Platons Phaidon schildert die Geschehnisse am Tage des Todes Sokrates. Anders als die Prozessschriften Apologie und Kriton ist dieser jedoch nicht als historisches Dokument einzuordnen, in dem es in erster Linie um eine wirklichkeitsnahe Wiedergabe geht. Hierfür spricht zum einen, dass Platon den Erzähler sagen lässt, er wäre selbst nicht am Todestage anwesend gewesen, zum anderen die gewählte literarische Form, in der eine räumliche und zeitliche Distanz zum Geschehen aufgebaut wird. Platons Hauptanliegen im Phaidon ist vielmehr der Beweis der Unsterblichkeit der Seele. Um diesen zu erbringen, lässt er Sokrates vier Unsterblichkeitsbeweise anführen, welche das Thema dieser Arbeit sein sollen. In diesen Beweisen bedient sich Platon seiner zentralen philosophischen Konzepte: der Ideen- und der Wiedererinnerungslehre. Hier geht er stark über die sokratische Lehre hinaus, was wiederum für einen späteren Abfassungszeitpunkt des Phaidon spricht.
Sokrates wird am Tage seiner Hinrichtung von mehreren Freunden und auch Fremden im Gefängnis besucht. Unter ihnen sind auch Simmias und Kebes, zwei Sympathisanten der pythagoreischen Schule und Hauptgesprächspartner Sokrates´ im Dialog. Trotz seiner bevorstehenden Hinrichtung scheint Sokrates glücklich. Auf die ungläubige Verwunderung, die er hiermit bei seinen Besuchern hervorruft hat er eine überraschende Antwort: „Nämlich diejenigen, die sich auf rechte Art mit der Philosophie befassen, mögen wohl, ohne dass es freilich die andern merken, nach gar nichts anderm streben, als nur zu sterben und tot zu sein.“ Als Grund hierfür führt er an, dass das Bestreben jedes echten Philosophen ist, das Wahre zu erkennen. Reine Erkenntnis der Wahrheit ist aber nur durch die Seele möglich. Solange diese im Leib ist, wird die Erkenntnis durch ihn erschwert oder getrübt. Demnach muss der Tod vom Philosophen als Liebhaber der Weis-heit angestrebt werden, stellt er doch die Trennung von Leib und Seele dar. Diese Ausführungen gesteht der Zuhörer Kebes dem Sokrates zu, nur hegt dieser Zweifel an der Unsterblichkeit der Seele und fragt sich „ob sie nicht, wenn sie vom Leibe getrennt ist, nirgend mehr ist, sondern an jenen Tage umkommt und untergeht“ . Um diese Zweifel zu zerstreuen, versucht Sokrates im Folgenden anhand von vier Beweisen aufzuzeigen, dass die Seele unsterblich ist. Diese Beweise werden in vorliegender Arbeit einzeln eingeführt und auf ihre Gültigkeit überprüft.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der erste Unsterblichkeitsbeweis der Seele (70d – 72e)
- Die Notwendigkeit der Entstehung aus Gegensätzlichem
- Die Notwendigkeit einer zyklischen Regeneration
- Der zweite Unsterblichkeitsbeweis der Seele (72e-77a)
- Der dritte Unsterblichkeitsbeweis der Seele (77b-84b)
- Der vierte Unsterblichkeitsbeweis der Seele (103c-107b)
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text befasst sich mit den Unsterblichkeitsbeweisen, die Sokrates im Platonschen Dialog „Phaidon“ vorbringt. Die Arbeit untersucht die Argumente Sokrates' und analysiert ihre Gültigkeit anhand philosophischer Konzepte wie der Ideenlehre und der Wiedererinnerungslehre. Die Arbeit zielt darauf ab, einen tieferen Einblick in Platons Philosophie und seine Ansichten über die Seele zu geben.
- Die Unsterblichkeit der Seele
- Platons philosophische Konzepte (Ideenlehre, Wiedererinnerungslehre)
- Die Rolle des Todes im Leben des Philosophen
- Kritik der Unsterblichkeitsbeweise
- Der Einfluss der pythagoreischen Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung stellt den Kontext des Phaidon und Platons Hauptaugenmerk auf die Unsterblichkeit der Seele dar. Das erste Kapitel beleuchtet den ersten Unsterblichkeitsbeweis, der sich auf die Entstehung aus Gegensätzlichem und die zyklische Regeneration der Seele stützt. Das zweite Kapitel untersucht den zweiten Unsterblichkeitsbeweis, der sich auf die Ideenlehre stützt und die Unsterblichkeit der Seele aus ihrer Verbindung mit der Ideenwelt ableitet.
Das dritte Kapitel behandelt den dritten Unsterblichkeitsbeweis, der die Wiedererinnerungslehre Platons einbezieht. Die Arbeit stellt die These auf, dass die Seele durch ihre Erinnerung an die Ideenwelt ihre Unsterblichkeit demonstriert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Platons Phaidon, Unsterblichkeit der Seele, Ideenlehre, Wiedererinnerungslehre, pythagoreische Philosophie, Sokrates, philosophisches Konzept, Tod, Erkenntnis, Seele.
- Arbeit zitieren
- B.A. Nicolas Lindner (Autor:in), 2008, Die Unsterblichkeitsbeweise in Platons Phaidon, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165159