Abstract
Eine exakte Definition von Fairness existiert in der bisherigen sozialpsychologischen Forschung nicht. Wir begegnen der Bedeutungsflexibilität dieses Begriffes mit dem Konzept der Geschützten Werte (z.B., Tanner, 2008; Tetlock, Kristel, Elson, Lerner, & Green, 2000) und anerkennen, dass der Wert Fairness für verschiedene Personen unterschiedlich flexibel anwendbar ist. Während einige Personen diesen Wert als unantastbar und absolut ansehen, empfinden andere Fairness als über Situationen hinweg variabel. Anhand dieser Unterscheidung massen wir in einem Online-Experiment die Ausprägung des Wertes Fairness bei 108 Personen und unterschieden dann Personen mit einem hohen Geschützten Wert in Fairness von Personen mit einem tiefen Geschützten Wert in Fairness. In einem anschliessenden Laborexperiment untersuchten wir Reaktionen dieser beiden Personengruppen auf faire beziehungsweise unfaire Angebote einer spezifischen Verhandlungssituation. Bisherige Forschung (Tetlock et al., 2000) hat gezeigt, dass Personen, die einen hohen Geschützten Wert in einem Bereich haben, starke emotionale Begleiterscheinungen bei Verletzung ihres Geschützten Wertes haben. Um emotionale Komponenten von Entscheidungen zu extrahieren, setzten wir diese beiden Gruppen von Personen entweder einer neutralen oder einer wütenden Stimmung aus.
Unsere Hypothese bestand darin, dass Personen, die einen tiefen Geschützten Wert in Fairness besitzen, sich von der Emotionsinduktion in ihrem Entscheidungsverhalten beeinflussen lassen, während dies bei Personen mit einem hohen Geschützten Wert nicht der Fall ist. Ausserdem untersuchten wir die Akzeptanz dieser beiden Gruppen in Hinblick auf divergierende Wertemassstäbe in anderen Personen. In Anlehnung an die Soziale Distanz-Skala von Bogardus (1933) erfragten wir die Akzeptanz bezüglich Personen, die sich unfair verhalten hatten, in drei verschiedenen sozialen Kontexten (Akzeptanz bezüglich Mitgliedschaft im eigenen Freundeskreis, in der eigenen Wohngemeinschaft oder in einem gemeinsamen Seminar). Auch hier bestand unsere Hypothese darin, dass sich Unterschiede in Abhängigkeit der Ausprägung des Geschützten Wertes in Fairness sowie der Emotionsmanipulation zeigten.
Unsere Untersuchung zeigt, dass eine überwiegende Mehrheit an Personen sehr unfaire Verhandlungsergebnisse ablehnt, obwohl sie dadurch reales Geld verliert....((...)Teile des Abstracts fehlen aufgrund Platzmangels).
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1. Einleitung
- 2. Theorie
- 2.1. Definition von Fairness
- 2.2. Fairness als Geschützter Wert
- 2.3. Emotionale Reaktionen auf die Verletzung von Geschützten Werten
- 2.4. Das Konzept des Primings
- 2.5. Das ökonomische Verhaltensmodell (Homo Oeconomicus)
- 2.6. Die Spieltheorie und das Ultimatum-Spiel.
- 2.6.1. Gründe für die Ablehnung von Angeboten
- 2.7. Soziale Distanz
- 3. Integration der theoretischen Aspekte
- 4. Hypothesen
- 4.1. Reaktionen im Ultimatum-Spiel
- 4.2. Soziale Distanz
- 5. Methoden
- 5.1. Design
- 5.2. Coverstory
- 5.3. TeilnehmerInnen
- 5.4. Vorgehen
- 5.5. Ablauf der Onlineuntersuchung
- 5.6. Ablauf des Laborexperiments
- 6. Resultate
- 6.1. Verteilung des Geschützten Wertes
- 6.2. Deskriptive Statistik
- 6.2.1. Angebote
- 6.2.2. Soziale Distanz
- 6.3. Hypothesentestung
- 6.3.1. Angebote
- 6.3.1.1. Manipulationscheck
- 6.3.1.2. Verfahren
- 6.3.1.3. Lineare Regression
- 6.3.1.4. ANOVA mit Messwiederholung
- 6.3.2. Soziale Distanz
- 6.3.2.1. Reliabilitätsanalyse der Sozialen Distanz - Skala
- 6.3.2.2. Verfahren
- 6.3.2.3. ANOVA mit Messwiederholung
- 6.3.1. Angebote
- 7. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Lizentiatsarbeit untersucht den Einfluss von geschützten Werten und Emotionen auf Reaktionen im Ultimatum-Spiel. Das Ziel der Arbeit ist es, die Rolle von Fairness als geschütztem Wert und die Auswirkungen von Emotionen auf das Entscheidungsverhalten in Verhandlungssituationen zu beleuchten.
- Die Bedeutung von Fairness als geschütztem Wert und seine Variabilität zwischen Personen
- Der Einfluss von Emotionen auf Entscheidungen, insbesondere in Zusammenhang mit der Verletzung von geschützten Werten
- Die Anwendung des Ultimatum-Spiels als Modell für Verhandlungssituationen
- Die Rolle von sozialer Distanz in Bezug auf Fairness und Entscheidungsverhalten
- Die Untersuchung von Hypothesen über die Interaktion von geschützten Werten, Emotionen und dem Entscheidungsverhalten im Ultimatum-Spiel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Forschungsfrage sowie die Relevanz des Themas. Kapitel 2 präsentiert die theoretischen Grundlagen der Arbeit, darunter die Definition von Fairness, das Konzept der geschützten Werte, die Rolle von Emotionen in Entscheidungsfindungen, das ökonomische Verhaltensmodell des Homo Oeconomicus und die Spieltheorie mit besonderem Fokus auf das Ultimatum-Spiel. Kapitel 3 integriert die theoretischen Aspekte und leitet die Hypothesen der Arbeit ab. Kapitel 4 beschreibt die Methoden der Untersuchung, einschliesslich des Designs, der Coverstory, der TeilnehmerInnen, des Vorgehens und des Ablaufs der Online- und Laborexperimente. Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung, wobei die Verteilung des geschützten Wertes, deskriptive Statistiken, Hypothesentestungen und Analysen der sozialen Distanz beleuchtet werden. Kapitel 7 diskutiert die Ergebnisse der Untersuchung und liefert Schlussfolgerungen sowie Implikationen für zukünftige Forschung.
Schlüsselwörter
Geschützte Werte, Fairness, Emotionen, Ultimatum-Spiel, Entscheidungsverhalten, Verhandlungssituationen, Soziale Distanz, Online-Experiment, Laborexperiment, Hypothesentestung.
- Quote paper
- Andrea Steiger (Author), Kathrin Derungs (Author), 2010, Der Einfluss von Geschützten Werten und Emotionen auf Reaktionen im Ultimatum Spiel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166886