Die andauernde Abkühlung des weltweiten Konjunkturklimas lässt die Insolvenzanfälligkeit vieler Unternehmen wieder kräftig ansteigen. Die neuesten Insolvenzzahlen zeigen einen durchschnittlichen Anstieg um 15 % der Unternehmensinsolvenzen in den Europäischen Staaten an. In den USA besteht sogar eine deutlich höhere Zuwachssrate von ca. 30 %.1 Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise verändert somit die Kapitalstruktur und das Investitionsverhalten zahlreicher Unternehmen in der Finanz- und Realwirtschaft. Die Finanzierungsbedingungen haben sich durch höhere Risikoaufschläge und Kosten verschärft. Vor allem die kurzfristige Finanzierung wird an restriktiveren Kreditbedingungen bzgl. den Kreditsicherheiten, Eigenkapitalquote und Bonität geknüpft. Darüber hinaus wird auch die Kreditvergabe der Banken weiter eingeschränkt. Dabei entsteht eine Art Kreditwürdigkeitsklemme.2 Außerdem ist der Kreditversicherungsmarkt beinahe zum Erliegen gekommen. Es zeichnet sich ab, dass 2009 das Jahr der Forderungsausfälle sein wird.
Eine akut drohende Liquiditätskrise i.S. eines Financial Distress erzeugt eine nicht kontrollierbare Spirale, die häufig eine Insolvenz einleitet. Die unzureichende Liquidität führt bei ansteigenden Finanzierungskosten zu Neuverhandlungen insbes. mit alten bzw. neuen Kapitalgebern. Dabei entsteht eine operative Unterinvestition und Assetverkäufe müssen getätigt werden, während Verluste im Umsatz und im Vertrauen der Stakeholder auftreten. Die Probleme auf der finanzwirtschaftlichen Seite strahlen somit auf die operative Ebene des Unternehmens aus. Der sich selbst verstärkende Zusammenhang der Krisenabläufe kann durch eine Restrukturierung unterbrochen werden. Der Forschungsgegenstand dieser Arbeit ist aufgrund der Komplexität der Restrukturierungsentscheidung über Liquidation bzw. Fortführung unter Financial Distress sehr breit aufgestellt. Dabei werden folgende finanzwirtschaftliche (Teil-) Problemstellungen beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung
- 2. Kapitalstrukturtheorien
- 2.1 Theorie der Irrelevanz der Kapitalstruktur
- 2.2 Trade-off Theorie
- 2.3 Pecking Order Theorie
- 2.4 Informationsasymmetrie und ökonomische Vertragstheorien
- 2.4.1 Agency Theorie
- 2.4.2 Theorie unvollständiger Verträge
- 3. Financial Distress und Analyse der Forschung
- 3.1 Begriffsklärung
- 3.2 Financial Distress Kosten
- 3.3 Restrukturierung der Vermögenswerte
- 3.4 Restrukturierung des Fremdkapitals
- 3.4.1 Grundlegende Modelle
- 3.4.2 Interessenskonflikte
- 3.4.3 Relationship Lending
- 3.5 Restrukturierung des Eigenkapitals
- 3.6 Unternehmensführung in der Restrukturierung
- 3.7 Kritische Würdigung
- 4. Rahmenkonzept der Unternehmensrestrukturierung
- 4.1 Restrukturierungsplan - Stakeholder und Maßnahmen
- 4.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
- 4.2.1 Vergleich Chapter 11 mit der deutschen Insolvenzordnung
- 4.2.2 Gesetzlicher versus außergerichtlicher Workout
- 4.2.3 Kritische Würdigung
- 5. Unternehmensfinanzierung unter Financial Distress
- 5.1 Lösungsansätze für Stakeholderkonflikte
- 5.2 Einflussfaktoren der Restrukturierungsentscheidung
- 5.3 Restrukturierungsstrategien
- 5.4 Praxisorientierte Handlungsempfehlungen
- 6. Thesenförmige Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem komplexen Thema der Unternehmensfinanzierung im Kontext von Restrukturierungen. Sie untersucht die Herausforderungen, die sich aus der Finanznot eines Unternehmens ergeben, und analysiert verschiedene theoretische und empirische Ansätze zur Lösung dieser Probleme. Ziel der Arbeit ist es, ein umfassendes Verständnis für die Besonderheiten der Unternehmensfinanzierung in Restrukturierungssituationen zu entwickeln und praxisrelevante Handlungsempfehlungen für Unternehmen und ihre Stakeholder zu geben.
- Kapitalstrukturtheorien und ihre Relevanz für die Restrukturierung
- Financial Distress: Ursachen, Kosten und Strategien zur Bewältigung
- Rechtliche Rahmenbedingungen und Vergleich von Restrukturierungsmodellen
- Lösungsansätze für Stakeholderkonflikte in Restrukturierungsprozessen
- Praxisrelevante Handlungsempfehlungen für die Unternehmensfinanzierung unter Financial Distress
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 legt den Grundstein für die Arbeit, indem es die Problemstellung der Unternehmensfinanzierung in Restrukturierungssituationen beleuchtet. Kapitel 2 beschäftigt sich mit den wichtigsten Kapitalstrukturtheorien und analysiert deren Relevanz im Kontext von Restrukturierungen. Kapitel 3 untersucht das Phänomen Financial Distress und beleuchtet die damit verbundenen Kosten und Lösungsansätze. Kapitel 4 präsentiert ein Rahmenkonzept der Unternehmensrestrukturierung, inklusive relevanter Stakeholder und Maßnahmen sowie einer Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen. Kapitel 5 befasst sich mit der Unternehmensfinanzierung im Kontext von Financial Distress und analysiert Lösungsansätze für Stakeholderkonflikte, Einflussfaktoren der Restrukturierungsentscheidung, Restrukturierungsstrategien und praxisrelevante Handlungsempfehlungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Kernthemen der Unternehmensfinanzierung und Restrukturierung, wobei insbesondere die Kapitalstrukturtheorien, Financial Distress, Stakeholderkonflikte, rechtliche Rahmenbedingungen und praxisrelevante Handlungsempfehlungen im Vordergrund stehen. Weitere wichtige Konzepte sind Agency Theorie, Trade-off Theorie, Pecking Order Theorie, Informationsasymmetrie, Relationship Lending, Chapter 11 und Insolvenzordnung. Die Arbeit greift auf verschiedene empirische Studien und theoretische Modelle zurück, um ein umfassendes Bild der Problematik zu zeichnen.
- Arbeit zitieren
- Ramona Milcheva (Autor:in), 2009, Unternehmensfinanzierung bei Restrukturierung , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166456