Das Bürgertum bei Theodor Fontane
I. Einleitung: Die Gesellschaftsordnung der „Gründerzeit“ und der
geschichtliche Hintergrund
1. Die hierarchisch gegliederte Sozialstruktur
Die Gesellschaftsordnung der Gründerzeit kann man sich grob vereinfacht als hierarchisches Schichtenmodell in Pyramidenform vorstellen. Die Gesellschaft dieser Zeit war eine dynamische Gesellschaft, die sich entscheidend veränderte.
2. Wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Entwicklung
Die Reichseinigung und die Industrialisierung führten zu einem extremen Bevölkerungswachstum.
In den Industriezentren ballte sich das Proletariat (etwa drei Viertel der Gesamtbevölkerung) in großen Massenquartieren.
Adel und wohlhabendes Bürgertum bildeten verhältnismäßig kleine, aber sehr einflussreiche Bevölkerungsgruppen.
3. Das Bürgertum
Vertreter des Bürgertums erzielten große Gewinne durch Spekulation an der Börse.
Nach den unruhigen Zeiten der Revolution von 1848 hatte man ein Bedürfnis nach Ruhe und suchte Freiräume für Reflektion, Fantasie, Poesie, Kunst und gepflegte Unterhaltung.
Im Gegensatz zu politischen Kampfparolen bediente man sich einer gewaltfreien Sprache und strebte nach Harmonie und Ordnung.
4. Aristokratismus und "Feudalisierung" des Bürgertums
Das aufstrebende Bürgertum bewunderte den Lebensstil des Adels und wollte daran teilhaben.
Die Anpassung an Wertvorstellungen und Verhaltensweisen des Adels führte zu einer „Feudalisierung“ des Bürgertums.
Es entstand eine neue Aristokratie des Geldes.
II. Fontane und das Bürgertum
1. Fontanes bürgerliche Herkunft
Fontane stammte aus einem einfachen bürgerlichen Milieu ohne Adelsprädikat und bedeutendes Vermögen.
Für sich und seine Familie strebte er nach materieller Sicherheit und gesellschaftlicher Anerkennung.
2. Fontanes Positionen zum Bürgertum
Fontane war dem wirtschaftlichen Aufschwung seiner Zeit gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt.
Die Tendenz des aufstrebenden Bürgertums, sich gesellschaftlich aufzuwerten, lehnte er jedoch ab.
Adel und Militär gegenüber nahm er eine Haltung kritischer Distanz ein.
3. Fontanes ambivalente Haltung gegenüber den sozialen Fragen seiner Zeit
In seinen Briefen vertrat Fontane teilweise sehr kritische Positionen gegenüber dem Bürgertum.
Als Romanautor erlegte er sich mehr Zurückhaltung auf: seine Kritik ist eher verschlüsselt.
Er schwankte zwischen einer partiellen Liebe zum „Alten“ und der erkannten Notwendigkeit des „Neuen“.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung: Die Gesellschaftsordnung der „Gründerzeit\" und der geschichtliche Hintergrund
- 1. Die hierarchisch gegliederte Sozialstruktur
- 2. Wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Entwicklung
- 3. Das Bürgertum
- 4. Aristokratismus und „Feudalisierung\" des Bürgertums
- II. Fontane und das Bürgertum
- 1. Fontanes bürgerliche Herkunft
- 2. Fontanes Positionen zum Bürgertum
- 3. Fontanes ambivalente Haltung gegenüber den sozialen Fragen seiner Zeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung des Bürgertums im Werk Theodor Fontanes vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der „Gründerzeit“. Dabei wird die Frage nach Fontanes eigener Position zum Bürgertum im Kontext seiner bürgerlichen Herkunft und seiner Beobachtungen des damaligen Lebenswandels beleuchtet.
- Die soziale Struktur der „Gründerzeit“ mit ihren Schichten und der sich entwickelnden Klassengesellschaft
- Der Einfluss der Industrialisierung und des wirtschaftlichen Aufschwungs auf die gesellschaftliche Ordnung
- Die Ambivalenz des Bürgertums gegenüber der Macht und dem Lebensstil des Adels
- Die gesellschaftlichen Spannungen zwischen Bürgertum, Adel und Arbeiterschaft
- Fontanes eigene Positionierung zum Bürgertum und seinen kritischen Beobachtungen zum Lebensstil und den Verhaltensmustern der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Gesellschaftsordnung der „Gründerzeit\" und der geschichtliche Hintergrund
Die Einleitung stellt die hierarchische Gesellschaftsordnung der „Gründerzeit“ vor. Neben Adel und Besitzbürgertum werden weitere Schichten wie Bildungsbürgertum, ländliche Bevölkerung und das aufkommende Proletariat beschrieben. Der Aufschwung der Industrialisierung und die damit verbundene Verstädterung führen zu neuen sozialen Spannungen und zu einem Wandel der gesellschaftlichen Hierarchie. Das Bürgertum spielt in dieser Entwicklung eine wichtige Rolle. Sein Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung und Aufstieg prägt die „Gründerzeit“ und wird in Fontanes Romanen deutlich.
II. Fontane und das Bürgertum
Dieser Abschnitt widmet sich Fontanes eigener Positionierung zum Bürgertum. Die Arbeit beleuchtet seine bürgerliche Herkunft und die Ambivalenz seiner Haltung gegenüber dem wirtschaftlichen Aufschwung und dem Lebensstil der reichen Bürger. Fontanes kritische Beobachtungen gegenüber der gesellschaftlichen Entwicklung werden anhand von Briefzitaten und Romanbeispielen dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Bürgertum, „Gründerzeit“, Theodor Fontane, Sozialstruktur, Industrialisierung, Verstädterung, Adel, Besitzbürgertum, Bildungsbürgertum, Proletariat, soziale Spannungen, gesellschaftliche Anerkennung, Lebensstil, Kritik, Ambivalenz.
- Quote paper
- Hans-Georg Wendland (Author), 2010, Das Bürgertum bei Theodor Fontane - Das Bürgertum im Spiegel der Berliner Gesellschaftsromane "L'Adultera" und "Frau Jenny Treibel", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166084