Dieser Artikel soll in einem kurzen Abriss auf die Gemeinsamkeiten zwischen dem schon lange bestehenden Phänomen des Schamanismus und moderner Psychotherapie hinweisen. Dies geschieht auf der Grundlage ethnologischer, ethnopsychologischer und religionswissenschaftlicher Autoren. Im Rahmen dieses Artikels können nur Auszüge der Komplexe Schamanismus und Psychotherapie beleuchtet werden. Diese Ausführungen erheben daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Anhand von wenigen Fallbeispielen aus verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten und Zeiten lässt sich freilich kein repräsentativer diachroner Querschnitt erstellen. Die folgende Gegenüberstellung soll exemplarisch im Rahmen der qualitativen ethnologischen Forschung verstanden werden, und sich gleichzeitig durch den Vergleich verschiedener Komponenten einer geahnten Ganzheitlichkeit annähern.
Vor allem wird der Schamanismus der Afrobrasilianer betrachtet. Um den psychotherapeutischen Aspekt von Schamanimus zu beleuchten, habe ich vor allem Hannes Stubbes Geschichte der Psychologie in Brasilien (1987) verwendet. Die Zielsetzung ist herauszuarbeiten, worin die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des hier beschriebenen Candomblé im afrobrasilianischen Kontext vor etwa 20 Jahren und Psychotherapie in Deutschland zeitgleich bis heute liegen.
gibt es durchaus Gemeinsamkeiten zwischen Schamanismus und Psychotherapie. Der Entstehungskontext und der Prägungskontext der Anwender darf jedoch nie außer Acht gelassen werden.
Es also durchaus ein zulässiger Schluss, eine Mischung aus Psychotherapie und Versenkungszustand, Rückführung und dem Versuch der Artikulation von Unbewusstem für einen psychischen Heilungsprozess als sinnvoll zu erachten. Ob nun in „traditionell“ durch schamanisches Wirken geprägter Umgebung als auch in modernen Industriegesellschaften. Im Ende gilt es doch vor allem offen zu sein, für das, was einem hilft, dem Ziel der Ausgeglichenheit und Zufriedenheit näher zu kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Wie „passen“ Schamanismus und Psychotherapie zu einander?
- Schamanisches Wirken in Brasilien: Candomblé. Praktische und psychisch wirksame Komponenten
- Schamanisches Wirken in Australien: Schamanismus und Traum
- Katathymes Bilderleben und Tagtraumtechnik nach Desoille
- Neoschamanismus und (christlicher) Glaube
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Artikel befasst sich mit den Gemeinsamkeiten zwischen Schamanismus und moderner Psychotherapie. Er beleuchtet das Phänomen des Schamanismus aus ethnologischer, ethnopsychologischer und religionswissenschaftlicher Perspektive, und zwar anhand von Fallbeispielen aus verschiedenen Kulturen und Epochen. Die Zielsetzung ist, die Gemeinsamkeiten zwischen schamanischen Praktiken und bestimmten psychotherapeutischen Methoden aufzuzeigen.
- Vergleichende Analyse von Schamanismus und Psychotherapie
- Schamanismus in Brasilien: Candomblé und seine psychotherapeutische Funktion
- Schamanismus in Australien: Traum und seine Bedeutung im Kontext der Schöpfung
- Verbindungen zu modernen psychotherapeutischen Methoden wie Tagtraumtechnik und Katathymem Bilderleben
- Die Grenzen zwischen westlichem und nicht-westlichem Verständnis von Schamanismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Der Artikel stellt die zentrale Frage nach der Gemeinsamkeit zwischen Schamanismus und Psychotherapie. Er definiert den Begriff des Schamanen und untersucht den "Schamanenkomplex" nach Lévi-Strauss, der aus drei Elementen besteht: der individuellen Erfahrung des Schamanen, der Empfindung des Kranken und der an der Behandlung teilnehmenden Öffentlichkeit. Der Vergleich mit der Psychoanalyse zeigt die Parallelen zwischen beiden Bereichen auf.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel fokussiert auf den Schamanismus in Brasilien, insbesondere auf den Candomblé. Es wird die wichtige Rolle des Schamanen als Regulator und Ventil der Gruppenseele betont, der Krankheiten und Ängste heilen soll. Die psychotherapeutische Funktion des brasilianischen Medizinmannes umfasst nicht nur körperliche Leiden, sondern vor allem die Angst, die den Einzelnen und die Gruppe ständig bedroht.
- Kapitel 3: Das Kapitel befasst sich mit dem Schamanismus in Australien, wobei der Traum als zentrale Figur in der Schöpfungsgeschichte betrachtet wird. Die Schamanen sind in der Lage, sich in den schöpferischen Zustand zu versetzen und somit Taten zu vollbringen, die für gewöhnliche Menschen unerreichbar sind.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel zieht eine Parallele zwischen dem schamanistischen Heilverfahren und modernen psychotherapeutischen Methoden wie der Tagtraumtechnik nach Desoille und dem Katathymen Bilderleben (KB) nach Leuner. Es wird argumentiert, dass diese "westlichen" Therapieformen gewisse Gemeinsamkeiten mit schamanischen Praktiken aufweisen, insbesondere in Bezug auf die Katharsis und die Erreichung bestimmter Bewusstseinszustände.
Schlüsselwörter
Schamanismus, Psychotherapie, Candomblé, Traum, Katathymes Bilderleben, Tagtraumtechnik, Bewusstseinszustand, Trance, Heilung, Tradition, Schöpfung, Lévi-Strauss, Eliade, Lommel, Stubbe, Jung, anthropologische Perspektive, interkultureller Vergleich, Geschichte der Psychologie
- Arbeit zitieren
- M.A. Carina Bauer (Autor:in), 2010, Schamanische Psychotherapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165101