Die meisten Kriegsfilme des 20. Jahrhunderts haben sich mit zeitgenössischen Konflikten beschäftigt. Diese Tatsache liegt in der besonderen Wirkungsweise von Kinofilmen begründet. So findet die eigentliche Handlung nicht auf der Leinwand, sondern im Kopf der Zuschauer statt. Die Erinnerungen, Lebensbilder und Gefühle jedes Einzelnen werden durch die fiktionalen Projektionen ganz individuell angesprochen.
Da der Mensch in der Regel nicht völlig isoliert lebt, werden seine Erinnerungen und Bewusstseinslagen auch von der ihn umgebenden Gesellschaft geprägt. Dabei wird er mehr oder weniger gezwungen, gewisse Selbstverständnisse anzunehmen. Ebenso wie einzelne Personen durch persönliche Erlebnisse geprägt werden können, gehen auch historische Ereignisse nicht spurlos an den sie betreffenden Gesellschaften vorbei.
Dies ist vor allem für kriegerische Konflikte zu konstatieren, welche den Menschen und seine Gesellschaft bis zur äußersten Konsequenz, der völligen Vernichtung, führen können. Doch bedürfen auch diese existentiellen Erfahrungen der stetigen Pflege und Weitergabe an die nachfolgende Generation, da der Mensch vergesslich und schließlich auch sterblich ist. Trotzdem gehen diese Erfahrungswerte je nach Intensität der Kriege mit der Zeit verloren.
Dieser Feststellung scheint jedoch der Amerikanische Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 auf den ersten Blick zu wiedersprechen. Immer wieder wurde der Konflikt in großen Filmproduktionen aus Hollywood verarbeitet, obwohl die Kampfhandlungen in der Frühzeit des Kinos um die Jahrhundertwende bereits mehr als 35 Jahre zurücklagen. Genauso überraschend ist es, dass die Filme zu diesem Konflikt stets Zuschauer fanden, welche bereitwillig in die Kinos strömten.
Doch muss man sich stets vergegenwärtigen, dass es nicht dieselben Menschen waren, welche immer wieder in die Kinos gingen, um sich mit dem Bürgerkrieg zu beschäftigen. Die Zuschauer und auch die Produzenten der Filme unterschieden sich von ihrer Vorgängergeneration zumeist total in ihren gemeinsamen Erfahrungswerten und Wüschen. Gleichwohl war es immer wieder der Bürgerkrieg, auf den sie ihre Vorstellungen projizierten.
Die zentrale Fragestellung dieser Hauptseminarsarbeit lautet daher, auf welche Weise sich Hollywood mit dem Konflikt von 1861 bis 1865 beschäftigt hat? Welche gesellschaftlichen Vorstellungen haben sich in den unterschiedlichen Dekaden des Bruderkrieges bedient, um ihren Weg in die Köpfe der Zuschauer zu finden?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der amerikanische Bürgerkrieg und die politische Kultur der USA
- Das Verhältnis von Film und Gesellschaft
- Der Bürgerkriegsfilm – Definition und Abgrenzung
- Filmanalysen
- The Birth of a Nation (1915)
- Inhaltsangabe
- Produktionsumfeld
- Analyse
- Gone with the Wind (1939)
- Inhaltsangabe
- Produktionsumfeld
- Analyse
- Gettysburg (1993)
- Inhaltsangabe
- Produktionsumfeld
- Analyse
- The Birth of a Nation (1915)
- Ergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Darstellung des Amerikanischen Bürgerkriegs im amerikanischen Kinofilm des 20. Jahrhunderts. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Hollywood mit dem Konflikt von 1861 bis 1865 umgegangen ist und welche gesellschaftlichen Vorstellungen in den unterschiedlichen Dekaden des Bürgerkriegs verwendet wurden, um ihren Weg in die Köpfe der Zuschauer zu finden. Dabei wird auch die Frage nach Kontinuität und Wandel der dargestellten Bewusstseinslagen behandelt.
- Die Bedeutung des Amerikanischen Bürgerkriegs für die politische Kultur der USA
- Das Verhältnis zwischen Film und Gesellschaft
- Die Definition und Abgrenzung des Bürgerkriegsfilms
- Die Analyse von exemplarischen Filmen, die den Amerikanischen Bürgerkrieg thematisieren
- Die Darstellung von Bewusstseinslagen und Wertvorstellungen in den Filmen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die besondere Wirkungsweise von Kinofilmen und die Bedeutung des Amerikanischen Bürgerkriegs für die amerikanische Gesellschaft. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem historischen Ereignis „Amerikanischer Bürgerkrieg“ und dessen Stellung innerhalb der politischen Kultur der USA. Das dritte Kapitel beleuchtet die komplexen Beziehungen zwischen Film und Gesellschaft. Das vierte Kapitel definiert und grenzt das Genre „Bürgerkriegsfilm“ im Vergleich mit anderen Filmgattungen ab. Die Filmanalysen im fünften Kapitel untersuchen exemplarisch drei Filme, die den Amerikanischen Bürgerkrieg thematisieren: „The Birth of a Nation“ (1915), „Gone with the Wind“ (1939) und „Gettysburg“ (1993).
Schlüsselwörter
Amerikanischer Bürgerkrieg, Hollywood-Film, Filmgenre, politische Kultur, gesellschaftliche Vorstellungen, Bewusstseinslagen, Filmanalyse, „The Birth of a Nation“, „Gone with the Wind“, „Gettysburg“
- Arbeit zitieren
- Markus Bach (Autor:in), 2003, Der Amerikanische Bürgerkrieg im Hollywood-Film, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166158