Jorge Semprún wurde am 10.Dezember 1923 geboren. Nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges 1936 emigrierte die republikanische Familie Semprún zunächst in die Niederlande und anschließend nach Paris. Nach dem Abitur fing Semprún ein Literatur- und Philosophiestudium an der Pariser Sorbonne an; bevor er sich 1941 der Résistance anschloss und kurz darauf in die Kommunistische Partei (KP) Spaniens eintrat. 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert.
1945 kehrte er aus der Gefangenschaft nach Paris zurück, um zunächst als Übersetzer für die UNESCO zu arbeiten. Ab 1953 beteiligte er sich als Mitglied des Zentralkomitees der spanischen Exil-KP an der Organisation des Widerstandes gegen die Francodiktatur und leitete von 1957 bis 1962 die Untergrundarbeit der Kommunistischen Partei in Spanien. Aufgrund seiner Kritik am stalinistischen Führungsstil innerhalb der spanischen KP wurde er 1964 aus der Partei ausgeschlossen und arbeitet seitdem als freier Schriftsteller in Paris.
Sein Romandebüt gab Semprún mit Le grand voyage (1963; El largo viaje), in dem er sich mit der eigenen Deportation ins Konzentrationslager auseinandersetzt. Die Aufarbeitung der KZ-Erlebnisse sowie seine Zeit als KP-Mitglied finden sich auch in seinen weiteren Werken wieder. So beispielsweise seine autobiographischen Erinnerungen in L’Écriture ou la vie (1994; La escritura o la vida), die nach einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Buchenwald im Jahr 1992 entstanden.
Die KZ-Erfahrung blieben traumatisch für sein ganzes Leben und die Erinnerungen an das Konzentrationslager – Erinnerungen, die sein ganzes Leben bestimmten. Sie überfielen ihn bei einem besonderen Essen oder beim Klang eines Namens. Semprún hat über das Schreiben und die Literatur die eigene Erinnerung zugelassen und im Zaum gehalten. Er erkannte nach seiner Befreiung aus dem KZ, dass die unmittelbare literarische Verarbeitung seiner Erlebnisse ihn töten würde. Daher ließ er ein angefangenes Buchprojekt unvollendet und entschied sich für das Leben. So auch der Titel seines Buches La escritura o la vida.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- La escritura o la vida
- Die Entstehung
- La escritura o la muerte
- Der Blick
- Das Erzählen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung der KZ-Thematik in Jorge Semprúns Werk "La escritura o la vida". Sie untersucht, wie Semprún die unauslöschlichen Erinnerungen an Buchenwald literarisch verarbeitet und welche Rolle das Motiv des Blicks dabei spielt. Die Arbeit analysiert die Entstehung des Werkes, die Bedeutung des Titels und die verschiedenen Formen des Erzählens, die Semprún einsetzt.
- Die Verarbeitung der KZ-Erfahrungen in "La escritura o la vida"
- Das Motiv des Blicks als strukturierendes Element des Textes
- Die Rolle des Schreibens in Semprúns Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
- Die Bedeutung des Erinnerns und Vergessens für die Überwindung des Traumas
- Die literarische Form als Mittel der Wahrheitssuche
Zusammenfassung der Kapitel
Das Kapitel "Einleitung" bietet eine kurze Biografie Jorge Semprúns und führt in die Thematik der KZ-Darstellung in seiner Literatur ein.
Das Kapitel "La escritura o la vida" widmet sich der Entstehung des Buches und beleuchtet die Beweggründe Semprúns, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Es werden die wichtigsten Themen des Buches vorgestellt, wie z. B. die Erinnerung an Buchenwald, die Bedeutung des Schreibens für die Bewältigung des Traumas und die Frage nach der Identität eines Überlebenden.
Der Abschnitt "Die Entstehung" analysiert den Entstehungsprozess des Buches und beleuchtet den Einfluss des Selbstmords von Primo Levi auf Semprúns Entscheidung zu schreiben.
Der Abschnitt "La escritura o la muerte" beleuchtet die ursprüngliche Intention des Buches, die Darstellung des Todes und die Auseinandersetzung mit dem Ort der Vernichtung.
Im Abschnitt "Der Blick" wird das Motiv des Blicks als zentrales Element des Buches analysiert. Der Blick als Zeichen der Todeserfahrung, des brüderlichen Zusammenhalts und des hasserfüllten Blicks der SS wird in verschiedenen Situationen erläutert.
Der Abschnitt "Das Erzählen" fokussiert die Art und Weise, wie Semprún die Geschichte seiner KZ-Erfahrungen erzählt. Es werden die verschiedenen Formen des Erzählens, wie z.B. die Collagetechnik und die Einbeziehung von Pro- und Analepsen, erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Erinnerung, Trauma, KZ-Thematik, Schreiben, Identität, Blick, Tod, Leben, Wahrheit, Authentizität, Zeugenbericht, literarische Verarbeitung und die Bezüge zu Werken wie "Le grand voyage" und "Netchaïev est de retour".
- Quote paper
- Stefanie Feller (Author), 2007, "La escritura o la vida" von Jorge Semprún - Darstellung der KZ-Thematik in der Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166401