Friedrich II. von Preußen bleibt bis heute eine vieldeutige und umstrittene historische Figur. Von seiner Nachwelt wurde er sehr unterschiedlich bewertet. Eine besondere Rolle in der Rezeption Friedrichs des Großen nimmt die borussische Historiographie des 19. Jahrhunderts ein, welche das Fundament zahlreicher Vereinnahmungen des preußischen Königs formte.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht jene borussische Geschichtsschreibung mit ihren Hauptvertretern und Grundaussagen, es geht besonders um die deutschnationale Beeinflussung der Historiker und die Instrumentalisierung Friedrichs zum Begründer eines deutschen Nationalstaates.
Es haben sich bislang einige Historiker mit dem widersprüchlichen Bild des Königs und dessen Darstellung in der Historiographie auseinandergesetzt und sich um eine objektivere und differenziertere Betrachtungsweise bemüht. Insbesondere seien hier die Aufsätze von Walter Bußmann, der sich mit dem wechselhaften europäischen Urteil über Friedrich auseinandersetzt, Frank-Lothar Kroll, welcher sich ebenfalls mit dessen Beurteilung im europäisch-kulturellen Kontext beschäftigt und Stephan Skalweit mit seiner Problematik von Recht und Macht genannt. An ihnen orientiert sich diese Arbeit, um sich ebenfalls für eine kritische Auseinandersetzung mit Vergröberungen des Friedrichbildes und seiner politischen Vereinnahmung einzusetzen.
Den Schwerpunkt der Untersuchung stellen die borussischen Historiker aus dem 19. Jahrhundert dar. Ihre Urteile über Friedrich werden nachgezeichnet und es wird untersucht, was diese Betrachtungsweisen beeinflusste. Ebenso werden aber auch Preußengegner und Kritiker der kleindeutschen Geschichtsschreibung nicht vernachlässigt. Schließlich sollen Antworten auf die Kernfrage, wie der preußische König zum Begründer eines deutschen Nationalstaates erhoben werden konnte, gefunden werden. Der Blick gilt der Bewertung Friedrichs aus Leopold von Rankes und Heinrich von Treitschkes Sicht, zwei der wichtigsten borussichen Historiker, welche sich jedoch auch durch Unterschiede und spezifische Betrachtungsweisen auszeichnen. Im Gegensatz dazu steht Onno Klopp, vielleicht der schärfste Kritiker Friedrichs II., der exemplarisch für den Protest gegen die deutschnationale Historiographie aufgegriffen wird. Insgesamt werden aber nicht nur die Aussagen der Historiker, sondern auch deren Hintergründe und Beweggründe untersucht und in den historischen Zusammenhang eingeordnet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Darstellung Friedrichs bei den borussischen Historikern
- Leopold von Rankes Idealisierung Friedrichs
- Heinrich von Treitschke und Friedrich als Reichsgründer
- Vergleich der Ansichten Rankes und Treitschkes
- Reaktion auf die nationalpolitische Vereinnahmung am Beispiel Onno Klopps
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Darstellung Friedrichs II. von Preußen in der borussischen Historiographie des 19. Jahrhunderts. Sie untersucht, wie der preußische König zum Begründer eines deutschen Nationalstaates erhoben wurde und welche Faktoren diese Instrumentalisierung beeinflussten.
- Die Rolle der borussischen Historiker bei der Konstruktion des Friedrich-Bildes
- Die deutschnationale Beeinflussung der Historiker und die Instrumentalisierung Friedrichs
- Die unterschiedlichen Perspektiven auf Friedrich II. bei Leopold von Ranke, Heinrich von Treitschke und Onno Klopp
- Die Hintergründe und Beweggründe der Historiker sowie deren Einordnung in den historischen Kontext
- Die Frage, ob Friedrichs vielschichtiger Charakter für politische Zwecke instrumentalisiert wurde
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der vieldeutigen und umstrittenen historischen Figur Friedrichs II. von Preußen ein und stellt die Bedeutung der borussischen Historiographie des 19. Jahrhunderts für die Rezeption des preußischen Königs dar.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Darstellung Friedrichs bei den borussischen Historikern. Es wird die Idealisierung Friedrichs durch Leopold von Ranke, dessen Sicht auf den König als Reichsgründer durch Heinrich von Treitschke sowie der Vergleich der Ansichten Rankes und Treitschkes behandelt.
Das dritte Kapitel widmet sich der Reaktion auf die nationalpolitische Vereinnahmung Friedrichs am Beispiel Onno Klopps, der als Kritiker der deutschnationalen Historiographie betrachtet wird.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen der Arbeit sind: Friedrich II. von Preußen, borussische Historiographie, deutschnationale Vereinnahmung, Leopold von Ranke, Heinrich von Treitschke, Onno Klopp, Nationalismus, Historische Instrumentalisierung, Preußen, Deutsches Reich.
- Arbeit zitieren
- Nadja Häckel (Autor:in), 2007, Friedrich der Große im Urteil der borussischen Historiographie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164962