Das Tal des Orkhon, mit 1124 km einer der längsten Flüsse der Mongolei, verfügt über ein dichtes Netz archäologischer Fundstellen aller Quellengattungen von der Altsteinzeit bis zur frühen Moderne. Darüber hinaus war vor allem das mittlere Orkhontal, das beim Austritt des Orkhon aus dem Khangai-Gebirge beginnt und am Zusammenfluss mit dem Tamir nordwestlich des Sees Ugii in das untere Orkhontal übergeht, während verschiedener historischer Epochen (Xiongnu, Gök-Türken, Uighuren, Mongolen) das Zentrum großer Steppenreiche. Es wird vermutet, dass sich das Tal aufgrund günstiger naturräumlicher Voraussetzungen im Verlauf der Jahrhunderte im Sinne einer „ritual landscape“ zum traditionellen Kernbereich aufeinander folgender nomadischer Großreiche entwickelt hat.
Das Orkhon-Tal steht seit den ersten Forschungsreisen europäischer Gelehrter in die Mongolei im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Vor allem die türkzeitlichen Orkhon- Inschriften von Khöschöö Tsaidam sowie die archäologisch langjährig erforschte altmongolische Hauptstadt Karakorum wurden dabei schwerpunktmäßig untersucht. Noch nicht im Fokus der Forschung standen hingegen Wallanlagen im mittleren Orkhontal, von denen sich eine Vielzahl nördlich der ehemaligen uighurischen Hauptstadt Khar Balgas konzentrieren. Funktion und Alter dieser Anlagen, die teilweise Kantenlängen von bis zu 300 Meter aufweisen, sind unbekannt.
Im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts „Geoarchäologie in der Steppe: Zur Rekonstruktion von Kulturlandschaften im Orkhon-Tal, Zentrale Mongolei“ konnten im September 2008 einige ausgesuchte Wallanlagen im mittleren Orkhontal durch Luftbilder lokalisiert und mittels DGPS (Differentielles Globales Positionierungs System) vermessen werden. Mit dieser Arbeit soll nun eine erste Katalogisierung und Beschreibung der Anlagen erfolgen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht eine Sichtbarkeitsanalyse. Die heute im Gelände nur schwer, auf Luftbildern jedoch ausnehmend gut zu identifizierenden Wallanlagen sollen auf ihre Sichtbarkeit untereinander und ihre Sichtlinie nach Khar Balgas sowie von exponierten Standorten hin untersucht werden.
Die zentralen Forschungsfragen lauten daher:
• Weisen die Anlagen in ihrer Form und Lage im Gelände Regelhaftigkeiten auf?
• Befinden sich die ausgewählten Wallanlagen in Sichtnähe zueinander?
• Welche Gebiete sind von den ausgewählten Anlagen sichtbar?
• Von welchen Punkten aus sind die Anlagen sichtbar oder einsehbar?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Forschungsgeschichte und Quellenlage.
- 2.1. Forschungsgeschichte
- 2.2. Zur Quellenlage.
- 3. Naturräumlicher Überblick......
- 3.1. Das Untersuchungsgebiet...
- 3.2. Klima
- 3.2.1. Sommer
- 3.2.2. Winter.
- 3.2.3. Frühling und Herbst.
- 3.3. Klimaveränderungen.
- 3.3.1. Paläoklima.......
- 3.3.2. Aktuelle Klimaveränderungen
- 3.4. Geologie und Geomorphologie..
- 3.4.1 Geologie...........
- 3.4.2 Geomorphologie....
- 3.5. Hydrogeographie.
- 3.6. Böden...........
- 3.7. Vegetation .....
- 4. Entwicklung des Siedlungsraums Orkhontal
- 5. Methoden
- 5.1. Geländeaufnahmen mit dem DGPS.
- 5.2. Beschreibung der Anlagen
- 5.3. Auswertung von Kartenmaterial und Luftbildern
- 5.4. Bearbeitung der Daten mit ArcGIS
- 5.5. Viewshed- Analysis in ArcMAP
- 6. Ergebnisse der Standortaufnahme
- 6.1. Lage im Gelände
- 6.2. Struktur und Aufbau der Anlagen....
- 6.2.1. Form.....
- 6.2.2. Maße und Flächeninhalte der Anlagen.
- 6.2.3. Umfang..
- 6.2.4. Innenbebauung...........
- 6.2.5. Zugang......
- 6.2.6. Ausrichtung der Anlagen.
- 6.3. Funde und chronologische Einordnung....
- 7. Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalyse…………………..\
- 7.1. Sichtbereiche von Anlage 1
- 7.2. Sichtbereiche von Anlage 2
- 7.3. Sichtbereiche von Anlage 3.
- 7.4. Sichtbereiche von Anlage 4.
- 7.5. Sichtbereiche von Anlage 5.
- 7.6. Sichtbereiche von Anlage 6.
- 7.7. Sichtbereiche von Anlage 7
- 7.8. Sichtbereiche der Zitadelle von Khar Balgas
- 7.9. Sichtbereiche exponierter Punkte auf die Anlagen.
- 7.10. Ergebnisse der Verschneidung von Sichtbereichen........
- 8. Kulturgeographisch-archäologische Interpretation und Diskussion
- 8.1. Zur Lage im Gelände.
- 8.2. Zu Struktur und Aufbau der Anlagen...........
- 8.3. Zu Funden und chronologischer Einordnung.
- 8.4. Zur Deutung und Funktion der Anlagen ........
- 8.5. Zur Nachnutzung
- 8.6. Zur Sichtbarkeit.........
- 8.7. Zu Verbindungen nach Khar Balgas...\li>
- 8.8. Zu Siedlungstraditionen und Machtzentren ...........\li>
- 8.9. Zur Legitimation der Herrschaft- das Orkhontal als Geschichtsraum
- 9. Zusammenfassung und Ausblick.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Erforschung der Standorteigenschaften von Wallanlagen im mittleren Orkhontal (Zentralmongolei). Ziel ist es, die Bedeutung dieser Anlagen im historischen Kontext zu beleuchten und ihre Funktion im Rahmen der Siedlungslandschaft und der Machtstrukturen zu verstehen.
- Die Analyse der geografischen Lage der Anlagen im Orkhontal und ihre Beziehung zu den natürlichen Gegebenheiten
- Die Untersuchung der Struktur und des Aufbaus der Anlagen, einschließlich ihrer Form, Maße und der inneren Bebauung
- Die Rekonstruktion der Sichtbarkeit der Anlagen und ihre Bedeutung für die Kommunikation und Kontrolle des Territoriums
- Die Einordnung der Anlagen in den historischen Kontext und die Erforschung ihrer Funktion in Bezug auf Siedlungsstrukturen und Machtzentren
- Die Analyse der Funde und ihre Bedeutung für die Datierung und die Interpretation der Anlagen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsstand und die Quellenlage zum Thema beschreibt. Im Anschluss folgt ein naturräumlicher Überblick über das Untersuchungsgebiet, einschließlich Informationen über das Klima, die Geologie, die Hydrogeographie, die Böden und die Vegetation. Kapitel 4 beleuchtet die Entwicklung des Siedlungsraums Orkhontal.
Kapitel 5 widmet sich den Methoden der Untersuchung, darunter Geländeaufnahmen mit dem DGPS, die Auswertung von Kartenmaterial und Luftbildern, die Bearbeitung der Daten mit ArcGIS und die Viewshed-Analyse in ArcMAP. Die Ergebnisse der Standortaufnahme werden in Kapitel 6 präsentiert, wobei die Lage im Gelände, die Struktur und der Aufbau der Anlagen sowie die Funde und ihre chronologische Einordnung im Fokus stehen.
Kapitel 7 befasst sich mit den Ergebnissen der Sichtbarkeitsanalyse. Die Analyse der Sichtbereiche der einzelnen Anlagen und exponierter Punkte ermöglicht Rückschlüsse auf die Kommunikation und Kontrolle des Territoriums.
In Kapitel 8 erfolgt die kulturgeographisch-archäologische Interpretation und Diskussion der Ergebnisse. Die Lage im Gelände, die Struktur der Anlagen, die Funde und die Sichtbarkeit werden in Bezug auf die Funktion der Anlagen und ihre Rolle im historischen Kontext analysiert.
Schlüsselwörter
Wallanlagen, Orkhontal, Zentralmongolei, Standorteigenschaften, Siedlungslandschaft, Machtzentren, Sichtbarkeit, Kommunikation, Kontrolle, Funde, Chronologie, Geoarchäologie, Kulturlandschaft, DGPS, ArcGIS, Viewshed-Analyse.
- Quote paper
- Christina Michel (Author), 2010, Standorteigenschaften von Wallanlagen im mittleren Orkhontal (Zentralmongolei), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166880