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Britische Perspektiven auf den Hitler-Ludendorff-Putsch 1923. Rechtsextremistische Gefährdung und außenpolitische Deutungen im Krisenjahr der Weimarer Republik

Summary Excerpt Details

This article examines British foreign policy perspectives on the threat posed by right-wing extremism to the Weimar Republic during the crisis year of 1923, focusing on contemporary assessments of the Hitler-Ludendorff-Putsch (Beer Hall Putsch). Drawing on diplomatic reports, correspondence, and published sources, the study analyses how officials of the Foreign Office, ambassadors, and consuls perceived the rise of militant nationalist groups. It further examines their assessment of these groups’ potential to destabilise Germany and the broader implications for European stability. By situating British reactions within the context of reparations, Franco-German tensions, and economic upheaval, the article highlights the complexity of foreign perceptions of German extremism.

Excerpt


Inhaltsverzeichnis

I. Die historiographische Relevanz zeitgenössischer britischer Perspektiven

II. Forschungsstand und Quellenauswahl

III. Grundzüge des historischen Kontexts
1. Skizzierung der britischen Deutschlandpolitik von 1919 bis 1924
2. Abriss der rechtsextremen Konsolidierung in Bayern bis zum Hitlerputsch 1923

IV. Die britische Regierungssicht auf den deutschen Rechtsextremismus 1923
1. Bewertung der rechtsextremistischen Staatsgefährdung 1923
2. Bewertung der Handlungsspielräume der Reichsregierung
3. Auswirkungen auf die britische Deutschlandpolitik

V. Fazit

VI. Bibliographie
1. Quellenverzeichnis
2. Literaturverzeichnis

Semi-military reactionary societies, Hitlerites und die angebliche Schuld der französischen Deutschlandpolitik.

Untersuchung zeitgenössischer Perspektiven der britischen Außenpolitik auf die rechtsextremistische Gefährdung der Weimarer Republik und den Hitler-Ludendorff-Putsch während des Krisenjahres 1923

Pascal Johannes Harter

Abstract:

This article examines British foreign policy perspectives on the threat posed by right-wing extremism to the Weimar Republic during the crisis year of 1923, focusing on contemporary assessments of the Hitler-Ludendorff-Putsch (Beer Hall Putsch). Drawing on diplomatic reports, correspondence, and published sources, the study analyses how officials of the Foreign Office, ambassadors, and consuls perceived the rise of militant nationalist groups, their potential to destabilise Germany, and the broader implications for European stability. By situating British reactions within the context of reparations, Franco-German tensions, and economic upheaval, the article highlights the complexity of foreign perceptions of German extremism.

Der vorliegende Artikel wurde ursprünglich im Sommersemester 2024 als Seminararbeit der Neueren und Neusten Geschichte am Institut für Geschichte der Technischen Universität Darmstadt verfasst und mit 1,0 („sehr gut“) bewertet.

I. Die historiographische Relevanz zeitgenössischer britischer Perspektiven

Der britische Generalkonsul in München, Robert Clive, berichtete am 11.11.1923 über den Hitler-Ludendorff-Putsch:

[...] Herr von Kahr, in my opinion, will certainly have deserved well of his country if, as a result of his action in what was admittedly an extraordinar[il]y embarrassing position for any man to be placed in, he succeeds eventually in quashing the Hitler agitation, which was fast becoming, not merely a public, but an international danger.1

Dagegen hatte der britische Außenminister George Curzon, 1. Marquess Curzon of Ked- leston, dem Pariser Botschafter bezüglich des Putsches bereits am 10.11.1923 das Folgende mitgeteilt:

In the circumstances the immediate action which the French government were anxious to see adopted by the allies with regard to this abortive adventure would no longer be to the point. [.] His Majesty’s Government welcome this sign of the French government becoming, however tardily, alive to the danger and injury to allied interests involved in the general movement of Separatism and disintegration in Germany of which this Bavarian putsch is only a particular manifesta- tion.2

Die Auszüge werfen ein exemplarisches Schlaglicht auf die partielle Heterogenität und Multiperspektivität der Beurteilung der Ereignisse des Putschversuches sowie des Gefahrenpotenzials des deutschen Rechtsextremismus und deren Einordnung innerhalb des komplexen Zeitgeschehens des deutschen Krisenjahres 1923 durch britische Beobachter. Diese Arbeit widmet sich der Frage, wie die rechtsextremistische Gefährdung der Weimarer Republik und der Hitler-Ludendorff-Putsch im Jahr 1923 von zeitgenössischen Beobachtern in britischen Regierungskreisen wahrgenommen wurde. Darauf basierend soll festgestellt werden, ob und weshalb britische außenpolitische Beobachter, insbesondere Beamten und Diplomaten des Foreign Offices, deutsche rechtsextremistische und völkische Gruppierungen als eine ernste Staatsbedrohung für die Weimarer Republik ansahen und wie sie die diesbezüglichen Handlungsspielräume der Reichsregierung einschätzten. Ferner soll eruiert werden, ob und inwiefern sich diese Beobachtungen und Beurteilungen unmittelbar auf die Zielsetzung und Haltung der britischen Außenpolitik auswirkten.

Neben einem allgemeinen politik- und kulturhistorischen Interesse an der systematischen Auswertung externer, wenn auch keinesfalls neutraler, zeitgenössischer Berichte und Beurteilungen des militanten, deutschen Rechtsextremismus im Krisenjahr 1923 ist die Analyse der britischen Regierungsperspektive in vielerlei Hinsicht von besonderer historischer Relevanz.3 So maßen sich zu diesem Zeitpunkt beide Staaten gegenseitig eine entscheidende Rolle im Rahmen ihrer jeweiligen außenpolitischen Ambitionen zu: Die britische Regierung hielt das Deutsche Reich für einen wesentlichen Faktor zur Sanierung der immer noch kriegsgeschädigten europäischen Wirtschaft und für die politische Stabilisierung Mitteleuropas, auch um eine kontinentale Hegemonialstellung des rivalisierenden Alliierten Frankreich zu verhindern.4 Dagegen erhoffte sich die Regierung Strese- mann in ihrer mannigfaltigen Krisenlage zumindest teilweise realpolitische Unterstützung, insbesondere als Vermittler und Protektor gegen revanchistische und separatistische Bestrebungen Frankreichs.5 Im Rahmen der Vollstreckung des Versailler Vertrages war das Vereinigte Königreich zudem aktive Besatzungsmacht auf deutschem Gebiet und verfügte über weitreichende Befugnisse innerhalb des Reiches als Mitglied der IMKK.6 Ferner kann die Untersuchung der Wahrnehmungen und Reaktionen britischer Beobachter auf den deutschen Rechtsextremismus, insbesondere auf die NSDAP und die Person Adolf Hitlers, einen Teilbeitrag zu der weiteren Diskussion der größeren historiographi- schen Fragestellung, inwiefern und ab wann das große, zunächst nationale Gefahrenpotenzial des deutschen Faschismus für Zeitgenossen eindeutig erkennbar wurde, leisten.7 Zur Beantwortung dieser Fragestellungen werden zunächst der aktuelle Forschungsstand und eine Auswahl historischer Quellen des britischen Außenministeriums vorgestellt. Anschließend sollen die britische Deutschlandpolitik im Jahr 1923 und die primär in Bayern zentrierten Geschehnisse um die organisierte, militante Rechtsextreme vor, während und kurz nach dem Hitlerputsch skizziert werden. Woraufhin, anhand der Quellenauswahl, die im Foreign Office vertretenen Perspektiven aufgeschlüsselt, verglichen und auf deren Beurteilung der Gefahr des deutschen Rechtsextremismus sowie der diesbezüglichen Handlungsmöglichkeiten der Reichsregierung analysiert werden sollen.

II. Forschungsstand und Quellenauswahl

Das durch die Landesregierung geduldete und teils geförderte Erstarken rechtsextremistischer und (proto-)faschistischer Gruppierungen in Bayern nach der Niederschlagung der Münchner Räterepubliken im Jahr 1919, die Entstehungsphase der NSDAP und der Hitlerputsch gelangten schon früh in das Blickfeld der politik-, ideen- und militärgeschichtlichen Untersuchungen zu der Frühzeit der Weimarer Republik.8 Insbesondere die Agitation der NSDAP und Adolf Hitlers politischer Aufstieg in Bayern bis einschließlich zu dem versuchten Putsch fanden ausführlich Beachtung im Rahmen der Erforschung der Entstehung des Nationalsozialismus, wie etwa in Richard Evans bekannter Trilogie vom Aufstieg bis zum Untergang des sogenannten Dritten Reiches.9 Damit einhergehend wurde umfangreich die zentrale Fragestellung zur Geschichte der Weimarer Republik, nämlich inwiefern diese von Beginn an zum Scheitern verurteilt war und ab wann die Gefahr der faschistischen Diktatur für welche Zeitgenossen erkennbar und noch zu verhindern gewesen wäre, diskutiert.10 Als ein zentrales Versatzstück der Krisenlage des Jahres 1923 wurde auch der Rechtsextremismus in Bayern bis zum Hitlerputsch im Zuge des Zentenariums jüngst in neueren politik- und wirtschaftshistorischen Betrachtungen im Kontext dieses Schlüsseljahres einbezogen.11

Die Frage nach evolutionären Kontinuitäten und radikalen Brüchen zwischen der Außenpolitik der Weimarer Republik, teilweise auch der des wilhelminischen Kaiserreichs, und der der NS-Diktatur wurde vermehrt ab den 1970er Jahren gezielt untersucht. Während unter anderen Anthony Adamthwaite und Newton Scott versuchten, speziell die politischen und ökonomischen Ursprünge der britischen und westeuropäischen AppeasementPolitik bis zum Ende des Ersten Weltkrieges zurückzuverfolgen, bemühten sich Marschall Lee und Wolfgang Michalka darum, eine synthetische Gesamtdarstellung der damals aktuellen Geschichtsforschung zur Entwicklung der deutschen Außenpolitik zwischen 1917 und 1933 auf Gemeinsamkeiten und Brüche zu analysieren.12

Abseits der Ursachensuche für die vermeintliche13 britische Appeasement-Politik mangelte es lange an einer systematischen Auswertung der britischen Außenpolitik der frühen Zwischenkriegszeit, wie George Bennett einleitend in seiner Promotionsschrift (1993) über die Außenpolitik während der Amtszeit Curzons als Außenminister von 1919 bis 1924 darlegte.14 Eine spezielle Ausnahme hierzu stellt David Williamsons Werk (1991) über die britische Besatzung deutscher Gebiete bis 1930 und die damit verbundenen politischen Erwägungen und Ambitionen dar.15 Ferner wurde dieses Desiderat teilweise durch die Arbeiten der britischen Historikerin Gaynor Johnson supplementiert. Diese verfasste eine kritische Neubewertung der selbst zugeschriebenen friedenspolitischen Schlüsselrolle des Berliner Botschafters Edgar Vincent, 1. Viscount D’Abernon (2002) und gab einen Sammelband zur britischen und europäischen multilateralen Politik zwischen 1920 und 1926 (2004) heraus.16 Indes analysierte Elspeth O’Riordan (2001) die britische Reaktion auf die Ruhrkrise und Bernhard Fulda befasste sich (2006) mit David Lloyd Georges späteren Versuchen, die Last des Versailler Vertrages für Deutschland zu mitigieren, der zeitgenössischen Wahrnehmung Lloyd Georges in Deutschland während und nach seiner Amtszeit sowie seinem Verhältnis zu Adolf Hitler.17 Detlev Clemens Promotionsschrift (1996) zur Wahrnehmung und Deutung des Nationalsozialismus in Großbritannien zwischen 1920 und 1939 behandelt ebenfalls eingehender speziell die britische Wahrnehmung Adolf Hitlers und der NSDAP um 1923.18 Gewissermaßen als Gegenpol zu der überwiegenden Fokussierung auf ministeriale und amtliche Quellen bietet Colin Storers Untersuchung (2010) zu den kulturellen britisch-deutschen Beziehungen in der Zeit der Weimarer Republik einen Einblick in die Perspektiven britischer Journalisten und Literaten auf das Zeitgeschehen in Deutschland, unter anderem auf die Entwicklung des deutschen Faschismus.19

Als Hauptquellen für die Wahrnehmungen und Reaktionen auf den deutschen Rechtsextremismus im Jahr 1923 in britischen Regierungskreisen kann die diesbezügliche Korrespondenz zwischen Botschaftern, Gesandten und dem britischen Außenministerium, die in der Sammlung Documents on British Foreign Policy 1919-1939 (1978) veröffentlicht wurde, dienen.20 Ergänzende Einblicke können die edierten Tagebücher des Botschafters D’Abernon und Francis Carstens Monographie Britain and the Weimar Republic (1984) bieten. Letztere erzählt im Wesentlichen die Geschichte der Weimarer Republik anhand zeitgenössischer, britischer Quellentexte, zu denen auch anderweitig unveröffentlichte amtliche Berichte und der Schriftverkehr britischer Offiziere zählen.21 Kontrastierend als nicht staatliche, journalistische Perspektiven können ferner die Berichterstattung der Korrespondenten der großen britischen Tageszeitungen The Times und The Manchester Guardian sowie die gesammelten Erlebnisberichte der britischen Reisejournalisten Morgan Philips Price und George Eric Rowe Gedye herangezogen werden.22

III. Grundzüge des historischen Kontexts

1. Skizzierung der britischen Deutschlandpolitik von 1919 bis 1924

Das Ende des Ersten Weltkrieges 1918, die anschließenden Verhandlungen der Siegermächte und die Vertragsschlüsse im Zuge der Versailler Friedenskonferenz im folgenden Jahr führten nicht nur zu einer geopolitischen Neuordnung Europas und größerer Landstriche auf anderen Kontinenten, sondern brachten auch signifikante Veränderungen auf dem Gebiet der internationalen Diplomatie mit sich.23

In diesem Zusammenhang attestiert Johnson dem bereits zum Ende der Kaiserzeit unter Führung Edmund Schülers neu organisierten Weimarer Auswärtigen Amt eine vergleichsweise kohärente Diplomatie gegenüber den wirtschaftlich bedeutendsten Staaten, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten.24 Dagegen habe, Johnson zufolge, zu diesem Zeitpunkt im britischen Foreign Office weder der Wille noch die Notwendigkeit für profunde Wandlungsprozesse dieser Art bestanden.25 Trotz David Lloyd Georges (britischer Premierminister von 1916 bis 1922) augenscheinlichem Enthusiasmus für internationale Konferenzdiplomatie bevorzugte man im Foreign Office weiterhin traditionelle Formen der Geheimdiplomatie.26 Der vergleichsweise weniger stringente Ansatz der britischen Deutschlandpolitik ist, laut Patrick Cohrs, einerseits auf verschiedene diesbezügliche Zäsuren, wie etwa die Ruhrkrise 1923, und andererseits auf die Komplexität der Außenpolitik des britischen Empire und auf widerstreitende Ansichten im Foreign Office hinsichtlich der Signifikanz verschiedener geopolitischer Konfliktfelder zurückzufüh- ren.27 Zwar war die Westeuropapolitik Lloyd Georges und Curzons nicht von unmittelbarem Erfolg gekrönt, allerdings, Bennett zufolge, von dem Wunsch nach einer friedlichen deutsch-französischen Konfliktlösung zur nachhaltigen Stabilisierung Europas getra- gen.28 Wie bereits ausgeführt, war dem militärisch siegreichen, jedoch wirtschaftlich strapazierten Empire an einer raschen Erholung der nationalen und europäischen Wirtschaft gelegen, wofür die deutsche Wirtschaft und mithin der Erhalt der Weimarer Republik als elementar angesehen wurde.29 Denn die Gesundung der deutschen Wirtschaft und die Reparationszahlungen an die Alliierten waren letzten Endes von dem Fortbestehen der Weimarer Republik als Rechtsnachfolgerin des Kaiserreiches abhängig. Das Vereinigte Königreich war als Siegermacht und Kriegsreparationsempfänger an der interalliierten Besatzung des Rheinlandes bis 1930 und Kommission zur Kontrolle der deutschen Abrüstung (IMKK) maßgeblich beteiligt und mithin daran interessiert, ein übermäßiges militärisches Wiedererstarken Deutschlands zu verhindern.30

Jedoch regten sich bereits 1919 vor der finalen Unterzeichnung des Versailler Vertrages in britischen Regierungskreisen, allen voran bei Lloyd George, Zweifel an dem bisherigen Bestrafungskurs gegenüber Deutschland, der dieses wirtschaftlich durch überzogene Reparationsforderungen und geopolitisch durch übermäßige Gebietsverluste im Osten schwächen und somit Mitteleuropa destabilisieren musste.31 Mithin begannen Lloyd George, aber auch britische Politiker anderer Fraktionen, die harte revanchistische Linie Frankreichs und dessen Unterstützung für separatistische Bestrebungen im Rheinland und der Pfalz zu kritisieren.32 1921 entsandte Lloyd George sogar britische Truppen nach Oberschlesien zur Unterbindung polnischer Provokationen im Zuge der dortigen Volksabstimmungen über die nationale Zugehörigkeit, verlor jedoch an Ansehen in Deutschland, nachdem die von ihm empfohlene Arbitration durch den Völkerbund die unbeliebte Aufteilung Oberschlesiens zur Folge hatte.33 Lloyd Georges Regierung war zwar 1922 über die Chanak-Krise gestürzt worden, Curzon blieb jedoch im Amt und Lloyd George sprach sich auch nach seiner Amtszeit kontinuierlich öffentlich gegen den französischen Revanchismus aus.34 Während der kurzen Regierung Bonar Laws und der ersten Amtszeit Stanley Baldwins (1922 bis Januar 1924) beschränkte sich das Foreign Office prinzipiell auf eine wohlwollende aloofness gegenüber Deutschland, man distanzierte sich von dem französisch-belgischen Einmarsch in das Ruhrgebiet, bezeichnete diesen teils öffentlich als wirtschaftlich nachteilig sowie friedensdestabilisierend und verweigerte Poincare die Unterstützung bei diesem und anderen weiterreichenden Vorhaben, war jedoch auch nicht gewillt, wegen der Deutschlandfrage einen offenen Bruch mit seinem wichtigsten Alliierten zu riskieren.35

Cohrs und O’Riordans Untersuchungen zeigen, dass das Krisenjahr 1923, welches die Weimarer Republik durch außen-, innen- und wirtschaftspolitische Bedrohungen augenscheinlich dem Abgrund nahe gebracht hatte, nicht ohne Folge für die britische Außenpolitik blieb. Demnach fühlte sich die kommende Labour-Regierung unter Ramsay MacDonald besonders dazu genötigt, sich diplomatisch und, durch die Einbeziehung US- amerikanischer Geldgeber, auch wirtschaftlich um eine friedenspolitische Transformation des Versailler-Systems zu bemühen und somit die Weimarer Republik, ihre Wirtschaft und damit den westeuropäischen Kontinent mittelfristig zu sichern.36 Während Cohrs sehr stark die Initiative MacDonalds betont, geht aus O’Riordans Untersuchungen eindeutig hervor, dass die Linie, die MacDonald erfolgreich verfolgte, bereits unter Baldwin und Curzon angelegt worden war. Diese hatten sich bereits intensiv um eine Einbeziehung der USA bemüht und sich auch diplomatisch im Dezember 1923 gegen Frankreich bei der Einsetzung von Expertenkommissionen in Reparationsfragen durchgesetzt.37 MacDonald war überzeugt, dass die Weimarer Demokratie ohne eine solche Reintegration in das westliche Politik- und Wirtschaftssystem den internen Angriffen rechtsnationalistisch-autoritärer Demokratiegegner, gewissermaßen als natürliche Reaktion auf den französischen Revanchismus, kaum standhalten können würde.38 Die hieraufhin von dem langjährigen Deutschlandexperten des Foreign Office, Sir Eyre Crowe, ausgearbeitete Strategie, welche die öffentliche Vertretbarkeit multilateraler Beschlüsse in allen beteiligten Ländern berücksichtigte, führte zu der Londoner Konferenz von 1924, der Erstellung des DawesPlanes und ebnete den Weg zu den Verträgen von Locarno 1925, die es dem Vereinigten Königreich ermöglichten, als hegemonialer Vermittler seine Deutschlandziele weitgehend zu realisieren, ohne den Entente-Verbündeten Frankreich zu verlieren.39

Johnsons Evaluation der Berliner Botschafterzeit D’Abernons (1920 bis 1926) zeigte, dass letzterer dazu neigte, seinen Einfluss in London und sein diplomatisches Geschick teilweise überzubewerten.40 Dagegen gelangte Angela Kaiser zu dem Schluss, dass die grundsätzliche Signifikanz D’Abernons, dem es wiederholt gelungen war, die Regierungen in Berlin und London in einem realpolitischen Kooperationskurs zu bestärken und die Berliner Interessen der britischen Regierung zu einem gewissen Grade näherzubringen, nicht vollends bestritten werden könne.41 Neben D’Abernons Botschaft in Berlin unterhielt das Foreign Office zudem verschiedene Gesandtschaften in anderen Städten Deutschlands, vor allem Koblenz, Köln und München, die wie der britische Leiter der IMKK, Major-General Sir Francis Bingham, ebenfalls regelmäßige Lageberichte und Sondereinschätzungen an Curzon sandten.42 Während Bingham mit D’Abernon ein gewisses Verständnis für die deutsche Lage und eine Abneigung gegenüber der französischen Linie teilte und mit diesem eng kooperierte, wurde er wiederholt durch BrigadierGeneral John Morgan, der auch der IMKK angehörte und früh vor Abrüstungsvermeidungstaktiken Deutschlands warnte, unterminiert.43

2. Abriss der rechtsextremen Konsolidierung in Bayern bis zum Hitlerputsch 1923 Die Konsolidierung rechtsextremer, antidemokratischer, völkischer und faschistischer Gruppierungen und Kampforganisationen zwischen 1919 und 1923 in Bayern ist, wie bereits erläutert, ein komplexes und umfangreich behandeltes Forschungsfeld, das im Kontext der vorliegenden Fragestellungen nur umrissen werden kann.44 Nach der Niederschlagung der zweiten (kommunistischen) Münchner Räterepublik im Mai 1919 durch Freikorps und Einheiten der Reichswehr war die legitime mehrheitssozialdemokratische Landesregierung Johannes Hoffmanns während des rechtlich andauernden Kriegszustands zunehmend auf die Kooperation mit dem alten bayrischen Beamtenapparat sowie den (para-)militärischen Einheiten angewiesen und wurde schließlich 1920 im Zuge des Kapp-Putsches gestürzt.45 Hoffmanns Nachfolger als bayerischer Ministerpräsident, Gustav Ritter von Kahr (BVP), betrieb nun offen eine Politik der Konsolidierung nationalkonservativer, teils monarchistischer, antisemitischer und völkischer Kräfte in Bayern, das als eine ,Ordnungszelle‘ für das Reich fungieren und mittelfristig die Ablösung der sozialliberalen Reichsregierung durch eine rechtsautoritäre Führung erwirken können sollte.46 Trotz reichsweiten Ambitionen kokettierten katholisch-rechtskonservative Landesregierungskreise wiederholt populistisch mit antisemitischen, monarchistischen und separatistischen Ansichten, primär, um die partikularistische Sonderstellung Bayerns im Reichsgefüge zu sichern.47

Ein internationales Politikum waren zudem die im Rahmen der Niederschlagung der Räterepubliken aufgestellten, teils schwer bewaffneten Einwohnerwehren, beziehungsweise deren anfängliche Verweigerung einer Demobilisierung entsprechend dem Versailler Vertrag geworden. Dies beschwor nicht nur den Unmut der Alliierten herauf, sondern stellte auch die Begrenztheit der Macht der Reichsregierung in Bayern bloß.48

Am 29.09.1920 erwähnte der britische Generalkonsul in München, Robert Smallbones, in einem Bericht über die Veränderungen der politischen Landschaft in Bayern und die reichsweiten Absichten von Kahrs die neu formierte, rechtsextreme NSDAP.49 Damals unter der Führung Anton Drexlers und Adolf Hitlers, hatte diese sich schon durch ihre hohe Gewaltbereitschaft, wie ein tätlicher Angriff auf den französischen Botschafter bewies, und ihre ausgesprochen aggressive und umfangreiche antisemitische Propaganda hervorgetan, die sie anscheinend aus Mitteln wohlhabender Großspender finanzierte.50

Die NSDAP mit ihren Straßenschlägertrupps war nicht die zahlenmäßig größte völkischmilitante Gruppierung in Bayern, jedoch eine der chauvinistischsten mit guten Beziehungen. In bayrischen Regierungskreisen erkannte man spätestens 1922, dass die Nationalsozialisten eine eigene Macht im Land darstellten, dennoch schützten sie diese vor dem reichsweiten Verbot im Rahmen der Rathenau-Ermordung, da sie Hitlers Anhängerschaft mittelfristig für die eigenen revolutionären Pläne verfügbar halten wollten.51 52

Die französisch-belgische Okkupation des Ruhrgebiets zum Jahresbeginn 1923, die augenscheinliche Machtlosigkeit der Reichsregierung, verbunden mit der bereits existenten rechtsextrem-rassistischen Kampagne der ,Schwarzen Schmach‘52 gegen eine vermeintliche rassische Verunreinigung Deutschlands durch nicht europäische Besatzungssoldaten, verhalf revanchistischen, völkischen Gruppierungen zu neuem Oberwasser und gab Hitler Anlass für eine massive Propagandakampagne.53 Zwar gelang es der Landesregierung, den nationalsozialistischen Versuch am 01.05.1923, einen größeren, bewaffneten Konflikt mit sozialistischen Gruppierungen zu provozieren, zu unterbinden, doch war sie nicht willens und nicht vollends in der Lage, die Organisationsstrukturen zu zerschla- 54

gen.54

In Folge politischer Unruhen und vordergründig aus Protest gegen den Abbruch des passiven Widerstandes gegen die Ruhrbesetzung durch die Reichsregierung ernannte Ministerpräsident von Knilling Ende September von Kahr zum Generalstaatskommissar mit diktatorischen Vollmachten.55 Als Reaktion auf den zeitgleich über Bayern verhängten Notstand rief Reichspräsident Ebert den Notstand für das gesamte Reich aus.56 Von Kahrs Diktatur provozierte im folgenden Monat einen immer offensichtlicheren Bruch mit der Reichsregierung, der in der Bestärkung der Insubordination des Generalleutnants von Lossow, dem Führer der bayrischen Reichswehreinheiten, am 20.10.1924 mündete.57 Das Reich stand zu diesem Zeitpunkt vor einer besonderen Zerreißprobe, neben der bayrischen Regierung, setzten die wirtschaftlichen Probleme, die Hyperinflation, linksrheinischer Separatismus und die Reichsexekution gegen die kommunistisch-sozialistischen proletarischen Hundertschaften in Thüringen und Sachsen die Regierung Strese- manns besonders unter Druck.58 In dieser Gemengelage plante das Triumvirat, bestehend aus von Kahr, von Lossow und dem Chef der bayrischen Landespolizei, von Seisser, eine national-autoritäre Reichsdiktatur, die durch Putsch in Form eines Marsches auf Berlin nach mussolinischem Vorbild herbeigeführt werden sollte.59 Hierfür benötigte das Triumvirat die Truppen des Kampfbundes, eines neuen Zusammenschlusses völkisch-nationaler, paramilitärischer Organisationen, die seit Anfang September unter Hitlers politischer Führung standen.60 Anfang November beschloss das Triumvirat zunächst abzuwarten, möglicherweise aufgrund der Kooperationsverweigerung von General von Seeckt, Hee- resleiter der Reichswehr, oder aufgrund einer bisher nicht abgeschlossenen Konsolidierung völkischer Gruppierungen in Norddeutschland.61

Diese Situation bewog Hitler und dessen Komplizen Ludendorff, Evans zufolge, an den Putschplänen festzuhalten, da er bei Inaktivität in der von ihm mit angeheizten politischen Stimmung mit einem Kredibilitätsverlust oder gar der vollständigen Entmachtung durch von Kahr rechnen musste.62 Mithin stürmte Hitler mit einem Teil seiner Anhänger, in der Nacht des 08.09.1923 eine antikommunistische Rede von Kahrs im Münchner Bürgerbräukeller, während ein anderer Teil der ca. 2000 Putschisten damit begann, kritische Infrastruktur in München zu besetzen.63 Zwar hatte Hitler dem Triumvirat unter vorgehaltener Waffe die Zusage ihrer Unterstützung für seine ,nationale Revolution’ abgerungen, doch nutzten diese die erste Gelegenheit, um sich öffentlich zu distanzieren sowie Reichswehr und Landespolizeiverbände in Aktion gegen die Putschisten zu beordern.64 Der Marsch auf Berlin scheiterte am folgenden Tag, nachdem es zu einer Eskalation zwischen Hitlers Zug und einem Cordon bewaffneter Landespolizisten an der Feldherrnhalle gekommen war.65 Die überlebenden Anführer des Putsches, nach kurzer Flucht auch Hitler, wurden vorerst in Erwartung ihres Prozesses festgesetzt und alle NSDAP-Parteiorgane verboten.66

IV. Die britische Regierungssicht auf den deutschen Rechtsextremismus 1923

Douglas Dakin, der Mitherausgeber der Documents on British Foreign Policy, schrieb bereits im Vorwort des Quellensammlungsbandes zur britischen Deutschlandpolitik im Krisenjahr 1923, dass nur vergleichsweise wenige, etwa ein Dutzend, der gesammelten Berichte, Instruktions- und Beratungsschreiben direkten Bezug auf den Hitlerputsch und den militanten Rechtsextremismus nehmen.67 Auch in den Tagebuchaufzeichnungen D’Abernons spielen der militante, deutsche Rechtsextremismus, eine von ihm ausgehende Staatsgefährdung und der Hitlerputsch selbst eine relativ geringfügige Rolle.68 Kaum umstritten war die britische Deutschlandpolitik im fraglichen Zeitraum auf die französisch-belgische Rhein- und Ruhrbesetzung sowie auf damit verbundene Reparations-, Wirtschafts- und Abrüstungsfragen fokussiert. Wie bereits dargelegt, war die britische Regierung hierbei bemüht, einerseits den Zerfall der Entente, andererseits aber eine weitreichende wirtschaftliche und politische Destabilisierung der Weimarer Republik zu verhindern.69 Mithin bildeten diese Maximen den Rahmen der Beobachtung und Beurteilung der Lage in Deutschland durch die britische Regierung.70 Dieser grundsätzliche Fokus der britischen Außenpolitik spiegelt sich auch in den Parlamentsdebatten im Unter- und Oberhaus wider.71

Die meisten Beiträge in dem fraglichen Band der Documents on British Foreign Policy zur Beurteilung des Gefahrenpotenzials des militanten Rechtsextremismus, nationalistischen paramilitärischen Organisationen und der namentlich genannten Hitler-Bewegung sind Berichte und Einschätzungen von Besatzungskommandeuren und IMKK- Angehörigen des War Offices sowie verschiedene Telegramme der Korrespondenz des Pariser Botschafters Robert Crewe-Milnes, 1. Marquess of Crewe, mit Außenminister Curzon.72 Hingegen bestand nachweislich ein vergleichsweise geringerer telegraphischer, telephonischer und postalischer Kontakt zwischen dem Foreign Office und dem Münchner Generalkonsul.73 Dies untermauert Dakins Feststellung, dass die politischen Verhältnisse in Bayern sowie allgemein deutsche rechtsextremistische Gruppierungen tendenziell eine untergeordnete Rolle für die britische Außenpolitik spielten, insofern sie nicht die oben genannten Maximen tangierten.74 Die Documents on British Foreign Policy können folglich multiperspektivische, tages- und ereignisspezifische Einblicke in interne Einschätzungen, Erwägungen und Planungen des Foreign Offices bieten, sie sind interne ministeriale Dokumente und mithin Zeugnisse der unmittelbaren politischen Meinungsbildung und Aktion des Foreign Offices.75

1. Bewertung der rechtsextremistischen Staatsgefährdung 1923

Zum Jahresbeginn 1923 war, wie bereits ausgeführt, dem Foreign Office und auch einer breiteren britischen Öffentlichkeit durch regelmäßige Zeitungsberichte der zunehmende politische Einfluss militanter, antidemokratischer, rechtsextremistischer Gruppierungen, insbesondere im Umfeld Hitlers und Ludendorffs in Bayern, hinlänglich bekannt.76 Die erste in den Documents on British Foreign Policy abgedruckte, allgemeine Erwähnung einer bedenklichen Tendenz rechtsextremistischer Radikalisierung findet sich in einem Bericht des Foreign Office vom 15.02.1923 an D’Abernon, über eine Unterredung mit dem SPD-Politiker Rudolf Breitscheid und dem deutschen Botschafter in London Albert

Dufour von Feronce77 In dieser Unterredung hatte Breitscheid den Foreign Office Mitarbeiter Miles Lampson mitgeteilt, dass durch die kompromisslose, revanchistische Ruhrbesetzung Frankreichs die nationalistische Bewegung in Deutschland intensiv Zulauf erhalte und dies zu einer Eskalation der politischen Lage führen könne.78 Ähnliche Beobachtungen schilderte der Major-General Bingham Mitte Juli dem War Office.79

Der Bericht eines Colonel McGrath des War Office vom 02.07.1923 verdeutlicht jedoch, dass militante, rechtsextremistische Gruppierungen, explizit auch die „semi-military reactionary societies“ um Hitler und Ludendorff, im Wissen um den gescheiterten Versuch, einen bewaffneten Konflikt mit linken Organisationen am Maifeiertag auszulösen, nicht per se als Staatsgefährdung wahrgenommen wurden.80 Im Gegenteil ging man davon aus, dass diese Organisationen im Falle eines naheliegenden, wirtschaftlichen Kollapses, gefolgt von einer kommunistischen Erhebung, sich auf die Seite der Weimarer Republik schlagen und die Kräfteverhältnisse zu deren Gunsten wenden würden.81 Zwar bestünde die Möglichkeit, dass infolge eines solchen Szenarios reaktionäre Kräfte eine temporäre Militärdiktatur errichten könnten. Eine solche würde jedoch, McGrath zufolge, mit den Alliierten kollaborieren, da sie ihre militärische Unterlegenheit klar absehen würde.82 Folglich legte dieser War Office-Bericht dem Foreign Office weiter nahe, dass man aus einer militärischen Perspektive zu diesem Zeitpunkt keine direkte Gefährdung britischer Interessen vonseiten deutscher rechtsextremistischer Gruppierungen zu befürchten habe und deren Erstarken im Zweifelsfall über das der Kommunisten zu präfe- rieren sei. Bereits am 09.03.1923 hatte D’Abernon Curzon mitgeteilt, dass er und Bingham Gerüchte einer rechts reaktionären Aufrüstung für übertriebene kommunistische Propaganda und die kommunistische Agitation im Ruhrgebiet für weitaus staatsgefährdender hielten.83

Ende Juli hatte das War Office wiederholt über bayrische Verstöße gegen den Versailler Vertrag, wie das militärische Training der Polizei und die Kollaboration mit illegalen rechten, paramilitärischen Organisationen berichtet.84 Außerdem diskutierte man Colonel Morgans Warnungen eines immanenten Staatskollaps und Bürgerkrieges in Deutschland aufgrund der angespannten wirtschaftlichen und innenpolitischen Lage.85 Generalmajor Sir J. T. Burnett-Stuart der IMKK vertrat jedoch die Ansicht, dass aufgrund des momentan allgegenwärtigen Patriotismus ein territorialer Zerfall oder eine linksextremistische Herrschaft unwahrscheinlich seien.86 Die beiden politischen Extreme würden sich gegenseitig in Schach halten. Auch Burnett-Stuart ging davon aus, dass die extreme Rechte die Regierung gegen linke Erhebungen unterstützen würde. Jedoch räumte er die prinzipielle Möglichkeit eines rechten Umsturzes im Rahmen einer rechten „law and order“- Propagandakampagne ein, denn größere Teile des Reichsheeres seien hierfür empfänglich.87 Ende September und Anfang Oktober berichtete die Berliner Botschaft eher nebensächlich über die rasche Unterdrückung des Buchrucker-Putsches bei Küstrin und den Antagonismus zwischen Bayern und der Reichsregierung.88

Die erste nachvollziehbare wechselseitige Kommunikation in Bezug auf den als „Ludendorff coup d'état“ bezeichneten Hitler-Ludendorff-Putsch ist eine Eilanfrage Crewes an Curzon um die Mittagszeit am 09.11.1923.89 Crewe schien aus den Nachrichten über den Putsch in Bayern keine unmittelbare Gefährdung britischer Interessen abzuleiten und hielt das französische Drängen auf eine rasche Antwort der Alliierten mit Ultimaten und Sanktionen für wenig konstruktiv.90 In einer späteren Nachricht des gleichen Tages schrieb Crewe, mit der Nachricht von der Niederschlagung des Putsches sei jegliche diesbezügliche Handlungsdringlichkeit entfallen.91

Ein Schreiben Curzons an Crewe vom 09.11.1923 thematisiert die britische Linie bezüglich der alliierten Rüstungskontrollen und der Hennessy-Affäre.92 Jenes Schreiben zeugt von Curzons Vorstellungen einer auf zurückhaltenden, vermittelnden diplomatischen Beteiligung Großbritanniens, die französische revanchistische und separatistische Bestrebungen in Deutschland nicht fördern möchte. Es ist unklar, zu welcher Uhrzeit Curzon dieses Schreiben verfasste, jedoch muss davon ausgegangen werden, dass ihn zu diesem Zeitpunkt die Nachricht vom bayrischen Putschversuch erreicht hatte, da von dem anhaltenden Putsch in München bereits D’Abernon sowie die Morgenzeitungen berichtet hat- ten.93 Erst am Folgetag nahm Curzon in einer kurzen Mitteilung gegenüber Crewe Stellung zu „General Ludendorff’s [...] abortive adventure“94 Mit dessen Ende hätten sich französische Sanktionsvorschläge erübrigt, allerdings solle Crewe dem französischen Präsidenten ausdrücklich mitteilen, dass der Putschversuch in Augen der britischen Regierung ein direktes Resultat der disruptiven, Separatismus fördernden, französischen Politik im Rheinland sei.95 Crewe, der diese Auffassung zu teilen schien, berichtete am 11.11.1923 von der entsprechenden Unterredung mit Poincare, dass er die Regierungssicht vorgetragen habe, der Franzose jedoch Crewes Befürchtungen hinsichtlich eines deutschen Staatskollapses nicht ernst nehme und anscheinend von einem losen deutschen Staatenbund träume.96

Der Erlebnisbericht des Münchner Generalkonsuls, Robert Clive, zu den Ereignissen des Hitlerputsches stimmt insofern mit den Berliner Einschätzung D’Abernons überein, als dass beide davon ausgingen, ein katastrophaler Bürgerkrieg wäre ausgelöst worden, wenn man den Putsch nicht rechtzeitig niedergeschlagen hätte.97 Beide schreiben die erfolgreiche Niederschlagung der Reichswehr zu.98 Clive beschrieb den „half-educated demagogue“ Hitler eindeutig als Spiritus Rector des Putsches, dessen Hauptgefolgschaft („Hitlerites“) aus Frauen und ungedienten Knaben bestünde.99 Dieser Umstand war bereits auch durch D’Abernons Telegramme und öffentliche Presseberichte dem Foreign Office bekannt, dass dennoch häufig vom „Ludendorff coup d'état“ die Rede war, belegt die Bekanntheit Ludendorffs und die relative Geringschätzung Hitlers aus britischer Sicht.100 Zudem gingen viele zeitgenössische (britische) Beobachter nach der Verhaftung Hitlers und dem NSDAP-Verbot 1923 zunächst davon aus, dass dieser als akuter Gefahrenfaktor vorerst eliminiert worden sei.101 Eine Teilung dieser Einschätzung geht auch implizit aus der Foreign Office-Korrespondenz der folgenden Tage hervor, die von verschiedenen Botschafterkonferenzen und Einschätzungen des War Offices zur allgemeinen deutschen Krisenlage und Probleme der Rüstungskontrollen berichtete, der Hitlerputsch schien hierbei jedoch keine herausragende Sonderrolle zu spielen.102

Eine ideologische Auseinandersetzung des Foreign Offices mit dem Weltbild der NSDAP oder überhaupt eine genauere Differenzierung zwischen den verschiedenen gewaltbereiten Gruppierungen des rechtsextremen Spektrums in Deutschland fand nur unzureichend statt.103 Hitler und seine Sturmtruppen mochten zwar bis zum Putsch in Süddeutschland einen größeren politischen Machtfaktor dargestellt haben, britischen Regierungsbeobachtern sowie großen Teilen der britischen Presse galt der antisemitische „half-educated de- magogue“ primär als populistischer Hetzer und Bauernfänger.104 Allerdings lassen sich den Berichten des Foreign Offices verschiedene Erklärungsansätze für den beobachteten Popularitätszuwachs militanter, rechtsextremistischer Gruppierungen entnehmen. Die ,Klassenkampferklärung’, die davon ausging, dass die neuen völkisch-populistischen Kampfgruppen von den alten Machteliten (Großkapital) finanziert wurden und antikommunistische Marionetten waren, findet sich vor allem bei marxistischen Nichtregierungsbeobachtern, wie Morgan Philips Price.105 Jedoch deuteten Smallbones’ Kommentar (1920) zu den initialen Großspendern der NSDAP und deren allgegenwärtiger Propagandakampagne sowie Colonel McGraths (1923) Betonung der erfolgreichen völkischen Hetzkampagnen der letzten Jahre, an, dass dieser Erklärungsansatz nicht völlig unbeachtet blieb.106 Wiederholt wurde angeführt, dass die allgemeine wirtschaftliche Krisenlage erheblich zur völkisch-chauvinistischen Radikalisierung, insbesondere leicht zu beeindruckender junger Männer, beitrage.107 Die französische Erklärung’ für das Erstarken des deutschen Rechtsextremismus wird wohl am häufigsten in der zeitgenössischen Korrespondenz des Foreign Offices erwähnt. Ihr zufolge bescherte die eindeutig revanchistische, anscheinend antideutsche Politik Frankreichs, vor allem in Form der Ruhrbesetzung und der Unterstützung separatistischer Bestrebungen im Rheinland, als massive wirtschaftliche und innenpolitische Destabilisierung der Weimarer Republik automatisch den offen chauvinistisch-antifranzösisch auftretenden, völkischen Organisationen großen Zulauf und löste folglich eine politische Eskalationsspirale aus.108 Somit greifen die Erklärungsansätze ineinander, waren damit nicht eindeutig voneinander abgrenzbar und daher eher das Ergebnis unterschiedlicher Schwerpunktsetzungen.

Die relativ periphere Behandlung und Einordnung des Gefahrenpotenzials des Rechtsextremismus als einer von vielen verschiedenen deutschen (Neben-)Krisenherden durch die Botschafter und Beamten des Foreign Offices kann darauf zurückgeführt werden, dass der Fokus des britischen Außenministeriums sich auf britische Reparationsinteressen in den wirtschaftsstarken Gebieten an Rhein und Ruhr und auf Verhandlungen mit der Berliner Reichsregierung sowie mit den Verbündeten des Versailler Vertrags richtete.109 In diesem Rahmen war die primär in Bayern konzentrierte militante Rechte eher ein peripherer Faktor, ließ sich als Folge der ohnehin kritisierten, kompromisslosen Politik Frankreichs erklären und schien für die eigenen wirtschaftlichen Ziele eine weniger tiefgreifende Bedrohung als etwa eine kommunistische Revolution.

2. Bewertung der Handlungsspielräume der Reichsregierung

Zwar ist keine explizite zeitgenössische britische Untersuchung der Handlungsspielräume und effektiver Vorgehensmöglichkeiten der Reichsregierung gegen rechtsextreme Kampforganisationen belegt, jedoch vermitteln die wiederholten Implikationen der Handlungsunfähigkeit und situativen Machtlosigkeit der Reichsregierung einen Eindruck der diesbezüglichen Bewertung des Foreign Office. So enthalten Berichte über bayrische Provokationen gegen französische Gesandte sowie über den Hitlerputsch meist keine Erwähnung potenzieller Sanktionen der Reichsregierung.110 Ferner behauptete Binghams Report zur militärischen und politischen Situation in der Besatzungszone, dass die Reichsregierung machtlos gegen die im Rheinland operierenden rechtsextremistischen Geheimorganisationen sei und sich selbst vor diesen zu fürchten habe.111 Auch hatte die Reichsregierung ihre relative Machtlosigkeit dadurch kundgetan, dass sie mehrfach mitteilte, nicht in der Lage zu sein, die Sicherheit der IMKK-Inspekteure in Deutschland garantieren zu können.112

Auch schilderte keiner der Berichte über einen potenziellen Staatskollaps oder über den Buchrucker- und den Hitlerputsch entweder die Reichsregierung Cuno oder die Reichsregierung Stresemann als einen eigenständigen machtpolitischen Faktor in einer dieser Situationen.113 Stattdessen sahen das War Office und das Foreign Office Reichswehr und Polizei als primäre Sicherheitsgarantien der legitimen Regierungen der Weimarer Republik, deren Loyalität, besonders im Konflikt mit rechtsnationalen Kräften, gegenüber der Reichsregierung keineswegs sicher schien.114 Außerdem betonte unter anderem ein Report Binghams von 13.11.1923, dass selbst die Loyalität mancher lokaler Reichsheeres- verbände gegenüber der Reichsheeresführung von Seeckts zweifelhaft sei.115

Mithin bestand nach Auffassung des Foreign Office sowohl vor als auch nach dem Hitlerputsch nur eine sehr limitierte, mittelbare Macht und Handlungsfähigkeit der Reichsregierung gegenüber paramilitärischen, rechtsextremen Organisationen und der diese protegierenden bayrischen Landesregierung.116 Diese mittelbare Handlungsfähigkeit war abhängig von dem situativen Loyalitätswillen der Reichsheeresleitung und der Subordination lokaler Kommandanten. In der britischen Wahrnehmung besaß die Reichsregierung lediglich eine sehr bedingte ,Herrschaft‘ nach der weberschen Definition über das primäre Machtmittel gegen rechtsextremistische Bedrohungen, weshalb die Niederschlagung der Putschversuche in den Schilderungen des Foreign Offices und D’Abernons fast ausschließlich der Reichswehr und von Seeckt persönlich angerechnet wurde.117

3. Auswirkungen auf die britische Deutschlandpolitik

Eine explizite Deklaration, der Hitler-Ludendorff-Putsch oder gar die Beobachtung und Bewertung militanter, rechtsextremistischer Vereinigungen hätten unmittelbare Konsequenzen für die Deutschlandpolitik des Foreign Office gehabt, ist nicht historisch dokumentiert. Zudem scheint es aufgrund der obigen Feststellungen höchst unwahrscheinlich, dass zeitgenössische Stimmen im Foreign Office die zunehmende Radikalisierung und Militarisierung der deutschen extremen Rechten im Krisenjahr 1923 sowie deren vorläufigen Höhepunkt in Form des Hitlerputsches als ein zentrales Ereignis oder gar einen Wendepunkt für ihren Umgang mit dem krisengebeutelten Reich in der Mitte Europas wahrnahmen. Vielmehr stellte die Verselbstständigung der radikalen Rechten, die am deutlichsten im Rahmen des Hitlerputsches zutage trat, aus britischer Sicht einen von vielen Krisenherden in einem Jahr, welches bereits von Zeitgenossen als ein besonderes Krisenjahr der jungen Weimarer Republik wahrgenommen wurde, dar.118

Weder der Putschversuch in München noch die vorangegangenen rechten Militarisie- rungs- und Propagandakampagnen schienen die primären britischen Interessen in Deutschland unmittelbar zu gefährden. Vor allem aber waren diese Erscheinungen aus der Sicht der meisten Foreign Office-Mitarbeiter und des Außenministers Curzon lediglich Symptome der allgemeinen wirtschaftlichen Krise sowie primär der die Weimarer Republik ökonomisch und territorial destabilisierenden Politik Frankreichs.119

Die Einordnung im Nachgang der Niederschlagung des Hitlerputsches, dass dieser eventuell kurzfristig eine mittlerweile jedoch größtenteils gebannte Bedrohung dargestellt hatte und retrospektiv fast als Posse rechter Eiferer und Schwurbler anmuten musste, war zeitgenössisch etwa in deutschen Satiremedien weit verbreitet.120 Auch schätzen viele moderne Historiker*innen die unmittelbar von dem Hitlerputsch ausgehende Gefahr als vergleichsweise mittelgroße temporäre Bedrohung für den Fortbestand der Weimarer Republik ein.121 Der eigentliche Putschversuch, zu dem sich Hitler vor allem durch selbsterzeugten propagandistischen Druck gezwungen gesehen hätte, habe in seiner Ausführung von Dilettantismus und, Dipper zufolge, von Hitlers damaliger Inkompetenz, im Stile Mussolinis sein Putschvorhaben im geheimen Einvernehmen mit den alten Machteliten durchzuführen, gezeugt.122 Zwar soll Stresemann im Folgejahr D’Abernon gegenüber gestanden haben, die rechtsextremistische Staatsbedrohung unterschätzt zu haben.123 Dies gilt sicherlich ebenfalls für D’Abernon und für die überwiegende Mehrheit der dokumentierten Stimmen im Foreign Office, dennoch wäre es ein Rückschaufehler, die bedingte Duldung, Unterschätzung und teilweise Machtlosigkeit gegenüber rechten paramilitärischen Organisationen als direkte Ursache für die Entstehung der NS-Diktatur fast ein Jahrzehnt später einzuordnen.124 Mit dem Ende des Hitlerputsches hatte sich aber keinesfalls die Krisenlage im Reich beruhigt, sodass sich die Regierung Stresemann (Kabinett Stresemann II aus DDP-, DVP- und Zentrumsmitgliedern ohne die am 03.11.1923 kollektiv zurückgetretenen SPD-Minister) Mitte November im Reichstag in einer fast unverändert schwierigen Lage befand.125

Daher stellt sich die Frage, welche Handlungsoptionen in diesem Zusammenhang 1923 für die britische Deutschlandpolitik überhaupt bestanden. Theoretisch hätte das Vereinigte Königreich mit französisch-belgischer Unterstützung auf eine militärische Strafexpedition gegen Bayern und die dort ansässigen rechtsextremistischen Kampfvereinigungen drängen können.126 Davon abgesehen, dass einer solchen, für das finanziell angeschlagene Empire sehr kostspieligen Unternehmung nach der Niederschlagung des Putsches der unmittelbare Anlass entzogen worden war, hätte ein derartiges Vorgehen die mittelfristigen Ziele der britischen Deutschlandpolitik massiv unterminiert. Ein militärischer Einmarsch oder auch nur schwere wirtschaftliche Sanktionen gegen Bayern oder das gesamte Reich, hätten die für Westeuropa so wichtige deutsche Wirtschaft weiter geschädigt, die ohnehin als sehr limitiert wahrgenommene Autorität der Reichsregierung vollends untergraben und höchstwahrscheinlich als automatische Gegenreaktion für einen erheblichen Machtgewinn nationalistisch-revanchistischer Politiker und Kampforganisationen gesorgt.127 Außerdem ist das zeitgenössisch mitunter weitverbreitete Verständnis und Mitleid für die deutsche Notlage in der britischen Zivilbevölkerung zu beachten; harte Sanktionen gegen Deutschland in dieser Situation, insbesondere kurz vor den britischen Parlamentswahlen, wären vermutlich innenpolitisch wenig vorteilhaft gewesen.128 Folglich blieben der britischen Deutschlandpolitik im Rahmen ihrer Grundmaximen, die ohnehin mit wirtschaftlichen und militärischen Sanktionen, die das krisengebeutelte Deutsche Reich weiter destabilisiert hätten, eher in Konflikt standen, nur wenige Hand- lungsoptionen.129 Aus dieser Sicht erklären sich die dargelegten Bestrebungen Curzons, Crewes und anderer Foreign Office-Mitarbeiter, vor und desto deutlicher nach dem Hitlerputsch, französischen Sanktionen und Drohgebärden gegenüber Deutschland jegliche Unterstützung zu entziehen, als realpolitische Notwendigkeit.130 Wollte sich die britische Außenpolitik nicht isolationistisch komplett aus der kontinentalen Politik zurückziehen, schien der einzige gangbare Weg eine Bemühung um eine Deeskalation zwischen dem Verbündeten Frankreich und dem wirtschaftlich wichtigen Deutschland sowie um finanzielle Unterstützung durch die USA zu sein.131 Die von der britischen Regierung eher peripher wahrgenommene Gefahr des militanten Rechtsextremismus und des Hitlerputsches bestärkte mithin das Vereinigte Königreich lediglich zusätzlich in seinem Streben, die bereits im Jahr 1923 allmählich anvisierte Rolle als vorsichtiger Vermittler aus wirtschafts- und friedenspolitischen Gründen anzunehmen und auf längerfristige multilaterale Kompromisslösungen abzuzielen.132

V. Fazit

Im Rahmen dieser Arbeit wurde untersucht, inwiefern die rechtsextremistische Gefährdung der Weimarer Republik und der Hitler-Ludendorff-Putsch im Jahr 1923 von zeitgenössischen Beobachtern in britischen Regierungskreisen wahrgenommen wurde. Zudem sollte festgestellt werden, ob und weshalb britische außenpolitische Beobachter, insbesondere Beamten und Diplomaten des Foreign Offices, deutsche rechtsextremistische und völkische Gruppierungen als eine ernste Staatsbedrohung der Weimarer Republik ansahen und wie sie die diesbezüglichen Handlungsspielräume der Reichsregierung einschätzten. Hierfür wurden zunächst der aktuelle Forschungsstand und eine Auswahl historischer Quellen des britischen Außenministeriums vorgestellt sowie die britische Deutschlandpolitik im Jahr 1923 und die primär in Bayern zentrierten Geschehnisse um die organisierte, militante Rechtsextreme vor, während und kurz nach dem Hitlerputsch skizziert.

Die anschließende Auswertung signifikanter zeitgenössischer Quellen zur britischen Außenpolitik, primär die auf deutsche Angelegenheiten Bezug nehmende Korrespondenz des Foreign Office, ergab, dass der zunehmenden Radikalisierung und Militarisierung der extremen Rechten 1923 sowie dem Hitlerputsch aus britischer Regierungssicht eher eine untergeordnete Rolle zukam. Eine temporäre, rechtsgerichtete Diktatur in Berlin musste nicht zwingend im Widerspruch zu wirtschafts- und sicherheitspolitischen britischen Interessen auf dem Kontinent stehen. Dagegen war man in Whitehall weitaus besorgter über mögliche Szenarien eines wirtschaftlichen Kollapses und einer territorialen Zersplitterung Deutschlands, welche zweifelsfrei die Ressourcen des ohnehin angeschlagenen Empire strapaziert und eventuell ein weiteres militärisches Eingreifen erzwungen hätten. Überwiegend wurde der militante deutsche Rechtsextremismus als Symptom und direkte Folge der sozioökonomischen Krisenlage im Deutschen Reich und einer wirtschaftlich und politisch destabilisierenden, revanchistischen Politik Frankreichs angesehen. Ferner besaßen die deutschen Reichsregierungen nach britischer Einschätzung kaum effektive Handlungsspielräume gegen militante rechtsextremistische Staatsbedrohungen, da es ihnen im Konflikt mit rechten Kräften an tatsächlicher Herrschaft über die Reichswehr, der entscheidenden Exekutivgewalt, mangelte. Darauffolgend konnte festgestellt werden, dass diese Beobachtungen und Beurteilungen sich bestärkend auf den bereits eingeleiteten vorsichtigen Vermittlungskurs der britischen Außenpolitik auswirkten. Geleitet von dem realpolitischen Interesse an der ökonomischen und sicherheitspolitischen Stabilisierung der Weimarer Republik und dem parallelen Wunsch an der Entente mit Frankreich festzuhalten, bemühte sich Curzons Foreign Office zunehmend darum, kontraproduktive, revanchistische Vorhaben zu unterbinden und vorsichtig seine Alliierten von Kompromissverhandlungen mit Deutschland zu überzeugen. Dieser Kurs bildete einen Teil der Basis, auf der die MacDonald-Regierung im Folgejahr Verhandlungsprozesse, die in den Locarno-Verträgen münden sollten, mitinitiierte.

Diese Arbeit könnte überdies ein Ausgangspunkt für eine übergeordnete, weiterführende, vergleichende Untersuchung sein, inwiefern und weshalb die Sicht der britischen Regierung auf das Gefahrenpotenzial des deutschen militanten Rechtsextremismus im Krisenjahr 1923 mit den diesbezüglichen Einschätzungen anderer alliierter Bündnispartner, wie Frankreich, Italien und den USA, korrespondierte oder von diesen divergierte und inwieweit sich deren diesbezügliches außenpolitisches Handeln teilweise gegenseitig bedingte.

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(= Oldenbourg Grundriss der Geschichte 16), S. 157-159, 163.

[...]


1 No. 632, in: Documents on British Foreign Policy 1919-1939, First Series Vol. XXI: German Reparation and Allied Military Control 1923, hg. v. Medlicott, W./Dakin, Douglas/Lambert, M., London 1978. [Sigle: DBFP, First Series Vol. XXI].

2 Ebd., No. 629.

3 Vgl. u. a.: Carsten, Francis: Britain and the Weimar Republic. The British documents, London 1984, viif.; Kaiser, Angela: Lord D’Abernon und die englische Deutschlandpolitik 1920-1926, Frankfurt a. M. 1989 (= Europäische Hochschulschriften. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 362), S. 1-6; Storer, Colin: Britain and the Weimar Republic. The History of a Cultural Relationship, London 2010 (= International library of twentieth century history 29), S. 148-172.

4 1st Viscount D'Abernon, Edgar Vincent: The Years of Crisis. June 1922 - December 1923, London 1929 (= An Ambassador of Peace 2), S. 264: „The English interest is pacification, commercial restoration, and an assured payment of reparation on the maximum scale available. If the measures adopted to obtain payment result in the collapse of Germany and the disturbance of the European peace, the result must be detrimental to British interests, both political and economic.“; Ullrich, Volker: Deutschland 1923. Das Jahr am Abgrund, München 2022, S. 18.

5 Verhandlungen des Reichstags. 1. Wahlperiode 1923, Berlin 1924 (= Stenographische Berichte 361), S. 12181f., 12180-12196; vgl. Pfeiffer-Belli, Wolfgang (Hg.): Harry Graf Kessler. Tagebücher 1918-1937. Politik, Kunst und Gesellschaft der zwanziger Jahre, Frankfurt 41979, S. 387f., 369-388; Baumgart, Constanze: Stresemann und England, Köln 1996, S. 139-148; Köhler, Volker/Mares, Detlev: Hauptfeind - Partner - Vorbild. Großbritannien in der politischen Argumentation Gustav Stresemanns, [im Druck] S. 37 (des Aufsatzes).

6 IMKK (Interalliierte Militär-Kontrollkommission) zur Überwachung der deutschen Abrüstung gem. Treaty of Peace with Germany (Treaty of Versailles), u. a. in: Senate document 51, 66th, Congress, 1st session, Art. 203-210; Williamson, David: The British in interwar Germany. The reluctant occupiers, 1918-30, London 22017, S. 245-248.

7 Storer 2010, S. 148f., 170-172; Kolb, Eberhard/Schumann, Dirk: Die Weimarer Republik, München 82013

8 Vgl. u. a.: Eyck, Erich: Vom Zusammenbruch des Kaisertums bis zur Wahl Hindenburgs, Stuttgart 51975 (= Geschichte der Weimarer Republik), S. 368f., 362-369; Fenske, Hans: Konservatismus und Rechtsradikalismus in Bayern nach 1918, Bad Homburg v. d. H u. a. 1969, S. 9-15, 207-245; Gordon, Harold: Hitler and the Beer Hall Putsch, Princeton (NJ) 1972, S. 185-409; Geyer, Martin: Verkehrte Welt. Revolution, Inflation und Moderne. München 1914-1924, Göttingen 1998 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 128), 103-129, 328-354.

9 Evans, Richard: The Coming of the Third Reich, New York 1 (US) 2004 (= The Third Reich Trilogy 1), S. 176-194.

10 Vgl. Dipper, Christof: Der Hitler-Putsch. Und die Rolle des italienischen Faschismus, in: Hannig, Nicolai/Mares, Detlev (Hgg.): Krise! Wie 1923 die Welt erschütterte, Darmstadt 2022, S. 32, 41, 30-43; Mühlhausen, Walter: Hyperinflation und Staatskrise. Die Weimarer Republik am Abgrund 1923, Wiesbaden 2024 (= Demokratie-Geschichte 4), S. 12f., 116-120, 123.

11 Vgl. u. a.: Dipper 2022, S. 32, 41, 30-43; Ullrich 2022, S. 214-216, 171-216; Kellerhoff, Sven: Der Putsch. Hitlers erster Griff nach der Macht, Stuttgart 2023, S. 225-286; Mühlhausen 2024, S. 12f., 116120, 123; Niess, Wolfgang: Der Hitlerputsch 1923. Geschichte eines Hochverrats, München 2023, S. 7-13.

12 Adamthwaite, Anthony: The Lost Peace. International Relations in Europe, 1918 - 1939, London 1980 (= Documents of modern history), S. 1-13; Newton, Scott: Profits of Peace. The Political Economy of Anglo-German Appeasement, Oxford 1996, S. 1-7, 1-13; Lee, Marshall/Michalka, Wolfgang: German Foreign Policy 1917-1933. Continuity or Break?, Leamington Spa 1987, S. 5f., 3-8;

Außerdem rückte im Rahmen der historischen Analyse der Außenpolitik Gustav Stresemanns, der als lange amtierender deutscher Außenminister schon früh einen besonderen Schwerpunkt der personen- und politikgeschichtlichen Forschung zur Weimarer Republik darstellte (z. B. Turner, Henry: Stresemann and the Politics of the Weimar Republic, Princeton (NJ) 21965, v., 117, 170, 175), auch wiederholt Stresemanns Einstellung gegenüber der Sieger- und Weltmacht „England“ und die deutsch-britischen Beziehungen während seiner Amtszeit als Außenminister in den Untersuchungsfokus. Mithin befasste sich bereits 1972 der Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld umfassender mit der stresemannschen „Englandpolitik“ in der Weimarer Zeit und ebenfalls mit der Frage nach ihrer Kontinuität bis in die NS-Zeit (Weidenfeld, Werner: Die Englandpolitik Gustav Stresemanns. Theoretische und praktische Aspekte der Außenpolitik, Mainz 1972, S. 90f., 99, 295). Die 1996 erschienene Dissertation von Constanze Baumgart bietet wohl die detaillierteste Analyse der Entwicklung von Gustav Stresemanns Englandbild anhand aller größeren Ereignisse seiner Karriere Stresemanns von 1908 bis zu seinem Tod (Baumgart 1996, S. 14f., 13-21).

13 Die in der älteren Forschung verbreitete Tendenz, jegliche Akkommodation des deutschen Reiches als aktiven Appeasementversuch und mithin als historische Fehlentscheidung zu werten, wird in der jüngeren Forschung differenzierter und oft kritisch bewertet. Vgl. Cohrs, Patrick: The Quest for a New Concert of Europe: British Pursuits of German Rehabilitation and European Stability in the 1920s, in: Johnson, Gaynor (Hg.): Locarno Revisited: European Diplomacy 1920-1929, London 2004 (= Diplomats and Diplomacy), S. 23f., 27-31; Hicks, Geoffrey: ‘Appeasement’ or consistent Conservatism? British foreign policy, party politics and the guarantees of 1867 and 1939, in: Historical Research 84, 225 (2011), S. 513-534.

14 Bennett, George: British Foreign Policy during the Curzon Period, 1919-24, London 1995, ix, ix-xi.

15 Williamson 2017, S. 1-4, 163-198.

16 Johnson, Gaynor: The Berlin Embassy of Lord D’Abernon, 1920-1926, Basingstoke 2002 (= Studies in Diplomacy), S. 163-172; Johnson 2004, S. 1-7.

17 O’Riordan, Elspeth: Britain and the Ruhr crisis, Basingstoke 2001 (= Studies in military and strategic history), S. 1-3, 141-143; Fulda, Bernhard: Misgivings about Versailles: Lloyd George and the Weimar Republic, in: Görtemaker, Manfred (Hg.): Britain and Germany in the Twentieth Century, Oxford/New York 2006 (= German Historical Perspectives XVIII), S. 34-43, 31-46.

18 Clemens, Detlev: Herr Hitler in Germany. Wahrnehmung und Deutungen des Nationalsozialismus in Großbritannien 1920 bis 1939, Göttingen/Zürich 1996 (= Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London 39), S. 11-22.

19 Storer 2010, S. 1-10, 148-172.

20 DBFP, First Series Vol. XXI, S. v-xiii, No. 619-638.

21 Carsten 1984, S. 97-122.

22 Storer 2010, S. 149-155; Williamson 2017, S. 248f.; z. B.: (From our correspondent): Bavaria and the Reich. Growing Strength of Hitler Faction, in: The Times (31.10.1923), S. 13; (From our correspondent): Uncertainty in Munich. Von Kahr’s Lost Prestige. Nationalist Rally, in: The Times (12.11.1923), S. 12.

23 Waren vor dem Krieg bi- oder trilaterale, geheimdiplomatische Verhandlungen oftmals die Norm europäischer Außenpolitik gewesen, galten diese gegen Kriegsende zunehmend als elitär, undemokratisch und konfliktförderlich, wodurch die offenere, multilaterale Konferenzdiplomatie und die Einbeziehung ökonomischer Experten an Prestige gewann (Johnson 2002, S. 167-169; vgl. [Redetranskript] President Woodrow Wilson's 14 Points (1918), Version 08.02.2022, in: National Archives. Milestone Documents, <https://www.archives.gov/milestone-documents/president-woodrow-wilsons-14-points> (Abruf: 15.09.2024)).

24 Ebd., S. 168.

25 Ebd., S. 168f.

26 Ebd.; vgl. Auswahl an D’Abernons Schilderungen britischer, geheimdiplomatischer Vorgänge zwischen 1920 und 1922: 1st Viscount D'Abernon, Edgar Vincent: From Spa (1920) to Rapallo (1922), London 1929 (= An Ambassador of Peace 1), S. 106, 133, 148, 231.

27 Cohrs 2004, S. 23f., 26, 32, 36.

28 Bennett 1995, S. 39f., 12-40.

29 D'Abernon 1929 (= An Ambassador of Peace 2), S. 264 (Zitat siehe oben); DBFP, First Series Vol. XXI, No. 303, 318 (Bsp. entsprechender Äußerungen Curzons); Bennett 1995, S. 37; Ullrich 2022, S. 18.

30 Williamson 2017, S. 246f., 245-249 (s. Kapitel I); Vgl. u. a.: DBFP, First Series Vol. XXI, No. 638.

31 Fulda 2006, S. 34-36; Williamson 2017, S. 37, 39-41, 45-48, 64, 245, 247.

32 Fulda 2006, S. 34-36, 39-41; Als Beispiel der Ablehnung der französischen Rheinlandpolitik durch Mitglieder anderer politischer Fraktionen siehe Edmund Morels (Labour MP): Morel, Edmund: The Horror on the Rhine, London 81921.

33 Williamson 2017, S. 80-97, 107; Fulda 2006, S. 37f.

34 Ebd., S. 42-44.

35 Cohrs 2004, S. 26, 28; Bennett 1995, S. 36f.; Vgl. u. a.: Carsten 1984, S. 123-126; DBFP, First Series Vol. XXI, No. 24, 303. O’Riordans Analyse zeigt jedoch, dass die wohlwollende britische Neutralität keineswegs ein konstantes Vorgehen, sondern teilweise ein politischer Schlingerkurs, zwischen außen-, innenpolitischen Zwängen, einem gespaltenen Kabinett, einem ablehnenden Treasury und dem eher prodeutschen Foreign Office war. Dieser Kurs wandelte sich zudem graduell von einem vorsichtigen Abwarten, über das Scheitern erster Vermittlungsversuche zu einer längerfristig erfolgreichen diplomatischen Strategie (O’Riordan 2001, S. 63-65, 79f., 99f., 124, 141-143).

36 Cohrs 2004, S. 23, 26-30; Vorangegangene Bemühungen deutscher Regierungen um amerikanische Finanzhilfen waren weitgehend fehlgeschlagen (Lee/Michalka 1987, S. 71f., 62-74).

37 O’Riordan 2001, S. 141-143; Clemens 1996, S. 61f.

38 Ebd., S. 28.

39 Ebd., S. 28-31; Dieser im Jahr 1924 in London begründete „Pax Anglo-Americana“ habe mittelfristig erfolgreich des Versailler Strafregime ersetzt und die europäische Entspannung bis zu seinem Scheitern im Zuge der Weltwirtschaftskrise von 1929 ermöglicht. Zwar wurde die erste Regierung MacDonald bereits nach neun Monaten durch eine konservative ersetzt, doch hielt der neue Außenminister, Austen Chamberlain, Mithauptverantwortlicher für die Schließung der Locarno-Verträge, an den Grundzügen der eingeschlagen diplomatischen Line fest. Chamberlain blieb allerdings den deutschen Absichten gegenüber teilweise skeptisch und zielte konkret auf ein europäische Machtequilibrium, welches über multilaterale Konferenzdiplomatie erhalten würde, ab (Cohrs 2004, S. 32f.; Kaiser 1989, S. 449-451).

40 Statt ein zentraler Initiator Locarnos sei er vielmehr Zuschauer auf dem vordersten Rang gewesen, insbesondere da seine Expertise als spezialisierter Quereinsteiger in den diplomatischen Dienst nach dem Ende der Lloyd George-Regierung im Foreign Office weniger Beachtung geschenkt worden sei (Johnson 2002, S. 165-168, 170).

41 Kaiser 1989, S. 451f.; ebenfalls in: Davenport-Hines, Richard: Art. Vincent, Edgar, Viscount D’Abernon (1857-1941), Version 03.01.2008, in: Oxford Dictionary of National Biography, <https://doi.org/10.1093/ref:odnb/36661> (Abruf: 15.06.2024).

42 Vgl. u. a.: DBFP, First Series Vol. XXI, No. 5, 14, 29, 619, 632, 638.

43 Williamson 2017, S. 248f.

44 Kapitel II.

45 Geyer 1998, S. 112-114.

46 Ebd., S. 114-123, 112-129; Gelberg, Karl-Ulrich/Latzin, Ellen: Ordnungszelle Bayern, Version 07.03.2007, in: Historisches Lexikon Bayerns, <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexi- kon/Ordnungszelle_Bayern> (Abruf 18.09.2024).

47 Ebd.; Für eine dementsprechende zeitgenössische Einschätzung Smallbones vgl. No. 219, in: Documents on British Foreign Policy 1919-1939, First Series Vol. X: German Affairs and Plebiscite Problems 1920, hg. v. Butler, Rohan/Bury, J./Lambert, M., London 1960. [Sigle: DBFP, First Series Vol. X]; Frankreich sah in der Förderung des bayrischen Separatismus eine Chance zur weiteren Schwächung Deutschlands und ernannte einen eigenen Botschafter in München, wohingegen das Foreign Office den Verbleib Bayerns, als ein Gegengewicht zur Vormacht Preußens, im Reich präferierte (Carsten 1984, S. 97-99).

48 Carsten 1984, S. 100-105; Letztendlich wurde die Einwohnerwehren 1921 aufgelöst, Anführer, Strukturen und Materialien gingen jedoch teilweise in regionale Kampfbünde und semiklandestine Organisationen, mit Duldung und Förderung der Landesregierung, über (Fenske 1969, S. 100-112, 76-122; vgl. Price, Morgan: Germany in Transition, London 1923, S. 93f., 98).

49 DBFP, First Series Vol. X, No. 219.

50 Ebd.; Ferner berichtete Lord Kilmarnock, hoher Kommissar der Interalliierte Rheinland-kommission (IRKO), der die Intentionen von Kahrs zunächst wohlwollender als Smallbones eingeschätzt hatte, im Zuge der Ermordung Matthias Erzbergers (1921), dass München zum Zentrum des pangermanischen Extremismus geworden war. 1922 berichtete dann Smallbones Nachfolger, William Seeds, von dem rapiden Wachstum der NSDAP München, Hitler sei zu einer ernstzunehmenden politischen Figur geworden, die sich als deutscher Mussolini geriere und als erbitterter Gegner des Kommunismus viel mittelständischen Zulauf gewinne. Außerdem warnte im gleichen Jahr ein Memorandum des Berliner Botschaftsmitarbeiters, Addison, dass ähnlich den italienischen Faschisten Hitler nicht zu unterschätzen sei (Carsten 1984, S. 105f., 109-111; vgl. für eine ähnliche zeitgenössische Einschätzung: Price 1923, S. 95f., 99f.).

51 Evans 2004, S. 181f.; Carsten 1984, S. 110f.; Kellerhoff 2023, S. 22-28.

52 Vgl. Morel 1921; u. a. Harter, Pascal Johannes: Die schwarze Schmach. Zu Ursprüngen und Einflüssen sozialdarwinistischer und eugenischer Vorstellungen auf die rassistische Propagandakampagne, in: Campus Historiae 2,2 (2024), S. 120-152 (<https://www.campus-historiae.de/wp-content/uploads/2025/01/124- 156_CH-2-2.pdf>).

53 Evans 2004, S. 186f.; Niess 2023, S. 87-93.

54 Ebd.; Carsten 1984, S. 114; Fenske 1969, S. 191-196.

55 Evans 2004, S. 192; Kellerhoff 2023, S. 138-140; vgl. Carsten 1984, S. 115f.

56 Niess 2023, S. 122-125.

57 Ebd., S. 125-144; Fenske 1969, S. 210-216.

58 Wright, Jonathan: Gustav Stresemann. Weimar’s Greatest Statesman, Oxford 2002, S. 202-260; z. B. für die zeitgenössische Wahrnehmung der reichsweiten Krisenlage: Klemperer, Victor: Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum, Bd. 1: Tagebücher 1918-1924, hg. v. Nowojski, Walter/Löser, Christian, Berlin 1996, S. 758f. (Freitag Abends 16. Nov.).

59 Fenske 1969, S. 215f.; Dipper 2022, S. 38-40; Niess 2023, S. 139-144; Evans 2004, S. 190-192.

60 Ebd; Times (31.10.1923), S. 13.

61 Ebd.; Kellerhoff 2023, S. 211-215; Mühlhausen 2024, S. 116f.

62 Evans 2004, S. 192; Fenske 1969, S. 222f.; Dipper 2022, S. 40.

63 Evans 2004, S. 193f.; Times (12.11.1923), S. 12 (Augenzeugenbericht des Münchner Korrespondenten).

64 Ebd.

65 Ebd.; Longerich, Peter: Außer Kontrolle. Deutschland 1923, Wien/Graz 2022, S. 258-260.

66 Ebd.; von Kahr hatte zwar vorerst seine Machtstellung in Bayern verteidigt, jedoch erlitt er aufgrund des ihm im Zuge des Hitlerputsches unterstellten Verrats an der völkisch-nationalen Sache einen maßgeblichen Reputationsschaden (Times (12.11.1923), S. 12; Carsten 1984, S. 119).

67 DBFP, First Series Vol. XXI, S. xiii.

68 D'Abernon 1929 (= An Ambassador of Peace 2), S. iii-10.

69 Kapitel III.1.

70 Ebd.; vgl. u. a. die Rede Curzons zur Regierungsarbeit bzgl. der Ruhrkrise im April 1923, die auch O’Riordans Thesen untermauert (Hansard: French Occupation Of The Ruhr, in: UK Parliament. Hansard. House of Lords Vol. 53 (20.04.1923), Sp. 781-799; 774-817, <https://hansard.parliament.uk/Lords/1923- 04-20/debates/dc82e471-0cec-4f2b-8b1c-b5f95f3ad455/FrenchOccupationOfTheRuhr> (Abruf

18.09.2024), Sp. 781-799; O’Riordan 2001, S. 62, 64, 66, 70, 71, 174) und die Rede des George V. vor den versammelten Abgeordnetenhäusern im November 1923 (Hansard: His Majesty's Speech, in: UK Parliament. Hansard. House of Lords Vol. 55 (16.11.1923), Sp. 39f., 39-42, <https://hansard.parlia- ment.uk/Lords/1923-11-16/debates/74cfb517-54c4-4cf4-9238-c7af100d7e3f/HisMajestySSpeech?high- light=germany#contribution-05aca4a8-f430-43d3-b96b-4b790ea38146> (Abruf 18.09.2024)).

71 So fielen, laut Hansard, die Stichworte „German“ dreihundertdreiundsiebzigmal und „Germany“ dreihundertzweiundsechzigmal, wobei die auf Deutschland bezogenen Debatten fast ausschließlich auf Reparations- und Wirtschaftsfragen, sowie die Ruhrkrise behandelten (Digitale Suche nach beiden Stichworten im Hansard Hansard - UK Parliament, <https://hansard.parliament.uk/search/Contributions?start- Date=1923-01-01&endDate=1924-01-01&searchTerm=german&partial=False&sortOrder=1>,

https://hansard.parliament.uk/search/Contributions?endDate=1924-01-01&searchTerm=germany&sortOr- der=1&startDate=1923-01-01&page=1 (Abruf 20.09.2024)). „Fascisti“, ob italienisch, deutsch oder ungarisch, wurden lediglich einundzwanzigmal im Rahmen der ihnen zugeschrieben Eigenschaft als paramilitärische Streikbrecher 1923 in Parlamentsdebatten erwähnt (Digitale Suche nach beiden Stichworten im Hansard: Hansard - UK Parliament, <https://hansard.parliamentuk/search/Contributions?startDate=1923- 01-01&endDate=1924-01-01&searchTerm=fascisti&partial=False&sortOrder=1> (Abruf 20.09.2024)).

72 DBFP, First Series Vol. XXI, No. 103, 284, 608, 612, 613, 627, 629, 631, 634, 638.

73 Ebd., No. 632, 633, 634, 637 (vgl. Anzahl der Nachrichten Clives an Curzon mit der Crewes an Curzon).

74 DBFP, First Series Vol. XXI, S. xiii-cxv (Von den 697 Hauptdokumenten der DBFP zur britischen Deutschlandpolitik 1923 behandeln 518 primär Okkupations- und Reparationsangelegenheiten).

75 Dagegen hatten D’Abernons später veröffentlichte Tagebücher keinen direkten Einfluss auf die britische Außenpolitik von 1923, sie ermöglichen jedoch Einsicht in subjektive Wahrnehmungen, die D’Abernons berufliche Einschätzungen mitformten und folglich die Meinungsbildung im Foreign Office mitbeeinflussen konnten.

76 Kapitel III.2; D'Abernon 1929 (= An Ambassador of Peace 2), S. 53; (From our correspondent): Herr Hittler’s “Storm Troops.”. Munich Demonstrating, in: The Times (30.01.1923), S. 10; (From a correspondent): Bavaria’s Fascists. The German Mussolini, in: The Manchester Guardian (08.02.1923), S. 14.

77 DBFP, First Series Vol. XXI, No. 103; Clemens, dem auch nicht publizierte Schriftverkehr des Foreign Offices vorlag, dass vor allem die Münchener Generalkonsule Seeds und Clive, aber auch verschiedene Informanten des Foreign Offices und teils rivalisierende Spione des War Office, regelmäßiger, teils widersprüchlich über rechtsextremistische Gruppierungen in Bayern, insbesondere über Hitler, berichteten. Im Gegensatz zu der in den DBFP abgedruckten Korrespondenz, wurde diesen ,kleineren‘ alltäglicheren Berichten meist, über Aktenvermerke und gelegentliche, interne Memoranda hinaus, vergleichsweiße geringere Bedeutung beigemessen (Clemens 1996, S. 64f., 68, 71).

78 DBFP, First Series Vol. XXI, No. 103.

79 Ebd., No. 608. Demnach fürchte die Reichsregierung die Rache klandestiner, nationalistischer Organisationen und sei deshalb nicht in der Lage den Schutz der IMKK-Inspekteure hinreichend zu garantieren.

80 Ebd. No. 284.

81 Ebd.

82 Ebd.

83 Ebd., No. 532; für den Beleg entsprechender Gerüchte vgl. (From our correspondent): The Bavarian Plot. Reactionary Activities, in: The Times (10.03.1923), S. 9.

84 Ebd., No. 612.

85 Ebd., No. 613.

86 Ebd.

87 Ebd.

88 Ebd., No. 619; Zwar betont Clemens, in seiner speziell auf die britische Hitlerwahrnehmung fokussierten Untersuchung, dass die Berichterstattung zu der NSDAP von dem Münchner Generalkonsul und lokalen Informanten zugenommen in der zweiten Jahreshälfte zugenommen habe. Hierbei handelte es sich jedoch um ,kleinere‘ Berichte (vgl. oben), die im Foreign Office entweder aus relativem Desinteresse oder weil man keine akuten Handlungsmöglichkeiten sah, kaum diskutiert wurden. Clemens räumt ebenfalls ein, dass diese ,kleineren‘ Mitteilungen meist uneinheitlich, widersprüchlich und eher oberflächlich gewesen seien. So habe man erst nach dem Hitlerputsch begonnen konsequent zwischen den verschieden rechtsmilitanten Lagern (bayrische Partikularisten und Monarchisten um Kahr und preußisch, pangermanische Völkische um Ludendorff und Hitler) in München zu differenzieren (Clemens 1996, S. 63, 68f., 71, 79, 87f.).

89 DBFP, First Series Vol. XXI, No. 627.

90 Ebd.; D’Abernon hatte, nachdem er nachts von dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von „Ago“ von Maltzan, geweckt und über den in München stattfindenden Putsch informiert worden war. Unverzüglich die Nachricht eines möglicherweise bevorstehenden Bürgerkrieges nach London telegraphiert. In rascher Abfolge meldete D’Abernon die Berliner Nachrichten über den Putsch nach London weiter. Nennenswerte Antworten oder Instruktionen im Gegenzug von London an D’Abernon sind in diesem Zusammenhang nicht bekannt (D'Abernon 1929 (= An Ambassador of Peace 2), S. 270; Clemens 1996, S. 75f.).

91 DBFP, First Series Vol. XXI, No. 627.

92 Ebd., No. 628. Die kurzzeitige Verhaftung des britischen IMKK-Offiziers, Major Hennessy, durch Reichswehreinheiten am 30.10 nahe Chemnitz hatte einen kleineren bilateralen Eklat ausgelöst.

93 Z. B.: (From our correspondent): Ludendorff Coup. Command of the German Army. Directory in Munich. Threat to Berlin, in: The Times (09.11.1923), S. 12; Reuter Munich/(From our correspondent): Dictatorship in Bavaria. Government seized by Ludendorff and Hitler. French warning to reactionaries delivered on Berlin. Militarists’ triumph over Stresemann, in: The Manchester Guardian (09.11.1923), S. 9.

94 DBFP, First Series Vol. XXI, No. 629. Vgl. Kapitel I.

95 Ebd.

96 Ebd., No. 631; Ähnlich äußerte sich auch der britische Botschafter in Brüssel gegenüber der belgischen Regierung. (Ebd., No. 636).

97 Ebd., No. 632; D'Abernon 1929 (= An Ambassador of Peace 2), S. 270.

98 Ebd., S. 271, 41, 53; DBFP, First Series Vol. XXI, No. 632.

99 Ebd.

100 Ebd., No. 627, 629, 631; Vgl. Times (09.11.1923), S. 12; The Manchester Guardian (09.11.1923), S. 9; Carsten 1984, S. 118.

101 Clive, wie die meisten zeitgenössischen Beobachter, blieb kritisch bezüglich der Loyalität lokaler Reichswehreinheiten und der Effektivität des Parteienverbotes, allerdings ging man zum Jahreswechsel 1923/1924 nicht davon aus, dass die NSDAP noch eine ernsthafte Bedrohung der Weimarer Republik darstellte (DBFP, First Series Vol. XXI, No. 637; Clemens 1996, S. 85f.).

102 DBFP, First Series Vol. XXI, No. 628, 630, 633, 634; der Umgang mit Rückkehr des von den Alliierten verfolgten Hohenzollern-Kronprinzen nach Deutschland wurde ausführlicher diskutiert (u. a. Ebd., No. 630, 631, 634, 635, 636) und im Gegensatz zu Hitlerputsch auch in britischen Kabinettssitzungen thematisiert (Clemens 1996, S. 75).

103 Ausgenommen der groben initialen Einordnung durch Smallbones (Kapitel III.2), gelegentlichen, ,klei- neren‘, widersprüchlichen Mitteilungen und McGraths Bericht über die ungefähre Stärke lokaler, rechter Kampforganisationen (DBFP, First Series Vol. XXI, No. 284; siehe oben [Fußnote 88]).

104 Ebd., No. 632; vgl. The Manchester Guardian (08.02.1923), S. 14; Gedye, George: The Revolver Republic. France’s Bid for the Rhine, London 1930, S. 254; Zudem fiel es lange vielen Beobachtern der Hitlers schwer klare positive politische Ziele der NSADP bzgl. beabsichtigter Staats-, Regierungsform und Kollaboration mit anderen Gruppierungen abzustecken (Clemens 1996, S. 71, 79, 87f.).

105 Price 1923, S. 87f., 95-101.

106 DBFP, First Series Vol. X, No. 219; DBFP, First Series Vol. XXI, No. 284.

107 Ebd., No. 284, 613, 632.

108 Ebd., No. (103), 629, 631, 634, 636; D'Abernon 1929 (= An Ambassador of Peace 2), S. 263; Clemens 1996, S. 61f., 76-78).

109 Vgl. Kapitel III.1.; ebenfalls in: Clemens 1996, S. 61f., 68, 87f.

110 DBFP, First Series Vol. XXI, No. 243, 613, 627, 632.

111 Ebd., No. 608; Zu politischen Anschlägen rechtsextremistischer Organisationen zwischen 1918 und 1922 vgl. Gumbel, Emil: Vier Jahre politischer Mord, Berlin 1922, S. 69-72, 125-127, 130-133.

112 Ebd., No. 633.

113 Ebd., No. 243, 284, 613, 619, 627, 632, 637.

114 Ebd.

115 Ebd., No. 638, 627, 637; Dagegen betonen D’Abernons Schilderungen die zentrale und wirkmächtige Rolle von Seeckts bei der Niederschlagung des Hitlerputsches (D'Abernon 1929 (= An Ambassador of Peace 2), S. 41, 51-53, 271).

116 „Macht“ entsprechend der normativen der Definition Max Webers: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eignen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“ (Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1922 (= Grundriss der Sozialökonomie), §16 (S. 28f.).

117 Ebd. („Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden [...]“).

118 Kapitel IV.1; vgl. D'Abernon 1929 (= An Ambassador of Peace 2), S. 290.

119 Kapitel IV.1.

120 Dipper 2022, S. 31f.; Mühlhausen 2024, S. 119; Kellerhoff 2023, S. 7.

121 Evans 2004, S. 192, 194; Dipper 2022, S. 37, 41; Mühlhausen 2024, S. 118f., 123; Carsten 1984, S. 121f.

122 Ebd.; DBFP, First Series Vol. XXI, No. 632; Times (12.11.1923), S. 12.

123 Carsten 1984, S. 121.

124 Mühlhausen 2024, S. 123.

125 O’Riordan 2001, S. 102-106; Wright 2002, S. 251-259.

126 Vgl. DBFP, First Series Vol. XXI, No. 627-629, 631.

127 Kapitel IV.1, IV.2; Clemens zufolge, belegt auch nicht publizierte ,kleinere‘ Memoranda und Korrespondenz des Foreign Offices unter Curzon, dass dieses auch vor der Eskalation des Hitlerputsches tunlichst bemüht war, eine militärische Intervention der Alliierten in Deutschland abzuwenden (Clemens 1996, S. 63, 75). Diese Feststellung untermauert wiederum Bennett Schluss, dass Curzons Außenpolitik stark von der Absicht friedlicher europäischer Konfliktlösungen geprägt worden sei (Bennett 1995, S. 39f., 12-40).

128 Williamson 2017, S. 248; Fulda 2006, S. 39-43.

129 Kapitel III.1.; Clemens 1996, S. 75; Die weitere, potenzielle Option für die Reparationsfragen und die Rheinlandbesatzung von britischer Seite den Völkerbund für einen Schiedsspruch anzurufen, war Clemens zufolge im Laufe des Jahres bereits kurzzeitig Frankreich angedroht worden. Der damit verbundene Gesichtsverlust für Frankreich hätte jedoch wahrscheinlich, entgegen britischen Interessen, zum Bruch der Entente mit Frankreich geführt (Clemens 1996, S. 62).

130 DBFP, First Series Vol. XXI, No. 627-629, 631, 634, 636.

131 Ebd., 629; O’Riordan 2001, S. 141-143; Kapitel III.1.

132 Ebd.; Clemens 1996, S. 76-78; Mithin ergänzt sich diese Feststellung untermauernd mit O’Riordans Ausführungen, dass das britische Außenministerium, wenn auch auf keinem geradlinigen Kurs, bereits während der Amtszeit Curzons stetig um friedliche, konstruktive multilaterale wirtschaftliche und sicherheitspolitische Lösungen mit dem Vereinigten Königreich in einer zwischen Deutschland und Frankreich vermittelnden Rolle bemüht war (O’Riordan 2001, S. 141-143).

[...]

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Title: Britische Perspektiven auf den Hitler-Ludendorff-Putsch 1923. Rechtsextremistische Gefährdung und außenpolitische Deutungen im Krisenjahr der Weimarer Republik

Seminar Paper , 2024 , 31 Pages , Grade: 1,0

Autor:in: Pascal Johannes Harter (Author)

History of Germany - World War I, Weimar Republic
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Details

Title
Britische Perspektiven auf den Hitler-Ludendorff-Putsch 1923. Rechtsextremistische Gefährdung und außenpolitische Deutungen im Krisenjahr der Weimarer Republik
College
Technical University of Darmstadt  (Institut für Geschichte)
Course
Entscheiden im Krisenmodus: Stresemanns Kanzlerschaft 1923
Grade
1,0
Author
Pascal Johannes Harter (Author)
Publication Year
2024
Pages
31
Catalog Number
V1665241
ISBN (PDF)
9783389160503
ISBN (Book)
9783389160510
Language
German
Tags
Edgar Vincent, Viscount D'Abernon Politikgeschichte Diplomatiegeschichte Deutsch-Britische Beziehungen Weimarer Republik Krisenjahr 1923 Gustav Stresemann Foreign Office Britische Außenpolitik Rechtsextremismus David Lloyd George Marquess Curzon of Kedleston Marquess of Crewe Robert Smallbones Adolf Hitler NSDAP Hitler-Ludendorff-Putsch Erich Ludendorff UK Robert Clive Gustav Ritter von Kahr Britische Außenpolitik der 1920er Jahre
Product Safety
GRIN Publishing GmbH
Quote paper
Pascal Johannes Harter (Author), 2024, Britische Perspektiven auf den Hitler-Ludendorff-Putsch 1923. Rechtsextremistische Gefährdung und außenpolitische Deutungen im Krisenjahr der Weimarer Republik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1665241
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