Friedrich Kittler erwähnt in seinen Werken wiederholt drei Begriffe, die der Psychoanalyse entlehnt sind. Dabei handelt es sich um das Reale, Imaginäre und Symbolische. In seinem 1986 veröffentlichten Werk „Grammphon, Film, Typewriter“, wendet er diese drei Begriffe direkt auf verschiedene Medien an. Das Grammophon assoziiert er mit dem Realen, den Film mit dem Imaginären und den Typewriter mit dem Symbolischen. Wobei er beim Typewriter auch die Doppeldeutigkeit des Wortes mit einbezieht. Bei seiner Übertragung der psychoanalytischen Trias auf Grammophon, Film und Typewriter, zielt Kittler insbesondere darauf ab, dass der Rezipient für die Ausdifferenzierung verschiedener Medientechniken um 1900 sensibilisiert wird. Die Begriffe real, symbolisch und imaginär wurden vom französischen Psychoanalytiker Jacques Lacan (1901-1981) geprägt, um die Psyche des Menschen zu analysieren. Für seinen Ansatz hat Lacan Sigmund Freuds (1856-1939) Strukturmodell der Psyche neu definiert. Freud verwendete für die Beschreibung des psychischen Apparates des Menschen noch die Begriffe Es, Ich und Über-Ich.
In dieser Arbeit wird versucht nachzuvollziehen, weshalb Kittler die Lacan‘sche Trias auf Medien anwendet und warum er gerade das Grammophon auf das Reale, den Film auf das Imaginäre und den Typewriter auf das Symbolische überträgt. Um diese Fragen zu beantworten, wird erst kurz auf Freuds Theorie des Strukturmodells der Psyche eingegangen, die der Vorgänger von Lacans späterem Modell der Psyche darstellt. Danach wird die Lacan‘sche Trias real, imaginär und symbolisch etwas ausführlicher analysiert, weil Kittler diese direkt auf die Medien anwendet. Anhand von „Grammphon, Film, Typewriter“ sowie Sekundärliteratur wird dann versucht die Frage zu beantworten, wie genau Kittler diese drei Begriffe auf die Medien anwendet. Zum Schluss wird herausgearbeitet, was andere Wissenschaftler an Kittlers Übertragung kritisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sigmund Freud: Die Funktion des psychischen Apparates
- Jaques Lacan: Die Trias der menschlichen Psyche
- Das Reale
- Das Imaginäre
- Das Symbolische
- Psychoanalyse und Medientechnik um 1900
- Das Reale - Grammophon
- Das Imaginäre - Film
- Das Symbolische - Typewriter
- Die Verknüpfung von Optik, Akustik und Schrift
- Kritik an Kittlers Übertragung des Realen, Imaginären und Symbolischen auf Medien
- Lutz Ellrich
- Christian Metz: Primäre und sekundäre Identifikation
- Thomas Sebastian
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Friedrich Kittlers Übertragung der Lacan'schen Trias (Reales, Imaginäres, Symbolisches) auf das Aufschreibesystem um 1900, genauer gesagt auf das Grammophon, den Film und den Typewriter. Der Fokus liegt darauf zu verstehen, warum Kittler diese drei Begriffe auf Medien anwendet und welche Bedeutung diese Übertragung für die Medientheorie hat.
- Kittlers Anwendung der Lacan'schen Trias auf Medientechniken
- Die Rolle des Realen, Imaginären und Symbolischen in Kittlers Analyse
- Die Bedeutung von Grammophon, Film und Typewriter im Kontext der Medientheorie
- Kritik an Kittlers Übertragung der Trias auf Medien
- Die Verbindung zwischen Psychoanalyse und Medientheorie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Arbeit und ihre Zielsetzung vor, führt Friedrich Kittler und seine Verwendung der Lacan'schen Trias in der Medientheorie ein und erläutert die Bedeutung der Arbeit für das Verständnis von Medien und Psyche. Sie gibt zudem einen kurzen Überblick über die psychoanalytischen Theorien von Sigmund Freud und Jacques Lacan, die als Grundlage für Kittlers Analyse dienen.
- Sigmund Freud: Die Funktion des psychischen Apparates: Dieses Kapitel fasst Freuds Modell des psychischen Apparates zusammen, bestehend aus Es, Ich und Über-Ich. Es erklärt die Funktionen und Interaktionen dieser Instanzen und zeigt, wie Freud das Verhältnis von Mensch und Außenwelt im Kontext der psychischen Prozesse beschreibt.
- Jaques Lacan: Die Trias der menschlichen Psyche: Dieses Kapitel erläutert Lacans Interpretation von Freuds Modell und die Einführung des Realen, Imaginären und Symbolischen. Es erklärt die drei Phasen des menschlichen Erlebens und zeigt, wie Lacan die Entwicklung der menschlichen Psyche in Bezug auf diese drei Begriffe versteht.
- Psychoanalyse und Medientechnik um 1900: Dieses Kapitel analysiert Kittlers Übertragung der Lacan'schen Trias auf das Grammophon, den Film und den Typewriter. Es untersucht, warum Kittler diese spezifischen Medien mit dem Realen, Imaginären und Symbolischen verbindet und welche Rolle diese Übertragung für die Medientheorie spielt.
- Die Verknüpfung von Optik, Akustik und Schrift: Dieses Kapitel beleuchtet Kittlers Analyse der Verbindung zwischen den drei Medientechniken (Grammophon, Film, Typewriter) und den Sinnen, insbesondere Optik, Akustik und Schrift. Es zeigt, wie Kittler die Wechselwirkung zwischen Medien und menschlichen Wahrnehmungsprozessen beschreibt.
- Kritik an Kittlers Übertragung des Realen, Imaginären und Symbolischen auf Medien: Dieses Kapitel beleuchtet die Kritik an Kittlers Übertragung der Trias auf Medien, insbesondere von Lutz Ellrich, Christian Metz und Thomas Sebastian. Es zeigt verschiedene Perspektiven auf Kittlers Analyse auf und diskutiert deren Schwächen und Stärken.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Friedrich Kittler, Jacques Lacan, Sigmund Freud, Medientheorie, Psychoanalyse, Real, Imaginär, Symbolisch, Grammophon, Film, Typewriter, Medientechnik, Aufschreibesystem.
- Arbeit zitieren
- Martina Schöb (Autor:in), 2010, Friedrich Kittlers Anwendung der Lacanschen Trias auf das Aufschreibesystem 1900, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165889