Auswirkungen der Markteinführung des digitalen Fernsehens auf deutsche TV-Anbieter


Diplomarbeit, 2004

121 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Kurzfassung

Abstract

Abbildungsverzeichnis.

Tabellenverzeichnis.

Abkürzungsverzeichnis

Vorwort

1 Überblick

2 Ziele

3 Markteinführung und Marktdurchdringung des digitalen Fernsehens
3.1 Abgrenzung der Begrifflichkeiten
3.2 Digitales Fernsehen in der Retrospektive
3.3 Derzeitige Marktsituation in Deutschland
3.3.1 Die deutsche Rundfunklandschaft
3.3.2 Die Marktdurchdringung des digitalen Fernsehens
3.3.3 Aktuelles Angebotsspektrum an digitalen Bouquets.
3.4 Internationaler Vergleich
3.5 Promotoren des digitalen Fernsehens

4 Technische Grundlagen des digitalen Fernsehens
4.1 Analog-Digitalwandlung.
4.2 Datenreduktion
4.3 Multiplexing
4.4 Kanalcodierung .
4.5 Distributionswege
4.5.1 DVB-S
4.5.2 DVB-C
4.5.3 DVB-T
4.5.4 Exkurs: Kosten-Nutzen-Profile der Distributionswege
4.5.5 Weitere Verbreitungswege
4.6 DVB-Standards
4.7 Verschlüsselung.
4.8 Der Rückkanal
4.9 Navigation
4.10 Middleware und Decoder
4.10.1 Betanova (d-Box).
4.10.2 OpenTV / F.U.N
4.10.3 MHP.

5 Auswirkungen auf deutsche TV-Anbieter
5.1 Veränderungen des Fernsehmarktes
5.1.1 Konvergenz
5.1.2 Veränderungen in der Wertschöpfungskette.
5.2 Auswirkungen auf die Programmverbreitung
5.2.1 Exkurs: Die Rolle der Netzbetreiber
5.3 Auswirkungen auf die Programmbeschaffung.
5.3.1 Exkurs: Digitalisierung auf Ebene der Programmproduktion
5.4 Auswirkungen auf die Programmveranstaltung
5.4.1 Fragmentierung der Zuschauerschaft und entsprechende Angebote
5.4.2 Entscheidungsfindung bei Erweiterungsoptionen der klassischen
Angebotspalette.
5.4.3 Das Entstehen neuer Nutzungs- und Vermarktungsformen.
5.4.4 Akzeptanz neuer Angebotsformen seitens der Rezipienten.
5.5 Auswirkungen auf die Programmfinanzierung
5.5.1 Auswirkungen des digitalen Fernsehens auf die Werbeinnahmen
5.5.2 Erlöse aus alternativen Werbeformen
5.5.3 Erlöse aus innovativen Werbeformen
5.5.4 Die Rechtslage für Werbeformen in Deutschland
5.5.5 Der Nutzen des digitalen Fernsehens als Werbeträger.
5.5.6 Finanzierung der multimedialen Inhalte.
5.5.7 Finanzierung durch T-Commerce.
5.6 Auswirkungen auf die Zuschauerforschung

6 Handlungsoptionen für deutsche TV-Anbieter
6.1 Integrationsmodelle
6.2 Das Revenue-Sharing-Modell
6.3 Das Reselling-Modell.
6.4 Dachmarken Strategie
6.5 Pay follows Free
6.6 Allgemein zu berücksichtigende Faktoren bei der Einführung neuer Angebotsformen

7 Resümee und Ausblick

Anhang A: Rechtliche Grundlagen für das digitale Fernsehen
A.1 Beschluss des Bundeskabinetts vom 24.08.1998
A.2 Auszug aus dem Rundfunkstaatsvertrag (RStV)

Anhang B: Kurzinterviews

Glossar

Literaturverzeichnis

Köln, November 2004

Kurzfassung

Gegenstand der hier vorgestellten Arbeit sind die komplexen Auswirkungen, die sich aus der Digitalisierung der TV-Übertragung ergeben. Neben den sinkenden Distributi­onskosten ist vor allem die Frequenzvervielfachung ein Grund für die sich ändernde Marktsituation. Das digitale Fernsehen senkt demnach die Markteintrittsbarrieren für neue Anbieter und erhöht den Konkurrenzdruck für die bereits bestehenden, wobei vor allem die Felder der Programmbeschaffung und -finanzierung betroffen sind. Sowohl die Wertschöpfungsketten als auch die Geschäftsmodelle der Branchenbeteiligten wer­den sich zukünftig verändern und auch die Konvergenz der Medien schreitet voran und wird in die Modelle mit einfließen. Neben den bestehenden Risiken bieten sich jedoch auch neue Chancen: Es wird ermöglicht, die Programme zu Bouquets zusammenzu­fassen, Navigationshilfen sowie programmbegleitende und ergänzende Zusatzdienste anzubieten. Bereits frühzeitig muss sich die Branche mit den Chancen und Risiken der Entwicklung auseinandersetzen. Nur auf diese Weise können Potentiale ausgeschöpft, kann Risiken entgegengewirkt werden.

Schlagwörter: Digitales Fernsehen, Digitalisierung, Konsequenzen, Interaktion, Kon­vergenz, Finanzierung

Abstract

The following thesis draws attention to the complex effects, which result from the digi­tizing of television broadcasting. Apart from sinking distribution costs, the multiplication of frequencies is chiefly responsible for continuous change in the market. Digital televi­sion facilitates market entry of new providers and reinforces competition among current providers, particularly within the scopes of programming acquisition and financing. In the future, value chains as well as business models of parties involved in the sector will undergo change. Additionally, merging media is developing and will have an impact on the latter. However, not only do risks continue to exist but new opportunities will arise: It permits multiplexing of channels in bouquets, offering of navigators as well as provi­sion of supplementary services. The television sector will have to deal with chances and risks of this development at an early stage. Only then can the full potential be tapped and risks be countered.

Keywords: digital television, digitization, consequences, interaction, merging media, financing

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Aufbau dieser Arbeit

Abbildung 2: Anzahl frei empfangbarer TV-Programme

Abbildung 3: Übertragungssystem für digitale Signale

Abbildung 4: Wandlung vom Analogsignal zum Digitalsignal

Abbildung 5: Multiplexsignal und Kanalcodierung

Abbildung 6: Varianten der Rundfunkdistribution

Abbildung 7: Mögliche Struktur der Navigationsebenen

Abbildung 8: Abhängigkeitsbeziehungen im TV-Markt

Abbildung 9: Digitale Wertschöpfungskette

Abbildung 11: Einflussfaktoren der Programmbeschaffung

Abbildung 12: Komponenten eines digitalen TV-Programmangebots

Abbildung 14: iTV-Kampagnen in Großbritannien

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 : Digitale TV-Haushalte in der EU

Tabelle 2: MPEG-Varianten

Tabelle 3: Netzebenen des deutschen Kabelnetzes

Tabelle 4: Kriterien der Interaktivität

Tabelle 5: Akzeptanz der Verbraucher

Tabelle 6: Quellen der Fernsehfinanzierung

Tabelle 7: Mögliche Messverfahren für digitales Fernsehen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vorwort

Eine neue Technologie fügt nichts hinzu und zieht nichts ab. Sie verändert vielmehr alles.

(Neil Postman)

In beinahe allen Bereichen der Informationstechnik hat sich die Digitalisierung als öko­nomisch überzeugender Weg hin zu einer sowohl quantitativ, als auch qualitativ effi­zienteren Nutzung der vorhandenen Ressourcen erwiesen. Nun werden auch die TV- Übertragungswege digitalisiert und die Fernsehlandschaft in Deutschland steht vor einem bedeutenden Umbruch. Nach einem Beschluss der Bundesregierung soll 2010 der Analog-Switch-Off erfolgen. Doch es bleibt nicht bei der reinen Digitalisierung der Fernsehübertragung. Die neue Technik wird gravierende Auswirkungen für die gesam­te TV-Branche nach sich ziehen. In Fachkreisen ist bereits von dem dritten großen Schritt nach der Entwicklung des Farbfernsehens und der Einführung der privaten Pro­grammanbieter die Rede. Insbesondere die TV-Anbieter stehen zahlreichen Hand­lungsoptionen gegenüber. Diese umfassen sowohl die Einschätzung und Bewältigung von Risiken und Problemen, die mit der Digitalisierung der Übertragungstechnik ein­hergehen, aber auch die gebotenen Chancen und Potentiale, die es zu nutzen gilt.

Die vorliegende Diplomarbeit ist an der Rheinischen Fachhochschule (RFH) Köln im Studienfach Medienwirtschaft I verfasst worden. Das Thema wurde aufgrund von Inte­resse an der zukünftigen Entwicklung des Fernsehmarktes und in der Absicht gewählt die weit reichenden Konsequenzen zu ergründen, die sich aus der Nutzung der digita­len Übertragungstechnik ergeben.

Herrn Prof. Dr. Martin Gertler danke ich für die Übernahme der Betreuung als Erstprü­fer sowie für die wertvolle und engagierte Unterstützung bezüglich der Arbeit. Ein wei­terer Dank geht an meine Kommilitonen, welche die Studienzeit sowohl in der Fach­hochschule, als auch privat bereichert haben. Nicht zuletzt möchte ich mich bei meiner Familie bedanken, die mich während des gesamten Studiums stets emotional wie fi­nanziell unterstützt hat.

Claudia Pelzer

1 Überblick

Fest steht, dass sich durch die Markteinführung des digitalen Fernsehens enorme Ver­änderungen im Programmangebot sowie der gesamten Struktur des Fernsehmarktes ergeben. Mit der Digitalisierung der TV-Übertragung geht eine beachtliche Erweiterung sowohl der Kapazitäten, als auch der Nutzungsmöglichkeiten der bekannten Übertra­gungswege einher. Um diese Veränderungen beschreiben zu können soll voranste­hend ein Basiswissen über den deutschen Markt für digitales Fernsehen vermittelt werden (Kapitel 3). Anschließend werden die technischen Grundlagen dargestellt, die für das Verständnis der ökonomischen Auswirkung unabdingbar sind (Kapitel 4). Die­sen Rahmenbedingungen folgt eine Analyse der Auswirkungen auf deutsche TV- Anbieter (Kapitel 5). Hierbei werden zuerst die grundsätzlichen Auswirkungen des digi­talen Fernsehens auf den TV-Markt untersucht. Dabei soll insbesondere auf den As­pekt der zunehmenden Konvergenz eingegangen werden. Aber auch die Veränderun­gen in der Wertschöpfungskette werden skizziert. Nachfolgend werden die Konse­quenzen für die TV-Anbieter im speziellen erläutert, differenziert nach unterschiedli­chen Ebenen, z.B. der Programmbeschaffung, -veranstaltung und -finanzierung. Dar­aufhin folgen Handlungsoptionen für TV-Anbieter, welche insbesondere auf mögliche neue Geschäftsmodelle aufmerksam machen sollen (Kapitel 6). Abschließend werden die Auswirkungen und Handlungsoptionen für die TV-Anbieter in einem Resümee zu­sammengefasst und ein Ausblick in die Zukunft des TV-Sektors gewagt (Kapitel 7). Es folgt eine schematische Abbildung zum Aufbau dieser Arbeit:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Aufbau dieser Arbeit

2 Ziele

Die vorliegende Diplomstudie entstand in der Absicht die weit reichenden Konsequen­zen aufzuzeigen, die sich aus der Nutzung der digitalen Technik für den TV-Sektor im Allgemeinen und für die TV-Anbieter im Speziellen ergeben. Die zugrunde liegende Fragestellung lautet: Welche Veränderungen wird der geplante analoge Switch-Off für die TV-Anbieter mit sich bringen und wie können diese frühzeitig handeln um Chancen bestmöglich zu nutzen und Risiken entgegenzuwirken? Dies soll möglichst strukturiert und auf die einzelnen Handlungsebenen der Anbieter bezogen dargestellt werden, wenngleich nicht außer Acht gelassen werden soll, dass die einzelnen Felder unterein­ander verkettet sind (so haben Bereiche der Programmveranstaltung beispielsweise Auswirkungen auf die Finanzierung und umgekehrt). Das Hauptaugenmerk wird dabei auf der Digitalisierung der Distribution liegen, aber auch der Einzug der neuen Technik in den Produktionsbereich soll in einem entsprechenden Exkurs berücksichtigt werden. Eine Besonderheit des deutschen TV-Marktes ist das duale Rundfunksystem. Aus dem Titel dieser Arbeit, lässt sich bereits entnehmen, dass auf beide „Parteien“ eingegan­gen werden soll. Bezüglich der Auswirkungen der digitalen Übertragung auf der Finan­zierungsebene wird das Hauptaugenmerk allerdings auf den privaten Anbietern liegen, begründet dadurch, dass sie im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Anbietern in viel höherem Maße den Eigenheiten des Marktes ausgesetzt sind. Zudem sind sie we­niger durch rechtliche Einschränkungen betroffen und können somit auch auf alternati­ve Erlösformen zurückgreifen, die den öffentlich-rechtlichen Anbietern weitestgehend versagt bleiben. Während die erläuterten technischen Aspekte ausschließlich auf Fak­ten beruhen, werden bezüglich der ökonomischen Auswirkungen auch Szenarien aus der Sekundärliteratur einbezogen, da zu diesem Zeitpunkt die digitale Fernsehübertra­gung in Deutschland noch wenig verbreitet ist. Zudem erfolgen mehrfach Vergleiche mit Großbritannien oder den USA, wo der neue Standard bereits weiter verbreitet ist. Bezüglich der ökonomischen Auswirkungen und der technischen Innovationen wird versucht möglichst neue Literatur zu verwenden, um der Aktualität des Themas ge­recht zu werden.

3. Markteinführung und Marktdurchdringung des digitalen Fernsehens

3.1 Abgrenzung der Begrifflichkeiten

Rein technisch und vereinfacht betrachtet meint der Begriff „digitales Fernsehen“ die digitale Übertragung von Fernsehsignalen und programmbegleitender Mehrwertange­bote in stark komprimierter Form.

Unter Digitalisierung ist allgemein der Trend zur Produktion, Speicherung, sowie zur Verbreitung von Medien auf einer gemeinsamen Computer-Plattform zu verstehen.[1]

Die Abkürzung „DVB“ steht für „Digital Video Broadcasting“, also die digitale Video­übertragung. Dieser Begriff beschreibt einen - von der gleichnamigen Expertengruppe entwickelten - Standard und ist im Grunde irreführend, da nicht alleine Video-, sondern auch Audio- Zusatzdaten übertragen werden.[2]

In den Köpfen vieler Verbraucher ging der Begriff des digitalen Fernsehens lange Zeit mit Pay-TV einher. Dabei sind diese Erscheinungsformen deutlich voneinander zu trennen, zumal die Digitalisierung weder eine notwendige noch eine hinreichende Be­dingung für Bezahlfernsehen darstellt. Pay-TV ist ebenso bei analoger Ausstrahlung möglich, und wurde auf diese Weise auch längst (via Kabel, Satellit und Terrestrik) umgesetzt, beispielsweise in den USA, Großbritannien und Frankreich. Zudem ist digi­tales Fernsehen inzwischen auch als Free-TV empfangbar. Digitales Fernsehen und Pay-TV stehen in folgendem Kontext zueinander: Das digitale Fernsehen macht eine Reihe neuer Fernsehangebote möglich und übt zudem einen nicht zu unterschätzen­den Druck auf die TV-Anbieter aus, neuartige Einnahmequellen aufzutun. Ferner eröff­net der technische Fortschritt eine Kosten sparende Möglichkeit, Pay-TV zu installie­ren.[3]

3.2 Digitales Fernsehen in der Retrospektive

Die Entwicklung des Fernsehens kann in sechs Hauptphasen unterteilt werden:[4]

- Ab 1873: Die Zeit der Ideen und grundlegenden Entdeckungen
- 1927 - 1937: Fernsehübertragung mit elektro-mechanischen Mitteln
- Ab 1934: Fernsehübertragung mit Elektronenröhren
Ab 1953: Farbfernsehen
- Ab 1960: Halbleitertechnik in analoger Schaltung (Transistor)
- Ab 1970: Einführung der Digitaltechnik (integrierte Schaltungen)

Mit der Einführung der Digitaltechnik in den siebziger Jahren, wurde der Grundstein für das digitale Fernsehen gelegt. Zunächst öffneten sich technische Bereiche (speziell Steuer- und Regelungstechniken) zunehmend gegenüber der Digitalisierung. Anfang der achtziger Jahre erreichten integrierte Schaltkreise eine Leistungsfähigkeit, die es erlaubte, digitale Inseln mehr und mehr zu verbinden. Auf diese Weise war man in der Lage, komplexe Prozesse vollständig digital ablaufen zu lassen. Diese technische In­novation wurden zuerst von der Telekommunikationsbranche genutzt. Der Einzug der digitalen Technik in diesen Sektor erreichte seinen Höhepunkt mit Form des ISDN Net­zes, welches nach ersten Feldversuchen 1988 im Frühjahr 1989 bundesweit eingeführt wurde. Im gleichen Jahr wurden erste Ansätze bekannt, die Fernsehausstrahlung e­benfalls zu digitalisieren. Die Grundüberlegung dabei war folgende: In den Fernsehstu­dios gab es bereits Standards und Gerätefamilien, welche eine digitale Signalverarbei­tung zuließen und auch auf Seiten der Verbraucher hatte die Digitalisierung Fortschritte gemacht. Die Endgeräte bauten bereits auf einem digitalisierten Chassis auf. Wieso sollte man also nicht auch den Zwischenschritt, den Übertragungsprozess digitalisie­ren? Das erste digitale Versuchssystem auf diesem Gebiet wurde 1990 vorgestellt und stammte von den Amerikanern. Das so genannte „DigiCypher“ System bewies, dass eine volldigitale Ausstrahlung von Fernsehsignalen auf Basis von bisherigen Kanal­bandbreiten möglich ist. Über dies zeigte der Versuch, dass sogar Großbildqualität im Sinne des hochauflösenden Fernsehens HDTV (High Definition Television) erreicht werden kann. Die Europäer hatten bis dato noch an der Einführung der analogen MAC­Normen („Multiplex Analogue Components“) festgehalten, der D2 Mac Standard ent­puppte sich jedoch im Nachhinein als Milliardengrab. Nach dieser erfolgreichen De­monstration entschied man sich jedoch im April 1991 auf der Jahressitzung der techni­schen Kommission der Europäischen Rundfunkanstalten EBU dazu, eine kleine Exper­tengruppe einzusetzen. Diese hatte den Auftrag, die Zielrichtung eines europäischen Entwicklungsprogramms für digitales Fernsehen auszuarbeiten. Noch im Herbst 1991 folgte ein entsprechender Grundlagenbericht. Im Frühjahr 1992 wurde die so genannte „European Launching Group“ für die Entwicklung des digitalen Fernsehens gebildet. Deren Hauptziel bestand darin, eine breite Basis für ein europäisches Entwicklungs­programm zu schaffen. Im gleichen Jahr folgten schließlich auch in Europa digitale TV- Ausstrahlungen: die terrestrische Ausstrahlung HD-Devine (Digital Video Narrowband Emission) in Skandinavien, sowie eine Breitband-HDTV-Übertragung via Satellit in Deutschland. Im September 1998 wurde ein „Memorandum of Understanding“ vorge­legt, welchem achtzig Gründungsmitglieder aus den Bereichen Programmanbieter, 4

Signalübertragung, Administration und Industrie beitraten. Diese Struktur trägt den Namen European-DVB.[5] Etwa ein Jahr später einigen sich die Mitglieder des DVB- Projekts auf einen europaweiten Multimediastandard, die Multimedia Home Plattform (MHP), welche im Juli 2000 durch die europäische Normstelle European Telecommu­nications Standards Institute (ETSI) zur offiziellen Norm erklärt wird. In der „Mainzer Erklärung“ einigen sich auch die TV-Anbieter ARD, ZDF, RTL, sowie die Kirchgruppe und die Landesmedienanstalten auf die Einführung von MHP.[6]

3.3 Derzeitige Marktsituation in Deutschland

3.3.1 Die deutsche Rundfunklandschaft

Mit der Zerschlagung des gleichgeschalteten, zentralisierten Rundfunks des dritten Reichs durch die Alliierten wurde in Deutschland nach britischem Vorbild das föderale System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingeführt. Geregelt wird dieser durch die Vorschriften der jeweiligen Landesgesetze, was eine Abkehr vom Zentralismus ge­währleistet. Durch den Rundfunkstaatsvertrag wurde den öffentlich-rechtlichen TV- Anbietern die Erfüllung dreier Aufgaben auferlegt, welche die Verbreitung von Bildung, Information und Unterhaltung umfassen. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten müssen sowohl dem Grundversorgungsauftrag, als auch einer Integrationsfunktion gerecht werden.[7] Vor dem Jahr 1984 war der deutsche Fernsehmarkt somit deutlich durch die­se Auflagen definiert. Der Content wurde überwiegend selbst produziert oder in Einzel­fällen in durch Auftragsproduktionen outgesourced. Die Gebühreneinnahmen durch die GEZ stellten die Finanzierung sicher und die wenigen (und somit überaus gefragten) Werbezeiten konnten meistbietend versteigert werden. Inzwischen verfügt Deutschland jedoch über ein duales Rundfunksystem.

Der Ausbau der Kabel- und Satellitennetze in den achtziger Jahren legte den techni­schen Grundstein für die Zulassung der privaten TV-Anbieter am deutschen Markt. Sat.1 startete 1984 als erster privater Sender und in den nächsten Jahren folgten wei- tere.[8]

Auch bezüglich der Finanzierung unterscheiden sich die öffentlich-rechtlichen und pri­vaten Anbieter:

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk finanziert sich durch Rundfunkgebüh­ren, Einnahmen aus Rundfunkwerbung und sonstigen Einnahmen; vor­rangige Finanzierungsquelle ist die Rundfunkgebühr. Das Bereithalten eines Rundfunkempfangsgeräts begründet auch künftig die Rundfunkge­bührenpflicht.[9]

Private Veranstalter können ihre Rundfunkprogramme durch Einnahmen aus Werbung und Teleshopping, durch sonstige Einnahmen, insbeson­dere durch Entgelte der Teilnehmer (Abonnements oder Einzelentgelte), sowie aus eigenen Mitteln finanzieren. Eine Finanzierung privater Veran­stalter aus der Rundfunkgebühr ist unzulässig (...).[10]

Mit dem Aufkommen der privaten Anbieter ist Fernsehen, ehemals Kulturgut, zu einer kommerziellen Dienstleistung in einem stark vernetzten Markt geworden. Der Content stammt zu einem Großteil aus (oftmals teuren) Lizenzkäufen und wird in erster Linie aus Werbeeinnahmen auf dem Käufermarkt finanziert. Somit ergibt sich eine äußerst komplexe Beziehung zwischen TV-Anbieter, Werbetreibendem und Zuschauer. Von der Quantität der Werbeeinnahmen ist abhängig, wie viele Mittel der TV-Anbieter für den Erwerb neuen Programmmaterials einsetzen kann. Das auf diese Weise erworbe­ne und zusammengestellte Programm entscheidet über den Grad der Zuschauerzu­friedenheit und somit über die Einschaltquoten. Von letzteren hängen wiederum die Werbepreise und -Buchungen des nachfolgenden Jahres ab.[11] Die privaten TV- Anbieter müssen ihr Programm somit stark an den Zuschauerpräferenzen ausrichten, da die Einschaltquoten auch die Höhe der Werbeeinnahmen bestimmen. Die öffentlich­rechtlichen Anbieter dagegen sind durch die Rundfunkgebühren unabhängiger von der Zuschauergunst und verfolgen in immer noch den Grundversorgungsauftrag.[12]

3.3.2 Die Marktdurchdringung des digitalen Fernsehens

Mit 36 Millionen Fernsehhaushalten ist Deutschland der größte Fernsehmarkt Europas. Die Marktdurchdringung mit TV-Geräten liegt bei nahezu 100 Prozent. Der Kabelemp­fang[13] ist in Deutschland am weitesten verbreitet (56 % der Haushalte), gefolgt von Satellit (40 % der Haushalte).[14] Der terrestrische Empfang wird lediglich von 4 % der deutschen Haushalte in Anspruch genommen.[15]

Die deutschen Haushalte empfangen jedoch zurzeit überwiegend analog, obwohl die Markteinführung des digitalen Fernsehens in Deutschland bereits acht Jahre zurück­liegt. Die Standards sind längst beschlossen, der Termin der analogen Abschaltung steht fest, doch DVB verbreitet sich trotzdem äußerst langsam. Im April dieses Jahres empfingen 10 Prozent der deutschen Haushalte digitales Fernsehen, das bedeutet eine Steigerung zum Vorjahr von lediglich 3 Prozent.[16] Deutschland ist damit ein klarer Nachzügler gegenüber den europäischen Nachbarn, wie Großbritannien oder Frank­reich. Die Erklärung liegt auf der Hand: Die hiesige Fernsehlandschaft, im speziellen das Angebot an empfangbaren analogen Free-TV Programmen, ist um vieles umfang­reicher, als in anderen Ländern. Zudem empfangen die meisten Haushalte Kabel- bzw. Satelliten-TV. Die Nutzer sind demnach weitgehend zufrieden mit der ihnen gebotenen Programmvielfalt. Auch die Kabelanbieter, welche den kostspieligen Ausbau der Netze scheuen und jahrelange Uneinigkeiten bezüglich der Decoder-Standards tragen mit zur Stagnation bei. Entsprechend verzögert treten die Auswirkungen dieses technischen Fortschritts in Deutschland auf.

Mit der von der Bundesregierung angestrebten vollständigen Marktabdeckung durch digitales Fernsehen bis zum Jahr 2010 ist aus heutiger Sicht jedoch nicht zu rechnen. Goldmedia prognostiziert zu diesem Zeitpunkt lediglich 45 % digitale TV-Haushalte.[17]

3.3.3 Aktuelles Angebotsspektrum an digitalen Bouquets

Der Begriff Bouquet ist als vielfältiges Rundfunkangebot aus Fernseh- und Hörfunkpro­grammen sowie neuen Mediendiensten zu verstehen. Der Vorteil dieser Angebotsform liegt in der Möglichkeit zur Verknüpfung verschiedenster Inhalte.[18]

3.3.3.1 ARD Digital

Das ARD-Bouquet umfasst 18 Fernsehprogramme, 22 Hörfunkprogramme, einen EPG und den multimedialen Informationsdienst „ARD-Online-Kanal“. Im Gegensatz zum analogen Angebot enthält das digitale drei zusätzliche Kanäle: EinsMuxx, EinsExtra und EinsFestival. Diese basieren nicht auf Eigenproduktionen, sondern wiederholen einzelne Sendungen aus dem Gemeinschaftsprogramm oder Archivmaterial. Der Onli- ne-Kanal ist ein multimedialer Videotext (d.h. mit Text-, Bild- und Toninformationen) und beinhaltet Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport.[19]

3.3.3.2 ZDFvision

Das ZDF Bouquet startete gemeinsam mit dem ARD Angebot als Pilotprojekt zur inter­nationalen Funkausstellung 1997. Neben dem ZDF Hauptprogramm umfasst das Bou­quet die vier gemeinsamen Partnerkanäle und (über Kooperationsverträge) die drei Gastsender EuroNews, Eurosport und CNBN Europe. Hinzu kommen der ZDFinfoka- nal, der ZDFtheaterkanal und der ZDFdokukanal. Diese Angebote basieren zum Groß­teil auf Wiederholungen aus ZDF Programmbeständen und vereinzelt auch auf neu produzierten Sendungen. Zudem bietet das Bouquet einen - gemeinsam mit der ARD entwickelten - EPG, welcher neben Programminformationen auch eine bouquetüber­greifende Schlagwortsuche beinhaltet. Ein weiterer Zusatzdienst ist der ZDFdigitext, eine multimediale Erweiterung des herkömmlichen Videotexts.[20]

3.3.3.3 RTL World

In diesem Bouquet werden neben dem Hauptsender RTL auch RTL2, Vox, Super RTL sowie der RTL Shop ausgestrahlt. Hinzu kommt ein Programmführer auf MHP-Basis.[21] Im September 2001 wurde auch ein virtuelles Trainingslager zu „Wer wird Millionär“ angeboten.[22]

3.3.3.4 ProSiebenSat.1

Im Bouquet der ProSiebenSat.1 Media AG werden die digitalen Kanäle ProSieben (je­weils für Deutschland, Österreich und die Schweiz), Sat.1, Kabel 1 (jeweils für Deutschland, Österreich und die Schweiz) und N24 ausgestrahlt.[23]

3.3.3.5 Premiere

Das digitale Pay-TV-Angebot von Premiere staffelt sich in verschiedene Pakete, ange­fangen bei dem Einstiegsangebot „Premiere Start“. Dieses Basispaket kann durch wei­tere Angebote, wie „Premiere Film“ (7 Kinokanäle), Premiere Sport oder Premiere Goldstar (bestehend aus Goldstar TV und Heimatkanal) ergänzt werden. Hinzu kommt „Premiere Plus“, ein separates Angebot mit mehreren Special-Interest-Kanälen, welche im Komplettpaket oder einzelnen angeboten werden. Daneben wird allen Kunden der Zugang zu „Premiere Direkt“ ermöglicht, dem Pay-per-View Angebot von Premiere.[24]

3.3.3.6 Weitere Anbieter

Hinzu kommen konkurrierend die Bouquet-Angebote der Kabelnetzbetreiber: DigiKabel (Kabel Deutschland), primaTV (PrimaCom) sowie das Angebot von ish in Nordrhein­Westfalen. Und auch T-Online steigt mit „T-Online-Vision“, einem VoD-Dienst der so­wohl auf dem Fernsehgerät, als auch auf dem PC empfangbar ist ins Pay-TV-Geschäft ein.[25]

3.4 Internationaler Vergleich

Im ersten Quartal 2004 empfingen etwa 53 % der britischen Haushalte digitales Fern­sehen, dies macht eine Steigerung von ca. 5,7 % gegenüber dem Vorquartal aus.[26] Im Vergleich dazu liegt Deutschland nur im Mittelfeld, sogar noch unter dem europäi­schen Durchschnitt:

Tabelle 1: Digitale TV-Haushalte in der EU

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jahresende 2002, Quelle: SES/Astra, Satellite Monitors

Auch in den USA (etwa 38 Prozent digitale Haushalte) und in Japan (rund 16 Prozent­digitale Haushalte) ist die Marktdurchdringung bereits viel weiter fortgeschritten als in Deutschland.[27]

Die Erklärung für diese Situation liegt unter anderem darin begründet, dass Deutsch­land im Gegensatz zu anderen Ländern über ein großes Angebot an Free-TV Pro­grammen verfügt. Länder mit geringem Free-TV Angebot sind Vorreiter der Digitalisie- rung, da sie schneller auf kostenpflichtige Zusatzprogramme wechseln.[28]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Anzahl frei empfangbarer TV-Programme, Quelle: Strategy Analytics 2001

Hinzu kommen die Empfangsbedingungen: Während in anderen Ländern - beispiels­weise in Großbritannien - zwei drittel aller Haushalte lediglich über terrestrischen Emp­fang verfügen, trifft dies in Deutschland nur noch auf etwa jeden zehnten zu. Die meis­ten Haushalte der britischen Insel verfügten demnach (ausgenommen digitaler Ange­bote) nur über fünf national verbreitete Free-TV Programme.[29]

3.5 Promotoren des digitalen Fernsehens

Um eine neue Technologie am Markt zu etablieren müssen genügend Promotoren vor­handen sein. In diesem Fall wird die Basis von den Satelliten- und Netzbetreibern ge­bildet. Diese müssen zwar auf kurze Sicht hohe Investitionen aufbringen, können die vorhandenen Strukturen anschließend jedoch besser nutzen, um die Gewinnschwelle für das investierte Kapital zu erreichen. Die Digitalisierung der Übertragungswege bringt für sie eine höhere Kundenbindung mit sich und ermöglicht die Nutzung von Synergieeffekten mit ihren Telefondiensten. Für die Unterhaltungsindustrie dagegen bedeutet die Entwicklung ein Argument für den Verkauf neuer Endgeräte (d.h. Set-Top Boxen oder Fernseher mit integrierten digitalen Empfängern). Zudem ermöglicht der einheitliche DVB-Standard den Export in andere Länder und somit eine Steigerung der Abverkaufszahlen. Auch die Computerindustrie sieht eine Chance, über den Verkauf von Programmen und Dienstleistungen zusätzliche Umsätze zu generieren. Für öffent­lich-rechtliche TV-Anbieter eröffnet sich die Möglichkeit, ihr Programmangebot durch das Gründen von Spartenkanälen auszubauen. Dadurch können sie Marktanteile der privaten Anbieter zurückgewinnen.

Für Pay-TV-Anbieter ist das digitale Fernsehen sogar eine Existenzgrundlage. Erst die durch Datenkompression erlangte Kanalvielfalt ermöglicht das Schnüren der Pro­grammpakete sowie die Finanzierung und Realisation der angebotenen Pay-per-View- Programme. Letztendlich partizipieren die Dienstleistungsunternehmen an den Vorleis­tungen der bislang erwähnten Marktteilnehmer. Später jedoch können auch sie ihre Angebote (beispielsweise Teleshopping) anbringen.[30]

4 Technische Grundlagen des digitalen Fernsehens

Die analoge Technik zeichnet messbare physikalische Größen auf, beispielsweise den Schalldruck beim Ton oder die Punkt für Punkt messbare Bildhelligkeit und Farbe beim Video und überträgt die Daten unbearbeitet. Bei der digitalen Technik werden die Grö­ßen in Zahlenwerte umgesetzt. Das erlaubt eine Signalverbreitung, die im Gegensatz zur Analogtechnik nicht auf zeit- und wertkontinuierliche Größen, sondern auf zeit- und wertdiskreten Zahlen aufbaut. Alle Informationen werden unabhängig vom Quellsignal (Bilder, Töne oder Zeichen) mit digitalen Symbolen (Bits und Bytes) beschrieben. Dies ermöglicht, verschiedene Datentypen zu verbinden und in verschiedensten Variationen zusammenzustellen. Die digitale Distribution von Fernsehsignalen bietet jedoch noch weitere Vorteile gegen über der Analogtechnik:[31]

- Höhere Signal-Qualität
- Unempfindlichkeit gegenüber Störungen (beispielsweise das weiße Rauschen oder diskrete Frequenzen)
- Problemlose Speicherung, Bearbeitung und Weiterverarbeitung der Werte
- Kanalcodierung, welche es ermöglicht Fehler auszumachen und zu korrigieren

Die digitale Fernsehübertragung besteht - wie auch die analoge - aus einer Ketten­schaltung von fünf Komponenten: Quelle, Sender, Übertragungskanal, Empfänger und Senke (siehe Abbildung 3). Die Quelle erzeugt ein Signal und wandelt es in eine über­tragbare Form um, der Sender passt das Signal den Spezifikationen des jeweiligen Übertragungskanals an, der Kanal transportiert es über den Verteilweg, der Empfänger gewinnt es zurück und die Senke wandelt es wieder in die ursprüngliche optische und akustische Form um. Bei der digitalen Übertragung kommt jedoch noch eine weitere Komponente hinzu. Da die Ausgangssignale meist noch analog, und auch die Endge­räte noch nicht in der Lage sind, digitale Signale darzustellen muss vor dem Sender das Signal in ein digitales und hinter dem Empfänger wieder zurück in ein analoges umgewandelt werden.[32]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Übertragungssystem für digitale Signale, Quelle: Freyer (1997), S. 10

Im Folgenden sollen die einzelnen Komponenten der digitalen Fernsehübertragung erläutert werden.

4.1 Analog-Digitalwandlung

Die Bild- und Tonsignale entstehen heute meist noch durch analoge Licht- und Schall­wandler und müssen somit für die digitale Signalverbreitung umgewandelt werden.[33] Zu diesem Zweck werden so genannte A/D-Wandler verwendet. Die analogen Signale werden dort in Datenströme mit zwei festen Spannungszuständen umgewandelt. Dies sind die dualen Zustände „1“ und „0“. D.h. die analogen Signale werden in diskontinu­ierliche Größen transformiert. Somit stellt eine digitale Größe eine Kombination aus jeweils einem zeitdiskreten Wert und einem Zahlenwert dar. Um diese Zahlenfolgen zu erzeugen bedarf es der Abtastung des analogen Signals (siehe auch Abbildung 4). Das bedeutet, es werden so genannte Augenblicklichkeitswerte gemessen, welche in einer bestimmten Zeitskala liegen. Daraufhin folgt die Quantisierung dieser Werte, indem ihnen Zahlen zwischen „0“ und einem vorgegebenen Maximalwert zugeordnet werden. Als Folge dessen entsteht ein Abtastwert, der durch eine Dualzahl codiert wird.[34]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Wandlung vom Analogsignal zum Digitalsignal, Quelle: Ziemer (2003), S. 23

4.2 Datenreduktion

Eine wichtige Voraussetzung für digitale Verbreitungswege ist die Datenreduktion (auch als Quellcodierung bezeichnet), denn die Digitalisierung bedeutet automatisch auch eine enorme Vervielfachung der Datenmenge. Wird ein analoges Signal digitali­siert, ohne eine Datenreduktion vorzunehmen ist es etwa 270 MBit/s groß. Die Über­tragungskapazität eines Kabels oder Satelliten beträgt jedoch nur annähernd 40 Mbit/s. Diese Tatsache und zudem das Anliegen, mehrere Signale in einem Kanal zu übertra­gen machen eine Reduktion unumgänglich.[35] Die Motion Picture Experts Group (MPEG) entwickelte zum Zweck der Datenreduktion einen entsprechenden Standard: Tabelle 2: MPEG-Varianten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an Lenz/Reich (1999)

Das Prinzip des MPEG-Verfahrens: Aus allen Frames (d.h. Videoeinzelbildern) werden einige Bilder vollständig als I-Frame komprimiert (dies geschieht mittels JPEG Verfah­ren). Zwischen den I-Frames befinden sich P-Frames, spezielle Zwischenbilder welche die Bildinformationen aufnehmen, die sich von I-Frame zu I-Frame verändern. Hinzu kommen B-Frames, d.h. zusätzliche Zwischenbilder. Sie enthalten die Bildinformatio­nen, die sich von Frame zu Frame ändern.[36] Die Datenmengen können bis auf 1/100 (abhängig vom Programm) reduziert werden. Geringere Werte sind möglich, dies wür­de aber zu einer sichtbaren Verschlechterung der Bild- und Tonqualität führen.[37]

Grundlage für die Datenreduktion ist in gewisser Weise die Unvollkommenheit der menschlichen Wahrnehmung: Augen und Ohren sind nicht in der Lage alle angebote­nen Informationen auch aufzunehmen. Diese Tatsache machen sich die Reduktions­verfahren zunutze und verzichten auf „überflüssige“ Informationen. Zu diesem Zweck eignen sich drei Verfahren[38]:

1. Redundanzeliminierung: Anstatt jedes einzelne Bild zu übertragen werden le­diglich die Veränderungen von Bild zu Bild weitergeleitet.
2. Irrelevanzreduktion: Das menschliche Auge nimmt Veränderungen in der Hel­ligkeit weitaus besser wahr, als beispielsweise Farbveränderungen. Hinzu kommt die Tatsache, dass es ab einem bestimmten Feinheitsgrad keine Struk­turen erkennt, diese erscheinen nur noch als einheitliche Fläche. Diese Infor­mationen können somit bei der Übertragung auch verringert werden, sie sind für das menschliche Auge „irrelevant“.
3. Bewegungskompensation: Die durch die ersten beiden Verfahren bereits er­reichte Reduktion kann mit der Bewegungskompensation noch gesteigert wer­den. Im Rahmen dieses Verfahrens wird die Bewegung zwischen zwei Bildern abgeschätzt und daraufhin in Form einer zusätzlichen Information den ur­sprünglichen Daten hinzugefügt. Zugleich wird die Bewegung innerhalb der Bil­der kompensiert und eine Differenz zwischen den einzelnen Bildern gebildet. Diese beinhaltet nur noch Änderungen, welche nicht durch Bewegungen er­zeugt wurden.

4.3 Multiplexing

Anschließend erfolgt das Multiplexing: Die einzelnen digitalen Audio- und Videoinfor­mationen werden zu einem gemeinsamen, kontinuierlichen Transportdatenstrom zu­sammengefasst. Dies geschieht in der Sendezentrale, dem so genannten „Play-Out­Center“. Dort werden die zu sendenden Elemente (lineare Programme, Zusatzdienste, etc.) zu Datencontainern zusammengefasst und in einen Übertragungskanal einge­speist.[39] Das Multiplexing ermöglicht bei der Kabeleinspeisung das Zusammenstellen von Programmpaketen, das Hinzufügen eines Navigationssystems oder auch das An­legen eines Verschlüsselungssystems.

4.4 Kanalcodierung

Nach der Quellcodierung und der Multiplexbildung muss das zu übertragene digitale Signal dem jeweiligen Übertragungsweg (Kabel, Satellit oder Terrestrik) angepasst werden (siehe Abbildung 5). Die bessere Qualität der digitalen Übertragung gegenüber der analogen besteht in der während der Kanalcodierung vorgenommenen Fehlerkor­rektur. Mit Hilfe einer Art von Mittelwertberechnung werden dabei verloren gegangene Segmente des Datenstroms ersetzt.[40]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Multiplexsignal und Kanalcodierung, Quelle: Freyer (1997) S. 22

4.5 Distributionswege

Die Verbreitungswege für digitales Fernsehen sind - ebenso wie die des analogen - Kabel, Satellit und Terrestrik (siehe Abbildung 6). Zusätzlich können auch das Internet und das Telefonnetz genutzt werden.[41] Die Einführung des digitalen Fernsehens wird bei allen drei Verbreitungswegen in einem unterschiedlichen Zeitrahmen vonstatten gehen. Die Übertragung per Satellit findet dabei mittels einer Simulcast-Phase statt. Das bedeutet alle verfügbaren Programme werden - bis zur Abschaltung - parallel auch analog ausgestrahlt. Bei den Verbreitungswegen Kabel und Terrestrik ist dies auf Grund von herrschendem Frequenzmangel nur schlecht durchführbar.[42]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Varianten der Rundfunkdistribution, Quelle: Ziemer (2003), S. 102

4.5.1 DVB-S

Technisch betrachtet stellt die Satellitenübertragung eine Kombination aus einem Spiegel und einem Verstärker dar, welcher (in ein anderes Frequenzband umgesetzt) das zur Erde zurückstrahlt („Downlink“), was er zuvor von eben dort empfangen hat („Uplink“). Die Signale werden auf einzelne Transponder aufgeteilt, wobei jedem ein bestimmtes Frequenzband zugewiesen ist. Nachdem der Transponder das Signal empfangen hat, filtert und verstärkt er es, setzt die Frequenz um und strahlt es an­schließend zur Erde zurück.[43]

Seit 1996 erfolgt die digitale Satellitenübertragung. Die gesamte Umstellung soll dabei in einer mit den TV-Anbietern abgestimmten Simulcast-Phase erfolgen.[44] Von allen drei Verbreitungswegen können die Übertragungskapazitäten von DVB-S am umfang­reichsten erweitert werden. Würden alle verfügbaren Satelliten digitalisiert, so würde dies eine Kapazität von 2.000 Kanälen bedeuten.[45] Nachteil ist allerdings die fehlende Rückkanalfähigkeit. Diese Funktionalität kann zwar nachgerüstet werden, der entspre­chende Aufwand wäre jedoch enorm. Um dieses Problem zu umgehen, kann auf eine Hybridstruktur zurückgegriffen werden, zum Beispiel eine Kombination mit dem Tele­fonnetz.[46]

Für Verbreitung der Endgeräte ist DVB-S die am besten geeignete Variante, da die Rezipienten sowieso einen Reciever zum Empfang benötigen und somit Kaufentschei­dung für einen digitalen Decoder eher getroffen wird.[47]

4.5.2 DVB-C

Unter DVB-C ist die Digitalisierung der Übertragung im Breitbandkabelnetz zu verste­hen. Nach einem ersten Kabelpilotprojekt in Ludwigshafen 1984, wurden im Oktober 1997 die ersten DVB-C Programme (in Form von Pay-TV) ins Kabelnetz eingespeist. Mit der historisch bedingten Monopolstellung der deutschen Telekom und der ihr aufer­legten Einschränkung, das Kabel lediglich bis kurz vor dem Haus verlegen zu dürfen, entstand eine duale Netzeigentümerstruktur (siehe Tabelle 3). Somit konnte auch die deutsche Wirtschaft am Kabelmarkt beteiligt werden. Netzebene 1 und 2 wurden dabei den TV-Anbietern und der deutschen Telekom zugeordnet. Später wurde die Netzebe­ne 3 größtenteils von der Bundespost und anschließend von der Telekom übernom­men. Diese Trennung der Netzebenen führte zu einem Fast-Monopol der Telekom auf der Ebene 3 und einem zersplitterten Markt auf der Ebene 4.

Aus Sicht der deutschen TV-Anbieter ist es allerdings vorteilhafter einem unfragmen- tierten Kabelmarkt gegenüber zu stehen, da dies sowohl die maximale technische Reichweite, als auch einen geringen technischen, wie logistischen Aufwand zur Folge hat.[48]

Tabelle 3: Netzebenen des deutschen Kabelnetzes

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an ARD/ZDF/VPRT 2001, S. 3

Breitbandkabelnetze basieren auf einer Kupferkoaxialkabeltechnik und sind in einer Baumstruktur aufgebaut.[49] Sie ermöglichen eine wenig störungsanfällige Übertragung der Fernsehprogramme und ein höheres Programmangebot, als die terrestrischen Ü­bertragungswege.

Breitbandkabelnetze werden über Satelliten oder (in Ausnahmefällen) auch über ter­restrische Ausstrahlung versorgt. Die einzelnen Breitbandkabel-Anlagen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Größe (d.h. die Anzahl der angeschlossenen Haushalte) und ih­rer Ausstattung (die Anzahl der eingespeisten Programme). Die vom TV-Anbieter gelie­ferten Programme werden über Uplink-Stationen oder Playout-Center zu den Satelliten geschickt. Für jedes BK-Netz ist eine so genannte Kopfstation zuständig. Sie fungiert dabei als Empfangs- und Aufbereitungsanlage. Für jedes in das Breitbandkabelnetz eingespeiste Programm ist ein separater Einspeisezug vorhanden. Diese Baugruppe besteht aus einem Tuner (Empfänger) und einem Modulator (Sender).[50]

4.5.3 DVB-T

DVB-T Steht für die terrestrische digitale Fernsehübertragung. Mit der Entwicklung des Fernsehens in Europa wurde auch die terrestrische Übertragung eingeführt und war für über 20 Jahre das einzige Verbreitungsmedium. Erst danach bekam das Verfahren Konkurrenz durch Kabelübertragung und Rundfunksatelliten.[51] Die terrestrische Signal­verbreitung galt demnach lange als zukunftsloses Relikt aus der Frühzeit des Fernse- hens, lediglich ein Bruchteil der Bevölkerung nutzte noch diese Empfangsmöglichkeit. Erst mit der geplanten Umstellung auf DVB-T wird die Terrestrik wieder populär. Ein großer Vorteil des Standards ist dabei auch die Möglichkeit zum portablen und mobilen Empfang.[52] Die Umstellung auf DVB-T erfolgt inselweise. Einige Ballungsgebiete sind bereits erfasst, beispielsweise Berlin, Bremen und Hannover oder die Region Köln/Bonn. Im Verlauf dieses Jahres sollen weitere folgen.[53]

Zum großen Ärger der Kabelnetzbetreiber. Diese befürchten einen Schwund der Ka­belkundschaft (laut einer Emnid-Studie waren 40 % der Decoder-Käufer vormals Ka­bel- oder Satellitenkunden) bedingt durch die kostengünstige Empfangsalternative und sehen eine Wettbewerbsverzerrung in der Subventionierung der DVB-T Projekte durch den Staat. Je nach Bundesland bekommen die Teilnehmenden Privatsender Zuschüs­se durch die Landesmedienanstalten (in Berlin-Brandenburg belaufen sich diese bis 2008 auf jeweils 60.000 bis 70.000 Euro jährlich) oder Plätze im Fernsehkabel (so in NRW). Nachdem die Kabelanbieter bei der EU-Kommission Beschwerde einlegten, wurden diese Zuschüsse erst einmal auf Eis gelegt. Sollte der Beschwerde zugestimmt werden, so bedeutet dies einen Rückschlag für das DVB-T Projekt, da sich einige pri­vate Anbieter als Folge dessen zurückziehen würden, so hat beispielsweise die Pro- SiebenSat.1-Gruppe ein vertragliches Rückzugsrecht bei Ausfall der Zuschüsse aus- gehandelt.[54]

4.5.4 Exkurs: Kosten-Nutzen-Profile der Distributionswege

Die drei Optionen der Signalübertragung des digitalen Fernsehens weisen unterschied­liche Kosten-Nutzen-Profile auf. Im Folgenden werden die Vor- und Nachteile der ein­zelnen Vertriebswege aufgeführt:[55]

Kabelnetze sind ein vergleichsweise teures Verteilsystem. Jeder Empfänger benötigt einen separaten Anschluss, dies setzt eine entsprechende Verlegung der Übertra­gungskabel voraus. Ein bedeutender Vorteil der Kabelnetze ist die Möglichkeit exakt und regional begrenzt zu distribuieren. Des Weiteren kann ein systemeigener Rückka­nal genutzt werden. Ein Nachteil dieses Vertriebswegs ist die nicht vorhandene Mög­lichkeit zum portablen, sowie zum mobilen Empfang.

Satellitensysteme weisen den Vorteil auf, dass ihre Kapazität so gut wie uneinge­schränkt ist. Hinzu kommt, dass die Distribution via Satellit die geringsten Verteilkosten pro Information und Teilnehmer aufweist. Die regional begrenzte Ausstrahlung ist nach dem heutigen Stand nicht möglich. Empfang auf portablen Endgeräten ist bei dieser Art der Verbreitung nicht realisierbar. Der Empfang auf mobilen Geräten ist theoretisch möglich, jedoch schwierig.

Die Terrestrik ist ein durchaus kostengünstiges Verteilsystem, dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die terrestrischen Frequenzen frei zugeteilt werden. Die Ü­bertragungskapazität der Terrestrik ist zwar begrenzt, die Verbreitung kann jedoch oh­ne den Einsatz zusätzlicher Ressourcen vonstatten gehen. Regional begrenzte Distri­bution ist zwar möglich, diese Variante führt jedoch zur Verringerung der Übertra­gungskapazität. Portabler Empfang (beispielsweise im Auto) und mobiler Empfang sind bei dieser Übertragungsweise möglich.

4.5.5 Weitere Verbreitungswege

4.5.5.1 DVB-H

Die digitale Signalverbreitung ermöglicht jedoch noch weitere Anwendungen, wie mobi­len Empfang für mobile Geräte (DVB-H). Der von der DVB-Organisation spezifizierte Standard berücksichtigt insbesondere die Anforderungen der mobilen Nutzung, bei­spielsweise die Displaygröße oder den Stromverbrauch.[56] Diese Anwendung wird zur­zeit bereits in Berlin getestet. Sie ermöglicht die Nutzung des digitalen Fernsehens auf Handys oder PDAs. Wann genau der Dienst starten soll ist derzeit jedoch noch unklar. Bislang gibt es allerdings erst einen Handy-Prototyp, der den Dienst unterstützt, das Nokia 7700.

4.5.5.2 ADSL

Im Zuge der ADSL-Technik (Asymmetric Digital Subscriber Line) sind neue Anwen­dungen, wie Teleworking oder Videokonferenzen möglich. Aber auch der Entertain­mentbereich wird abgedeckt, beispielsweise mit Online-Spielen oder Video-on- Demand. Die Datenübertragungsraten liegen beim Datenempfang (vom Provider zum Benutzer) zwischen 1,5 und 8 Mbit/s. Die Gegenrichtung, d.h. vom Benutzer zum Pro­vider, lässt eine Geschwindigkeit von 128 bis 769 kbit/s zu.

4.6 DVB-Standards

Grundsätzlich lassen sich vier verschiedene Standards des DVB unterscheiden. Je nach Reduktionsgrad des Datenvolumens variiert auch die Bild-, bzw. Tonqualität:[57]

- High Definition Television (HDTV) überträgt die Programme in höchster Bild- und Tonqualität. Datenrate: 20 - 30 Mbit/s. HDTV ermöglicht ein hochauflö­sendes Bild im 16:9 Format.
- Enhanced Definition Television (EDTV) überträgt Programme in verbesserter Bild- und Tonqualität. Datenrate: 6 -8 Mbit/s. EDTV ermöglicht das 16:9 Bild­format.
- Standard Definition Television (SDTV) überträgt Programme in Standardquali­tät und ist beispielsweise für den portablen Empfang geeignet. Datenrate: 3 - 6 Mbit/s. SDTV entspricht der Qualität von PAL Signalen.
- Low Definition Television (LDTV) überträgt Programme in einfacher Bild- und Tonqualität. Datenrate: 1,5 - 3 Mbit/s. LDTV entspricht etwa der Qualität einer VHS-Aufzeichnung.

In einem Kabelanlagen-Kanal, der 8 MHz breit ist könnten also wahlweise ein HDTV- Programm, vier EDTV-Programme, 17 LDTV-Programme oder verschiedene Kombina­tionen übertragen werden. Je höher die technische Qualität, desto teuer ist folglich auch die Übertragung der Programme.[58]

An dieser Stelle soll lediglich auf den ursprünglich in Japan entwickelten HDTV- Standard weiter eingegangen werden. Erst durch diesen kommt die Qualitätsverbesse­rung des digitalen Fernsehens richtig zum tragen. Anstatt 720 x 576 Bildpunkte (übli­che PAL-Auflösung) können mit dem HDTV Standard 1080i bereits 1.920 x 1.080 Bild­punkte übertragen werden.[59]

In Deutschland kommt diesem Mehrwert jedoch eine vergleichsweise geringe Bedeu­tung zu.[60] Astra sendet zwar einen Probekanal mit dem neuen Standard über DVB-S, vergleichbare Angebote im Kabelnetz oder via Terrestrik existieren aber momentan noch nicht.

4.7 Verschlüsselung

Entscheidend für die Implementierung von Pay-TV Angeboten ist ein System zur Kon­trolle der Zugangsberechtigung einzelner Rezipienten. Bei Satellitenübertragungen findet die Verschlüsselung in der Uplink-Station statt, bei der Kabelübertragung in der Kopfstelle der Breitbandkabelanlage.

Das DVB-Konsortium entwickelte mit „Simulcrypt“ eine Conditional Access Software, welche es unterschiedlichen Plattformbetreibern ermöglicht, die Angebote des jeweils anderen abzurechnen. Trotzdem setzten Pay-TV-Anbieter wie Premiere weiterhin auf eigene Verschlüsselungssysteme (in diesem Fall Betacrypt), um das alleinige Bestim­mungsrecht über die Endkundenabrechnung zu haben.60[61]

Die digitale Verschlüsselung basiert darauf, dass die Steuercodes als Entitlement Control Message (ECM) an den Empfänger übertragen werden. Ziel ist es dort eine individuelle Zugangsberechtigung der Nutzungsrechte zu adressieren, die von einer Smart-Card überprüft werden. Wenn diese Überprüfung erfolgreich war, erfolgt die Autorisierung durch die Smart-Card und die Steuercodes werden an den Decoder wei­tergeleitet und entschlüsselt.[62]

4.8 Der Rückkanal

Um Interaktivität zu ermöglichen, muss ein Rückkanal eingerichtet werden. Zu diesem Zweck eignen sich besonders Glasfaserkabelnetze, aber auch ausgebaute Breitband­kabelnetze.[63] Letzteres wird seit längerem gefordert, scheiterte allerdings bislang an finanziellen Engpässen auf Seiten der Betreiber. Die Satellitenübertragung wäre zwar theoretisch durch Aufrüstung auch rückkanalfähig, die finanziellen Aufwendungen wä­ren jedoch so immens, dass diese Möglichkeit zurzeit nicht in Betracht kommt. Als so­zusagen „indirekter Rückkanal“ kann dabei auch ein DSL Anschluss dienen. Und auch die Option per Telefonanruf oder SMS auf einen bestimmten Programminhalt zu rea­gieren (beispielsweise bei Votings) lassen bereits auf die Vorstufe eines Rückkanals schließen.

4.9 Navigation

Bei der prognostizierten Kanalzunahme kommt vor allem dem Aspekt der Benutzerfüh­rung eine Schlüsselrolle zu. Dem Rezipienten muss ein einfacher Überblick über die neue Flut an Programmen ermöglicht werden. Zu diesem Zeck können Navigatoren angeboten werden. Um Interessenkonflikte zu vermeiden sollten diese so aufgebaut sein, dass alle Programme - egal von welchem Anbieter - gleichermaßen dargestellt werden. Dabei ist der Navigator nicht mit einem EPG im eigentlichen Sinne zu ver­wechseln, er stellt lediglich eine Vorstufe zum EPG dar. Er regelt vielmehr die techni­schen Einstellungen und gewährt einen Überblick und zugleich einen Zugang zu den Bouquets, Diensten oder zu auch einem EPG.[64] Somit kann die Navigation in verschie­dene Ebenen unterteilt werden.

[...]


[1] Vgl. Schellmann u.a. (2002), S. 52

[2] Vgl. Lenz/Reich (1999), S. 28

[3] Vgl. Heinrich (1999), S. 71

[4] Vgl. Ziemer (2003), S.5

[5] Vgl. Ziemer (2003), S. 1 f.

[6] Vgl. Zervos (2003), S. 136 ff.

[7] Vgl. Schenk u.a. (2002), S. 21

[8] Vgl. Schenk u.a. (2002), S. 21 f.

[9] § 12 des RStV in der Fassung des 5. RÄndStV

[10] § 43 des RStV in der Fassung des 5. RÄndStV

[11] Vgl. Friedrichsen/Lindner, in: Friedrichsen (Hrsg.) (2004), S. 290 ff.

[12] Vgl. Beck (2002), S. 237

[13] Kabelhaushalte sind definiert als private Haushalte, die via Kabel versorgt werden, aber über keinen zusätzlichen Satellitenempfang verfügen

[14] Die Zahlen beziehen sich auf das Jahresende 2003 Vgl. SES Astra, Satelliten Monitore, Fes­sel & GfK, IHA-GfK, TNS Infratest

[15] Bezüglich des terrestrischen Empfangs gilt allerdings abzuwarten, welche Auswirkungen die flächendeckende Einführung von DVB-T hat.

[16] Vgl. Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) 2004

[17] Vgl. Goldmedia (2004), http://www.goldmedia.de/mti2009/Thesen_MTI_Studie.pdf

[18] Dies unterstützt unter anderem die von den großen Medienhäusern angestrebte Bildung von Dachmarken. Vgl. Zervos (2003), S. 20

[19] Vgl. http://www.ard-digital.de

[20] Vgl. http://www.zdfvision.de

[21] Vgl. http://www.digitalfemsehen.de/tv-sender/index_1712.html

[22] Vgl. http://www.newmedia-corporate.rtl.de

[23] http://www.digitalfernsehen.de/tv-sender/index_1712.html

[24] http://www.digitalfernsehen.de/tv-sender/sender_1637.html

[25] Dieser Service ist sowohl mit einem PC, als auch mit einer Set-Top-Box als Endgerät nutz­bar. Vgl. http://www.t-online-vision.tv

[26] Vgl. Office of Communications (2004): Digital Television Update - Q1 2004, http://www.ofcom.org.uk/research/industry_market_research/m_i_index/dtv/dtv_q1_2004.pdf

[27] Diese Zahlen beziehen sich auf das Jahresende 2002. Quelle: Achter Bericht über die Umsetzung des Reformmarktes dür den Telekommunikationssektor, sowie Stragey Analytics.

[28] Vgl. Sceneo (2004), S. 15

[29] Die zwei öffentlich-rechtlichen Kanäle BBC1 und BBC2 und überdies drei durch Werbung finanzierte private Anbieter (Channel3, Channel4 und Channel5)

[30] Vgl. Jungbeck (1998), S. 52 f.

[32] Vgl. Freyer (1997), S. 8 ff.

[33] Vgl. Ziemer (2003), S. 22

[34] Vgl. Dambacher (1994), S. 1

[35] Vgl. Lenz/Reich (1999), S. 33

[36] Vgl. Schellmann u.a. (2002), S. 225

[37] Vgl. FKTG/Deutsche TV-Plattform e.V. (2001), Kap. 15.2-1

[38] Vgl. Lenz/Reich (1999), S. 34

[39] Vgl. Grünwald (2001), S. 11

[40] Vgl. Grünwald (2001), S. 12

[41] Vgl. Schössler (2000a), S.12

[42] Vgl. Heinrich (2002), S. 213

[43] Vgl. FKTG/Deutsche TV-Plattform e.V. (2000), Kap. 5.1-1

[44] Vgl. BMWi Dokumentation Nr. 451, S.8

[45] Vgl. Heinrich (2002), S. 215

[46] Vgl. Heinemann (1997), S. 65

[47] Vgl. Heinrich (2002), S. 215

[48] Vgl. ARD/ZDF/VPRT (2001), S. 1

[49] Im Vergleich zum Fernsprechnetz oder Verbindungen, die auf Glasfasertechnik basieren. Diese sind in einer Sternstruktur angelegt und lassen somit wechselseitige Kommunikation zu. Vgl. Thierfelder (1999), S. 5

[50] Vgl. Lenz/Reich (1999), S. 95 f.

[51] Vgl. Dambacher (1994), S. 18

[52] BMW entwickelte in Kooperation mit weitern Automobilherstellern eine Set-Top-Box für den Einsatz im Auto. Diese Box für den mobilen Einsatz verfügt im Gegensatz zu gewöhnlichen Geräten über zwei Empfangsteile und Demodulatoren sowie eine spezielle Software. Auf diese Weise ist es möglich, einen Sender zu empfangen und gleichzeitig nach weiteren Empfangsquellen zu suchen, welche über eine höhere Feldstärke verfügen. Gleichzeitig nutzt die Box mehrere Antennen. So wird selbst bei schwachen Sende-Signalen der mobile Empfang kaum beeinflusst. Dieses Verfahren wird als MRC (Maximum Ratio Combining) bezeichnet.

[53] Vgl. http://www.ueberallfernsehen.de

[54] Vgl. Rosenbach/Schulz (2004), o.S.

[55] Vgl. Heinrich (1999), S. 67 f.

[57] Vgl. Freyer (1997), S. 75

[58] Vgl. Heinrich (2002), S. 71

[59] Vgl. Sceneo (2004), S.

[60] Im Gegensatz zu den USA, wo besonders dem Kabelfernsehen eine überaus schlechte Qualität nachgesagt wurde und die Rezipienten die Qualitätsverbesserung somit als enormen Anreiz sahen. Vgl. König (1997), S. 34

[61] Vgl. Zervos (2003), S. 53 f.

[62] Vgl. Schenk u.a. (2002), S. 31

[63] Vgl. König (1997), S. 30

[64] Vgl. Zervos (2003), S. 56

Ende der Leseprobe aus 121 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen der Markteinführung des digitalen Fernsehens auf deutsche TV-Anbieter
Hochschule
Rheinische Fachhochschule Köln
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
121
Katalognummer
V166013
ISBN (eBook)
9783640818136
ISBN (Buch)
9783640821600
Dateigröße
1449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
auswirkungen, markteinführung, fernsehens, tv-anbieter, TV, Fernsehen, digital, Digitalisierung, Media, Medien, Sender, Produzenten, Online, Hybrid, IPTV, Telekommunikation, Medienlandschaft, Web, Internet, Web-TV, EPG
Arbeit zitieren
Claudia Pelzer (Autor:in), 2004, Auswirkungen der Markteinführung des digitalen Fernsehens auf deutsche TV-Anbieter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166013

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