Josef Eberle - ein schwäbischer Martial?


Facharbeit (Schule), 2010

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Hinführung zum Thema

2. Biographien
2.1. Martials Lebenslauf
2.2. Eberles Lebenslauf
2.3. Gemeinsamkeiten der Lebensläufe

3. Das antike Epigramm
3.1. Entstehung und Entwicklung bis Martial.
3.2. Besonderheiten des römischen Epigramms nach Martial

4. Josef Eberle – ein schwäbischer Martial?
4.1. Josef Eberle als lateinischer Dichter
4.2. Eberles Meinung über Martial
4.3. Gemeinsamkeiten der literarischen Werke

5. Vergleiche zwischen Martials und Eberles Epigrammen
5.1. Vergleich Martial I, 10 mit „In acerbam venustam“
5.1.1. Komparative Analyse der Texte
5.1.2. Gemeinsamkeiten und Unterschiede
5.2. Vergleich Martial Xlll, 56 mit „Variatio epigrammatis M. Valerii Martialis“
5.2.1. Komparative Analyse der Text
5.2.2. Gemeinsamkeiten und Unterschiede
5.3. Vergleich Martial Xlll, 20 mit „Compromissum“
5.3.1. Komparative Analyse der Texte
5.3.2. Gemeinsamkeiten und Unterschiede

6. Resümee – Zusammenfassung der Ergebnisse

7. Quellenverzeichnis

1 Hinführung zum Thema

„Et quis cras Latii voce peritus erit?“[1]

Zwar gilt das Lateinische schon immer als Sprache der Gelehrten, dennoch sehen viele Menschen in ihr eine „tote“ oder zumindest eine „aussterbende Sprache“, wie auch Josef Eberle, die Hauptfigur der folgenden Arbeit, befürchtete. Diese Sorge machte er durch seine selbst erstellte und eingangs schon zitierte Grabinschrift deutlich. Aber waren seine Ängste begründet, wo sich doch heute noch zahlreiche Schüler durch den Lateinunterricht plagen müssen? Außerdem herrscht ja die weit verbreitete Meinung, Latein könne man nur noch im Vatikan verwenden. Kaum einer hat bestimmt gewusst, dass es auch zahlreiche Autoren außerhalb des heiligen Stuhls gibt, die diese alte Sprache noch heute verbreiten. Einer von ihnen war ebendieser Josef Eberle, ein schwäbischer Schriftsteller der bis 1986 gelebt hat. Er hatte die Sorge, dass „schon morgen vielleicht keiner Latein mehr verstehn“[2] wird. Einige seiner Werke, bei denen er vor allem die Form des Epigramms umzusetzen versuchte, sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Als Vorbild könnte ihm hierbei ein anderer Dichter, der diese Art des Epigramms, allerdings schon in der Antike sehr geprägt hat, gewesen sein: M. Valerius Martialis. Deshalb ist der folgenden Arbeit zum Ziele gesetzt, der Frage etwas näher zu kommen, inwiefern Josef Eberle auch als „schwäbischer Martial“ bezeichnet werden kann. Anfangs werden die Biographien der beiden Schriftsteller vorgestellt, um so eventuelle Parallelen schon im „curriculum vitae“ aufzuzeigen.

Schließlich werden Werke dieser beiden Dichter, die über 1850 Jahre auseinander gelebt haben, genauer betrachtet. Natürlich kann nur auf ausgewählte Gedichte eingegangen werden, die gegenübergestellt werden sollen, sodass auch hier Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden können. Zum besseren Verständnis beschäftigt sich diese Arbeit außerdem mit den Grundlagen des römischen Epigramms.

2 Biographien

2.1 Martials Lebenslauf

Bei der Biographie Martials steht man vor dem Problem, das bei zahlreichen Schriftstellern aus dieser Zeit auch auftritt: Es ist sehr wenig über ihr Leben bekannt. Man ist fast ausschließlich auf autobiographische Angaben aus ihren Werken angewiesen und da Martial ein Dichter gewesen ist, darf die erste Person nicht gleich dem Autor gesetzt werden. Folglich muss man unterscheiden, ob es sich um ein poetisches Ich handelt, welches Teil einer Rollenlyrik ist oder ob es sich auf reale Lebensumstände bezieht.[3]

Was man jedoch sicher von Marcus Valerius Martialis weiß, ist, dass er an einem 1. März um 40 n. Chr. im spanischen Bilbilis geboren worden ist. Um das Jahr 64 n. Chr. verschlug es ihn nach Rom, wo Martial seinen Lebensunterhalt durch Mäzen sichergestellt bekam, zu denen unter anderem Lucan und Seneca der Jüngere gehörten. Die Kaiser Titus und Domitian tolerierten und förderten seine Arbeit.[4]

Es vergingen gut zwei Jahrzehnte bevor Martial zu publizieren begann. In dieser Zeit saugte er die Eigenheiten Roms in sich auf. Wann Martial seine Werke veröffentlichte, kann nicht genau rekonstruiert werden. Es gibt Ansätze, dass der „Liber spectaculorum“ anlässlich der Eröffnung des Amphitheaters durch Kaiser Titus im Jahre 80 n. Chr. erschienen ist, dies lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit bestätigen. Seine beiden anderen „Monobibloi“„Xenia“ und „Apophoreta“ – sind nach 83 geschrieben worden.

Das Hauptwerk – die zwölf Epigrammaton libri – veröffentlichte er zwischen 85 und 102. Martial gehörte wahrscheinlich dem Ritterstand an, genoss das Privileg des ius trium liberorum und durfte sich tribunus nennen. Zudem konnte er vermutlich sowohl ein Stadthaus als auch ein Landgut in der Nähe von Nomentum (ca. 20 km nordöstlich von Rom) sein Eigen nennen. Im Jahre 98/99 begab sich Martial, weil er bei Nerva und Trajan auf Desinteresse stieß, wieder zurück in seine Heimatstadt, fertigte dort das zwölfte Epigrammbuch an[5] und fand spätestens 104 n. Chr. den Tod.[6]

2.2 Eberles Lebenslauf

Am 8. September 1901 erblickte Josef Alfons Eberle zwei Wochen nach dem Tod seines Vaters in Rottenburg am Neckar das Licht der Welt. Da die finanziellen Mittel seiner Mutter eingeschränkt waren, musste er sich mit der mittleren Reife zufrieden geben. Anschließend absolvierte er eine Lehre als Buchhändler in demselben Tübinger Betrieb, in dem 20 Jahre zuvor auch Hermann Hesse gelernt hatte. Nach Abschluss dieser Ausbildung arbeitete Eberle unter anderem in Berlin, wo er anfing für pazifistische und sozialistische Zeitungen unter dem Pseudonym Tyll zu schreiben. Seit 1927 war Eberle beim Süddeutschen Rundfunk - zuerst als Lektor und später sogar als Leiter der Vortragsabteilung - tätig. Eine erste Sammlung von satirischen Versen erschien 1928 mit dem Titel „Mild und Bekömmlich“ unter oben genannten Decknamen. Ein Jahr später heiratete er die aus Rexingen stammende Jüdin Else Lemberger.[7]

Seitdem er beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart arbeitete, begann er Gedichte in schwäbischer Mundart zu schreiben, welche er unter dem Pseudonym Sebastian Blau veröffentlichte. Zu den bekanntesten zählen „D Bürgergard“ und „Dr Gsangsverei“.

Im März 1933 wurde Josef Eberle wegen „politischer Betriebsumstellung“ durch die Nationalsozialisten entlassen und sogar für circa sechs Wochen im KZ Heuberg inhaftiert. Nach seiner Entlassung zog er mit seiner Frau auf das Land zu ihrer Familie nach Rexingen. Dort bemühte er sich unter anderem mit den Büchern „Feierobed“ (1934) und „Gold am Pazifik“ (1935), eine Existenz als freier Schriftsteller für sich aufzubauen, allerdings nur solange bis er 1936 vom nationalsozialistischen Regime Schreibverbot erhielt, weil er nicht qualifiziert genug sei, „durch schriftstellerische Veröffentlichungen auf die geistige und kulturelle Gestaltung der Nation Einfluss zu nehmen“[8].

Die nationalsozialistische Zeit überstand Eberle als Angestellter beim amerikanischen Konsulat und als Korrespondent und Bibliothekar bei der Württembergschen Feuerversicherung. In den letzten Kriegsmonaten mussten die Eheleute Eberle untertauchen, um einer Deportation der jüdischen Else in ein Konzentrationslager zu entgehen.

Erst nach den „braunen Jahren“ konnte er seine während des Kriegs entstandenen Werke ungestört publizieren, darunter auch zum Teil noch heute bekannte, wie z.B. „Die schwäbischen Gedichte des Sebastian Blau“, „Rottenburger Hauspostille“ und der Weihnachtsklassiker „s Wegge’taler Kripple“. Nun schrieb dieser zwar zeitkritische Verse unter dem Pseudonym Peter Squenz, jedoch keine schwäbischen Mundartgedichte mehr, weil er glaubte, „die Welt sei ausgeschöpft, die [er] in [s]einen Gedichten darstellen wollte“[9]

Im September 1945 wurde Eberle wegen seiner unbelasteten Vergangenheit als Lizenzträger und Mitherausgeber der „Stuttgarter Zeitung“ von der amerikanischen Militärregierung eingesetzt. Später wurde er sogar alleiniger Herausgeber der Zeitung. Zusätzlich engagierte Josef Eberle sich in zahlreichen kulturellen Institutionen und Organisationen, weshalb er von Bundespräsident Theodor Heuss sogar als „der Mäcen für schwäbische Dinge“[10] bezeichnet wurde. Ab 1954 schrieb der gebildetste deutsche Journalist - wie ihn die Zeit einmal titulierte - auch lateinische Verse, die er unter dem Pseudonym Iosephus Apellus, „der kleine Eber“, publizierte. Auf seine erste Veröffentlichung „Horae. Rhythmi Latini“ folgten „Carmina latina“, „Imagines“ und „Laudes“. Josef Eberle bekam zahlreiche Würdigungen und Auszeichnungen. So war er unter anderem Ehrendoktor und Ehrensenator der Universität Tübingen, bekam den Titel eines Professors und ihm wurde die Würde eines poeta laureatus verliehen.

Seinen tätigen Ruhestand verbrachte der Professor Dr. h.c. poeta laureatus Josef Eberle in Stuttgart und im schweizerischen Pontresina. Nach beinahe 30 Jahren Abstinenz als Mundartdichter gab er mit dem Titel „Schwäbischer Herbst“ sein „comeback“. Unter dem Pseudonym der alte Wang schrieb er fast bis zu seinem Tod Gedichte. Am 20. September 1986 starb er schließlich und wurde – seinem Wunsch entsprechend – auf dem Rottenburger Sülchen-Friedhof beerdigt.

[...]


[1] aus Geppert, K. (Hrsg.), Josef Eberle Poet und Publizist, Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart, München 2001, S. 91 Teil einer von ihm selbst verfassten Inschrift auf seinem Grab

[2] aus Geppert, K. (Hrsg.), a. a. O., ebenda

[3] siehe Schöffel, C., Martial, Buch 8, Franz Steiner Verlag Wiesbaden, Eurasburg, 2002 und Holzberg,N., Martial und das antike Epigramm, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2002 S. 13

[4] vgl. http://www.lateinforum.de/martial.htm

[5] dies kann aus historischer Sicht jedoch nicht bewiesen werden

[6] siehe Holzberg, N., a. a. O., S. 14ff + S. 39-49

[7] die folgende Ausführung stützt sich auf Geppert, K. (Hrsg.), a. a. O., S. 9-93 und http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1337642

[8] zitiert aus Geppert, K. (Hrsg.), a. a. O., S. 56

[9] zitiert aus Geppert, K. (Hrsg), a. a. O., S. 75

[10] aus ebenda S. 80

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Josef Eberle - ein schwäbischer Martial?
Hochschule
Rhön Gymnasium, Bad Neustadt a. d. Saale
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
23
Katalognummer
V165993
ISBN (eBook)
9783640819737
ISBN (Buch)
9783640822812
Dateigröße
626 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In dieser Arbeit wird eine Antwort auf die Frage gesucht, ob man Josef Eberle - ein schwäbischer Publizist und Autor lateinischer Gedichte- als einen "schwäbischen Martial" titulieren kann.
Schlagworte
Josef Eberle, Martial, Epigramm, Iosephus Apellus, Hexameter
Arbeit zitieren
Fabian Metz (Autor:in), 2010, Josef Eberle - ein schwäbischer Martial?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165993

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