„Notwendiges Unterrichtsmaterial wird nur von wenigen Schüler/innen mitgebracht. Die Gewaltbereitschaft gegen Sachen wächst: Türen werden eingetreten, Papierkörbe als Fußbälle missbraucht, Knallkörper gezündet und Bilderrahmen von den Flurwänden gerissen. […]Der Intensivtäter wird zum Vorbild“ (Eggebrecht 2006, Erklärung Rütli).
Dieser Auszug stammt von der kommissarischen Schulleiterin der Rütli Hauptschule Neu-kölln, Berlin, aus dem Jahr 2006 und beschreibt die damals herrschenden Unterrichtsverhält-nisse. Die Reaktionen auf den erst später öffentlich gemachten Brief waren lange Zeit beherr-schend in den Medien. Geblieben sind Reformvorschläge, erste Änderungen und vor allem eine Menge Fragen: „[…]Wer ist für welchen Erziehungsauftrag zuständig, was leisten bzw. sind Familie und Schule in der Lage zu leisten, welche Ansprüche werden gegenseitig erhoben und wie ist eine aufeinander bezogene Erziehung in Familie und öffentlichen Institutionen umzusetzen“ (Ecarius, Groppe, Malmede 2009, S.7)?
Diese Fragen beschäftigen das öffentliche Interesse vielleicht erst seitdem Medien und Politik die maroden Hauptschulen der Republik als intervenierungsbedürftige Systeme erkannt haben, in der Forschung hingegen werden Problemfelder der öffentlichen Erziehung nicht erst aber spätestens seit PISA 2000 diskutiert. Die Erkenntnis, dass Deutschland im oberen Leistungs-bereich durchschnittliche Ergebnisse erzielte, die höchsten Kompetenzstufen von nur 9% der Schüler erreicht wurden und die Schüler insgesamt im internationalen Vergleich eher im unteren Mittelfeld angesiedelt sind, lies mit dem gekränkten Selbstverständnis der Deutschen die Rufe nach Reformen laut werden, es wird eine Bildungsmisere konstatiert (vgl. Holz 2003, S.3). Der Mythos vom Land der „Dichter und Denker“ , wie er Anfang des 19. Jahrhunderts von der französischen Schriftstellerin und Baronin Germaine de Staël geprägt wurde, ist nun endgültig zerstört.
Nun ergeben sich als Ansatzpunkte für Veränderungen in der Förderung des Nachwuchses hauptsächlich 2 Sphären: Die privaten Haushalte und die Institutionen der öffentlichen Erzie-hung. Probleme ergeben sich mit der Frage nach der jeweiligen Umsetzbarkeit von Reformen. So ist es wesentlich schwieriger und komplexer, steuernd in familiale Erziehung einzugreifen, als den Raum der öffentlichen Erziehung normativ zu gestalten. Hinzu kommen Spannungen, die auch im Verhältnis der Institutionen zueinander entstehen. Forschung und Politik stehen..
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Was ist öffentliche Erziehung?
- 2.1 Institutionen öffentlicher Erziehung
- 2.2 Beispiele öffentlicher Erziehung
- 2.3 Schule als Beispiel öffentlicher Erziehung
- 2.4 Ziele von Schule am Beispiel Hamburgischen Schulgesetz (HmbSG)
- 3. Problemfelder der öffentlichen Erziehung am Beispiel Schule
- 3.1 soziale, migrations- und geschlechtsbedingte Ungleichheit
- 3.2 kulturelle Segregation in den Schulen
- 4. Gesamtbetrachtung der Leistung des öffentlichen Erziehungssystems
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Problemfelder der öffentlichen Erziehung in Deutschland, insbesondere im Kontext des deutschen Schulsystems. Das Ziel ist es, die Herausforderungen und Chancen der öffentlichen Erziehung im Hinblick auf soziale Ungleichheit, kulturelle Segregation und die Frage der erzieherischen Verantwortung aufzuzeigen. Dabei werden die Ziele der öffentlichen Erziehung, insbesondere im Hinblick auf das Hamburgische Schulgesetz, sowie die komplexen Zusammenhänge zwischen Familie und öffentlichen Institutionen beleuchtet.
- Das Verhältnis von Familie und öffentlicher Erziehung
- Die Rolle der Schule in der öffentlichen Erziehung
- Soziale und kulturelle Herausforderungen in der Bildung
- Die Bedeutung von staatlicher Intervention und normativer Gestaltung
- Die Evaluierung der Leistung des öffentlichen Erziehungssystems
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Das erste Kapitel führt ein in die Thematik der öffentlichen Erziehung und beleuchtet die Problematik der maroden Hauptschulen in Deutschland anhand des Beispiels der Rütli Hauptschule in Berlin. Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas heraus und führt die zentralen Fragen der Arbeit ein, die sich mit der Verantwortung von Familie und Schule sowie der Umsetzung einer aufeinander bezogenen Erziehung auseinandersetzen.
Kapitel 2: Was ist öffentliche Erziehung?
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Begriffs „öffentliche Erziehung“. Es werden verschiedene Institutionen und Beispiele öffentlicher Erziehung aufgezeigt, wobei die Schule als ein zentraler Bestandteil dieser Betrachtung fungiert. Außerdem werden die Ziele der Schule am Beispiel des Hamburgischen Schulgesetzes beleuchtet.
Kapitel 3: Problemfelder der öffentlichen Erziehung am Beispiel Schule
Kapitel 3 konzentriert sich auf die Herausforderungen der öffentlichen Erziehung, die sich insbesondere in der Schule manifestieren. Hier werden die Themen soziale, migrations- und geschlechtsbedingte Ungleichheit sowie kulturelle Segregation in den Schulen behandelt.
Kapitel 4: Gesamtbetrachtung der Leistung des öffentlichen Erziehungssystems
In diesem Kapitel wird eine umfassende Bewertung der Leistung des öffentlichen Erziehungssystems in Deutschland vorgenommen. Anhand ausgewählter Daten wird analysiert, ob die öffentliche Erziehung insgesamt betrachtet gut oder schlecht situiert ist.
Schlüsselwörter
Öffentliche Erziehung, Schule, Hamburgisches Schulgesetz, soziale Ungleichheit, kulturelle Segregation, Bildungsmisere, Familie, Institutionen, Erziehung, Sozialisation, Identität, PISA-Studie, Deutschland, Bildungslandschaft.
- Arbeit zitieren
- Maximilian Stangier (Autor:in), 2009, Öffentliche Erziehung – Problemfelder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166604