Der Nationalsozialismus ist im Gedächtnis vieler Zeitzeugen als eine Zeit des Glücks und der Zufriedenheit geblieben. Dies ruft großes Erstaunen bei der Nachwelt hervor, die mit dem Dritten Reich Unfreiheit, totalitäre Diktatur und Massenmord verbindet. Diese positiven Empfindungen von Zeitzeugen und die negativen Auswüchse des Dritten Reiches scheinen der Nachwelt unvereinbar; deswegen wird darüber immer noch 60 Jahre nach seinem Ende viel Literatur publiziert. So weckt die Frage, wie Hitler es geschafft hat, dass große Teile der Bevölkerung seine Regierungszeit als eine Blütezeit in Erinnerung behalten haben, großes Interesse. Bei dieser Frage sind zweifelsohne soziale wie regionale Unterschiede zu beachten. Im Ermland und Masuren scheint eine solche Untersuchung besonders interessant, da die Bevölkerung dieser Regionen genau genommen nicht in das Schema der nationalsozialistischen Rassenlehre passte und deswegen dort besonders bevölkerungspolitischen Maßnahmen ausgeliefert war. Unter nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik werden Anweisungen verstanden, welche gezielt mit statistischen, anthropologischen und historischen Paradigmen die Bevölkerung nach ihrem Bild „umformten“. So musste sich die dort ansässige Bevölkerung von vielen Bräuchen und ihrer Sprache trennen, die sie Jahrhunderte lang pflegten. Objektiv betrachtet wäre eine abneigende Haltung gegenüber der Diktatur zu erwarten gewesen. Stattdessen stößt man häufig auf Zitate wie „die goldenen Jahre Masurens“ oder „die schönste Zeit erlebte das Dorf nach dem Jahre 1933“ .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangssituation Anfang der 30er Jahre
- Grenzlage
- Wahlverhalten
- Krise der Landwirtschaft
- Scheitern der Regierung
- Wahlkampagne der NSDAP
- Wahlerfolge in Ermland und Masuren
- Bekämpfung der Wirtschaftskrise
- „Ostpreußenplan“ und „Masurische Arbeitsschlacht“
- Ansiedlung von Industrie und Ausbau der Infrastruktur
- Landjahr, Reichsarbeitsdienst und Zwangsarbeit
- Sozialer Aufstieg
- Das Gefühl der Volksgemeinschaft
- Germanisierungspolitik
- Die Eliminierung der masurischen Sprache
- Masurengermanismus
- Germanisierung der Toponyme und Familiennamen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, wie die Nationalsozialisten es geschafft haben, dass große Teile der Bevölkerung in Masuren und dem Ermland die NS-Zeit als positiv erlebten. Sie analysiert dabei die wirtschaftliche Situation Anfang der 1930er Jahre, das Scheitern der vorherigen Regierungen in der Bewältigung der Krise und den Aufstieg der NSDAP. Des Weiteren beleuchtet die Arbeit die spezifischen Herausforderungen des Ermlands und Masurens im Kontext der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik.
- Die wirtschaftliche Situation in Masuren und dem Ermland Anfang der 1930er Jahre
- Die Rolle der NSDAP im Kontext der Wirtschaftskrise
- Die nationalsozialistische Bevölkerungspolitik im Ermland und Masuren
- Die Auswirkungen der Germanisierungspolitik auf die lokale Bevölkerung
- Die Gründe für die positive Wahrnehmung der NS-Zeit durch Teile der Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die schwierige wirtschaftliche Ausgangssituation in Masuren und dem Ermland Anfang der 1930er Jahre. Es zeigt die Probleme der Landwirtschaft, die hohe Arbeitslosigkeit und die politische Instabilität auf. Das zweite Kapitel analysiert das Scheitern der vorherigen Regierungen in der Bewältigung der Krise und den Aufstieg der NSDAP. Es beschreibt die Wahlkampagne der NSDAP, die Rolle von Paul von Hindenburg und die spezifischen Herausforderungen des Ermlands und Masurens im Kontext der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik.
Das dritte Kapitel betrachtet die Maßnahmen der Nationalsozialisten zur Bewältigung der Wirtschaftskrise. Es untersucht die Rolle des Reichsarbeitsdienstes und die „Masurische Arbeitsschlacht“. Darüber hinaus werden die Anstrengungen zur Ansiedlung von Industrie und zum Ausbau der Infrastruktur beleuchtet. Das vierte Kapitel behandelt die positiven Begleiterscheinungen der NS-Herrschaft, wie den sozialen Aufstieg und das Gefühl der Volksgemeinschaft. Es analysiert, wie die Degradierung der Bevölkerung Ostpreußens als „Deutsche zweiter Klasse“ aufgehoben oder zumindest in den Hintergrund gestellt wurde.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen der wirtschaftlichen Krise, der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik, der Germanisierung, der sozialen Auswirkungen des Nationalsozialismus und der Wahrnehmung der NS-Zeit durch die Bevölkerung Masurens und des Ermlands. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Wirtschaft, Landwirtschaft, Arbeitslosigkeit, NSDAP, Germanisierung, Sprache, Kultur, Identität, Volksgemeinschaft, Ostpreußen, Masuren, Ermland, Grenzlandgeist.
- Arbeit zitieren
- Alona Gordeew (Autor:in), 2008, Die nationalsozialistische Bevölkerungspolitik im Ermland und in den Masuren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166530