Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. DER GESCHICHTLICHE ABRISS DER PROFESSIONALISIERUNG IN DER ERWACHSENENBILDUNG
2.1. VERBERUFLICHUNGSPROZESS - ENTWICKLUNG IN DER GESCHICHTE
2.2. VERANDERUNGSPROZESSE IN DER GESELLSCHAFT - ASPEKT DER ENTGRENZUNG DES PADAGOGISCHEN
3. PROFESSION - PROFESSIONALISIERUNG - PROFESSIONALITAT. ERWACHSENENPADAGOGISCHE PROFESSIONALISIERUNGSDEBATTE
3.1. PROFESSIONALISIERUNG ALS PROFESSIONSENTWICKLUNG
3.2. PROFESSIONALISIERUNG ALS ENTWICKLUNG ERWACHSENENPADAGOGISCHER PROFESSIONALITAT
4. PROFESSIONALITAT - DIMENSIONEN PROFESSIONELLEN HANDELNS UND THEORETISCHE ANSATZE ZUR PROFESSIONALITAT UNTER DREI PERSPEKTIVEN
4.1. MAKROPERSPEKTIVE - WISSENSVERMITTLUNG, ROLLE DER WEITERBILDUNG FUR DIE GESELLSCHAFT
4.2. MIKROPERSPEKTIVE - PROFESSIONELLES HANDELN IN DER WEITERBILDUNG
4.3. MESOPERSPEKTIVE - KLIENTEL
5. PROFESSIONELLES HANDELN UND PROFESSIONELLE KOMPETENZ - EIGENSCHAFTEN UND KOMPETENZEN DER PROFESSIONALISIERUNGSASPEKTE
6. KOMPETENZBEGRIFF - SCHLUSSELQUALIFIKATIONEN ALS KERN ERWACHSENENPADAGOGISCHER PROFESSIONALITAT
7. ZENTRALE PROBLEMFELDER DER PROFESSIONALISIERUNG DES WEITERBILDUNGSPERSONALS
8. FAZIT - PROFESSIONALISIERUNG ALS ENTWICKLUNG ERWACHSENENPADAGOGISCHER PROFESSIONALITAT - KONSEQUENZEN UND WEITERE SCHRITTE ZUR PROFESSIONALISIERUNG
9. LITERATURVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
Wie kaum eine andere Institution in unserer Gesellschaft versuchen Weiterbildungseinrichtungen einen Beitrag zur Bewaltigung des sozialen und okonomischen Wandels zu leisten, Weiterbildung begleitet heute einen GroGteil der erwerbstatigen Gesellschaft.
Berufs- und professionstheoretische Uberlegungen in der Erwachsenenbildung kreisen im Wesentlichen um die Begriffe der "Professionalisierung" und „Professionalitat“, die unverzichtbar bei der Beschreibung des Berufsfeldes Erwachsenenbildung und der Entwicklungen in diesem Bereich sind. Der Prozess der Professionalisierung wird in der Erwachsenenbildung unter verschiedenen Aspekten beschrieben.
Meine These lautet, dass das professionelle erwachsenpadagogische Handeln durch eine uberschaubare Mehrdimensionalitat gekennzeichnet ist.
Ziel der Professionalisierung ist die Verbesserung des Handels in der Erwachsenenbildungspraxis. In diesem Sinne bedeutet Professionalisierung die Qualitatsentwicklung erwachsenpadagogischen Handels.
Die Wandlungstendenzen haben zu Folge, daG sich neue Theorien und interdisziplinare Ansatze von Professionalitat entwickeln, bzw. sie bedurfen der Bereitstellung von neuen theoretischen Ansatzen und disziplinubergreifenden Diskursen zum Thema Professionalitat in der Erwachsenenbildung, um Entwicklungen vorantreiben und bewaltigen zu konnen.
Neue Formen und Methoden des Lernens sind nur die eine Seite des Wandels von Professionalitat, auf der anderen Seite stehen Anforderungen an die professionelle Erwachsenenbildung und ihre Bedeutung in der modernen Gesellschaft. Aus diesem Grunde ist es sinnvoll, Professionalitat in der Weiterbildung aus mehreren Perspektiven zu betrachten, um die Mehrdimensionalitat professionellen Handelns aufgrund veranderter gesellschaftlicher Realitat aufzeigen zu konnen.
Meine Arbeit gliedert sich folgendermaGen: Zu Beginn gebe ich einen kurzen allgemeinen geschichtlichen AbriG der Erwachsenenbildung innerhalb Deutschlands und eine kurze Darstellung der Entwicklung und Strukturmerkmale der Erwachsenenbildung.
Im nachsten Schritt prasentiere ich Trends, die fur eine innovative Erwachsenenbildung von generellen Bedeutung, und damit auch in Hinblick auf die Einschatzung von Professionals, von Interesse sind.
Im darauf folgenden Teil gehe ich auf die Professionalisierungsdiskussion in der Erwachsenenbildung ein und zeige deren Ambivalenz auf. In Anlehnung an Arnolds Ansatz und erganzend durch einige weitere Autoren mochte ich den erziehungswissenschaftlichen Diskussionsstand zur Professionalitat verdeutlichen.
Nach diesen zunachst allgemeinen Erkenntnissen uber professionalisiertes Handeln thematisiere ich die Frage, was padagogisch professionelles Handeln im Speziellen kennzeichnet und welche Besonderheiten erwachsenenpadagogische Professionalitat fur permanenten Wandel pradestiniert.
Im AnschluG konkretisiere ich drei Perspektiven der Professionalitat anhand der Ansatze verschiedener Autoren.
Im nachsten Teil werde ich auf die Anforderungen eingehen, die an professionell Tatige in der Erwachsenenbildung gestellt werden, um eine hohe Qualitat der Weiterbildung gewahrleisten zu konnen.
Im abschlieGenden Kapitel werde ich die Ergebnisse dieser Arbeit zusammenfassen und sich in der Weiterbildung ergebende Probleme und Zukunftsperspektiven darstellen.
2. DER GESCHICHTLICHE ABRISS DER PROFESSIONALISIERUNG IN DER ERWACHSENENBILDUNG
2.1. VERBERUFLICHUNGSPROZESS - ENTWICKLUNG IN DER GESCHICHTE
Die geschichtliche Fassung der Erwachsenenbildung stellt zum Teil eine Herausforderung dar, denn es ist nicht wirklich abzugrenzen, ob man von der „Geschichte der Erwachsenenbildung" oder der „Erwachsenenbildung in der Geschichte" (Wittpoth 2003, S. 23) reden muss. Tatsachlich steht die Erwachsenenbildung in Zusammenhang und Wechselwirkung „mit Politik, Kultur, Wirtschaft, Alltagsleben und Zeitgeschehen und hat als solche keine autonome Entwicklung" (Wittpoth 2003, S. 27).
Aus gesellschaftlichen Bedingungen und Entwicklungen speisen sich aber die Anforderungen an Professionalisierung in der Erwachsenenbildung.
Johannes Weinberg hat eine Skizze fur eine solche Institutionalisierungsgeschichte vorgelegt. (vgl. Weinberg 1989, S. 93). Er geht davon aus, dass im Prozess der, so genannten Verberuflichung der Erwachsenenbildung bis weit in die 1950er und den Anfang der 1960er Jahre es sich darum handelte; Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen und ganzes Tragerspektrum der Erwachsenenbildung nicht mehr ehrenamtlich oder nebenberuflich, sondern auch hauptberuflich zu leiten. Weinberg, der den Beginn dieser Verberuflichungsphase vor etwa 120 Jahren einordnet, sieht diese Prozesse immer in Parallelen zu Entwicklungen in anderen Berufen. Thesenhaft thematisiert er den Verberuflichungsprozess in der Erwachsenenbildung insgesamt in mehreren Phasen, dabei weist er darauf hin, dass die Motivation zur hauptberuflichen Arbeit in der Erwachsenenbildung sehr oft aus der personlichen Entwicklung resultiert ist (vgl. Weinberg 1989, S. 93).
Das Professionalisierungskonzept ist 1972 durch Schulenberg in die Erwachsenenbildungsdiskussion eingefuhrt und 1976 von Vath als Begriff fur den in der Erwachsenenbildung sich vollziehenden Verberuflichungsprozess genutzt worden. Der grundlegende Gedanke von Schulenberg war dabei, dass die Erwachsenenbildung ihre offentlichen Funktionen dadurch artikulieren konnen werde und ihrer auch deutlicher bewuGt bleibe. Sie werde gegenuber dem Staat Selbstandigkeit starker betonen und bewahren konnen (Schulenberg u. a. 1972, S.18).
Die Padagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschulverbandes unter der Leitung von Hans Tietgens tat seit 1960 alles dafur, den Verberuflichungsprozess von Mitarbeitern zu unterstutzen, wobei in dem Fall der Schwerpunkt eindeutig auf den Qualifizierungsangeboten lag. Er stellt sich die Frage, ob Professionalisierung der richtige Begriff sei, um den sukzessiven Verberuflichungsprozess in der Erwachsenenbildung spatestens seit den beginnenden 1970er Jahren zu beschreiben, weist er aber auf einen Anspruch hin und gibt den erwachsenenpadagogischen Qualifizierungsprozessen dieser Zeit eine Orientierung.
Bereits seit Mitte der 1970er Jahre ist Professionalisierung ein zentrales Thema in der Erwachsenenbildung (Schulenberg u. a. 1972, S.18). In den nachsten Jahren hat es - insbesondere im Kontext der Diskussion um Qualitatsentwicklung - wieder stark an Bedeutung gewonnen (Schulenberg u. a. 1972, S.18).[1]
Analysiert man die Literatur zur Professionalisierung (s. u.) mag man zwar zunachst etwas ins Grubeln daruber kommen, wie lange die Disziplin sich mit dem eigenen Selbstverstandnis und der Berufsrolle von Erwachsenenbildner/inne/n beschaftigt. Diese sehr kritisch und kontrovers gefuhrten Diskussionen zur Identitat der Erwachsenenbildungswissenschaft und den „professionellen Illusionen" (so der Titel eines Artikels von Arnold 1990) haben jedoch sehr wohl zu einer Weiterentwicklung der Disziplin und zur Professionalisierung der Weiterbildungspraxis beigetragen. Dabei gewinnt das Thema insbesondere in der aktuellen Debatte um Qualitatsentwicklung und - sicherung in der Weiterbildung auch ein neues Gewicht und Bedeutung (Kraft 2006).
[...]
[1] AnlaB war damals wie heute die kritische Reflexion und Vergewisserung uber das disziplinare Selbstverstandnis, den Stand der Theoriebildung in der Erwachsenenbildungswissenschaft, uber die Berufsfelder in der Weiterbildung, uber Tatigkeiten und Aufgaben, uber Qualifikationsanforderungen und notwendige Kompetenzen und Wissensbestande fur die in der Weiterbildung Tatigen.
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