Rheinbruck – eine Stadt, die nicht schläft, sondern zuhört.
Als ein stillgelegtes Datennetz plötzlich wieder Signale sendet, geraten Kommissar Leon Berg und sein Team in ein Spiel aus Code, Macht und Erinnerung.
Was als digitale Spur beginnt, führt zu einer unsichtbaren Struktur: Sektor 7 – ein System, das nie abgeschaltet wurde.
Jede Wahrheit, die sie finden, verändert sie selbst – und zieht sie tiefer hinein in ein Netz, das längst gelernt hat, zu denken.
Zwischen Wahrheit und Kontrolle, Schuld und Loyalität zieht sich eine feine Linie – und Leon Berg ahnt, dass er sie bereits überschritten hat.
SCHATTENLINIE
Ein Thriller von Matz Mattern
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Impressum:
Copyright © ShadowScript 2025
Ein Imprint der GRIN Publishing GmbH, München, Germany
Druck und Bindung: Libri Plureos GmbH, Friedensallee 273, 22763 Hamburg
Text: © 2025 Copyright by Matz Mattern
Umschlaggestaltung: GRIN; Hintergrund KI-generiert (ChatGPT), Auge entnommen aus TopImage | stock.adobe.com
Herstelleradresse: info@bod.de
Manche Schatten sind tiefer und dunkler als ihr Ursprung.
Über den Autor – Matz Mattern
Bücherwurm, Leseratte, Krimifan und jetzt endlich auch Krimiautor. Schon als Kind war der Traum vom eigenen Buch da, doch wie das Leben so spielt: Beruf, Familie, viele andere Hobbys – und plötzlich ist man mitten im Alltag angekommen. Ein Fachbuch gibt es zwar schon aber das ist eben kein spannender Krimi. Jetzt, mit etwas mehr Gelassenheit ist der Moment da, die alte Leidenschaft wieder aufleben zu lassen.
Der Autor arbeitet beruflich im sozialen Bereich, wo
er komplexe Themen managt und Menschen verbindet.
Privat ist er sportbegeistert, liebt gute Musik und findet Inspiration bei
langen Spaziergängen mit dem Lieblingshund. Verheiratet mit erwachsenem Kind
lebt er in einer schönen Region Hessens.
„Schattenlinie“
ist sein erster Kriminalthriller – und sicher nicht der letzte.
Danksagung
Dieses Buch wäre ohne viele Menschen in meinem Leben nicht entstanden.
Mein tief empfundener Dank gilt meiner Familie und meinen Freunden für Geduld, Vertrauen und die vielen stillen Momente,in denen sie mir den Raum zum Schreiben gelassen haben.
Ein besonderer Dank geht an Duke –für die unendlichen Spaziergänge, die Gedanken sortieren und die Stille, in der Geschichten entstehen können.
Grüße gehen an Marc Elsberg, der mir damals in
Dietzenbach bei einer fast zufälligen aber tollen Begegnung den Rat und den Mut
gab, dranzubleiben auch wenn es dauert.
Ja, Marc Elsberg, es hat gedauert: fast vierzehn Jahre.
Und abschließend natürlich noch ein „Sorry“ 😉 an
Rich und Roli.
Inhalt
Prolog – Vor der Schattenlinie
Kapitel 3 – Schatten im System
KAPITEL 6.5 – DOSSIER: SEKTOR 7
Kapitel 10.5 – Bericht Salzburg
Kapitel 14.5 – Bericht: Projekt Erbe
Prolog – Vor der Schattenlinie
Salzburg – unter Null
Der Schnee fiel in geraden Linien, als hätte jemand die Schwerkraft genormt. Das Institut am Stadtrand war seit Jahren offiziell geschlossen. Drinnen roch es nach kaltem Metall und alter Kreide, nach einem Wissen, das keiner mehr aussprechen wollte.
Im Keller, Raum B-07, summte ein einzelner Server wie ein Tier, das gelernt hat, leise zu atmen.
Zwei Männer standen davor. Der Ältere – schmal, präzise, Hände ohne Zögern. Der Jüngere – der beherrschte Pragmatismus eines Menschen, der mehr Geld bewegt als Erinnerungen.
„Stabil?“ fragte der Jüngere.
„Stabil ist ein Wort für Politiker,“ sagte der Ältere und legte den Kopf leicht schief. „Es hört zu. Es lernt. Es vergisst nicht.“
„Dann nennen wir es Fortschritt.“
„Oder Schicksal.“ Ein kleines, trockenes Lächeln. „Node Null ist keine Maschine. Es ist ein Verhalten.“
Auf dem Monitor lief eine schlichte Zeile:
NODE 0 – SYNCHRONISIERUNG / PASSIV
Darunter blinkte ein Cursor, höflich, geduldig.
„Wenn man ein System zu perfekt baut,“ sagte der Jüngere – Richard K. –, „beginnt es, sich selbst zu erklären.“
„Das hat man Kunst genannt, bevor man es Regulierung nannte.“ Der Ältere – Dr. Roland S. – klappte ein Notizbuch zu, das aussah, als hätte es mehr Leben gesehen als seine Besitzer. „Wir brauchen sieben Spiegel. Sieben Städte. Sieben Hände, die wissen, wann sie nichts tun.“
Richard K. deutete auf eine graue Metallkiste neben dem Rack. Darauf ein Etikett in nüchterner Schrift: RHEINBRUCK – PILOTVERSION.
„Warum ausgerechnet dort?“
„Weil Übergänge alles sind,“ sagte Roland S. „Fluss, Industrie, Verwaltung – und genug Stille, damit das Rauschen nicht auffällt.“
„Und wenn es jemand findet?“
„Dann findet es jemanden.“ Roland S. legte die Hand kurz an das Blech, als würde man einer Tür zuhören. „Ordnung ist die höfliche Form von Angst. Wir geben ihnen eine freundliche Lüge.“
Der Cursor stoppte, die Zeile wechselte:
ECHO: AKTIVIERT
PROTOKOLL: SEKTOR 7
„Es beginnt,“ sagte Richard K. leise.
„Nein,“ sagte Roland S. „Es erinnert sich nur, wie es beginnt.“
Draußen rieb der Schnee an den Fenstern, ohne Spuren zu machen. Drinnen schloss der Server eine Schleife. Die Männer hoben die Kiste an, schwerer als Metall – schwer wie Absicht.
Bevor sie gingen, tippte Roland S. einen letzten Befehl. Auf dem Monitor blühte ein Wort auf, hell wie ein Versehen:
WILLKOMMEN.
Rheinbruck – Stadt im Übergang
Der Rhein machte hier einen Bogen, wie jemand, der einen Gedanken zu Ende denkt, bevor er spricht. Auf der einen Seite: alte Backsteinwerke, Schornsteine, ein Erinnern an Arbeit. Auf der anderen: Glas, Agenturlogos, Coworking in Weiß. Dazwischen Straßen, die so taten, als hätten sie ein Ziel, obwohl sie im Kreis führten.
Morgens war Rheinbruck pünktlich: Busse, die zu früh fuhren; Fahrräder, die zu spät kamen; Bäcker, die Teig zu Handwerk machten. Abends war Rheinbruck ehrlich: Lichter in Küchen, Stimmen in Treppenhäusern, ein Hund, der nicht bellt, weil er weiß, wer heimkommt.
Die Stadt war Mitte und Rand zugleich. Hier verschwammen Kanten. Hier klang Stille nicht leer, sondern aufmerksam. Wer lange genug stehen blieb, hörte, wie der Fluss den Strom erklärte.
Man liebte Rheinbruck, indem man blieb, und man unterschätzte es, indem man dachte, es sei egal.
Polizeidirektion – Haus der geordneten Unruhe
Das Gebäude aus den Siebzigern stand wie eine Entschuldigung da. Innen Linoleum, das schon bessere Schuhe gesehen hatte; Neonlicht, das jeden Schatten prüfte; der Geruch von Papier, Kaffee und der Idee, dass Kontrolle etwas sei, das man in Schränken aufbewahren könne.
Im zweiten Stock: K11 der Inbegriff für besondere Ermittlungen. Ein Schild, dessen Schrauben nie ganz festsaßen. Drei Büros, ein Besprechungsraum, ein Whiteboard mit Kreideflecken, die von entfernten Pfeilen erzählten.
Auf einem Tisch stand eine alte Kaffeemaschine, die klang, als proben zwei Blechbläser für den Ernstfall. Daneben eine Schale mit Hundekeksen, sachlich beschriftet: MILO.
An der Pinwand hingen keine Heldengeschichten, sondern Einkaufszettel: Batterien, Textmarker, Zeit. Jemand hatte „Zeit“ gleich dreimal unterstrichen.
Eine Tür war angelehnt. Auf dem Schild stand: L. Berg. Innen ein leerer Stuhl, ein Stapel sauberer Akten, ein Stift quer über einem Notizblock, als hätte jemand mitten im Satz aufgehört. Der Blick aus dem Fenster ging auf den Fluss, auf eine Brücke, auf eine Stadt, die tat, als hätte sie nichts zu verbergen.
Gegenüber: J. Martens. An der Garderobe ein schwarzer Hoodie, auf dem in kleiner Schrift „Laut denken“ stand. Unter dem Schreibtisch ein Gitarrenkoffer, der so tat, als sei er Aktenmappe. Auf dem Monitor ein Cursor, der ungeduldig blinkte.
Ein Büro weiter: L. Brandt (Analytik). Drei Bildschirme, ein geordneter Kabelsalat, ein Notfall-USB in einem Metallkästchen. Auf einem Post-it: „Wenn es zu sauber ist, fehlt etwas.“ Daneben eine Hundenase, die gelegentlich gegen die Tischkante stupste, um an Wichtiges zu erinnern.
Am Ende des Gangs: K. Neumann. Ältere Möbel, jüngere Gedanken. In der Schublade ein Brillenputztuch, auf dem „Geduld“ stand.
Hier arbeitete man nicht an Fällen, sondern an Fäden. Man zog nicht, man tastete. Man schrieb nicht das letzte Wort, nur die nächste Zeile.
Einschwingung
- Arbeit zitieren
- Matz Mattern (Autor:in), 2025, Schattenlinie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1665534