Intertextualität bezeichnet die Beziehungen zwischen Texten, hat also das zum Gegenstand, „was sich zwischen Texten abspielt“. Intertextualitätstheoretiker beschäftigen sich demnach mit der Beschreibung und Systematisierung von Bezügen zwischen Texten.
Der Begriff Intertextualität wurde eigentlich erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts eingeführt, wobei schon seit der Antike verschiedene Termini zur Benennung von Intertextualitätsformen existieren, wie z.B. Parodie, Travestie und Zitat. Literatur war schließlich zu allen literaturgeschichtlichen Epochen intertextuell, wobei die Formen der Intertextualität ebenso wie die Einstellungen der Autoren und Rezipienten zur Intertextualität von Epoche zu Epoche variierten. So forderte man in der Antike von den Dichtern, dass sie sich an den großen Vorbildern orientieren und diese nachahmen sollten. Ein Beispiel für eine solch affirmative Form der Intertextualität ist die Aeneis von Vergil, die man als eine Weiterführung und stilistische Nachahmung der Ilias von Homer bezeichnen kann. Im Gegensatz dazu postulierten die Autoren des Realismus eine Mimesis von Wirklichkeit und nicht von literarischen Prätexten ¬‒ nichts desto trotz lassen sich natürlich auch in realistischen Texten Bezugnahmen zu vorangegangenen Werken identifizieren, weil Autoren häufig auch unbewusst literarische Vorbilder verarbeiten und die entstehenden Texte somit nie in einem literarischen ,Vakuum‘ existieren. Mit der von der Literaturgeschichtsschreibung als Moderne deklarierten Epoche (Beginn etwa Anfang des 20. Jahrhunderts) setzt eine vom Umfang her bis dahin unbekannte Phase von intertextuellen Bezugnahmen ein. Diese Intensität von Text-Text-Bezügen setzt sich über die Postmoderne bis heute fort.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurzer Abriss der Geschichte der Intertextualität und deren Verortung im Feld der Literaturtheorien
- Kristevas Intertextualitätstheorie
- Carlos Ruiz Zafóns La Sombra del Viento als intertextuelles Werk?
- Hauptteil
- Übertragung von Bachtins Dialogizitätstheorie auf den Dialog zwischen Texten
- Dialog zwischen Texten in Carlos Ruiz Zafóns La Sombra del Viento
- Gérard Genettes Palimpseste als Korpus von Intertextualitätsterminologien
- Terminologietransfer auf La Sombra del Viento
- Broich und Pfisters Modell der Intertextualitätsintensität
- Intensitätsgrad der Intertextualität in La Sombra del Viento
- Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Intertextualität und analysiert die Beziehung zwischen Texten, insbesondere im Kontext von Carlos Ruiz Zafóns Roman "La Sombra del Viento". Der Fokus liegt darauf, die verschiedenen Formen der Intertextualität aufzuzeigen und deren Anwendung in dem Roman zu untersuchen.
- Die Geschichte der Intertextualität und deren Platz in der Literaturtheorie
- Die Übertragung von Bachtins Dialogizitätstheorie auf den Textvergleich
- Die Analyse der Intertextualität in "La Sombra del Viento" anhand verschiedener Modelle
- Die Bedeutung von Intertextualität für die Interpretation von Texten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung stellt den Begriff der Intertextualität vor und setzt ihn in den Kontext der Literaturtheorie. Dabei werden die verschiedenen Formen der Intertextualität und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit beleuchtet. Die Arbeit stellt die Frage, ob "La Sombra del Viento" als ein intertextuelles Werk zu betrachten ist.
Hauptteil
Im Hauptteil wird zunächst Bachtins Theorie der Dialogizität auf die Beziehung zwischen Texten übertragen. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Dialogs zwischen Texten in "La Sombra del Viento". Anschließend wird das Modell von Gérard Genette, welches verschiedene Formen der Intertextualität beschreibt, auf den Roman angewandt. Abschließend wird das Modell der Intertextualitätsintensität von Broich und Pfister vorgestellt und auf die Intensität der Intertextualität in "La Sombra del Viento" angewendet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die zentralen Themen der Intertextualität, Dialogizität, Palimpsest, Textvergleich, und "La Sombra del Viento". Sie analysiert verschiedene Modelle der Intertextualität und deren Anwendung in einem konkreten literarischen Werk. Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Texten und deren Bedeutung für die Textinterpretation.
- Arbeit zitieren
- Michelle Becker (Autor:in), 2009, Theorien der Intertextualität , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166414