Die Bundesrepublik Deutschland
- IV. Versuche zum Erhalt der sorbischen Kultur
- IV. 1. Medien und Kultur
- IV. 2. Kultur und Sprache
- IV. 3. Kunst
- IV. 4. Musik
- IV. 5. Traditionen und Bräuche
- IV. 6. Vereine und Institutionen
- V. Literarische Aufarbeitung sorbischer Geschichte
- VI. Auswertung der fragebogengestützten Untersuchung
- VI. 1. Die Diaspora
- VI. 2. Der dritte Raum, Hybridität und Transkulturalität
- VI. 3. Bilingualität in Erziehung und sozialem Umfeld
- VI. 4. Mentale Räume
- VI. 5. Traditionen und Freizeitgestaltung für eine nationale Kultur
- VI. 6. Die Nationalkultur
- VI. 7. Identitätsbildung durch Selbst- und Fremdverständnis
- VI. 8. Die Fremdheit
- VI. 9. Identitätsverlust nach dem Mauerfall
- VI. 10. Identität und Dispositionen
- VI. 11. Die Groteske in der sorbischen Historie
- VI. 12. Agieren in Codes
- VII. Zusammenspiel von kultureller Identität, kulturellem, sozialem und kollektivem Gedächtnis, von Habitus und mentalen Räumen
- VIII. Beeinflussung lokaler Prozesse durch Globalisierung
- IX. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Möglichkeiten und Grenzen des Fortbestehens der obersorbischen Kultur und Sprache vor dem Hintergrund ihrer außergewöhnlichen und durch zahlreiche Assimilationsversuche geprägten Geschichte. Hierzu werden fragebogengestützte Untersuchungsergebnisse und ausgewählte wissenschaftliche Aspekte herangezogen.
- Die historische Entwicklung der Sorben, geprägt von Assimilationsversuchen und dem Kampf um kulturelle Eigenständigkeit.
- Die Bedeutung von Kultur und Sprache für die Identitätsbildung und den Erhalt sorbischer Kultur.
- Der Einfluss von mentalen Räumen, Diaspora, Hybridität und Transkulturalität auf die sorbische Kultur.
- Die Bedeutung von Traditionen, Bräuchen und Vereinen für die Erhaltung der sorbischen Kultur.
- Die Rolle der Globalisierung bei der Gestaltung lokaler Prozesse.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung des Erhalts von Sprachen und Kulturen und stellt die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen des Fortbestehens der obersorbischen Kultur und Sprache in den Fokus. Die Arbeit gliedert sich in drei Schwerpunkte: die Geschichte der Sorben, eine fragebogengestützte Untersuchung und ausgewählte wissenschaftliche Aspekte.
- Kapitel II bietet einen Überblick über die allgemeine Situation der Sorben und führt in die Thematik der Arbeit ein.
- Kapitel III behandelt die historische Entwicklung der Sorben vom 6. Jahrhundert bis zur Gegenwart, wobei sowohl die Ober- als auch die Niedersorben berücksichtigt werden.
- Kapitel IV befasst sich mit den verschiedenen Versuchen, die sorbische Kultur und Sprache zu erhalten, darunter Medien und Kultur, Kultur und Sprache, Kunst, Musik, Traditionen und Bräuche sowie Vereine und Institutionen.
- Kapitel V beleuchtet die literarische Aufarbeitung sorbischer Geschichte.
- Kapitel VI analysiert die Ergebnisse der fragebogengestützten Untersuchung anhand verschiedener wissenschaftlicher Paradigmen, darunter soziale und kulturelle Identität, mentale Räume, Diaspora, Hybridität, Alterität und Fremdheit, Transkulturalität, Habitus und Nationalkultur.
- Kapitel VII untersucht das Zusammenspiel von kultureller Identität, kulturellem, sozialem und kollektivem Gedächtnis, von Habitus und mentalen Räumen.
- Kapitel VIII analysiert die Beeinflussung lokaler Prozesse durch die Globalisierung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Erhalt der obersorbischen Kultur und Sprache, wobei die Themen soziale und kulturelle Identität, Diaspora, Hybridität, Transkulturalität, mentale Räume, Habitus, Nationalkultur und die Auswirkungen der Globalisierung auf lokale Prozesse im Vordergrund stehen. Die Arbeit basiert auf einer fragebogengestützten Untersuchung und bezieht sich auf die Geschichte der Sorben sowie ausgewählte wissenschaftliche Aspekte.
- Quote paper
- Anna Avital Müller (Author), 2010, Mikrokosmos einer Diversität am Beispiel der Sorben in der Oberlausitz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164956