Der Einfluß des Arabischen in der spanischen Sprache


Hausarbeit, 1999

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

Das Zusammentreffen der arabischen und der romanischen Welt

Die Einflüsse aus dem Vorderen Orient

Die arabische Sprache

Das Mozarabische und seine Stellung

Übersetzungen und die Schule der Araber

Reconquista und die Aljamiado-Literatur:

Die Überbleibsel der arabischen Sprache:

Bibliographie

Das Zusammentreffen der arabischen und der romanischen Welt

Durch das Zusammentreffen verschiedener menschlicher und sprachlicher Gemeinschaften, z.B. durch Kriege, Heirat oder Handel traten Angehörige unterschiedlicher Kulturen miteinander in Verbindung, wodurch sich sowohl sprachliche als auch kulturelle Veränderungen ergaben. In dieser Hausarbeit wollen wir speziell die Einflüsse der arabischen auf die spanische Sprache untersuchen.

Zunächst werden wir auf die chronologische Abfolge eingehen, um die geschichtlichen Aspekte zu verdeutlichen und einen Überblick über die islamische Epoche der Iberischen Halbinsel zu geben, deren Erbe noch heute das Land und seine Kultur prägt.

Nach 647 brachen die arabischen Heere von Ägypten aus auf und besetzten bis 710 die lateinisch sprechenden Gebiete von Afrika. Im darauffolgenden Jahr fielen die Araber und die Berber unter ihrem Führer Tariq ibn Ziyad mit 7000 Mann über die Meerenge von Gibraltar ein. Bereits in den nächsten Monaten fiel fast die Hälfte der Halbinsel nahezu widerstandslos in die Hände der Muslime. Die Städter kapitulierten bald, und innerhalb kürzester Zeit (ca.711-718) wurde die gesamte Iberische Halbinsel eingenommen. Eine Ausnahme bildet jedoch eine Enklave um Oviedo, von der später die Reconquista ausging und einige Bergstämme die fast 100 Jahre Widerstand leisteten.

Die Araber drangen bis in das Gebiet des heutigen Frankreich vor und nahmen auf ihrem Weg dorthin mit 700 Mann Cordoba ein und eroberten danach die damals gotische Hauptstadt Toledo. 712 folgte Musa, der neidisch auf die Beute und den Erfolg war, mit 18.000 Soldaten und nahm Merida und Sevilla ein. 713 handelte der gotische Gouverneur von Murcia dann einen Kapitulationsvertrag aus, der den Christen volle Religionsfreiheit versprach, die Juden allerdings als Abhängige/Geduldete[1] behandelte.

Das Gebiet das nun von Arabern kontrolliert wurde, nannte sich Al-Andalus, eine Bezeichnung die möglicherweise eine vom Volksnamen der Vandalen abgeleitete Benennung ist. Zu dem Reich gehörten unter anderem Sevilla und Cordoba aber z.B. auch Valencia, Zaragoza und Lissabon, wobei Sevilla bis 717 islamischer Regierungssitz war.

Erstmals nach der muslimischen Eroberung erhielt Spanien wieder eine geordnete Verwaltung in den sechs Provinzen. Cordoba wurde zur prunkvollen Hauptstadt bzw. zum Regierungssitz ausgebaut und erhielt sowohl einen großen Palast als auch eine Hallenmoschee syrischer Prägung – die Mezquita.

Aufgrund dieser neuen Verwaltung wurde die Bevölkerung in eine Rangfolge gegliedert – bei den Araber unterschied man die im Land Geborenen und die Syrer. Den dritten Rang nahmen die aus Afrika kommenden Berber ein, die vorwiegend als Bauern im Süden siedelten. Die vierte Bevölkerungsschicht bildeten die einheimischen Konvertiten zum Islam und zu der fünften Schicht gehörten die Musta’ribun[2], die arabisierten Christen während die Juden das Schlußlicht in der Rangfolge bildeten. Es gab in Al-Andalus also ein Zusammentreffen von Juden, Christen, Muslime, Arabern, Berbern, Spaniern und Sklaven aus aller Herren Länder, deren Sprache und Kultur sich miteinander vermischte.

Infolge dieser Faktoren entfaltet sich in Al-Andalus eine blühende maurische Zivilisation, die bilingual war. Kultursprache war Arabisch, die Christen jedoch sprachen Mozarabisch, einen von der arabischen Sprache beeinflußten romanischen Dialekt auf den wir gleich noch näher eingehen werden.

1090 begannen mit dem Einbruch der Almoraviden[3] schwere Zeiten für die Mozaraber. Zwar vermochten sich die Almoraviden nur 60 Jahre in Spanien zu halten, wurden dann aber von den ebenfalls berberischen Almohaden besiegt, die dann auch bis ins 13. Jahrhundert Spanien verteidigten. Die Mozaraber wurden von den Berbern unterdrückt, ihre Organisationen wurden zerschlagen und viele von ihnen wurden nach Marokko deportiert. Aus Al-Andalus waren sie danach fast völlig verschwunden.

Zwar gab es von der 2.Hälfte des 12.Jhd. bis zur Reconquista des 13.Jahrhunderts noch Mozaraber, allerdings in keiner geschlossenen sprachvermittelnden Gruppe mehr, was erklärt warum das Mozarabische völlig aus dem Sprachgebrauch verdrängt wurde.

Nach der Reconquista[4], als die Kastilier-Leonesen 1085 Toledo und das dazugehörige Land besetzten, standen große Gebiete die von Moslems bewohnt wurden unter christlicher Herrschaft, die Muslime wurden zwar nicht vertrieben, mußten aber aus den Stadtzentren aufs Land ziehen. Man bezeichnete sie als „Mudéjares“ was soviel bedeutet wie „denen man erlaubt hatte zu bleiben“. Durch Verträge war es ihnen erlaubt zu bleiben und auch weiterhin unbehelligt ihre Religion auszuüben.

Für Jahrhunderte bildeten sie einen wichtigen Teil der spanische Gesellschaft und der Einfluß der arabischen Kultur nahm noch weiter zu.

Die bedeutenden Kulturzentren, wie z.B. Valencia und Zaragoza waren nun wieder in christlicher Hand, allerdings waren die Christen so sehr von der muslimischen Zivilisation fasziniert, daß sie sie nachahmten. Somit eroberte letzten Endes die Kultur der Besiegten die der Sieger.

Mit dem Ende Granadas kam es dann auch zum Ende der islamischen Epoche auf der Iberischen Halbinsel. Mit 80.000 Mann belagerte Ferdinand I. von 1491-92 Granada und nachdem auch die letzte Festung der Mauren gefallen war, standen wieder viele Muslime unter der Herrschaft der Christen, die ihnen jedoch vertraglich die Ausübung ihrer Religion zusicherten. Dieser Vertrag wurde hingegen 1501 von „Isabella der Katholischen“ gebrochen und die Muslime hatten die Wahl entweder ins Exil zu gehen oder zum Christentum überzutreten. Viele von ihnen ließen sich taufen hielten jedoch heimlich an ihrem Glauben fest.

1499 wurde dann vom Erzbischof von Toledo, Ximenez de Cisneros, im Zuge der kurz zuvor begründeten Inquisition, die Verbrennung aller theologischen Werke in arabischer Sprache befohlen und somit begannen die Zeugnisse der arabischen Herrschaft zu verschwinden.

1511 wurden ca. 170.000 Juden aus Spanien vertrieben, als ein Aufstand der Moriscos[5] ausbrach, wurden die Aufständischen entweder erschlagen oder vertrieben.

1525/26 mußten auch die Mauren aus anderen Provinzen auswandern und mit den antiislamischen Gesetzen von 1566 war die islamische Periode Spaniens endgültig abgeschlossen.

Die wenigen Moriscos die in Spanien geblieben waren wurden von der christlichen Regierung überwacht da man bereits vermutete, daß sie heimlich am islamischen Glauben festhalten würden. Sie wurden schikaniert und rund eine halbe Million der als unzuverlässig geltenden Christen mußten das Land 1609-14 ebenfalls verlassen.

Die Einflüsse aus dem Vorderen Orient

Die Hofhaltung in Al-Andalus orientierte sich am Beispiel Bagdads. Aus der Hauptstadt des Kalifen kam beispielsweise der Musiker Ziryab, der persische Musik und Hofmode in Spanien einführte. Ziryab prägte die Musik die noch heute in Nordafrika als andalusische Musik gespielt wird, allerdings hat er die Volkskunst Andalusiens ebenfalls stark beeinflußt.

Darüber hinaus trug Europas Adel und auch das Bürgertum orientalische Seide und Baumwollstoffe, sie importierten orientalische Teppiche und kopierten arabische Segenssprüche um sie an die Wände ihrer Kirchen zu schreiben. Für das spanische Baudekor wurden arabische Schriftzeichen aufgegriffen die sich weiter auf die christliche Buchmalerei auswirkte. Nur gelegentlich sind sie noch lesbar, zumeist werden sie einfach nur als reizvolle Dekormotive benutzt und verschwinden schließlich ganz. Dies zeigt bereits wie sehr die Araber in allen kulturellen Bereichen Einfluß nahmen und auch ihre Überlegenheit über die Christen.

Zum Ende des 9. Jahrhunderts entstand in Qabra, in der Nähe von Cordoba, eine spanisch-islamische Sonderform des Lieds, die Muwaschschahat, die der blinde Poet Muqaddam ibn Mu’afa erdacht haben soll. Während das klassische arabische Gedicht nur den das ganze Gedicht durchlaufenden Reim kennt, führten die arabischen Dichter auf Anregung der romanischen Dichtung eine sehr eigenwillige Metrik und die Strophe mit Refrain ein.

Die Muwaschschahat ist ein Strophengedicht in dem arabische oder hebräische Elemente sich mit romanischen vermischen. Diese Lieder sind entweder in arabischen oder hebräischen Lettern geschrieben und der Großteil ist in Hocharabisch verfaßt. Der Endrefrain der allerletzten Strophe, die sogenannte „jarga“, erscheint in einer der Volkssprachen von Al-Andalus, also entweder in Mozarabisch oder in einem der arabischen Dialekte. Darin finden sich jedoch auch wieder arabische Wörter von denen einige romanische Endungen haben.[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Erklärung: Der Ausdruck „Ayy habibi“ heißt „Oh mein Freund“, kann aber auch „Oh mein

Schatz/Geliebter“ heißen, was aber in diesem Fall nicht zutrifft da die Bezugsperson männlich ist.

Die Stämme der Wörter „gum“ (Haarmähne), „saqrella“ (blond) und „hamrella“ (rot) sind romanische Diminutive (-ella) angehängt worden die zur Verniedlichung oder zur Verschönerung dienen sollen.

Die erste bekannte jarga ist vor 1042 entstanden und ist sowohl die älteste Gedichtform Europas als auch ein Zeugnis romanischer Lyrik.

[...]


[1] Die Juden wurden als Dhimmis bezeichnet

[2] Mozaraber

[3] Islamische Glaubenspartei der Berber.

[4] Die Wiedereroberung Spaniens.

[5] „kleiner Mohr“ – verächtlich gemeinte spanische Bezeichnung für Muslime nach dem spanischen Sieg über die Araber

[6] Reinhold Kontzi, Substrate und Superstrate in den romanischen Sprachen (Darmstadt: Hrg,1982) p.414

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Einfluß des Arabischen in der spanischen Sprache
Hochschule
Universität Kassel  (Fachbereich Hispanistik)
Veranstaltung
Die Entwicklung der spanischen Sprache
Note
1
Autor
Jahr
1999
Seiten
19
Katalognummer
V16666
ISBN (eBook)
9783638214476
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einfluß, Arabischen, Sprache, Entwicklung, Sprache
Arbeit zitieren
Ilka Kreimendahl (Autor:in), 1999, Der Einfluß des Arabischen in der spanischen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16666

Kommentare

  • Gast am 9.11.2005

    Arbeit von Ilka Kreimendahl.

    Hallo liebe Benutzer!
    Die Arbeit zum Einfluss des Arabischen von Frau Kreimendahl begeistert weder sprachlich noch inhaltlich. Neben zahllosen Kommafehlern und unakzeptablen stilistischen Formulierungen weist die angeblich mit Note eins bewertete Arbeit wenig inhaltliche Relevanz auf. Auch die aus vier Werken bestehende Bibliographie lässt nicht auf eine inhaltlich fundierte Arbeit schließen.
    Die Anschaffung eines Standardwerkes zur Sprachwissenschaft um diesen Preis ist sicherlich vernünftiger!

Blick ins Buch
Titel: Der Einfluß des Arabischen in der spanischen Sprache



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