Der Behinderungsbegriff
- Von der Vielfalt und dem Umgang -
1. Hinführung zur Thematik
Das menschliche Behindertsein ist eine allgegenwärtige Erscheinung – wir alle begegnen täglich behinderten Menschen und glauben zu wissen, was ein Behinderter sei (vgl. Bleidick 1999, S. 11).
Der Begriff der Behinderung gehört zum festen Inventar der deutschen Sprache und seine Erörterung ist keine neue Erscheinung der verschiedenen wissenschaftlichen Bereiche. Seit Jahrhunderten beschäftigen sich vor allem Medizin, Psychologie, Soziologie und Pädagogik mit einer Begriffsbestimmung. Jede Disziplin verweist bei ihrer Definition jeweils auf andere Ursachen, Schwerpunkte und Aspekte des Phänomens und dementsprechend unterschiedlich sind die Versuche, Behinderung zu bestimmen. Zu den bekanntesten Vorläufern des Begriffes zählen u.a. Entartung oder Krüppel, die eine negative Behaftung beinhalten (vgl. Lindmeier 1993, S. 21 -24).
Doch trotz der umfangreichen Geltung innerhalb der Gegenwartssprache lässt sich nicht behaupten, dass der Behinderungsbegriff geklärt ist und einen Konsens findet. Es zeigt sich ein Maß der Unklarheit bezüglich seiner Bedeutung, so dass sich eine Verortung als äußert schwierig erweist. Zu dem zeichnet sich seit den letzten Jahrzehnten ein starker Wandel des Behinderungsbegriffes ab. Durch die Medien rückt die Thematik zunehmend in den Fokus und wird zum Spiegelbild der öffentlichen Wahrnehmung. Die veränderte gesellschaftliche Sachlage wird auch durch die Ergänzung des Grundgesetztes mit dem Diskriminierungsverbot für Behinderte (Art.3, Abs.2) zum Ausdruck gebracht. Das sonderpädagogische Handeln der letzten Jahrzehnte bestand daher im Wesentlichen darin, Menschen mit Behinderungen so weit wie nur möglich zur Teilhabe an „unserer“ Gesellschaft heranzuführen. Doch durch vielfältige Sparmaßnahmen verläuft sich diese Forderung im Nichts und wird zu einer zynischen Phrase. Die Lebenswert – Diskussion wird zunehmend ersetzt durch Kosten – Nutzen – Berechnungen, die einen zu überdenkenden Respekt gegenüber behinderten Menschen zum Ausdruck bringen (vgl. Neumann 1997, S.7).
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung zur Thematik
- Darstellung des Behinderungsbegriffes und Ableitungen für den Umgang damit
- Eigene Stellungnahme und Reflexion
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Behinderungsbegriff und untersucht die gesellschaftliche Konstruktion desselben. Sie beleuchtet die Vielfältigkeit und den Wandel des Begriffs, der sich durch unterschiedliche Definitionen und Perspektiven auszeichnet.
- Die gesellschaftliche Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen
- Die Schwierigkeit, eine allgemeingültige Definition von Behinderung zu finden
- Der Einfluss von kulturellen Idealmustern auf die Wahrnehmung von Behinderung
- Die Rolle der medizinischen und soziologischen Perspektiven in der Konstruktion des Begriffs
- Die Bedeutung von Inklusion und Teilhabe für Menschen mit Behinderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik des Behinderungsbegriffes ein und zeigt die Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas auf. Es werden verschiedene Definitionen und Perspektiven vorgestellt, die den Wandel des Begriffs im Laufe der Zeit widerspiegeln.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Darstellung des Behinderungsbegriffes und seinen Ableitungen für den Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Es werden verschiedene Ansätze und Definitionen vorgestellt, die sowohl die objektive als auch die subjektive Perspektive auf Behinderung beleuchten.
Schlüsselwörter
Behinderung, Inklusion, gesellschaftliche Konstruktion, Stigmatisierung, Ausgrenzung, Teilhabe, Normalität, Andersartigkeit, medizinische Perspektive, soziologische Perspektive, pädagogische Perspektive.
- Arbeit zitieren
- Patrick Ziehm (Autor:in), 2010, Der Behinderungsbegriff - Von der Vielfalt und dem Umgang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166806