Krisen bedeuten Veränderung. Die globale Wirtschafts- und Finanzkrise hat uns gezeigt, dass zukünftig sowohl mikro- als auch makroprudenzielle Maßnahmen zur Sicherung der gesamten Finanzmarktstabilität einzuleiten sind. Mikro-fokussiert, weil Stabilität und Solvenz einer einzelnen Bank gesichert werden müssen. Und makroprudentiell, weil ergriffene Maß-nahmen – wenn sie auf das Ziel hin richtig justiert – Domino- und Informationseffekte als Form von systemischen Risiken verhindern sollen. Der Maßnahmenkatalog zeichnet einen weitreichenden Rahmen, in dem sich die Finanzmarktakteure zukünftig bewegen sollen. Mit der Eigenkapitalregulierung wurde ein globales (langfristiges) Ziel definiert, das den Effekt der hohen Verschuldung eindämmen- und zugleich einen Sicherheitspuffer gegen Liquiditätsengpässe bilden soll. Gleichzeitig müssen aber weitere (mikroprudenzielle) Maßnahmen ergriffen werden, die den systemischen Zusammenbruch verhindern. Was aber tun, wenn sich ein Institut in der Schieflage befindet? Der Rückblick zeigt uns eine Vielzahl von erschreckenden Beispielen, die zu einem weltweiten Einbruch des Vertrauens geführt haben. Dabei seien die Insolvenzverschleppung von Lehman Brothers und die dramatische Rettungsaktion um Bear Stearns an den vordersten Stellen zu nennen. Dringend erforderlich ist dabei eine Ergänzung und Neuauflage des Insolvenzrechts für Finanzmarktinstitute. Sowohl das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, als auch das Bundesjustizministerium haben zwei unterschiedliche Konzepte vorgelegt, von denen insbesondere ersteres beleuchtet und zur Diskussion gestellt werden soll. Dabei sollen nicht nur der juris-tische und gesamtvolkswirtschaftliche Aspekt, sondern vor allem die betriebswirtschaftliche Realisation in den Vordergrund gestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorschlag des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
- Vorschlag des Bundesministerium der Justiz
- Das neue Bankeninsolvenzrecht als makroprudenzielle Maßnahme?
- Literaturverzeichnis
- Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text untersucht das neue Bankeninsolvenzrecht als makroprudenzielle Maßnahme im Kontext der Weltwirtschaftskrise. Ziel ist es, die beiden unterschiedlichen Konzepte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie sowie des Bundesministeriums der Justiz im Hinblick auf ihre Wirksamkeit zur Restrukturierung und Krisenbewältigung im Finanzsektor zu analysieren. Besonderer Fokus liegt auf der betriebswirtschaftlichen Realisation der vorgeschlagenen Maßnahmen.
- Die Notwendigkeit makroprudenzieller Maßnahmen im Finanzsektor
- Die Herausforderungen der Restrukturierung von Finanzinstituten in Krisenzeiten
- Der Vergleich der Konzepte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und des Bundesministeriums der Justiz
- Die Rolle des neuen Bankeninsolvenzrechts als Instrument der makroprudenziellen Regulierung
- Die Auswirkungen der vorgeschlagenen Maßnahmen auf die Gläubigerautonomie und die Sanierung von Banken
Zusammenfassung der Kapitel
Vorschlag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
Dieses Kapitel präsentiert das Restrukturierungsmodell des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, welches die Einrichtung einer Restrukturierungsverwaltung unter der Leitung der BaFin vorsieht. Die Restrukturierungsverwaltung soll im Falle einer drohenden Insolvenz greifen und die Sanierung des Finanzinstituts gewährleisten. Ziel ist es, eine systemische Gefahr, insbesondere durch Liquiditätsverknappung, zu verhindern.
Vorschlag des Bundesministeriums der Justiz
Das Konzept des Bundesministeriums der Justiz fokussiert auf die Eigenverantwortung des Finanzinstituts und bietet eine „tool box“ zur Krisenintervention. Es unterscheidet zwischen zwei Interventionsstufen: dem Reorganisationplanverfahren, das eine frühzeitige Sanierung ermöglicht, und dem Reorganisationsverfahren, welches in einer fortgeschrittenen Liquiditätskrise angewendet wird.
- Quote paper
- Marco M. Hagemeyer (Author), 2011, Restrukturierung und Krisenbewältigung im Finanzsektor, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166407