Wenn Friedrich II. der „ers¬te mo¬der¬ne Mensch auf dem Thro¬ne“ gewesen ist, so hat dessen Großvater Roger II. ohne Zweifel die Grundlagen dafür gelegt. Das spezifisch Moderne an der Herrschaftspraxis speist sich aus zwei Quellen. Auf der einen Seite die Herausbildung und Etablierung eines professionalisierten Beamtentums, welches nach Max Weber das Konstituens des modernen Staates darstellt. Auf der anderen Seite die Integration von orientalen und okzidentalen Traditionen innerhalb des Vielvölkerstaates Sizilien. In Zeiten, in welchen Globalgeschichte vermehrtes Interesse hervorruft, kann ein Blick auf die Art und Weise des Zusammenlebens ganz unterschiedlicher Ethnien während der Herrschaft Rogers II. zu instruktiven Einsichten führen. In der vorliegenden Arbeit wird die These vertreten, dass Roger II. die Verwaltung samt Rechtsprechung und Beamtentum aufgebaut hat, um seiner Herrschaft eine stabile Basis zu errichten. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass der sizilische Herrscher ein besonderes Faible für Verwaltung hatte. Da dieses Erklärungsmoment entfällt, werden in einem ersten Schritt der machtpolitische Kontext und die Notwendigkeit der von Roger II eingesetzten Verwaltungsstellen aufgezeigt. Im Anschluss sind die Assisen von Ariano als rechtliche Grundlage der Verwaltung Thema. Dabei wird deutlich, wie eng Roger II die Beamten an das Königtum zu koppeln versucht als Gegenkraft zu den regionalen Adligen und damit potentiellen Rivalen. Der nächste Schritt wird darin bestehen, die Justiz- und Finanzverwaltung, sowie Kanzlei und curia regis unter Roger II zu betrachten. Diese Verwaltungseinheiten sind essentiell für die Herrschaft des Königs. Die Finanzverwaltung sorgt für die notwendigen Einnahmen. Insbesondere das stehende Heer – ein Unikum im damaligen Europa– verursachte beträchtliche Kosten, war jedoch unabkömmlich, um der immer noch prekären Lage des Landes einigermaßen Sicherung nach Innen und Außen zu gewähren. Die Justizverwaltung hingegen war notwendig, um der Vielheit der Völker und Kulturen samt deren verschiedenen (Rechts-)Traditionen einen juristischen Ordnungsrahmen zu geben und die Assisen umzusetzen, die ihrerseits das politische Chaos beenden sollten. Allen Ausführungen der Arbeit liegt implizit die Prämisse zu Grunde, dass Roger II. die Einheit des Landes unter seiner unumschränkten Herrschaft erreichen wollte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Machtpolitischer Kontext
- 2.1 Politische Auseinandersetzungen bis zur Krönung 1130
- 2.2 Politische Auseinandersetzungen nach 1130
- 3. Die Assisen von Ariano als rechtliche Grundlage des Beamtenwesens
- 3.1 Die Assisen als Grundlage der rechtlichen Position des Königs
- 3.2 Die Assisen als rechtliche Fixierung des Beamtentums
- 4. Die Verwaltung unter Roger II.
- 4.1 Die curia regis
- 4.2 Die Kanzlei
- 4.3 Die Finanzverwaltung
- 4.4 Die Justiz
- 5. Zusammenfassung
- 6. Quellenverzeichnis
- 7. Literaturverzeichnis
- 8. Verzeichnis der verwendeten Internetquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Etablierung des Beamtenwesens unter Roger II. von Sizilien und dessen Bedeutung für die Stabilisierung seiner Herrschaft. Es wird die These vertreten, dass der Aufbau einer professionellen Verwaltung, inklusive Justiz und Finanzwesen, eine essentielle Grundlage für Rogers II. Herrschaft bildete. Die Arbeit analysiert den machtpolitischen Kontext, die rechtlichen Grundlagen (Assisen von Ariano) und die Struktur der wichtigsten Verwaltungseinheiten.
- Der machtpolitische Kontext und die Notwendigkeit einer starken Verwaltung
- Die Assisen von Ariano als rechtliche Grundlage des Beamtenwesens und die Kopplung der Beamten an das Königtum
- Die Struktur und Funktion der wichtigsten Verwaltungseinheiten (curia regis, Kanzlei, Finanzverwaltung, Justiz)
- Die Integration verschiedener Rechts- und Verwaltungstraditionen im vielvölkerstaatlichen Sizilien
- Die Bedeutung des stehenden Heeres für die innere und äußere Sicherheit Siziliens
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die These auf, dass Roger II. die Grundlagen für eine moderne Herrschaftspraxis legte, indem er ein professionalisiertes Beamtentum aufbaute und orientalische und okzidentale Traditionen integrierte. Die Arbeit untersucht, wie Roger II. durch den Aufbau der Verwaltung seine Herrschaft stabilisierte, wobei der machtpolitische Kontext und die rechtlichen Grundlagen (Assisen von Ariano) eine zentrale Rolle spielen. Die Untersuchung fokussiert auf die Justiz- und Finanzverwaltung, die Kanzlei und die curia regis als essentielle Bestandteile dieser Verwaltung.
2. Machtpolitischer Kontext: Dieses Kapitel beleuchtet die politischen Auseinandersetzungen vor und nach der Krönung Rogers II. im Jahr 1130. Es analysiert die Herausforderungen, denen sich Roger II. gegenüber sah, und die Notwendigkeit, eine starke, zentralisierte Verwaltung aufzubauen, um seine Macht zu konsolidieren und gegen regionale Adlige und potentielle Rivalen zu sichern. Der Abschnitt verdeutlicht die prekären politischen Verhältnisse und die Notwendigkeit einer effektiven staatlichen Struktur.
3. Die Assisen von Ariano als rechtliche Grundlage des Beamtenwesens: Dieses Kapitel untersucht die Assisen von Ariano als rechtliche Grundlage für das Beamtenwesen unter Roger II. Es wird gezeigt, wie die Assisen die rechtliche Position des Königs stärkten und das Beamtentum rechtlich fixierten. Die Analyse fokussiert auf die enge Kopplung der Beamten an das Königtum als Gegengewicht zu den regionalen Adligen. Die Assisen werden als Instrument zur Stärkung der königlichen Macht und zur Ordnung des Vielvölkerstaates dargestellt.
4. Die Verwaltung unter Roger II.: Dieses Kapitel beschreibt die verschiedenen Verwaltungseinheiten unter Roger II., darunter die curia regis, die Kanzlei, die Finanzverwaltung und die Justiz. Es analysiert deren Funktion und Bedeutung für die Sicherung der königlichen Herrschaft. Die Finanzverwaltung wird im Kontext der Kosten des stehenden Heeres, ein Novum im damaligen Europa, und dessen Bedeutung für die innere und äußere Sicherheit Siziliens untersucht. Die Justizverwaltung wird im Zusammenhang mit der Vielheit der Kulturen und Rechtsordnungen in Sizilien beleuchtet, als ein Instrument der politischen Integration und Umsetzung der Assisen.
Schlüsselwörter
Roger II., Sizilien, Normannen, Beamtenwesen, Verwaltung, Assisen von Ariano, curia regis, Kanzlei, Finanzverwaltung, Justiz, Machtpolitik, Vielvölkerstaat, orientalischer und okzidentaler Einfluss, stehendes Heer, politische Integration.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit über das Beamtenwesen unter Roger II. von Sizilien
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Etablierung des Beamtenwesens unter Roger II. von Sizilien und dessen Bedeutung für die Stabilisierung seiner Herrschaft. Zentraler Punkt ist die These, dass der Aufbau einer professionellen Verwaltung (Justiz, Finanzwesen) essentiell für Rogers II. Herrschaft war.
Welche Aspekte werden in der Arbeit analysiert?
Die Arbeit analysiert den machtpolitischen Kontext, die rechtlichen Grundlagen (Assisen von Ariano) und die Struktur der wichtigsten Verwaltungseinheiten (curia regis, Kanzlei, Finanzverwaltung, Justiz). Weitere Schwerpunkte sind die Integration verschiedener Rechts- und Verwaltungstraditionen im vielvölkerstaatlichen Sizilien und die Bedeutung des stehenden Heeres.
Welche These vertritt die Arbeit?
Die Arbeit vertritt die These, dass Roger II. durch den Aufbau einer professionalisierten Verwaltung, die orientalische und okzidentale Traditionen integrierte, die Grundlagen für eine moderne Herrschaftspraxis legte und damit seine Herrschaft stabilisierte.
Welche Rolle spielen die Assisen von Ariano?
Die Assisen von Ariano werden als rechtliche Grundlage des Beamtenwesens unter Roger II. betrachtet. Sie stärkten die rechtliche Position des Königs, fixierten das Beamtentum rechtlich und koppelten die Beamten eng an das Königtum, wodurch ein Gegengewicht zu den regionalen Adligen geschaffen wurde.
Welche Verwaltungseinheiten werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die curia regis, die Kanzlei, die Finanzverwaltung und die Justiz. Die Finanzverwaltung wird im Kontext der Kosten des stehenden Heeres und dessen Bedeutung für die innere und äußere Sicherheit Siziliens analysiert. Die Justizverwaltung wird im Zusammenhang mit der Vielheit der Kulturen und Rechtsordnungen in Sizilien beleuchtet.
Wie wird der machtpolitische Kontext dargestellt?
Das Kapitel zum machtpolitischen Kontext beleuchtet die politischen Auseinandersetzungen vor und nach der Krönung Rogers II. im Jahr 1130. Es zeigt die Herausforderungen für Roger II. und die Notwendigkeit einer starken, zentralisierten Verwaltung zur Konsolidierung seiner Macht gegen regionale Adlige und potentielle Rivalen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Roger II., Sizilien, Normannen, Beamtenwesen, Verwaltung, Assisen von Ariano, curia regis, Kanzlei, Finanzverwaltung, Justiz, Machtpolitik, Vielvölkerstaat, orientalischer und okzidentaler Einfluss, stehendes Heer, politische Integration.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Machtpolitischem Kontext, den Assisen von Ariano, der Verwaltung unter Roger II., einer Zusammenfassung, Quellenverzeichnis, Literaturverzeichnis und einem Verzeichnis der verwendeten Internetquellen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler und Studierende, die sich mit der Geschichte Siziliens im Mittelalter, dem Normannenreich, der Geschichte des Beamtenwesens und der Entwicklung von Herrschaftsstrukturen befassen.
- Quote paper
- Jörg Wiegner (Author), 2011, Das Beamtenwesen unter Roger II., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166263