[...] Die Arbeit ist in zwei Hauptteile gegliedert, im ersten Teil soll die primär zur Charakterisierung
von Personen dienende „gewöhnliche“ Tierwelt des „Parzival“ untersucht werden, während im
zweiten Teil die Fauna der „Terre de Salvaesche“ (Pa 251,4) und ihre erzählerische Funktion im
Mittelpunkt stehen soll. Diese Einteilung orientiert sich grob an einer Arbeit von GERTRUD JARON
LEWIS1, welche ebenfalls die dichterische Funktion von Tiermotiven in der mhd. Epik untersucht.
Die Vergleiche mit dem „Physiologus“ beziehen sich in erster Linie auf den mittelhochdeutschen
Physiologus der „Millstätter Reimsfassung“ , die gemeinhin auf das 12. Jahrhundert datiert wird, nur in einigen Fällen musste der griechische Physiologus als Vergleichsgrundlage herangezogen
werden, von dem allerdings keine textkritische Ausgabe verwendet werden konnte, sondern nur
eine populärwissenschaftliche Ausgabe, die teilweise übersetzte Fragmente der griechischen
Redaktion mit späteren oder ungesicherten Textelementen vermischt und den Ursprung des
verwendeten Textes nicht eindeutig nachweist.2
Textgrundlage für die „Parzival“ Zitate ist die de Gruyter Studienausgabe, welche der sechsten
Ausgabe von KARL LACHMANN folgt.3
1 Lewis, Gertrud Jaron: Das Tier und seine dichterische Funktion in Erec, Iwein, Parzival und Tristan. Bern
und Frankfurt/M. 1974 (Kanadische Studien zur deutschen Sprache und Literatur 11).
2 Physiologus. Naturkunde in frühchristlicher Deutung. Übers. und hg. v. Ursula Treu. Hanau 31998.
3 Wolfram von Eschenbach: Parzival. Hg. von Karl Lachmann. Berlin und New York 1998.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tiermotive zur Kennzeichnung von Figuren
- Heraldische Tiersymbolik: der „strûz“
- Explizite Tiervergleiche: die „turteltûbe“ und der „lewe“...
- Implizite Tiervergleiche: Herzeloydes „Schlangentraum“..
- Die Tierwelt des Grals
- Tiere mit Heilkraft ? – der „pellicânus“ und das „monîcirus“..
- Die Tiere des „lapsit exillîs“ – Der „fênîs“ und die „tûbe“..
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die narrative Funktionalisierung von Tiermotiven im „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach. Sie analysiert die Verwendung von Tiermotiven zur Charakterisierung von Figuren sowie die Rolle der Tierwelt im Kontext des Grals. Dabei wird ein Vergleich mit der allegorischen Deutung der Tierwelt im „Physiologus“ gezogen. Die Arbeit soll den Beitrag der Tiersymbolik zur interpretatorischen Erschließung des Textes beleuchten.
- Die Verwendung von Tiermotiven zur Charakterisierung von Figuren im „Parzival“
- Die Verbindung von Tiermotiven mit der heraldischen Symbolik
- Der Vergleich von Wolframs Verwendung von Tiermotiven mit dem „Physiologus“
- Die Rolle der Tierwelt in der „Terre de Salvaesche“ und ihre narrative Funktion
- Der Beitrag der Tiersymbolik zur interpretatorischen Erschließung des „Parzival“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit stellt die vielfältige Forschungsliteratur zum „Parzival“ dar und hebt die Besonderheit des Werkes hinsichtlich der Nutzung von Tiermotiven hervor. Der erste Teil der Arbeit untersucht die Tiermotive, die zur Kennzeichnung von Figuren dienen. Er beleuchtet die heraldische Symbolik, explizite und implizite Tiervergleiche. Dabei werden die Tiere im „Parzival“ mit ihren Interpretationen im „Physiologus“ verglichen. Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der Tierwelt der „Terre de Salvaesche“ und untersucht ihre erzählerische Funktion im Kontext des Grals. Die Arbeit zeigt auf, wie Wolframs Verwendung von Tiermotiven über die didaktischen Zielsetzungen des Physiologus hinausgeht und narrative Funktionen erfüllt.
Schlüsselwörter
Wolfram von Eschenbach, Parzival, Tiermotive, Physiologus, Heraldik, Tiersymbolik, Allegorie, narrative Funktion, Gralswelt, Terre de Salvaesche.
- Arbeit zitieren
- Martin Kindtner (Autor:in), 2002, Allegorien und Symbole - Zur narrativen Funktionalisierung der Tiersymbole im "Parzival", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16607